Mittwoch, 31. März 2010

Frühlingserwachen

HIMMELSTRÄNEN
FALLEN SANFT
AUF DAS VOM SCHNEE
ERLÖSTE LAND

BELEBEN
WAS FÜR LANGE ZEIT
IM WINTER RUHTE
WEIT UND BREIT

MUTTER ERDE
IST ERWACHT
NACH EINER LANGEN
DUNKLEN NACHT

SIE SCHENKT UNS SANFT
MIT ALLER MACHT
DIE FÜLLE IHRER
LEBENSKRAFT


© Gaby Bessen


Nach dem endlos scheinenden Winter, der uns wochenlang mit Eis und Schnee fest im Griff hatte, wagt sich der Frühling hervor. Eine kurze, aber intensive Kostprobe hat er uns in der vergangenen Woche gegeben. Momentan scheint er seine Kräfte zu bündeln und wagt sich eher zaghaft hervor. Will er uns zum kommenden Osterfest überraschen?

Wie wirkt der beginnende Frühling auf uns Menschen? Die Frühlingssonne zaubert ein Lächeln auf die vom Winter blassen Gesichter und der eine oder andere reckt der Sonne erwartungsvoll das Gesicht entgegen. Im Körper steigt der Adrenalinspiegel rasant an und die Menschen geraten in eine vorösterliche Betriebsamkeit.
Fenster werden von den blinden Schlieren des Winters gereinigt, frisch gewaschene Gardinen flattern im luftigen Frühlingswind. Der Frühjahrsputz hält Einzug.

Wie wunderbar, die dicken Winterjacken im Schrank zu verstauen, die schweren Winterstiefel einzupacken und gegen leichtes Schuhwerk einzutauschen. Das Gefühl, sich nicht mehr jeden Morgen wie eine Zwiebel mehrschalig anziehen zu müssen, erzeugt eine längst vergessene Leichtigkeit.

Die Natur erwacht und das, was Monate lang in Mutter Erde geschlummert hat, bricht mit aller Kraft hervor. Der Winter hat seine Spuren hinterlassen, aber mit etwas Geduld und Arbeit sind auch die schnell beseitigt. Tagtäglich kann man beobachten, wie die kleinen grünen Triebe wachsen, die Fliederknospen schwellen an und überall recken die Krokusse keck ihre bunten Blüten in die Höhe. Narzissen und Tulpen lassen sich noch Zeit.
Das Gezwitscher der Vögel ist klangvoller als jede Musik und streichelt die Seele.

Man trifft sich wieder im Garten, hält mit dem Nachbarn am Gartenzaun ein Pläuschchen und tauscht sich aus.

Oh, wunderbare Frühlingszeit.
Körper und Geist sind rege, voller Tatendrang und Energie.

Ich wünsche allen Lesern eine frühlingshafte vorösterliche Woche und ein frohes Osterfest.

Dienstag, 30. März 2010

Gedichte im Krimi - geht das überhaupt?




Berge von Haaren raunt die Greisin in meinem Kriminalroman "Haarsträubend". Das verwirrt und macht neugierig zugleich. An anderer Stelle heißt es gelöst das Haar, das goldene, als Zeichen .... Da wird im Gedicht die symbolische Bedeutung von Haar vorgestellt. So beantwortet sich die Frage von selbst. Ja, es geht und ist gut. Allerdings sollte man ein bisschen Ahnung vom Gedichten, von Reim und Rhythmus haben.
Gleich drei meiner Bücher, Gedichte, Sketche und Theaterstücke, gibt es jetzt wieder als POD-Ausgabe nur bei Amazon: "Kindersketche für Familienfeste", "Neue Weihnachtsgedichte für Kinder"und "Kindertheater in der Weihnachtszeit".

Elke Müller-Mees

"Blutfährte" und "Haarsträubend"
Droste Verlag Düsseldorf 2009 und 2010
ISBN 978-3-7700-1324-1 und ISBN 978-3-7700-1381-6

Montag, 29. März 2010

lyrich die spamwinnerin

liebes lieschen wie geht es dir
mir geht es gut
stelle dir vor was mir passiert ist
da erhalte ich jüngst eine mail
so merkwürdig fremdländisch geschrieben
zuerst wusste ich gar nicht
was da los war
aber lies mal selbst


»PREIS HAT GEWONNEN: Neun Hundert Tausend britisch PoundsSterlings - £ 900,000.00 Wir wünschen, Ihnen auf Ihrem Gewinn zu gratulieren.
Wir möchten auch Sie informieren, der in diesem Augenblick der U. K Nationales Lotterienprogramm momentan Ihre Akte und Anspruch Bearbeitet, für den Sie Gewinnend. Und will Sie, zu sein, informieren auch, dass Sie adviced werden, unsere Rechtsabteilung für Ihre Gewinner Certifcate zukontaktieren, Kontaktieren Sie Person: Frau Briget XXXX E-Mail: XXuklegaldept@sify.com
Glückwunsch Wieder!! Betrachtet John ZZZZZZ.«


lieschen ich bin reich
die not hat ein ende
und nie wieder muss ich
schlüpfer eintüten hahahaha
sofort habe ich geantwortet
dann bekam ich folgende mail


»Glückwunsch!!
Der Ausschuss von Vertrauen Dem U. K Nationale Lotto Programme haben unterrichtet, dass wir Sie mit einer geprüften Kopie von Ihrer Gewinnerbescheinigung überreichen. Zur Futher von Anweisung auf der Verarbeitung von Ihrem Gewinn werden Sie hiermit von diesem Büro geleitet, Den Treuhänderagenten zu kontaktieren.
Kontaktieren Sie Person: Herr John ZZZZZ
E-Mail:XXX johnsmith4000@sify.com
Ihres ist hiermit adviced mit unmittelbarer Wirkung, ihn zu kontaktieren, Sie auf dem nächsten Schritt zu führen, genommen zu werden.
Glückwünsche Einmal Wieder !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Betrachtet Frau Briget XXXX«


da habe ich doch sofort hingemailt
aber lieschen stelle dir vor
die mail kam zurück
darauf habe ich mich beschwert und bekam dann antwort
dieses fremdländische ist schon so eine sache
das dürfte so etwas wie eine entschuldigung sein


»Glückwunsch!!
Wir appologise das für inconvience, der Sie durch beim Erreichen Johns ZZZZZZ gegangen sind, können Sie jetzt ihn durch diese E-Mail erhalten:
XXXjohnsmith8100@sify.com mit Bequemlichkeit.
Wir am U. K Nationales Lotterienbüro ist erbärmlich für den Inconviences. Zur Futher von Anweisung auf der Verarbeitung von Ihrem Gewinn werden Sie hiermit von diesem Büro geleitet, Den Treuhänderagenten zu kontaktieren. Kontaktieren Sie Person: Herr John ZZZZZ E-Mail: ZZZjohnsmith81 00@sify.com Tel: 44-703-195-0815
Ihres ist hiermit advicedwith unmittelbare Wirkung, ihn zu kontaktieren, Sie auf dem nächsten Schritt zu begeben zu führen.
Glückwünsche noch einmal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Betrachtet Frau Briget XXXX«


kann ich doch verstehen
unsere oma hatte auch blasenschwäche
da fühlt man sich wirklich erbärmlich
auf jeden fall gingen die mails so hin und her
und auf einmal bekam ich
folgendes schreiben


»Merkt, dass die Lieferungsgebühr kann nicht bededucted von Ihrem Gewinn als Ihr Entwurf schon ist bearbeitet worden summiert, und ist zur Melodie von Ihrer siegreichen Summe von GBP 900 000,00 ausgegeben worden.
Merkt, Dass eine geprüfte Kopie von Ihrem Entwurf zu dieser Post befestigt ist. Bitte Notiz dass für uns, zu schicken Ihre ursprüngliche Kopie von Zahlungsentwurf, den Sie in Ihr Konto für Ihre siegreiche Summe bezahlen werden, zu reinigen und werde kreditiert zu Ihrem Konto es wird kosten Sie die Summe von GEBRAUCHTEM $650(Six Hundert und Fünfzig Dollar) uns schicken aus der ursprünglichen Kopie von Ihrem Zahlungsentwurf zu Ihrer gegebenen und gesetzmäßigen Adresse, und dem Zusammenbruch von der Gebühr ist zu ermöglichen als Folgt.
Notarization:$150
Insurance:$275
Courier:$225
Tragen Sie in Gemüt, das diese Gebühren bezahlt werden sollen, bevor das von Ihrem Entwurf absendet, als die Gebühr zur Kurierfirma bezahlt werden wird, dass die ursprüngliche Kopie von Zahlungsentwurf zu Ihrem bestimmten Adress liefern wird.
Dies ist die Informationen, bei der Verdrahtung der Gebühren zu benutzen, uns zu ermöglichen, schicken aus Ihrer ursprünglichen Kopie von Zahlungsentwurf und Dokumenten, die Sie unterzeichnen sollen, schickt die Gebühr durch Geldgramm Internationalen Trasfer mit diesem Namen. Name: William Usman Adresse: London England Schicken Sie die Gebühren sofort und wird zurück zu diesem Büro mit den Zahlungsinformationen durch E-Mail oder Telefon, uns zu ermöglichen, sendet die ursprüngliche Kopie des Entwurfs zu Ihrer gegebenen Adresse ab. Machen Sie diese Zahlung, innerhalb des nächsten 48hrs, weil der U. K Nationales Lotterienbüro nicht wollen würde, haftbar für irgendeine Verspätung gehalten zu werden.
Account Director Frau Jenifer YYYYY«


na lieschen da war ich mal ganz durcheinander
aber habe sofort mit wonni darüber gesprochen
Du kennst sie ja
sie sieht alles so pragmatisch
außerdem kann sie fremdländisch
und weil ich so durch den wind war
hat sie mir in fremdländisch eine antwort
vorbereitet die ich genau so auf den weg gebracht habe


»antwort:
sehr geehrter verarscherhauptzentrale,
ich will sagen ihnen das sie können geknickt ich nicht so blöd ihnen geld zahlen für hokuspokus.
okay sie nicht gewußt das farbe in echt nicht blond und ich nur getarnte idiot, aber nu bescheid.
wenn wollen schicken knete dann zack, zack ohne patte von mich ansonsten
adios nich adidas,
sportliches gegrüße, the winner«


das schätze ich so an wonni
sie findet immer die passenden worte zur rechten zeit
natürlich bekam ich antwort
was mich allerdings gewundert hat
die scheinen in england merkwürdige bürozeiten zu haben
aber vielleicht braucht die post auch länger
oder die arbeiten nur in spät oder nachtschicht
weil das billiger ist auch egal
die antwort kam


»Wir wird recieved, den Sie und abschicken, mögen, Sie zu informieren, dass es so fremd ist, dass Sie mit den Kurierenkosten für Schicken Sie Ihr siegreicher Entwurf nicht erscheinen können. Wie auch immer bin ich vom Ausschuss der Sachwalter angeordnet worden, von Ihnen wie viel Sie zu fragen, hätten sich leisten können?
Lassen Sie uns kennen dieses sofort.
Betrachtet Frau Jenifer YYYY«


lieschen jetzt hatte ich ein problem
wonni hatte sich nämlich wieder
auf die malediven verdrückt und konnte mir
überhaupt nicht helfen


aber ich bin ja nicht auf den kopf gefallen
und habe mir gedacht
schreibste den leuten mal so wie es ist
ohne zick und ohne zack
natürlich auf fremdländisch
was sehr schwierig für mich war


aber schau mal
was dabei herausgekommen ist


»seer veerte winnerzentrale
ich habe da ein problem
weil der stanislav koswowsky der wo ist mein nachbar
dem habe ich erzählt dass ich winner bin
in ihrer lotteriegesellschaft


da hat der stanislav mir gesagt
dass ich wunderschöne blaue augen habe
er mich von ganzem herzen liebt und das schon lange


nun haben wir auf meinen gewinn tüchtig angestoßen
und der stanislav hat seine alte getreten in asch
und will mich ganz schnell heiraten aber nur wegen liebe


eine neue wohnung haben wir auch schon
weil in diesem loch können wir nicht mehr wohnen
wenn wir reich sind


weil der von oben der murath der wäscht sich immer füße
von seine alte in schüssel wo hat loch
und wasser läuft durch decke auf mein bett
und stanislav bekommt immer hintern nass
wenn er haben will sexualität mit mir
das ist nicht gut


bei wohnungsmietamt läuft schon beschwerde
aber die haben gesagt jetzt wo ich bin reiche frau
werde ich nicht mehr bekommen geld von amt


wir müssen euro in automaten werfen
damit hier angeht licht und stanislav
schon mit seiner alten wieder spricht
um euro zu pumpen für automaten
jetzt habe ich angst
wenn geld von gewinn nicht langsam kommt
der stanislav wieder liebe findet für seine alte
weil die hat wo großen spoiler und ich nicht


und telefongesellschaft hat schon lange kein vertrag mehr mit mir
aber stanislav hat leitung illegal gelegt zu wohnung von janosch
aber wenn janosch erfährt dann gibt es kasalla


jetzt habe ich überlegt folgendes
die lotteriegesellschaft schickt ganz zack scheck
über 850.000 pfund
mit 400.000 kilo bin ich auch zufrieden


und mit rest von kohle gesellschaft macht party
mit tänzerin wo tanzt nackt auf tisch
aber bitte schnell schicken scheck
weil stanislav sonst gehen zu alten zurück.


die winnerin«


also lieschen
geantwortet hat man mir nicht auf meine mail
aber was meinst Du
ob mich der stefan raab
in seine sendung einlädt


fühle dich umärmelt von deiner
lyrich

Sonntag, 28. März 2010

11 »Unterirdische Gänge und die Monstermauer von Cusco«

Teil 11 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Erinnern wir uns: »Bei Pacari-Tambo, östlich von Cusco gelegen, sollen einst vier Schwestern und vier Brüder aus einem unterirdischen Tunnel gestiegen sein. Einer der Brüder schleuderte vier Felsbrocken, so heißt es, in die vier Himmelsrichtungen. So sollen die Grenzen des Inkareiches festgelegt worden sein.« Diese uralte Überlieferung mutet wie ein Märchen von Ali Baba und seinen Schätzen an, fantastisch und unglaubwürdig. Indes: Einst existierte unter der heutigen Stadt von Cusco ein gigantisches unterirdisches Tunnelsystem, dessen Ausmaße wir uns nicht einmal vorstellen können. In diesen Gängen sollen noch märchenhafte Schätze schlummern.

Die Zugänge in diese Unterwelt, die sich in mehreren Etagen weit über die Grenzen der einstigen Metropole hinaus erstreckt haben soll, endeten in Gebäuden aus der Vor-Inkazeit. Die Inkas übernahmen diese Bauwerke, vielleicht auch die gigantischen Tunnelanlagen. Und die spanischen Eroberer errichteten Kirchen auf den uralten Mauern. Die Tunnels müssen ihnen bekannt gewesen sein. Verschiedentlich haben mir Priester in weihrauchgeschwängerter Kirchenatmosphäre gezeigt, wo sich hinter Altären noch Eingänge in die Unterwelt befinden sollen. Andere Geistliche leugneten die Existenz der unterirdischen Anlagen. Ein Priester meinte mit erhobenem Zeigefinger: »Natürlich gibt es diese Gänge im Felsgestein nicht. Außerdem ist es viel zu gefährlich, sie zu erkunden!« Ein anderer behauptete: »Vor Jahrhunderten hatten die Menschen Angst. Sie glaubten, Teufel könnten aus der Hölle an die Erdoberfläche kommen. Sie zerstörten deshalb die Zugänge zu den Tunnels. Viele dürften zudem sowieso im Lauf der Jahrhunderte eingestürzt sein!«

Meine Recherchen vor Ort ergaben tatsächlich Fantastisches: Die heutigen Kirchen sollen nach wie vor über Zugänge in diese mysteriöse Unterwelt verfügen... Gotteshäuser christlichen Geprägtes als Hüter einer uralten heidnischen Vergangenheit. Teile der Labyrinthe wurden angeblich von der peruanischen Armee gesprengt. War es die Absicht der Militärs, die unterirdische Welt zu vernichten? Oder sollte vielmehr verhindert werden, dass moderne Abenteurer in die Unterwelt hinabsteigen? Was könnte in den Gängen unter Cusco zu finden sein?

1533 war der Herrscher der Inkas Atahualpa Gefangener der Spanier. Francisco Pizarro bat Inkaherrscher Atahualpa um ein Treffen in Cajamarca, wo der mächtige Regent die heißen Schwefelbäder genoss. Als Atahualpa auf einer goldenen Sänfte zum Marktplatz getragen wurde, war kein spanischer Soldat zu sehen. Die Komplizen Pizarros beobachteten aus ihren Verstecken das Geschehen. Der katholische Priester Vincente de Valverde näherte sich und forderte Atahualpa gebieterisch auf, den christlichen Glauben anzunehmen. Schließlich reichte der Geistliche dem Inka eine Bibel. Der hielt das »sprechende Buch« an sein Ohr, lauschte und warf es schließlich enttäuscht zu Boden. Diese »Schändung des christlichen Glaubens« war willkommener – erwarteter – Anlass, Atahulapa gefangen zu nehmen und seine Gefolgsleute niederzumetzeln. Bis zu 10 000 Inkas sollen in einem grausamen Gemetzel ermordet worden sein. Atuhalpa ließ man noch am Leben.

Atahualpa kannte die Gier der Spanier nach Gold und Silber. Also bot Atahualpa den Spaniern ein Lösegeld an: ein Raum von sechs Meter Länge und fünf Meter Breite würde übermannshoch mit Gold, ein zweiter Raum mit Silber gefüllt. Pizarro zögerte. Der zweite Raum sei doch kleiner, wandte er ein. Daraufhin erhöhte Atahualpa seine Offerte. Er würde als Lösegold zusätzlich zum Gold doppelt so viel Silber heranschaffen lassen, wie in den zweiten, kleineren Raum passte.

Boten wurden ins ganze Inkareich geschickt. Und bald schon trafen aus dem gesamten Inkareich Karawanen ein, beladen mit unvorstellbaren Schätzen aus Gold und Silber. Für die Inkas waren diese Metalle lediglich Material, um daraus kostbare Kunstschätze zu schaffen. Die »zivilisierten« Spanier indes hatten kein Interesse an den Zeugnissen einer fremden Kultur. Sie errichteten gewaltige Schmelzöfen und verwandelten fünf Wochen lang Tag und Nacht die Schätze der Inkas in Gold- und Silberbarren.

Vergeblich hatte Atahualpa darauf gehofft, die christlichen Eroberer würden zu ihrem Wort stehen. Die räuberischen Erpresser aus Europa dachten gar nicht daran. Ihnen war klar, dass ein aus der Gefangenschaft freigelassener Atahualpa seine Truppen neu sammeln und ordnen... und die Spanier besiegen konnte. Man wagte aber nicht, ihn sofort zu töten. So erklärten die Spanier ihren Gefangenen zum »freien Mann«. Freigelassen wurde er allerdings nicht, sondern blieb weiterhin Gefangener, jetzt allerdings als »Gast«. Gleichzeitig wurde ein abstruser Prozess vorbereitet, dessen Ausgang von Anfang an feststand: die Todesstrafe. Zu den »Verbrechen« des einst mächtigsten Mannes des Inkareiches gehörte es, nackt mit schönen Jungfrauen gebadet zu haben. Das Todesurteil wurde mit viel Brimborium verkündet.

Huldvoll bot Pizarro dem Inkaherrscher an, ihn nur erwürgen und nicht verbrennen zu lassen... falls er sich taufen ließe. Atahualpa willigte ein, weil seiner religiösen Überzeugung nach eine Wiedergeburt nur möglich war, wenn sein Leichnam nicht den Flammen zum Opfer fallen würde. Und so wurde Atahualpa am 26. Juli 1533 (oder am 29. August 1533) mit der Garotte ermordet, nachdem Padre Vincente de Valverde den Todgeweihten auf den Namen Francisco de Atahualpa getauft hatte.

Auch nach der Ermordung Atahualpas trafen weiterhin Reichtümer ein. Eine einzige Karawane, bestehend aus 11 000 mit Gold und Silber beladenen Lamas, soll noch rechtzeitig von Atahualpas Frau umgeleitet worden sein. So entgingen den Spaniern schätzungsweise fünf Tonnen Gold. Gelagert wurden diese Kostbarkeiten angeblich im Tunnelsystem unter Cusco, in einem Labyrinth mit bezeichnendem Namen: »Ort, an dem man verloren geht«. Felipe de Pomares, so überliefert es ein Dokument aus dem 16. Jahrhundert, soll noch gewusst haben, wo das unterirdische Versteck war. Felipe de Pomares zeigte seiner Frau einen einzigen Raum tief unter Cusco: Da standen Statuen von Menschen in Lebensgröße – in purem Gold. Wuchtige goldene Tische waren mit kostbaren Pokalen und Edelsteinen förmlich überladen.

1814 war es Brigadier Matieo Garcia Pumakahua, ein Nachfahre der stolzen Inkas, der einem Vorgesetzten die Augen verband und ihn in die unterirdische Welt Cuscos führte. Der hochrangige Offizier bekam Goldbarren in Backsteingröße, herrlichen Goldschmuck und kunstvoll gearbeitete Tierfiguren aus Silber zu sehen. Angeblich war in der Schatzkammer – einer von unzähligen – das Schlagen der Glocken der Kathedrale von Cusco zu hören. Das geheime versteck muss sich also irgendwo in einer unterirdischen Kammer im Stadtbereich selbst befunden haben.

Mitte des 19. Jahrhunderts will der Abenteurer Bill McGovern in unterirdischen Kammern bei Cusco »Altäre« gesehen haben, die zu Ehren der Inkagötter errichtet worden waren. McGovern: »Nahe bei Sacsayhuaman gibt es geheimnisvolle Höhlen, die in das Innere der Erde reichen. Hier hat man Altäre zu Ehren der Götter der unterirdischen Gefilde aus dem Gestein geschlagen.«

Eingänge in die Unterwelt soll es einst viele gegeben haben... die aber allenfalls nur wenigen Eingeweihten bekannt waren. Sie führten angeblich einst kilometerweit von der Metropole Cusco unterirdisch bis nach Sacsayahuaman.

Nach meinen Recherchen vor Ort befindet sich noch heute direkt unter dem Hauptaltar der Kirche von Santo Domingo ein Abstieg in die unterirdischen Gänge. Man zeigte mir einen primitiven Holzverschlag, der die geheimnisvolle Tür verbirgt. Weitere Kirchen sollen auf Grundmauern von Inka-Bauten mit Zugängen zum Gangsystem errichtet worden sein: die Kirche von San Cristobal, die Kathedrale von Cuzco, die Kirche von Santa Catalina und die Kapelle von Santa Rosa. Diese sakralen Gebäude reihen sich wie Perlen auf einer schnurgeraden Kette aneinander. Sie weisen in nördliche Richtung: nach Sacsayhuaman!

Sacsayhuaman! Der Name steht für ein kolossales Bauwerk, das zu den Weltwundern unserer Erde gezählt werden darf: Im Norden von Cusco gibt es ein gewaltiges Bauwerk, das wirklich die Bezeichnung »Monstermauer« verdient: 545 Meter lang erstreckt sie sich in Zickzacklinien, in drei Stufen übereinander wie eine mythologische Schlange. Oftmals ist dieser kunstvoll aufgetürmte Superwall über zwanzig Meter hoch! Steinriesen aus Andesit, bis zu 400 Tonnen pro Stück, wurden scheinbar mühelos in- und aufeinandergefügt.

Einen dieser Steinriesen habe ich vermessen. Er hat ein Volumen von 180 Kubikmetern (seine Maße 9m x 5m x 4 m). Wie alle seiner »Kollegen« wurde er zwanzig Kilometer transportiert: vom Steinbruch zur geheimnisvollen Mauer. Wie soll das geschehen sein? Angeblich kannten die Inkas weder Rad noch Rolle. Wie hat man die Kolosse vom Steinbruch an die Baustelle befördert? Wie wurden sie zur Mauer aufgetürmt? Wie hat man sie aufeinander gestapelt?

»Aha, da waren also die Außerirdischen am Werk!« werfen Skeptiker ironisch grinsend ein. »Warum sollten Außerirdische so eine Monstermauer bauen?« Diese Argumentation klingt vernünftig. Allerdings wird da »widerlegt«, was niemals behauptet wurde: der gewaltige Monsterwall von Cusco wurde nicht von Außerirdischen errichtet. Aber: die Menschen, die da eine wahre Meisterleistung vollbracht haben, müssen über uns unbekannte Methoden und Werkzeuge verfügt haben. Wie entstand das Wunderwerk von Sacsayhuaman?

»Wir wissen es nicht!« erklärte mir Prof. Hans Schindler-Bellamy, Wien. »Die Anlage dürfte eher 10 000 Als 1 000 Jahre alt sein! Sie wurde – zu welchem Zweck auch immer – lange vor der Inkazeit errichtet!«

Als »Verteidigungsbollwerk« macht die Monstermauer keinen Sinn. Warum sollte man so eine zyklopenhafte Anlage bauen? Warum hat man Zigtausende von Tonnen Stein in Riesenbrocken über weite Strecken – wie auch immer – transportiert... und dann noch millimetergenau verbaut? Einen solchen Aufwand hätten die Inkas nicht getrieben, um Feinde abzuhalten.

Oberhalb der Monstermauer haben Archäologen eine kreisrunde Anlage entdeckt. Sie hatte offenbar astronomische Bedeutung. Hier wurden Sterne und Planeten angepeilt und beobachtet. Wie wurden die Ergebnisse der astronomischen Studien festgehalten, in welcher Schrift? Eine Schrift muss es gegeben haben, auch für die Planung der gewaltigen Anlage von Sacsayhuaman.

Staunend steht man vor den Steinkolossen. Man gewinnt den Eindruck, als hätten Riesen die monströsen Steine wie kleine Bauklötzchen spielerisch zusammengefügt. Die Kolosse müssen zunächst millimetergenau zu komplexen, mehreckigen und vielflächigen Steinriesen zurechtgehauen worden sein. Erst dann können sie exakt auf – und nebeneinander gesetzt worden sein... millimetergenau und ohne Bindemittel. Mit unglaublicher Präzision hat man da gearbeitet.

Kleine, handliche Steine kann man auch mit primitiven Werkzeugen immer wieder bearbeiten: so lange, bis sie sich wie ein dreidimensionales Puzzle zusammensetzen lassen. Man kann immer wieder die Steine aneinander- oder aufeinanderhalten, man kann immer wieder probieren und ändern – bis sie exakt passen. Mit tonnenschweren Steinkolossen ist das nicht möglich. Wer auch immer die Monstermauer gebaut hat, muss über Transportmöglichkeiten, Werkzeuge und Arbeitsmethoden verfügt haben, die die Inkas nicht hatten.

»Das Geheimnis der Engel von Chinchero«
Teil 12 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
erscheint am 04.04.2010


Samstag, 27. März 2010

Heidrun: Text- Helga König

Natürlich muss ich auch von Heidrun sprechen. Sie verstarb 1988. Ich lernte sie 1983 kennen. Damals war sie das  dritte Mal schwanger und ahnte nicht, dass bereits ein Hirntumor in ihrem Kopf  ihren frühen Tod beschlossen hatte.

Die Umstände, in denen sie seit Jahren lebte, waren unerträglich. Sie war die Gattin eines Lebemannes und Spielers,  die hochintelligente Tochter eines spießigen, kleinen Polizisten, der bei den Nazis in Russland sein Unwesen trieb und einer exaltierten Mutter, die sie noch bis zu ihrem Ableben mit ihren überzogenen Erwartungshaltungen penetrierte.

Ich lernte Heidrun auf einer Silversterparty kennen, sprach  mit ihr einen Abend lang und besuchte sie, die Umstände möchte ich an dieser Stelle nicht preisgeben,  fünf Monate später im Krankenhaus. Man hatte sie wegen eines Hirntumors operiert. Sie litt hinterher  an immensen Gleichgewichtsstörungen. Sie litt, wie ich später erfuhr, in all den Jahren, die hinter ihr lagen - im Weinberghaus - als ungeliebte Schwiegertochter eines Multimillionärs an unsäglichen Kopfschmerzen. Das Leben dort hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.

Die blonde Heidrun soll eine Nymphomanin gewesen sein . Sie soll mit vielen Männern als junge Frau in den 1960er Jahren gevögelt haben, ohne Verhütungsvorkehrungen zu treffen. Ihr Sexualhunger  verblüffte alle, die mit ihr zu tun hat, erzählte später die Legende. Heidrun wirkte auf mich blass und unscheinbar. Ich mochte diese Berichte, die über sie kursierten, nicht wirklich glauben, sondern vermutete eine Protesthaltung in ihrem Tun gegenüber ihren zugebretterten Eltern, die von Seiten   diverser Männer wahnsinnig aufgebauscht worden war.

1966 wurde sie erstmals schwanger, aufgrund einer sexuellen Episode während einer Party. Sie kannte den Namen ihres Gegenübers nicht einmal , ervögelte sich in einer dunklen Ecke ihren Sohn Sigi, den sie aus Angst vor  der gesellschaftlichen Ächtung ihrem späteren Gatten, dem Multimillionärssohn und Berufszocker Hermann  unterschob. Dadurch sicherte sie sich die Versorgung ihres Kindes, geriet aber in eine Hölle, die der Hölle Dantes in nichts nachstand. Darüber berichte ich u.a. in meinem Buch, das ich derzeit schreibe. Heike wurde nur 41 Jahre alt.  Auch sie war aus dem Gleichgewicht geraten , deren Ursachen letztlich in den Folgen einer nicht ehelichen Schwangerschaft lagen.

Heute im Jahre 2010  erscheint dies alles aberwitzig. Die sexuelle Befreiung war zwar 1968  in aller Munde, aber sie fand tatsächlich erst in dem 1990er Jahren statt als alleinerziehende Mütter gesellschaftlich nicht mehr an den Pranger gestellt wurden.

Ria: Text- Helga König

Sylvia B.s "menière desaster", das ich heute Vormittag rezensiert habe, hat mich an meine im Alter von 47 Jahren verstorbene Tante denken lassen, die auch immer wieder über Schwindelanfälle klagte, sich aber nicht in ärztliche Behandlung begab, weil sie dafür keine Zeit zu haben glaubte, sondern stattdessen vierzehn Stunden am Tag arbeitete und schließlich sehr qualvoll an Krebs verstarb.

Mein Eindruck damals war, dass sich Ria selbst zerstört hatte. Als meine Cousine mir später berichtete,  ihre Mutter habe  in den letzten Tagen vor ihrem Ableben nur noch verzweifelt geschrien: "Gerd, Du hast mich nie geliebt", bestätigte sie mir meine Annahme, dass die Ursache ihrer Krankheit die Jahrzehnte langen seelischen Verletzungen durch ihren Ehemann waren, der immerfort Nebenbeziehungen unterhielt, weil dies seinem Naturell entsprach. Ria wusste, dass ihr Mann nicht monogam war und warf ihm sein Verhalten nicht vor. Ihren Kummer fraß sie in sich hinein, über Jahre.

Der hübschen Ria wurden ähnlich wie Sylvia, schon früh Disziplin beigebracht. Auch sie war überdurchschnittlich intelligent, hatte keine Probleme in der Schule, erfüllte die Hoffnungen ihrer durch den Krieg gebeutelten Eltern mit viel Eifer, bis sie zu Beginn der 60er Jahre schwanger wurde. Noch bis in die 80er Jahre hinein war es ein Skandal, wenn eine junge Frau alleinerziehende Mutter wurde. Ein "anständiges" Mädchen heiratete bzw. wurde geheiratet. Die damalige Moral ließ in Kleinstädten und auf dem Land kaum etwas anders zu.  Eine unverheiratete Mutter war zu diesem Zeitpunkt immer noch ein "Fräulein" und mit einem Kind an der Hand gewissermaßen stigmatisiert.

Zwei Jahre Spießrutenlaufen folgten für Ria bis Gerd sie endlich ehelichte. Meine Großmutter kümmerte sich um den Sohn ihrer Tochter. Für Ria stellte die neue Situation ein Karriereabbruch dar, von dem sie sich nie wieder erholen sollte und der zu aberwitzigen Erwartungshaltungen ihrer Tochter gegenüber führten. Von Stund an gönnte sich Ria zwanzig Jahre hindurch keine ruhige Minute mehr. Alles sollte perfekt funktionieren, nichts sollte mehr an den Makel erinnern, nur unter großen Schwierigkeiten geheiratet worden zu sein. Die Ehe wurde seitens meiner Großmutter und der Mutter Gerds arrangiert, wie ich als kleines Kind beim unkonzentrierten Spielen den Gesprächsfetzen der Erwachsenen entnehmen konnte. In den verbalen Scharmützeln dieser Ehe kam dies dann wohl immer wieder zur Sprache. Keiner erträgt Zwang auf Dauer.

Ich sah wie sich meine Tante veränderte, nach meiner heutigen Erkenntnis an einer Angstdepression litt. Ihre Bereitschaft für Dritte alles zu tun und sich aufzuopfern, kannte jeder und viele nutzen ihre Hilfsbereitsschaft schamlos aus. Sie verausgabte sich, um anerkannt, vielleicht auch um geliebt zu werden von allen, weil sie es nicht ertrug, dass ihr Mann sie nicht um ihrer selbst Willen geheiratet hatte.

Ihre Ruhelosigkeit machte mich in späteren Jahren nervös. Ich verstand nicht, wieso sie sich so klein machte und demütigte. Sie hatte es nicht nötig, der Zuneigung dieses Mannes mit Starallüren hinterher zu wieseln. Den unbeachteten Gleichgewichtsstörungen folgte Atmennot. Ihr Körper hatte sich Lungenkrebs ausgesucht, um dem seelischen Schmerz ein Ende zu setzen. Vermutlich sucht sich jeder die Todesart aus, die die Seelenlage im Laufe der Zeit entwickelt . Wie schön ist es, mit 95 Jahren einfach morgens nicht mehr aufzuwachen......

Samstags-Rezension Helga König: menière desaster

Sylvia B. berichtet in diesem Text von ihrer beinahe zwei Jahrzehnte andauernden Menière-Erkrankung. Bevor ich das Buch zur Hand nahm, wusste ich nichts von dieser Krankheit. Ich entnahm den Begriffserklärungen auf den letzten beiden Seiten, dass der französische Arzt Prosper Menière vor 150 Jahren erstmals davon ausging, dass Symptome wie Schwindel, Hörverlust und Tinnitus im Zusammenhang stehen und möglicherweise durch eine Erkrankung des Innenohrs ausgelöst werden. Vincent van Gogh litt an dieser Krankheit, die man wohl nur dadurch in den Griff bekommt, dass man das Gleichgewichtsorgan mit Gentamicin ausschaltet.

Die Autorin schreibt in einer eigenwilligen Mischung aus Lyrik und Prosa, ohne Punkt und Komma, die dem Text eine gewisse Unwirklichkeit verleiht, die mich sehr beeindruckt hat, von ihrer Kindheit, in der sie viel preußischen Drill erfuhr und gelernt hat, sich in allen Lebenslagen zu disziplinieren. Sie schreibt:

"mein umfeld war begeistert
und honorierte die dressurakte
entsprechend
es wurde ganz arbeit geleistet
und das ließ man sich auch etwas kosten"

Sie fragt sich allerdings, nach allem, was ihr in ihrem späteren Leben wiederfuhr:

"was hat der drill gebracht
außer
dass ich mich in der gesellschaft
bewegen kann
dass ich egal was um mich geschieht
immer haltung bewahre"

Diese Sätze halte ich für zentral in ihrem Bericht, denn ich denke, dass ihrer körperlichen Erkrankung mit all dem Leid und dem Schmerz, die damit verbunden waren, ein unerträgliches Maß an seelischer Verletzung vorausging. Das schöne, intelligente Mädchen, in das große Erwartungshaltungen gesetzt wurden, wird viel zu früh schwanger von dem Mann, den sie als ihre große Liebe bezeichnet. Endlich glaubt sie um ihrer selbst Willen geliebt zu werden. Doch genau dieser Mann verlässt sie, weil er noch nicht reif genug war, Verantwortung zu tragen. Sylvia geht noch schwanger eine "sachliche romanze" ein, denn sie glaubt einen Versorger für ihr Kind zu benötigen und heiratet den "notnagel für ihre beziehungskiste", der zu ihren Strukturen passt, wie sie schreibt.

Nun, da alles in trockenen Tüchern ist, richtet sie mit ihrem Gatten ihr gemeinsames Leben ein. Sie bringt eine weitere Tochter zur Welt, reibt sich in ihrer Beziehung immer mehr auf, um ihren Fehltritt auf diese Weise ungeschehen zu machen und zu zeigen, dass sie eine besonders tüchtige Gefährtin ist. Sylvia wird krank. Schon lange hat sie bemerkt, dass mit ihrem Gatten, der in seinem Beruf sehr erfolgreich ist, etwas nicht stimmt. Sie ahnt nicht, dass er schwer drogenabhängig ist, will es vielleicht auch nicht wirklich wissen, weil ihre Idylle dadurch zu zerbrechen droht.

Plötzlich beginnen die Schwindelanfälle, sie übergibt sich pausenlos. Ihr Kopf dröhnt. Ihre Hölle beginnt. Sie leidet an der Gefühlskälte ihres Gatten, leidet an ihrem Leben. Ihre vermeintliche Ohnmacht sucht sich einen Ausweg, indem ihr kluger Körper ihr zeigt, dass sie aus dem Gleichgewicht geraten ist. Sie will es nicht wahrhaben, auch die Ärzte begreifen zunächst nicht, was ihr Körper produziert hat. Sie halten sie für eine Simulantin. Aber Sylvia simuliert nicht..........

Sylvias Angstdepression hat sich einen Ausweg gesucht. Sie straft sich durch ihr Menière Desaster dafür ab, dass sie sich nicht wagte frühzeitig all dem Horror, der das Ergebnis der Erwartungshaltungen ihrer Mutter waren, ein Ende zu setzen.

Ein eindringlicher Text, der sehr nachdenklich stimmt.


Sonntag, 21. März 2010

10 »Geheimnisvolles Cusco«

Teil 10 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Die Luft ist dünn in etwa 3500 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Ich sitze auf so etwas wie einem steinernen Thron, der vor vielen Jahrhunderten gemeißelt und poliert wurde. Sitzfläche und Rückenlehne sind blank poliert. Wer thronte einst hier... mit dem Rücken zu einem der großen Geheimnisse unseres Planeten? Weiter unten im Tal kriecht eine steinerne »Schlange« in Zickzacklinien dahin. Oder sind es drei Schlangen, von unbekannten Meistern der Baukunst aus gigantischen Steinbrocken gebildet... jede fast 600 Meter lang? Aus der Distanz kann man am ehesten erfassen, wie lang der monströse Komplex von Sacsayhuaman bei Cusco, Peru, wirklich ist.

Seit über 30 Jahren beschreibe ich rätselhafte archäologische Monumente, die meiner Überzeugung nach von der Schulwissenschaft nicht erklärt werden können. Kritiker nehmen das gern zum Anlass, an meiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Doch während ich seit Jahrzehnten die Welt bereise, begnügen sich manche Kritiker mit Antworten vom häuslichen Schreibtisch aus. Sie »widerlegen« gern nach dem Motto »Es kann nicht sein, was nicht sein darf!« Ich begnüge mich nicht mit »Recherchen« im häuslichen Arbeitszimmer. Ich recherchiere vor Ort. Und was ich immer wieder gesehen habe, beweist für mich ganz eindeutig: »Es gibt phantastische Dinge, auch wenn es sie nach Gelehrtenmeinung gar nicht geben dürfte.« Nun kann man entweder die Realität bestreiten.. oder an der Schulwissenschaft zweifeln. Wenn die Wirklichkeit manchmal phantastischer ist als die trockene Lehre der Wissenschaft, dann muss man darüber nachdenken, ob es nicht an der Zeit ist, endlich die wissenschaftliche Gedankenwelt an die Realität anzupassen.

Zu den großen, ungelösten Rätseln der Vergangenheit gehören die mysteriösen Steinbearbeitungen aus uralten Zeiten. Vor Jahrtausenden wurden da massive Felsmassive bearbeitet, als sei dies mit spielerischer Leichtigkeit erfolgt. Geben uns die »Engel von Chinchero« Hinweise auf ein uraltes Geheimnis?

Unterwegs zu den Geheimnissen des mysteriösen Cusco machte ich halt bei einem kleinen ländlichen Markt. Weithin schallte das Lachen spielender Kinder. Frauen in einfacher, sauberer Kleidung scherzten und priesen ihre Waren an. Manche hatten nur einige Maiskolben im Angebot. Andere boten gekochte Süßkartoffeln an. Auch Süßigkeiten wurden angepriesen.

Aus Sicht eines Europäers oder Amerikaners mögen diese Menschen sehr arm gewesen sein. Bescheiden waren auch die landwirtschaftlichen Produkte die sie feilboten, meist Gemüse aus eigener Produktion. Jeder Verkauf löste Freude aus: bei den erfolgreichen Händlern, aber auch bei den »Nachbarständen«. Emsig wurde Nachschub in Säcken herbeigeschleppt. Bei aller »Armut« waren die Menschen bester Laune. Sie strahlten mit der Sonne um die Wette. Ob sie letztlich ohne Aktiendepot, Bankkonto und stressbedingte Magengeschwüre nicht viel reicher waren als so mancher Europäer oder Amerikaner?

Ich schenkte einem kleinen Buben meinen »Cowboyhut«. Und schon wurde ich zu einer heißen gekochten Süßkartoffel eingeladen. Ich revanchierte mich wiederum mit einem Pullover aus meinem Rucksack. Mein Präsent wurde dankend angenommen und ich bekam eine große Tüte mit gekochten Süßkartoffeln in die Hand gedrückt. Die Worte der freundlichen Menschen verstand ich nicht. Ihre Freundlichkeit aber bedurfte nicht der Übersetzung. Und als ich mich wieder auf den Weg machte... schämte ich mich für das unsägliche Leid, das meine Vorfahren den Inkas zugefügt haben, die beraubt, gefoltert und ermordet wurden. Dankbar und genüsslich verzehrte ich die Süßkartoffeln. Sie sättigten – und sie wärmten das Herz des Reisenden in der Fremde.

Cusco – auch Cuzco, Qusu und Qoso geschrieben – ist die Hauptstadt der Region Cusco im Zentrum des peruanischen Andenhochlandes, 3400 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Die uralte Metropole beherbergt heute den Sitz eines Erzbischofs. Der residiert würdevoll und nicht ohne Prunk. Wer sich für viele Jahrhunderte alte Gotteshäuser interessiert, wird in Cusco nicht enttäuscht werden. Allerdings ist Cusco heute nur noch ein Abglanz einstiger Größe. Und Cusco ist ein Stein gewordenes Denkmal europäisch-christlicher Überheblichkeit. Haben doch die »zivilisierten« Europäer das ursprüngliche Cusco weitestgehend zerstört, die uralten Tempel abgetragen und die christlichen Gotteshäuser auf den Grundmauern »heidnischer« Kultbauten errichtet.

Fast vollständig verschwunden sind sakrale wie weltliche Bauten der Inkas. Wobei die Grenzen zwischen religiös und politisch noch verschwommener waren als heute im christlichen Abendland. Aber auch die Bauten der Inkas waren keine »Erstlinge«. Auch sie wurden auf noch älteren Grundmauern errichtet. Die Inkadenkmäler wurden rigide abgerissen, die Steine wurden wieder genutzt. Da und dort sind noch Original-Inka-Mauern in Cusco erhalten: kleine Steine exakt zusammengefügt, keine Kolosse wie in Sacsayhuaman. Und doch gibt es nach wie vor steinerne Erinnerungen an die glorreiche Zeit der Inkas!

Einer der größten Tempel der Inkas war der Sonne geweiht: Quorikanchal. Er muss für die Inkas von ganz besonderer Bedeutung gewesen sein. Die Spanier versuchten das massive Bauwerk abzutragen, was ihnen auch weitestgehend gelang. Auf den Grundmauern des einstigen Heiligtums entstanden das Kloster und die Kirche von Santo Domingo. Ein Erdbeben ließ anno 1950 – Jahrhunderte nach dem Sieg der christlichen Spanier über die heidnischen Inkas – Kirchen- und Klostermauern der Christen einstürzen. Das gewaltige Erdbeben legte massives Gemäuer aus Inkazeiten frei... Wer an das Eingreifen »göttlicher Kräfte« glaubt, mag sich fragen, wieso Ende des zweiten nachchristlichen Jahrtausends christliches Mauerwerk fiel, während verhasstes Inka-Mauerwerk den Naturgewalten trotzte und wieder zum Vorschein kam? Sollte dies ein Hinweis auf die Stärke der Inka-Religion sein? Wie auch immer: Mitte des 20. Jahrhunderts wagte niemand, das Inkagemäuer zu zerstören. Die christliche Kirche wurde restauriert, um die alten Inkamauern herum.

Nach Aufzeichnungen spanischer Chronisten sollen in einem heute dunkel und düster wirkenden Raum die Mumien verstorbener Inkaherrscher auf goldenen Thronen gesessen haben. Die Wände waren demnach alle mit Gold und Silber tapeziert. Eine mächtige Scheibe aus Gold sei einst sakrales Objekt uralten Kultglaubens gewesen. Sterne aus Gold und Silber hingen an den Decken. Die präzise ausgerichteten Fenster hätten an wichtigen Tagen (Sommersonnwende und Wintersonnwende) die Goldschätze im Tempelgemäuer erstrahlen lassen.

Den Spaniern war der »heidnische Aberglaube« aus religiösen Gründen angeblich ein Gräuel. Gegen das Gold und das Silber, das die Tempel eben dieses angeblich so bösen Glaubens schmückte, hatten die christlichen Plünderer nichts einzuwenden. Sie rissen es von den Wänden und schmolzen es zu handlichen Barren ein. Den Priestern von Santo Domingo sind die heidnischen Gemäuer alles andere als lieb. Fotografieren ist verboten. Archäologische Ausgrabungen, die weiteres Inkagemäuer zutage fördern könnte, wird untersagt.

Der Inkaherrscher Pachautec (1348-1471) war es, der die uralte Stadt in neuem Glanz neu erblühen lassen wollte: die Metropole, die einst vom mythischen Schöpfergott Viracocha gebaut worden sein soll. Bei Pacari-Tambo, östlich von Cusco gelegen, sollen einst vier Schwestern und vier Brüder aus einem unterirdischen Tunnel gestiegen sein. Einer der Brüder schleuderte vier Felsbrocken, so heißt es, in die vier Himmelsrichtungen. So sollen die Grenzen des Inkareiches festgelegt worden sein.

Mag sein, dass »Cusco« in der Quechua-Sprache so etwas wie »Nabel/ Mitte der Welt«bedeutete. Das zumindest behauptet der Chronist Garcilaso de la Vega. Nach dem Chronisten Juan de Betanzos indes (»Suma y Narración de los Incas«, 1551) war schon zu Zeiten der spanischen Eroberer, zutreffender wäre Plünderer und Zerstörer einer uralten Kultur, nicht mehr bekannt, wie der Namen zu verstehen sei. Wenig hilfreich ist die Information, dass Cusco ursprünglich »Acamama« hieß, denn auch dieser Name lässt sich nicht wirklich übersetzen. Oder besser gesagt: die Übersetzung ist umstritten. »Mama« macht keine Probleme: »Mutter«. Aber was heißt »aca« In der Quechua-Sprache bedeutet »Aca« in etwa »Schmutz/ Abschaum«. Was aber soll dann »Acamama« bedeuten? »Mutter des Schmutzes« kommt uns in den Sinn.

Denken wir an den ersten Menschen der Bibel, der von »Gott« aus Lehm geformt und deshalb Adam genannt wurde. Weist der »Schmutz« in »Acamama« darauf hin, dass hier die Göttin, die Muttergottgeit, aus dem Schmutz der Erde den ersten Menschen schuf? Erinnert »Acamama« an den verschollenen Glauben einer uralten matriarchalischen Kultur, in der einst die große Göttin – und kein männlicher Gott – angebetet und verehrt wurde? Tatsächlich sahen sich die Tampus – ein zur Gruppe der Quechua-Indianer gehörender Stamm – als die ältesten Menschen überhaupt an. Der Überlieferung nach haben sie einst die Gegend von Cusco bewohnt – eine Art »Paradies«?

»Unterirdische Gänge und die Monstermauer von Cusco«
Teil 11
der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
erscheint am 28.3.2010

Samstag, 20. März 2010

Meine Jugendfreundin Ingrid und meine spätere Freundin Hilde hatten beide Gewichtsprobleme.

Das Buch von Susanne Fröhlich, das ich heute Nachmittag rezensiert habe,  erinnerte mich an zwei Freundinnen aus vergangenen Zeiten. Ingrid war eine meiner besten Jugenfreundinnen,  hochintelligent, sehr sensibel, rothaarig, sommersprossig und gemessen an den jungen Mädchen  ihres Alters mehr als bloß vollschlank.

Anfang der 70er Jahre trug man noch Miniröcke und war von den Direktiven Twiggys beeinflusst. Es galt als chic die Röhrenjeans enger zu nähen und sie wie eine zweite Haut auf dem Körper zu tragen. Ingrids Körper machte bei diesem Spiel nicht mit, obschon sie sich redlich bemühte und wochenlang nicht mehr als täglich 1000 Kalorien zu sich nahm. Wir waren damals noch halbe Kinder und beschäftigen uns in erster Linie damit, ideale Körpermaße zu haben. Die Zeitschrift Brigitte  klärte die Frauen über Kalorien und ihre Wirkung auf die weiblichen Rundungen auf. Kleidergröße 32 gab es noch nicht, aber  das Ziel aller jungen Mädchen bestand darin,  die Maße 90:60:90 zu haben. Dr.Strunz hatte noch nicht verkündet, dass  man sich bewegen muss, um einen schönen Körper zu bekommen und zu behalten. Wer schlank sein wollte, musste seine Nahrungsaufnahme reduzieren. Das Credo hieß 1000 Kalorien am Tag und keine Kalorie mehr. Ich magerte  bei einer Größe von 173cm von 62 kg auf 54 kg ab, lange bevor schwule Designer eine knabenhafte Figur zum Non-plus-ultra erklärten. Diese Verrückheiten dauerten nicht allzu lange an. Zwei Jahre später   pendelte ich mich erneut  bei 62 kg und einige Jahre danach bei 65 kg  ein. Dieses Gewicht halte ich  stets von März bis November bis zum  heutigen Tag und zwar weil ich auf mein Sättigungsgefühl höre und mich nicht mit Essen belohne, wenn mir an anderer Stelle ein Erfolgserlebnis  vermeintlich fehlt.

Ingrid belohnte sich auch nie mit Essen, nahm aber dennoch kein Gramm ab. Viele Nachmittage rätselten wir  über dieses Phänomen und kamen zu keinem Ergebnis.  Ich  mied es, mit ihr in die Disco zu gehen, weil keiner mit diesem dicken Mädchen tanzen wollte. Das empfand ich als überaus ungerecht, denn sie war eine wunderbare Person mit vielen guten Charaktereigenschaften. Neid und Missgunst waren ihr gänzlich fremd.
Junge Männer wollten dies allerdings nicht sehen, sondern sie legten  ihr Augenmerk ausschließlich auf die Figur. Wir diskutierten Nachmittage hindurch dieses Phänomen  und ich hoffte, dass  zu einem späteren Zeitpunkt andere "Wertmaßstäbe" bei der Betrachtung ihrer Person angelegt werden würden.  

Einige Jahre danach, ich studierte bereits, schrieb sie mir, dass ein junger Mann, in den sie sich unsagbar verliebt hatte, sie nach dem Beischlaf brutal vor den Spiegel zerrte und  ihre erklärte, dass er mit einer solch dicken Frau - sie trug Kleidergröße 46- kein weiteres Mal  das Laken teilen werde. Ich war sehr betroffen als ich diesen Brief las, weil ich ihren Schmerz nachempfand. Um so mehr freute ich mich,  als ich hörte , dass sie kurz darauf einen schwarzen Psychologen kennen gelernt hatte. Er sah ihre zarte Seele  und ihre wunderbaren intellektuellen Fähigkeiten und verliebte sich sofort in sie. Die Liebesbeziehung zwischen den beiden  besteht noch heute, nach über 30 Jahren.

Hilde lernte ich viele Jahre später kennen. Sie war in jungen Jahren, wie  man mir berichtete, eine Schönheit. Ihre Gesicht besaß immer noch eine große Ausstrahlung, aber jeder konnte den Kummer in ihren Augen erkennen, sofern man sie genau beobachtete. Hilde war schwer übergewichtig, kaschierte jedoch ihre Figur mit teurem Tuch. Das war für sie kein Problem, denn sie war die Gattin eines Multimillionärs, eines ausgemacht miesen Typen, der sie ihrer Figur wegen vor Dritten in ähnlicher Weise verletzte, wie jener junge Mann  meine Jugendfreundin Ingrid als er sie mit herabwürdigenden Worten vor den Spiegel  stellte.

Ich war stets empört, wenn ich miterleben musste, wie Hilde von ihrem eigenen Mann in der Öffentlichkeit verbal gedemütigt wurde und äußerte mich ensprechend genervt. Sie ertrug über Jahrzehnte, dass ihr Mann fremd ging mit der Begründung, sie sei zu fett. Sie wagte sich nicht mehr, sich in seiner Anwesenheit nackt zu zeigen und hüllte sich selbst im Badezimmer in Tücher ein, wie sie berichtete.

Hilde misstraute  hochneurotisch allen Frauen und es dauerte lange bis wir Freundinnen wurden, bis sie erkannte, dass  ich ihr  auf keinen Fall den Mann auspannen wollte, sondern diesen Kerl als das sah, was er war, ein reicher, sehr geldgieriger Enkelsohn ohne  eine Spur Herz, nicht nur im Hinblick auf seine Gattin. Ich  sprach oft mit ihr und versuchte ihr zu erklären, dass Frauen nicht zwingend Konkurrentinnen sein müssen, dass es ein Leben fernab vom pausenlosen Vergleichen gibt.

Mir war sehr schnell klar, dass der jahrelange Stress mit diesem Mann ihr die einst schlanke Figur geraubt hatte. Sie aß nicht mehr als ich, nahm aber immerfort zu. Ich vermute aus einer Art Protesthaltung heraus, ohne ihr Zutun.

Unsere Wege trennten sich irgendwann. Wie ich hörte verlor  sie ihr Gewicht unmittelbar nach dem Ableben ihres selbstbezogenen Ehemanns, ohne dafür zu kuren und ging wenig später eine Liebesbeziehung mit einer Frau ein.

Wieso  erzähle ich das?

Weil  mir viele solcher Geschichten einfallen, wenn ich mich mit dem Thema Nr. 1  der Frauen befasse:  der guten Figur. Selbst die intelligentesten Frauen  hadern in der Regel mit dieser, weil sie - wie sie glauben- ein Ausdruck ihres sexuellen Marktwertes ist. Frauen sollten sich nicht selbst tyrannisieren mit der Zielsetzung von Kleidergröße 32, sondern stattdessen erspüren lernen, bei welchem Gewicht ihr Körper sich wirklich wohlfühlt, dann wird alles gut, dann strahlen sie Schönheit aus und nur dann.

Samstagsrezension: Helga König

Susanne Fröhlich: "Und ewig grüßt das Moppel-Ich"



"Optik  gilt noch immer mehr für Frauen als für Männer als die Zugangsberechtigung für die schönen Seiten des Lebens" ( Zitat: S. Fröhlich)

Es gibt Frauen, die sind davon überzeugt:"

1) Dünnsein ist das  Paradies
2)  Dünnsein ist besser als Dicksein
3) Wer nicht dünn sein will ist nicht gut
4) Dicke sind böse
5) Das Böse ist dick
6) Wer nicht dünn sein will, kommt in die Hölle und muss  sein Leben lang bei Ulla Popken einkaufen." ( Zitat : S. Fröhlich)

Ist das wirklich so?

Susanne Fröhlich hat ein sehr intelligentes, analytisches und dabei sprachlich witzig-kurzweiliges Buch verfasst, welches sich mit einem Problem beschäftigt, das die meisten Frauen umtreibt: ihre Figur.

Ich selbst war zwar in meinem Leben noch nie übergewichtig, dennoch interessieren mich die Befindlichkeiten übergewichtiger Menschen sehr. Ich hoffte von der Autorin, die in meinen Augen keineswegs dick ist, Näheres über die seelischen Probleme, die "moppelige" Menschen haben, zu erfahren. Schon nach wenigen Seiten stellte ich fest, dass Fröhlich in diesem Text weit über die psychischen Schwierigkeiten, die dicke Menschen heimsuchen, hinausgeht. Sie verdeutlicht nämlich, dass im Grunde die meisten Frauen - dünne, schlanke und übergewichtige - ihre Figur dauernd im Fokus haben, mehr als alles andere in ihrem Leben.

Fröhlich macht klar, dass Dünnsein für viele Frauen heute eine Art Ersatzreligion geworden ist und zwar mit allem, was dazugehört. Sie nennt: " Erlöser, Dogmatismus, Missionare, Teufel, Hölle, Sünde, Versuchung, Absolution, Buße und Selbstgeißelung." Mit dieser These trifft sie ins Schwarze.

Viele, nicht nur junge Frauen streben die Kleidergröße 32 an. In der Bundesrepublik gibt es deshalb mittlerweile 600 000 Bulimiker- zu 90 Prozent Frauen zwischen 18 und 35 Jahren- aber mittlerweile scheinen auch immer mehr Frauen jenseits ihres 40. Lebensjahres abzumagern, weil Magerheit zum Synonym für Jugend geworden ist.

Fröhlich erwähnt die deutsche Modedesignerin Anja Gockel, die vor Kurzem- meines Erachtens zu Recht, als Grund für die extrem kleinen Größen der High Fashion die hohe Schwulenrate der Branche nannte. Sie ist der Meinung, dass die vielfach homosexuellen Designer deshalb so winzig kleine Größen produzieren, weil sie knabenhafte Größen im Sinn haben. Die Autorin schreckt nicht davor zurück, an Lagerfeld Kritik zu üben, der sich sehr despektierlich über Frauen äußert, die die Mager-Diktatur der Mode in Frage stellen.

Der Modemacher Ralph Lauren (so weit mir bekannt, ist er nicht homosexuell, unterwirft sich jedoch auch dem Size-Zero-Trend ) feuerte vor Kurzem ein Model, das seiner Meinung nach zu fett gewesen sei. Dabei wiegt die Laufsteg-Schöne nu 54 kg bei einer Größe von 174cm.

Size Zero (Größe 32) bedingt bei jungen Mädchen und Frauen Ernährungsdefizite und ist ebenso gesundheitsschädlich wir starkes Übergewicht. Susanne Fröhlich macht auf beiderlei Formen von Fehlernährung aufmerksam und plädiert für einen entspannteren Umgang mit dem eigenen Körper. Für sie gibt es ein Leben jenseits von Size Zero, aber auch eines jenseits der Kleidergröße 40.

Fröhlich ist eine Medienfrau und dort von Size- Zero-Damen umzingelt. Das ist sicher nicht einfach für sie , die bei einer Größe von 173cm - ich vermute mal - Kleidergröße 40 trägt, weil ihr ihre Figur letztlich als Disziplinlosigkeit angerechnet wird. Die berufstätige Endvierzigerin, Mutter zweier Kinder, beweist durch ihr vielseitiges Engagement, dass sie eine sehr disziplierte, starke Frau ist, die sich allerdings genussvoller Speisen nicht verwehrt, auch wenn sie sich dadurch die Chance nimmt, zu einer Elfe zu mutieren.

Sehr gefallen hat mir das beigefügte Interview mit der molligen Spitzenköchin Lea Linster, die bei akuter Kurzatmigkeit die Essbremse zieht. Sie sagt, ihr Bauchgefühl funktioniere 1 A . Sie könne sehr gut auf ihren Körper hören und das sei eines ihrer Geheimnisse.

Auf den eigenen Körper hören und nicht auf die Meinungsmache Dritter ist meines Erachtens das oberste Gebot, wenn man sich im eigenen Körper wohlfühlen möchte und dies geschieht am besten, wenn man sich in dessen Mitte aufhält. Wer seine innere Mitte gefunden hat, wird weder zum Size -Zero- noch Fettsuchtkanditaten.

Dass Frau Fröhlich diese innere Mitte gefunden hat, zeigt wie reflektiert und entspannt sie mit ihrem Thema umgeht und wie ironisch sie ihre Genussfreude dem Leser präsentiert.





Dienstag, 16. März 2010

Cocktail des Lebens

Ein Schuß schwarzer Humor, viel grüne Hoffnung, weiße Reinheit der Gedanken, eine Scheibe Zitrone an den Rand des Glases gesteckt, um auch die sauren Zeiten zu überstehen. Und natürlich nicht zu vergessen, die rote, himmlisch süße Cocktailkirsche als Zeichen der Liebe, nach der sich jeder sein Leben lang sehnt. Noch ein wenig Eis dazu, um den Trink möglichst erfrischend zu gestalten, kräftig im Shaker des Auf und Ab's der Stimmungen schütteln und fertig ist der Cocktail des Lebens.


Bunt und aufregend, wie die Träume, die jeder ganz heimlich und für sich genießt, soll er auf unser Auge wirken. Belebend und immer wieder neu, soll er uns auf der Zunge zergehen. Anregung zu abwechslungsreichen Taten, Verwirklichung unserer Träume, Hoffnungsspender und Stimmungsmacher, all das soll er für uns sein. Wir müssen ihn nur trinken und auf uns wirken lassen.


Heute ist wieder einmal eine dieser Gelegenheiten, einen ganz großen Schluck davon zu sich zu nehmen und zu spüren, wie der edle Saft durch unsere Adern fließt. Laßt Euch inspirieren von dem einzigartigen Geschmack, einer Mischung aus Spaß an der Freud und Geborgenheit im Freundeskreis. Und nehmt dieses Gefühl mit in den nächsten Tag, zehrt davon und laßt Euch nicht unterkriegen im alltäglichen Kampf um Anerkennung und Glück. Es kommen weitere Partys des Lebens, auf denen dieser seltene Cocktail gereicht wird, sicher an einem anderen Ort, unter anderen Bedingungen, aber er bleibt immer derselbe Freudenspender, denn er ist es, der es uns ermöglichst jeden weiteren Tag gut zu überstehen.


Und sind die Zeiten auch einmal schlecht und Ihr denkt, daß es nicht mehr weitergeht, gebt euch fast schon selbst auf, dann denkt an diese Party und holt Euch die Erinnerung an seinen Geschmack zurück in Euer Gedächtnis. Leben heißt um seine Träume zu kämpfen, Leben bedeutet die Fährte des Glücks nicht aus der Nase zu verlieren, Leben ist die Aufforderung niemals zurückzustehen, hinter dem, was man sich ersehnt, sondern darauf zuzugehen und sich nicht von Hindernissen schrecken zu lassen. Leben bringt die Liebe und erwärmt unser Herz.


Es gibt unendlich viele Cocktails auf unserer Welt, doch nur einer hat diese unverwechselbare Farbgebung, verbindet Aussehen und Geschmack zu einer vollkommenen Mischung. Trinkt ihn! Heute! Es ist an der Zeit zu leben!

Sonntag, 14. März 2010

9 »Besuch in einer Palmblattbibliothek«

Walter-Jörg Langbein
Teil 9 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«

Seit über 40 Jahren bereise ich die Welt, um für meine Bücher zu recherchieren. Von Ägypten bis Vanuatu (Südsee) war ich in den vergangenen vier Jahrzehnten unterwegs, um vor Ort die großen Geheimnisse unseres Planeten zu erkunden. Immer wieder stieß ich auf Geheimnisvolles. Die Realität ist oft sehr viel rätselhafter als die Beschreibungen in den Lehrbüchern vermuten lassen. Und so manches Mysterium kommt in den Lehrbüchern gar nicht vor. Mir drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass in »wissenschaftlichen Werken« gern verschwiegen wird, wofür es noch keine plausible Erklärung gibt.

So machte ich im Lauf der vielen Jahren so manche Entdeckung. Auf meinen Reisen erlebte ich immer wieder Faszinierendes. Manche Spur aber hat sich als nicht besonders ergiebig erwiesen. Manche Recherche ergab: Das vermeintliche »Geheimnis« ist gar keines.

Nach Indien haben mich nicht nur die geheimnisvollen Tempel gelockt, sondern auch die mysteriösen Palmblattbibliotheken. Vor Ort aber gab es Ernüchterung.

Auf die »Palmblattbibliotheken« machte mich Johannes von Buttlar durch sein Buch »Zeitsprung« (München 1977) aufmerksam. Staunend las ich da: »Es ist höchst verwunderlich, daß auf den Palmblättern immer der genaue Name des Betreffenden genannt wird und auch nur derjenigen Angehörigen, die am Tage des Besuches in der Bibliothek noch leben. Das bisherige Leben des Besuchers wird in allen Einzelheiten so bildhaft geschildert, als hätte der längst verstorbene Verfasser des Palmblattes persönlich daran teilgenommen.«

Das klang wirklich sehr interessant. Sollte vor vielen Jahrhunderten ein Kreis von seherischen Propheten gewusst haben, welche Menschen aus aller Welt so eine Palmblattbibliothek aufsuchen würden? Sollten vor Jahrhunderten Informationen über diese Menschen verewigt worden sein, über ihre früheren Leben, über ihr aktuelles Leben und über ihre künftige Leben? Sollte es in Indien handfeste Beweise für übersinnliche Kräfte begnadeter Seher geben, die vor vielen Jahrhunderten lebten und wirkten?

Im November 1995 machte ich mich nach ausführlichen Recherchen in deutschen Bibliotheken auf den Weg. Begleitet wurde ich von einigen Leserinnen und Lesern meiner Bücher. Organisiert und sorgsam vorbereitet habe ich die Reise zusammen mit Julia Zimmermann, Bonn. Bereits Monate vor Reiseantritt erbat und erhielt die Palmblattbibliothek von Poosamuthu (Abb.re) in Vaithisvarankoil einige Informationen über unsere kleine Reisegesellschaft: den Namen, das Geburtsdatum und die genaue Geburtszeit und einen sauberen Daumenabdruck auf Papier jedes Teilnehmers unserer Gruppe.

Ich war unvoreingenommen, wartete voller Spannung auf den Besuch in der Palmblattbibliothek. Würden sich die aus der Literatur bekannten, teilweise phantastischen Schilderungen als wahr erweisen? Schließlich und endlich war es dann soweit: Auf der Fahrt von Chidambaram nach Vaithisvarankoil in einem kleinen Bus wuchs die Spannung. Angeblich gehörte die von uns ausgesuchte Palmblattbibliothek zu den besten ihrer Art.

Die Umgebung der »Palmblattbibliothek« war höchst ärmlich. Armselige Behausungen boten den Bewohnern notdürftig Schutz vor den Wetterunbilden. Auf staubigen Straßen fuhren PKWs, Busse und Fahrräder. Rinder trotteten des Wegs. Menschen zerrten kleine, aber schwer beladene Karren. Kleine Garküchen an Straßenecken boten kleine Imbisse an. Keine Frage: Das Leben der Menschen war alles andere als einfach. Die Menschen waren, wenn es um materielle Güter geht, arm. Und doch machten sie keinen depressiv-traurigen Eindruck. Die Menschen lächelten. Sie strahlten förmlich. Wenn ich da an die in unseren Breiten des Wohlstands weit verbreitete Griesgrämigkeit denke...

Im Kontrast zu den einfachen Hütten der Menschen war das gewaltige Schild auf dem Dach jenes Hauses, wo man angeblich mit den Palmblättern über uns auf uns wartete... die schon vor vielen Jahrhunderten aufgeschrieben und immer wieder kopiert worden waren. Groß war auch der Kontrast zwischen dem Leiter der Bibliothek Poosamuthu und der Bevölkerung von Vaithisvarankoil. Während die Bevölkerung offensichtlich in Armut lebte, demonstrierte Poosa Muthu stolz seinen Wohlstand. Goldschmuck glänzte. Goldgeschmückt waren auch die Angestellten Poosa Muthus.

Beim Betreten der Bibliothek wurde uns bedeutsam zugeraunt, dass wir als besonders würdig erachtet würden. Und so werde uns eine besondere Ehre zuteil: Leiter Poosamuthu persönlich würde uns empfangen. Und in der Tat: Poosamuthu begrüßte uns tatsächlich persönlich und erklärte uns – stets huldvoll lächelnd – den weitern Ablauf des Tages.

Zunächst einmal ging es um den schnöden Mammon: Pro Person waren 4.000 Rupien zu entrichten. Das entsprach damals etwa 200 DM oder 100 Euro. 100 Euro mag auch in unseren Gefilden als Lohn für einen Wahrsager üblich sein. In Indien aber entsprachen 4.000 Rupien in etwa dem Monatslohn eines gut verdienenden Beamten oder zwei Monatsgehältern eines Arbeiters. Ein Knecht musste Ende der 90er mindestens ein halbes Jahr hart schuften, um 4.000 Rupien zu verdienen.

Die Hälfte dieser Summe wurde bei unserem Besuch sofort einkassiert, der Rest beim Verlassen der Bibliothek. Hatte man schlechte Erfahrungen mit ausländischen Kunden gemacht? Weigerten sich enttäuschte Kunden zu zahlen?

So ging es dann weiter: Die Unterlagen, die wir Monate vorab geschickt hatten, waren »verschwunden«. Vergeblich wurden sie gesucht. Und so hatte man die Palmblätter für die Teilnehmer unserer Reise ins Land der Tempel noch nicht zurecht gelegt. Sie mussten erst ausfindig gemacht werden. Damit das aber möglich sei, so erfuhren wir, müssten wir »einige Fragen« beantworten.

Es müsse, so wurde uns erklärt, für jeden von uns die ganz persönlichen Palmblätter in der Bibliothek gefunden werden: in einem gewaltigen Meer von unzähligen Palmblättern. Denn für jeden Besucher, der jemals die Bibliothek aufsuchen werde... liegen sorgsam gebündelte beschriftete Palmblätter parat.

Wir alle wurden in Einzelgesprächen befragt. Von »einigen wenigen Fragen« war zunächst die Rede. Das aber war maßlos untertrieben. Die Fragen wurden in Tamil-Sprache gestellt. Ein hauseigener Dolmetscher übersetzte sie ins Englische. Ich antwortete in Englisch. Meine Antwort wurde dann wieder in Tamil übersetzt.

Ich beantwortete geduldig anderthalb Stunden lang unzählige Fragen: zu meinen familiären Verhältnissen, zu meiner Frau, zu meinem Beruf, zu meinen Eltern und Großeltern. Diese Informationen seien erforderlich, um die jeweils passenden Palmblätter ausfindig machen zu können.

Aber genügt dazu nicht das exakte Geburtsdatum? Nein, wurde mir versichert. Natürlich würden weltweit zu jeder Sekunde viele Menschen geboren. Um sicher zu sein, auch wirklich meine Palmblätter vorliegen zu haben, seien die erfragten Informationen unverzichtbar. Auf meine Rückfrage versicherte man mir, dass mein Name nicht auf meinen Palmblättern stehe.

Nach einem ermüdenden Verhör von anderthalb Stunden machte man sich auf die Suche.... und präsentierte mir Stunden später stolz meine Palmblätter. Die Eintragungen waren in winzigen Zeichen in knappen Zeilenabständen notiert... angeblich »vor vielen Jahrhunderten«. Sie wurden in Tamil vorgelesen und ins Englische übersetzt.

Angeblich waren die Original-Palmblätter in Alt-Tamil beschriftet. Der kundige Leser übertrug die altehrwürdige Sprache in das heutige Tamil. Ein emsiger Schreiber hielt das Diktat in Neu-Tamil fest. In Windeseile sauste sein Kugelschreiber über die Seiten eines Schulheftes. Fast zwei Schulhefte wurden gefüllt. Diese Hefte durfte ich behalten.

Und siehe da, welch Wunder: Da stand geschrieben... exakt das, was man mich zuvor gefragt hatte. Alle Auskünfte zu meiner Frau, zu meinen Eltern und Großeltern und zu mir, die ich selbst gegeben hatte... wurden nun von den Palmblättern vorgetragen. Es gab nicht eine einzige noch so unbedeutende Information auf meinen Palmblättern, die ich nicht Stunden zuvor selbst offenbart hatte.

Ein Beispiel: Im »Verhör« hatte man mich aufgefordert: »Notieren Sie den Vornamen Ihres Vaters!« Und siehe da: Stunden später erklärte man mir, schon vor vielen Jahrhunderten sei der Vorname meines Vaters auf einem meiner Palmblätter notiert worden.

Ich erfuhr aber nicht nur, was ich sowieso schon wusste. So offenbarte man mir meine früheren Leben und die vor mir liegende Zukunft, bis zu meinem angeblichen Tode im Jahr 2025. Ernst nehme ich diese Prophezeiung nicht. Am 15.11.1995 wurde mir vorgelesen, meine liebe Mutter werde »noch sehr viele Jahre« leben und hochbetagt in ferner Zukunft sterben. Sie werde noch bei guter Gesundheit sein, wenn ich als steinalter Mann weltweit »zu Ruhm und Ehre komme«. Leider hat sich diese Prophezeiung nicht bewahrheitet: meine Mutter verstarb nur wenige Monate später schon am 7.6.1996... und nicht »hochbetagt«, sondern mit 66! Künftige Erdenleben, so erfuhr ich, würde ich nicht mehr auf mich nehmen müssen. Vielmehr würde ich nach meinem Tod mit 71 Jahren sofort ins Nirvana eingehen.

Andere Teilnehmer sollten es schwerer haben: So habe eine mitreisende ältere Dame in einem früheren Leben besonders schlimme Schuld auf sich geladen. Sie sei damals an leitender Stelle verantwortlich für das Wohl und Wehe der Insassen eines Waisenhauses gewesen. Sie habe aus Raffgier das ihr anvertraute Geld unterschlagen. Anstatt zum Beispiel Essen für die armen Kinder zu kaufen, habe sie es für sich selbst ausgegeben. Ihre Zöglinge verhungerten. Bestraft werde die Dame in ihrem jetzigen Leben: durch Kinderlosigkeit. Ein schlimmes Karma laste auf ihr, nach und nach trage sie es ab. Zwei Möglichkeiten habe sie nun: Sie könne auch in künftigen Leben für die Verbrechen bestraft werden. Oder sie könne bei ihrer nächsten Reise zur Palmblattbibliothek zurückkehren und mit einer großzügigen Spende die Restschuld sozusagen abwaschen.

Nicht verschwiegen werden soll, dass es durchaus einige erstaunlich zutreffende Aussagen über Vergangenheit und Zukunft einiger Mitreisender gab. Mitreisende X wurde mitgeteilt, dass sie aus ihrer ersten Ehe ein Kind habe. Mitreisende Y wurde vorgelesen: Ihr Großvater habe »kleine Häuschen in großen Häusern« gebaut, und die kleinen Häuschen »waren innen heiß«. Tatsächlich war der Mann Ofensetzer. Mitreisende Z schließlich sollte bald nach der Lesung unerwartet eine schöne Summe Geldes erhalten. Auch das ist eingetroffen.

Mein persönliches Resümee: Der Besuch in der Palmblattbibliothek hat sich nicht gelohnt. Mir wurde aus meinen »Palmblättern« genau das vorgelesen, was ich bei der intensiven Befragung Stunden vorher selbst erzählt hatte. Was mir für die Zukunft prophezeit worden ist, hat sich entweder als falsch erwiesen.... oder war sehr vage formuliert. Für mich war die besuchte Palmblattbibliothek kein Highlight meiner Reisen um die Welt.

Verallgemeinern aber will ich nicht: Ich habe eine von einer ganzen Reihe von Palmblattbibliotheken besucht. Aus Gesprächen mit Indienreisenden weiß ich, dass auch ganz andere, nämlich sehr positive Erfahrungen gemacht wurden.


Ausblick auf Teil 10 der Serie »Monstermauern, Mumien und Mysterien«

»Mysteriöses Cusco«

Seit über 30 Jahren beschreibe ich rätselhafte archäologische Monumente, die meiner Überzeugung nach von der Schulwissenschaft nicht erklärt werden können. Kritiker nehmen das gern zum Anlass, an meiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Doch während ich seit Jahrzehnten die Welt bereise, begnügen sich manche Kritiker mit Antworten vom häuslichen Schreibtisch aus. Sie »widerlegen« gern nach dem Motto »Es kann nicht sein, was nicht sein darf!« Ich begnüge mich nicht mit »Recherchen« im häuslichen Arbeitszimmer. Ich recherchiere vor Ort. Und was ich immer wieder gesehen habe, beweist für mich ganz eindeutig: »Es gibt phantastische Dinge, auch wenn es sie nach Gelehrtenmeinung gar nicht geben dürfte.« Nun kann man entweder die Realität bestreiten.. oder an der Schulwissenschaft zweifeln. Wenn die Wirklichkeit manchmal phantastischer ist als die trockene Lehre der Wissenschaft, dann muss man darüber nachdenken, ob es nicht an der Zeit ist, endlich die wissenschaftliche Gedankenwelt an die Realität anzupassen.

Zu den großen, ungelösten Rätseln der Vergangenheit gehören die mysteriösen Steinbearbeitungen aus uralten Zeiten. Vor Jahrtausenden wurden da gigantische Felsmassive bearbeitet, als sei dies mit spielerischer Leichtigkeit erfolgt. Geben uns die »Engel von Chinchero« Hinweise auf ein uraltes Geheimnis?

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»Mysteriöses Cusco«Teil 10 der Serie

»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
erscheint am 21. März 2010



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