Teil 523 der
Serie
»Monstermauern,
Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg
Langbein
Foto 1: Der Zohar, gedrucktes Cover, 1558 |
Der Zohar tauchte erstmals
zwischen 1280 und 1286 in Spanien auf. Zunächst waren lediglich
»Teillieferungen« bekannt. Erst in der Zeit von 1370 bis 1410 soll der Zohar
als geschlossenes Werk zusammengefügt worden sein. Verborgen in einer Flut von
philosophisch-magischen Beschreibungen der vielschichtigen Realität finden sich
konkrete Angaben, die auf verblüffende Erkenntnisse über das physisch-reale
Universum schließen lassen.
Es wäre mehr als anmaßend von
mir, wollte ich auch nur versuchen, den Zohar in seiner Bedeutung zu erfassen.
Viele Generationen hochgebildeter Gelehrter haben sich mit der Weisheit des
Zohar beschäftigt. Mein Ziel ist weniger ambitioniert. Ich begnüge mich in den
weiten, weiten Welten des Zohar konkrete Angaben über Erde und Universum zu
entdecken. Dass ich damit dem Zohar als Quell‘ der Weisheit nicht gerecht
werden kann, das ist mir natürlich bekannt. Ich habe mit einigem Erfolg
Erstaunliches im Zohar gefunden. DEN Zohar zu erfassen, das mag mehr noch als
ein lebenslanges Studium der mysteriösen Texte voraussetzen. Auch habe ich im
Zohar nicht Gott, den der Gläubige auch den Allmächtigen nennt, gesucht. Ich
war lediglich auf scheinbar »unmögliches Wissen« neugierig, das sich in allen
heiligen Büchern verbirgt.
Der
Zohar weiß zu berichten, dass legendäre Rabbis und andere bedeutsame Wissende
offenbar in »himmlischen Lehrstätten« eingeweiht wurden. Der Sohar weiß von
»Lehrhäusern« in denen »himmlische Lehrer« wirkten. In einem schwer
verständlichen Text ist vom »Knaben im himmlischen Lehrhaus« (1) die Rede (2):
»Fürchte dich nicht, heiliger Sohn! Hier wirst du sieben Tage unter uns weilen
und jeden Tag baden im heiligen Tau. Dann wird man dich ins Innere dieser
Lehrstätte bringen samt den anderen Kindern.«
Was
dürfen wir uns die »himmlischen Lehrstätten« und die »himmlischen Lehrer«
vorstellen? Wo wurde wem was unterrichtet? Wohin wurden die anderen Kinder
Geschafft? Wo befand sich das »himmlische Lehrhaus«? Gab es Lehrbücher? Wer
waren die Lehrer?
Fundamentalistische
Anhänger der drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und
Islam nehmen gern für den eigenen Glauben an, dass er das Ergebnis göttlicher
Offenbarung ist. »Altes Testament«, »Neues Testament« und Koran sind für
strenggläubige Fundamentalisten unantastbar und göttlich. Dabei ist kein
»Heiliges Buch« dank göttlicher Eingebung aus dem Nichts entstanden. In der
christlichen Theologie ist dies schon sehr lange bekannt und anerkannt. Wo an
Universitäten christliche Theologie gelehrt wird, da sind die Texte der Bibel
alles andere als unantastbar. Sie werden mit wissenschaftlicher Methodik
hinterfragt. So wird mit geradezu detektivischem Spürsinn zu ergründen
versucht, wann wohl ein angebliches Jesus-Zitat entstanden ist. Kann es denn
wirklich von Jesus selbst ausgesprochen worden sein? Oder wurde es sehr viel
später von der christlichen Gemeinde Jesus in den Mund gelegt?
Völlig zutreffend formuliert wikipedia (3): »Die
historisch-kritische Methode ist ein im 18. und 19. Jahrhundert entwickelter
Methodenapparat zur Untersuchung von historischen Texten. Bekannt ist sie vor
allem aus der biblischen Exegese. Sie hat zum Ziel, einen (biblischen) Text in
seinem damaligen historischen Kontext zu verstehen und schließlich auszulegen.
Dabei spielen die Rekonstruktion der vermuteten Vor- und Entstehungsgeschichte
des Textes und seine Einbindung in das damalige Geschehen eine besondere Rolle.
Wichtige Teildisziplinen der historisch-kritischen Methode sind die Textkritik,
die Textanalyse, die Redaktions-, Literar-, Form- und die Traditionskritik. Die
historisch-kritische Methode ist heutzutage als grundlegende Methode der
Bibelauslegung in der evangelischen und in der katholischen Kirche anerkannt,
wenn auch nicht unumstritten.«
Prof. Leonhard Berthold (*1774; †1822) nutzte sie bereits im frühen 19.
Jahrhundert in seinen theologischen Publikationen und lehrte sie an der
Universität zu Erlangen. Der Gelehrte sah die historisch-kritische Methode als
den wichtigsten Schlüssel zu kanonischen und apokryphischen Schriften der Bibel
an. Eine vergleichbar kritische Herangehensweise an den Koran dürfte in so
manchem vom Islam geprägten Land geradezu lebensgefährlich für jeden Forscher
sein.
Unbestreitbar
ist, dass sich in Sachen fremde Welten deutliche Parallelen zwischen jüdischen Geheimlehren
und dem Koran nachweisen lassen. Während
die siebe Erden in den Legenden der Juden namentlich aufgezählt werden, bleiben
sie im Koran anonym. In der Koranübersetzung von M. A. Rassoul lesen wir in
Sure 65, 12: »Allah ist es, Der sieben Himmel erschuf und von der Erde die
gleiche Anzahl.« Der Sachverhalt wird in sämtlichen Übersetzungen des Koran so
beschrieben. In Vers 12 von Sure 65 wird in allen mir bekannten Übersetzungen
ganz eindeutig festgehalten, dass Gott nicht eine, sondern sieben
Planetenwelten schuf. So übersetzt Rudi Paret: »Allah ist es, der sieben Himmel
geschaffen hat, und von der Erde ebensoviel.«
Foto 2: Der Zohar, gedrucktes Cover, 1558 |
Im
»Alten Testament« wird im »Buch der Richter« Merkwürdiges beschrieben (5). Die
»Richterin Debora« will im Kampf Barak gegen seinen Feind Sisera unterstützen.
Es kam zu einer Schlacht wahrhaft kosmischen Ausmaßes, an der sowohl Könige als
auch Sterne beteiligt waren (6): »Die Sterne am Himmel kämpften mit, von ihren
Bahnen aus kämpften sie gegen Sisera.« Die Bürger von Meros werden verflucht,
weil sie im gewaltigen Gemetzel nicht auf der Seite Gottes fochten. In der
zuverlässigen Übersetzung der »Elbefelder Bibel« lesen wir (7): »Verfluchet Meros! sprach der Engel des HERRN.
Verfluchet, ja, verfluchet seine Bewohner! Denn sie sind dem HERRN nicht zu
Hilfe gekommen, dem HERRN zu Hilfe unter den Helden.«
Wer oder was war »Meros«? Darüber
herrschte unter jüdischen Gelehrten Uneinigkeit. Im »Talmud« heißt es (8):
»Manche sagen, er war ein bedeutender Mann, und manche sagen, es war ein
Stern.« Talmud-Experte Rabbi Eliyahu Pinchas von Vilna dachte kosmisch. Nach
Ansicht des Gelehrten war Meros »die Zivilisation auf einem fernen Planeten«.
Rabbiner Chasdai Crescas brachte bereits im 14. Jahrhundert außerirdische
Lebewesen ins Spiel. Der Rabbiner und weise Philosoph Chasdai Crescas zitierte
zunächst den Talmud (9). Da heißt es doch, dass Gott eine wahrhaft kosmische
Reise absolvierte und entweder dem Gesang der Engel lauscht oder in seinem
Vehikel 18.000 Welten besucht. Für Rabbi Crescas gab es keinen Zweifel:
Gott war in 18.000 Welten präsent, also müsse man ja wohl annehmen, dass es auf diesen Welten auch Lebewesen, sprich »Außerirdische« gibt. Baruch Crowley hat für »The Jewish Magazine« einen sehr ausführlichen Artikel verfasst. Der Titel lautet: »Leben auf anderen Welten/ Die Existenz anderer Welten«. Crowley schreibt (10): »Basierend auf einer Aussage im Talmud könnten sich diese außerirdischen Individuen, die in der kabbalistischen Literatur recht seltsam als ›Meister der Intelligenz und Wissenschaft‹ bekannt sind, in einer Hinsicht von den Menschen unterscheiden, nämlich in der Fähigkeit, ›freien Willen‹ so wie wir Menschen es können auszuüben.«
Gott war in 18.000 Welten präsent, also müsse man ja wohl annehmen, dass es auf diesen Welten auch Lebewesen, sprich »Außerirdische« gibt. Baruch Crowley hat für »The Jewish Magazine« einen sehr ausführlichen Artikel verfasst. Der Titel lautet: »Leben auf anderen Welten/ Die Existenz anderer Welten«. Crowley schreibt (10): »Basierend auf einer Aussage im Talmud könnten sich diese außerirdischen Individuen, die in der kabbalistischen Literatur recht seltsam als ›Meister der Intelligenz und Wissenschaft‹ bekannt sind, in einer Hinsicht von den Menschen unterscheiden, nämlich in der Fähigkeit, ›freien Willen‹ so wie wir Menschen es können auszuüben.«
Rabbi
Ariel Bar Tzadok, Chicago, nimmt Hinweise im Zohar sehr ernst. Und er hält es
für möglich, dass die im Zohar beschriebenen außerirdischen Wesen in unseren
Tagen zur Erde zurückgekehrt sind und mit Menschen Kontakt aufnehmen. Baruch Crowley spekuliert in »The Jewish Magazine«
über mögliche Motive dieser kosmischen Besucher. Sind sie uns technologisch
haushoch überlegen, fehlt ihnen aber etwas, was zum Menschsein gehört:
Spiritualität? Beneiden sie uns Menschen vielleicht sogar? Wollen sie erkunden,
was den Mensch jenseits der Logik ausmacht? Baruch Crowleys Überlegung ist
spekulativ, aber sehr interessant.
Es
scheint alte Überlieferungen zu geben, die sehr konkrete Angaben zu fremden
Planeten und deren Bewohnern bieten. Auf theologische Erörterungen, etwa ob die
Bewohner ferner »Erden« in fremden Sonnensystemen über einen freien Willen
verfügen, möchte ich mich nicht einlassen. Derlei Gedankengänge mögen Theologen
wichtig sein. Freilich können haben Theologen offenbar nur spekulatives
Wunschdenken zu bieten. Wenn es schon in anderen Sternensystemen auf anderen
Welten Lebewesen gibt, dann dürfen die nicht uns Menschen ebenbürtig oder gar
überlegen sein. Sie müssen in einer fiktiven Hierarchie unter uns stehen. Sie dürfen
nicht über einen freien Willen verfügen.
Theologen postulieren gern die
einzigartige Bedeutung des von Gott höchstpersönlich geschaffenen Menschen als
Krone der Schöpfung. Sie behaupten gern, Gott selbst habe uns Menschen über den
Rest der Schöpfung gestellt, die wir angeblich nach seinem Willen uns untertan
machen sollen. Wissenschaftler mögen über religiöse Weltsicht herablassend
lachen und der Theologie jede Wissenschaftlichkeit abstreiten. Sie selbst aber sehen
den Menschen auch als eine »Krone« an, freilich nicht als Ergebnis eines
göttlichen Schöpfungsakts, sondern als Resultat einer Fülle von Zufällen. An
die Stelle des allmächtigen Gottes tritt in ihrem Weltbild die auf Zufällen
basierende Evolution. »Wissenschaftliches« wie theologisch-religiöses Weltbild
sind Ergebnisse des gleichen elitären »Denkens«. Wissenschaftler wie Theologen
huldigen ihrem Wunschdenken. Und beide sehen sich in schöner
Selbstüberschätzung als den Überlegenen. Die einen meinen, den tumben
Aberglauben der Theologie besiegt zu haben. Die anderen wähnen sich den
Wissenschaftlern überlegen zu sein, weil sie sehr viel tiefere und wichtigere
»Wahrheiten« erkennen zu können glauben.
Foto 3: Der Zohar, gedrucktes Cover, 1558 |
Fußnoten
(1) Necker, Gerold (Herausgeber): »Der Sohar/ Das heilige Buch der Kabbala/ Ausgewählte Texte aus dem Sohar«, Wiesbaden, 4. Auflage 2019, Seiten 414-417(2) Ebenda, Seite 417, 2.-4. Zeile von oben
(3) wikipedia, Stichwort »Historisch-kritische Methode«.
https://de.wikipedia.org/wiki/Historisch-kritische_Methode, Stand 01.01.2020
(4) https://www.deutschlandfunk.de/sure-51-vers-56-geister-namens-dschinn.2395.de.html?dram:article_id=415855 Stand 07.05.2020
(5) »Buch der Richter«, Kapitel 5, Verse 2-31
(6) Ebenda, Vers 20
(7) Ebenda, Vers 23
(8) »Moed Katan« 16a
(9) »Daf Shevui to Avoda Zara« 3b. Zitat in der englischsprachigen Quelle: » God seems to have fun by night. Either he rides around on his chariot, visiting his 18,000 worlds. Or he listens to his singing angels.«
(10) Crowley, Baruch: »Life on Other Worlds/ The Existence of Other Worlds«
http://www.jewishmag.com/8mag/worlds/worlds1.htm Stand 01.01.2020
(11) Zitiert nach Vallentin, Antonina: »The Drama of Albert Einstein«, New York 1954. Originalzitat: »Science without religion is lame, religion without science is blind.«
(12) Heine, Heinrich: »Sämtliche Werke in zwölf Teilen«, Leipzig 1921, Band 12, S. 296
Zu den Fotos
Fotos
1-3: Der Zohar, gedrucktes Cover, 1558. Fotos Archiv Walter-Jörg Langbein
524. »Die sieben anderen Welten der Kabbala«,
Teil 524 der
Serie
»Monstermauern,
Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg
Langbein,
erscheint am 2. Februar
2020
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