»Lieber Papst Benedikt XVI.«, BILD, 19. 03. 2009
Lieber Franz Josef Wagner,
meistens amüsieren mich Ihre Kolumnen, ihrer ungeniert zur Schau getragenen Subjektivität wegen.»Was für Freaks es doch gibt«, denke ich mir dann und lach mir einen. Diesmal ist es anders. Ganz anders. Denn was Ihren am 19.03.2009 verfassten Brief an Papst Benedikt XVI. angeht, hört der Spaß für mich auf. Ich bin einfach nur wütend. Wie satt und überdrüssig muss ein Mensch sein, um für den Kreuzzug des Papstes in Afrika gegen die Benutzung von Kondomen Verständnis aufzubringen?
Normalerweise sage ich mir: Leben und leben lassen. Es gibt eben auch satten Überdruss auf dieser an den unterschiedlichsten Erscheinungen reichen Welt. Dennoch entbindet uns dies nicht davon, Verantwortung auch wahrzunehmen.
Papst Bendikt hat wieder einmal Blödsinn geredet. Das kennen wir nun schon von ihm, er ist ein dogmatischer Schwätzer, dem das Schicksal unglücklicherweise schlappe 1,147 Milliarden Zuhörer in die Hände gespielt hat, für die seine Äußerungen der Weisheit letzten Schluss darstellen.
Dogmatischen Schmonses gegen die Verzweiflung Betroffener? Das ist kein Ausdruck von Liebe, das ist die höchste Kultivierung des Zynismus. In Rom residieren, in einem der imposantesten Gebäude der Welt, umhätschelt und bedient, selbst kinderlos, aber von der Liebe Gottes schwafeln. Mehret Euch redlich. Genau so habe ich mir den Brückenbauer zu Gott immer vorgestellt.
Nehmen wir an, Gott, in welcher Form auch immer, gibt es wirklich. Warum hat ErSieEs uns dann ein Gehirn gegeben? Damit wir es in den Ruhezustand fahren und »Halelujah« singen? Oder vielleicht auch »Hallo Julia«, weil es dann auch schon egal ist?
Dieser Gott, der ALLES ist, sollte kein Kondom kennen? Und keine Anti-Baby-Pille? Ist der nicht allwissend? Und ist es dann nicht ein Sakrileg, anzunehmen, es gäbe irgendetwas in diesem Universum, das Gott unbekannt sei? Was nützt einem Menschen die »höhere Ebene«, wenn er in der eigenen Scheiße verreckt?
Nach einer blutigen Geschichte jahrhundertelanger Sklaverei, Kolonialisierung und Ausbeutung, die meist religiös begründet aber stets wirtschaftlich motiviert war, sollte endlich jemand diesen Schwätzern in den Arm fallen. Sie, Herr Wagner, hätten dazu prominenten Platz in der wohl meistgelesenen Zeitung des Landes. Und wozu nutzen Sie ihn? Um den Mist weiter zu zementieren. Schamgefühle? - Fehlanzeige! Denn es geht ja um das Höchste Gut: die Liebe. Nicht wahr?
Mit herzlichem Gruß
Ursula Prem
Wie immer.... auf den Punkt gebracht! Habe den neuen Brief an Wagner mit Genuss und Gewinn gelesen! Herzliche Grüße aus Ulm...... Walter (Walter-Jörg Langbein)
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