»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Foto 1: Astronautengott aus dem Tassili |
Die Region »Tassili n’Ajjer« liegt der der Sahara, im südöstlichen Algerien an der nordwestlichen Grenze des Tschadbeckens. Natürliche Erosion hat hunderte Sandsteinbögen geformt, die reichlich bizarr wirken. Man fühlt sich auf einen fremden, exotischen Planeten irgendwo in den Tiefen des Universums versetzt.
Auf den ersten Blick muten sie noch fremdartig an, die prähistorischen Malereien , die – nach der Thermoluminiszenzdatierung – vor 9.000 bis 10.000 Jahren entstanden. Weltweit bekannt wurden die Kunstwerke aus grauer Vergangenheit vor allem durch Henri Lhote (*1903, †1991).
Auf den ersten Blick muten sie noch fremdartig an, die prähistorischen Malereien , die – nach der Thermoluminiszenzdatierung – vor 9.000 bis 10.000 Jahren entstanden. Weltweit bekannt wurden die Kunstwerke aus grauer Vergangenheit vor allem durch Henri Lhote (*1903, †1991).
Henri Lhote nannte einen fast sechs Meter hohen Riesen, den vorzeitliche Künstler vor vielen Jahrtausenden an eine Felswand gemalt hatten, »großer Marsgott«. Der heutige Betrachter, dem Menschen im Raumanzug vertraut sind, erkennt leicht einen Außerirdischen im Raumanzug. Die riesenhafte Gestalt wirkt massig und plump. Sie scheint tatsächlich so etwas wie Helm und Schutzanzug zu tragen. Sollte das Wesen tatsächlich so ausgesehen haben, wie es einst verewigt wurde? Tatsächlich vermochten die Künstler sehr realistische, naturgetreue Bilder etwa von Elefanten, Giraffen und Krokodilen zu schaffen. Mangelnde künstlerische Fähigkeiten können es also nicht gewesen sein, die den »großen Marsgott« sowie einen »Astronautengott« aussehen lassen. Sollten also vor rund 9.000 bis 10.000 Jahren Außerirdische die Sahara besucht haben?
Foto 2: Alte Jugendzeitschrift |
Wieder einmal stellt sich die zentrale Frage: Wie mögen Menschen vor Jahrtausenden Wesen in Raumanzügen gesehen haben? Etwa als Götter? In der 2. Februarausgabe des Jahres 1928 vermeldet die Jugendzeitschrift »Der heitere Fridolin« eine Begegnung, die nachdenklich stimmen muss. Da tauchte aus den Fluten des Meeres eine Kreatur auf, menschenähnlich zwar, aber in den Augen der Augenzeugen doch viel mehr, ein Meeresgott!
Die Titelgeschichte (Foto 2) ist der unheimlichen Begegnung gewidmet. Gleich zu Beginn erfahren wir, was da geschehen sein soll (1):
»Vor einiger Zeit hatten sich die Eingeborenen an der Nordspitze Australiens zu einer neuen Gottheit bekannt, die aus dem Meer zu ihnen gekommen war. Dieses höhere Wesen war ein Taucher, ein Perlenfischer, der sich auf dem Meeresboden verirrt hatte und höchst verwundert war, als sich die Eingeborenen vor ihm auf den Boden fielen und ihm als Versöhnungsgabe heilige Perlen überreichten.«
Sehr »göttlich« verhielt sich der Mann freilich nicht, wie der Bericht weiter vermeldet (2): »Am nächsten Tage bereits machte sich der überraschte Perlenfischer unter Zurücklassung seiner schweren Taucherausrüstung aus dem Staub. Mit ihm verschwanden auch die kostbaren großen Perlen, die die Eingeborenen aus der Strohhütte der Medizinmänner entwendet hatten. Die Medizinmänner wetterten fürchterlich und stellten seitdem die Taucherausrüstung vor ihre Hütte, um in Zukunft vor derartigen Besuchen der Meeresgötter geschützt zu sein und die Eingeborenen zu schrecken.« Soweit der Bericht aus dem Jahr 1928.
Foto 3: Detail des Covers (siehe Foto 2) |
Auch wenn die Angaben – zum Ort des Geschehens wie zum Zeitpunkt des seltsamen Ereignisses – recht ungenau sind, so bestätigen sie doch Bekanntes: Vertreter einer technisch höher entwickelten Zivilisation wurden in der Südsee gern als »Götter« verehrt, wie zum Beispiel der mythologische »John Frum«. Wer aber war dieser noch heute verehrte John Frum? Einheimische, die ich befragte, erklärten mir übereinstimmend: John Frum ist »ein göttlicher Sohn«, der aus der Fremde, aus der Ferne kam. Er war ein Messias-Wesen, eine göttliche Gestalt, die einst zu den Menschen von Tanna kam. John Frum beschenkte die Menschen reich, um irgendwann wieder zu entschwinden. Er werde aber, so habe John Frum versprochen, dereinst wieder kommen und den Menschen von Tanna eine paradiesische Zeit bescheren.
Ich wiederhole meine Frage: Wer war dieser John Frum? Oder: Wer ist John Frum? Die John-Frum-Feierlichkeiten verlaufen jedes Jahr recht militärisch. Männer-Gruppen marschieren im Gleichschritt, mit geschulterten Fahnen und Holzstangen. Sie haben ganz und gar nichts Tänzerisches an sich. Sie wirken vielmehr kriegerisch-militärisch. Manche scheinen sich dabei um einen grimmig-ernsten Gesichtsausdruck zu bemühen. Alkohol trinken sie keinen. Und so klappt es mit geradezu preußisch exaktem Gleichschritt.
Das Rätsel ist schon lange keines mehr. Die John-Frum-Anhänger imitieren US-Soldaten. Warum? Um 1940 wurden in der Südsee, wohl auch auf Tanna, amerikanische Soldaten stationiert. Die Fremden zeigten sich den Einheimischen gegenüber freundlich. Sie beschenkten sie reichlich. Die Einheimischen nahmen die Gaben – vom Kaugummi bis zur Konservendose – gern entgegen. Und sie staunten nicht wenig über die scheinbare Allmacht dieser Besucher. Kamen sie nicht mit metallenen Vögeln vom Himmel? Offenbar verfügten sie über Zauberkräfte! Ohne Magie kann kein Mensch fliegen. Und ohne Zauber konnte niemand aus den Leibern dieser künstlichen Vögel unerschöpfliche Mengen an kostbarem Frachtgut zu Tage fördern.
Foto 4: Sie marschieren für John Frum |
Die Verständigung zwischen den Einheimischen und den amerikanischen Soldaten erfolgte in erster Linie über Zeichensprache. Man redete mit Händen und Füßen. Und die amerikanischen Soldaten stellten sich immer wieder vor.. »I’m John from America!« mag so mancher GI verkündet haben, denn der Vorname John ist sehr häufig. »I’m John from Idaho!« mag ein GI verkündet haben, »I’m John From Michigan« ein anderer. Und so hörten die Einheimischen immer wieder »John from ...«. Also verpassten sie den Besuchern aus einer fremden Welt den Namen »John from«, woraus schließlich »John Frum« wurde.
Foto 5: Groß und Klein marschieren |
Die Bewohner von Tanna und anderen Südseeinseln kombinierten: Einst wurden sie von einem scheinbar allmächtigen göttlichen Wesen besucht. Dieses Wesen kam vom Himmel und konnte zaubern. Sehr mächtig schienen auch die amerikanischen Soldaten mit ihren Flugzeugen und Waffen zu sein.
Also - und das ist erwiesen, keine Fiktion! - identifizierten die Insulaner die amerikanischen GIs mit göttlichen Wesen. Solche Wesen waren in grauer Vorzeit erschienen, waren wieder entschwunden, aber nicht ohne zu versprechen, dereinst wieder vom Himmel zu kommen. So wurden aus schlichten Gis himmlische Wesen, so entstand der religiöse Kult um »John Frum«.
Also - und das ist erwiesen, keine Fiktion! - identifizierten die Insulaner die amerikanischen GIs mit göttlichen Wesen. Solche Wesen waren in grauer Vorzeit erschienen, waren wieder entschwunden, aber nicht ohne zu versprechen, dereinst wieder vom Himmel zu kommen. So wurden aus schlichten Gis himmlische Wesen, so entstand der religiöse Kult um »John Frum«.
Zurück zum Bericht aus dem Jahr 1928. Ein Taucher – so heißt es da – entstieg den Fluten und wurde als »Meeresgott« reich beschenkt. Der Mann klärte den Irrtum nicht auf, sondern machte sich mit den kostbaren Geschenken aus dem Staub. Und der Taucheranzug, vom falschen »Meeresgott« hinterlassen, soll so etwas wie ein abschreckender Zauber geworden sein.
Foto 6: Er leitete die Frum-Feier |
Wir wissen also, wie Menschen etwa aus Naturvölkern auf die Begegnung mit ihnen unbegreiflicher Technologie reagieren. Sir Arthur Charles Clarke (*1917, †2008), britischer Physiker und als Science-Fiction-Autor weltberühmt, veröffentlichte 1962 einen Essay über die »Gefahren und Risiken der Prophezeiung« (3). Sir Arthur Charles Clarke postulierte in seinem Aufsatz: »Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.«
Demnach erscheint ein Vertreter einer weit entwickelten Technologie einem Mitglied eines Naturvolkes wie ein göttliches Wesen, das über magische Kräfte verfügt. Eine solche Konfrontation wird von uns akzeptiert, solange wir zu den technologisch haushoch Überlegenen zählen. Wir sind stolz auf unsere Fortschrittlichkeit, wir sehen uns je nach Glauben als »Krone der Schöpfung« oder der Evolution. Der Gott des »Alten Testaments« fordert: »Du sollst keine andere Götter haben neben mir!« Viele Zeitgenossen sehen sich als ungläubig, nur dem Verstand, nur der Logik verpflichtet. Sie wollen aber – ähnlich wie der Bibel-Gott Jahwe – keine anderen intelligenzbegabten Wesen neben sich im Universum dulden. Logisch ist das nicht, sondern eine moderne Form des Aberglaubens.
Wenn es um die Begegnung zwischen höher stehender und vermeintlich primitiver Kultur geht, kommt für die meisten von uns nur eine Variante infrage: Wir Vertreter der modernen Technologie-Gesellschaft entdecken in einem unzugänglichen Urwaldgebiet einen »primitiven« Stamm, der noch auf der Stufe eines Steinzeitvolkes steht. Aber wir könnten uns sehr wohl in der Position der »Primitiven« wiederfinden, wenn Vertreter einer aus unserer Sicht magischen Technologie-Gesellschaft aus dem All besuchen. Eine solche Begegnung kann sowohl für Evolutions-Gläubige wie Anhänger jeder anderen Religion einen heftigen Schock auslösen.
Foto 7: Der »Meeresgott« |
Wie werden sich die Astronautengötter uns gegenüber verhalten? Hoffentlich nicht so, wie wir vermeintlich »primitiven« Bewohnern fremder Länder gegenüber getreten sind. Die wurden gewöhnlich weitestgehend ausgerottet, bestenfalls nur gepeinigt und ausgeraubt.
Anmerkung: Ob der Bericht aus »Der Heitere Fridolin« den Tatsachen entspricht, da konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Hinweise auf den angeblichen Meeresgott, der doch nur ein Taucher war, fand ich nirgendwo sonst in der Literatur. Er passt aber gut in das Schema von »John Frum« und Co.
Die Frage muss erlaubt sein: Erhielt unser Planet Besuch aus dem Kosmos? Verewigten die Menschen in der Tassili-Region vor Jahrtausenden diese »Astronautengötter«? Erich von Dänikens zweiter Weltbestseller »Zurück zu den Sternen« zeigt eines dieser mysteriösen Wesen auf dem Cover.
Fußnoten
1) »Der Heitere Fridolin«, 2. Februarheft, Berlin 1928, S. 2
2) ebenda
3) Originaltitel: »Hazards of Prophecy: The Failure of Imagination«
Zu den Fotos
Foto 8: »Tassili-Gott« auf Däniken-Cover |
Foto 2: Alte Jugendzeitschrift. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Detail des Covers (siehe Foto 2). Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 4: Sie marschieren für John Frum. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Groß und Klein marschieren. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Er leitete die Frum-Feier. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Der »Meeresgott« aus »Der heitere Fridolin«. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Noch ein »Tassili-Gott«, auf Dänikens 2. Weltbestseller. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
409 »Karl May über das ›Zivilisieren‹
und Luther über Märtyrer«,
Teil 409 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 19.11.2017
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