Sonntag, 28. Februar 2010

7 »Vimanas, Flugvehikel der Götter«

Teil 7 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein

Indien ist nicht nur das Land der Tempel, die vor vielen Jahrhunderten errichtet wurden. Indien ist nicht nur das Land der heiligen Tradition, Flugvehikel in Tempelform zu verewigen. Indien ist auch das Land der auch heute noch lebenden Vimana-Tradition. Immer wieder sieht man – oft an zentralen Plätzen – scheinbar roh zusammengezimmerte Hütten eigentümlicher Form. Sie dienen nicht etwa als Unterkunft für Arme. Es sind mit einfachen Mitteln nachgebaute »Tempeltürme«. So wie die altehrwürdigen steinernen Monumente erinnern sie an jene Zeiten, als Götter aus dem Kosmos zur Erde herabstiegen und die Menschen besuchten.

Die »Raumfahrt« unserer Zeit, die Astronauten zum Mond brachte, nötigt schriftkundigen Indern nur ein müdes Lächeln ab. In der Tat muten die Raketen der Menschheit zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrtausends armselig an... im Vergleich zu den gewaltigen Raumschiffen Götter Indiens, die vor Jahrtausenden zur Erde kamen.

»Andere Menschen dagegen leben nur in der Gegenwart. Sie betrachten die Gegenwart als das Vollkommene, als das Produkt der Entwicklung, und sie halten es für überflüssig, sich mit der Vergangenheit zu befassen.« So schrieb der langjährige Bürgermeister meiner Heimatgemeinde Michelau (Oberfranken), Johann Nemmert, im Vorwort zum Büchlein »Ein Beitrag zur Michelauer Ortsgeschichte« (Michelau/ Lichtenfels 1958)

In der Welt der Wissenschaften scheint diese Philosophie weit verbreitet zu sein: In grauer Vorzeit... zum Anbeginn... gab es einen Big Bang im Universum. Und von da an entwickelte sich alles evolutionär: Auf das Weniger-Entwickelte folgt stets Höher-Entwickeltes. Das Bessere geht aus dem Schlechteren hervor. Aus primitivsten Lebensformen im Einzellerbereich entwickelten sich nach und nach komplexere. Aus »primitiven Tieren« wurden irgendwann im Lauf der Zeiten unsere Vorfahren, aus denen der heutige intelligente Mensch hervorging. Wir sind, um es bildhaft auszudrücken, die Krone der Schöpfung. So wie sich das Leben vom Einzeller zum heutigen Menschen entwickelte... so evolutionär verlief demnach auch die Geschichte der Menschheit: von primitiven Gesellschaften bis zur heutigen modernen Zivilisation.

Folgt man dieser Vorstellung, dann hat der Mensch heute den höchsten Entwicklungsstand aller Zeiten. Mensch und Zivilisation sind gleichermaßen Ergebnisse von Evolution. In diesem Weltbild gibt es keinen Platz für die altindischen Vimanas, die Flugvehikel der Götter. Erst wir Menschen beginnen langsam, Raumfahrt zu betreiben. Wir, als Krone der Schöpfung, stoßen die Tür ins Universum auf. Raumfahrt darf es vor Jahrtausenden nicht gegeben haben.

Und doch gibt es in den altindischen Epen und heiligen Dichtungen, die ganze Bibliotheken füllen, unzählige Hinweise auf eben Vimanas, auf Flugvehikel der utopischsten Art. Strenge Vertreter der »Der Mensch ist die Krone der Schöpfung«-Theorie dulden auch keine außerirdischen Zivilisationen, die der unseren um Jahrtausende der Entwicklung überlegen sind.

Einst sollen riesige Weltraumstädte aus den Tiefen des Alls zur Erde gekommen sein. Vimanas pendelten zwischen Himmel und Erde, brachten die fremden Besucher in irdische Gefilde und wieder zurück in ihre riesigen Weltraum-Siedlungen. Parallelen zwischen Ägypten und Indien sind nicht zu übersehen: Pyramiden kennen wir aus Ägypten. Sie begegnen uns auch in Indien: als pyramidenförmige Tempeltürme. Einst thronte im Land am Nil auf der Spitze von Pyramiden und Obelisken ein heiliger Stein, genannt Benben. Bei den indischen Tempeln sind es oft pyramidenartige, steil aufragende Türme, die die sakralen Bauwerke dominieren.

Interpretieren wir modern, sozusagen mit »Weltraumfahrerbrille«: Der Obelisk symbolisiert so etwas wie eine Rakete, mit der einst in grauer Vorzeit Atum-Ré von seiner himmlischen Heimat zur Erde herabstieg. War der Benben-Stein so etwas wie eine Landekapsel? »Das wahrscheinlich metallene Raumschiff wurde wegen der Härte und Festigkeit des Materials als ›Art harter Stein‹ bezeichnet, der ›glänzt‹ und ›in den Himmel aufschießt‹.« schreibt Peter Fiebag in seinem hochinteressanten Aufsatz »Der Obelisk: Symbol für ein Raumfahrzeug?«

Wie auf der Spitze der Pyramiden und der Obelisken thront auch heute noch ganz oben auf vielen Tempeltürmen Indiens etwas Ähnliches, nämlich eine Art heiliger Stein etwas wie ein Flugvehikel der Götter. Bis heute ist unklar, wie diese gewaltigen Kolosse in luftige Höhen geschafft wurden.

Der Begriff »Gott« ist im christlichen Abendland positiv besetzt. Gern wird auch vom »lieben Gott« gesprochen. In Indien ist das anders. Gott ist dort weder das personifizierte Gute noch ein Sinnbild für alles Gute. Seit Jahrtausenden weiß man in Indien, dass die himmlischen Wesen auch durchaus negative Eigenschaften hatten. Sie harmonierten selten miteinander, bekämpften sich häufig heftig. In der Wahl ihrer Mittel waren sie dabei nie zimperlich. Mit brachialer Gewalt versuchten sie, die göttliche Konkurrenz zu vernichten. Zahllose Berichte von Götterkämpfen und Kriegen sind in heiligen Büchern überliefert. Sie erinnern uns an heutige Science-Fiction-Filme a la Steven Spielberg.

Einst kamen – folgt man den uralten Überlieferungen – riesige Weltraumstädte aus den Tiefen des Alls und zogen dann ihre Bahn um die Erde. Arjuna zum Beispiel griff vehement das riesengroße Raumschiff Hiranyapurna an. Die attackierten Götter wehrten sich vehement. Sie starteten ein fliegendes Kampfgeschwader, das mit furchteinflößenden Waffen ausgerüstet war. Arjuna freilich ließ sich nicht beirren. Er feuerte ein »Raketengeschoß« ab, das exakt ins Ziel traf. Die Weltraumstadt explodierte und wurde in Stücke gerissen. Brennend und qualmend stürzten die Trümmer auf die Erde. Einige mögen auf dem Land eingeschlagen sein, die meisten versanken im Meer.

Die beschriebenen kriegerischen Auseinandersetzungen wurden in enormer Höhe, im erdnahen Weltraum ausgefochten, aber auch in geringeren Höhen. So vermeldet das heilige Epos »Bhagavata«, dass Salva einst die Stadt Dvaraka mit seinem Flugzeug angriff und mit Geschossen überschüttete. Krisna versuchte, rettend einzugreifen. Er lockte den Angreifer von der Stadt weg und verwickelte ihn in eine Luftschlacht.

Salva fühlte sich unterlegen. Er würde den Kampf nicht gewinnen. Also versuchte er sein Heil in der Flucht. Womöglich wurde er dabei getroffen. Seine Flugmaschine mag beschädigt worden sein. Kurzzeitig landete er im Meer, stieg aber kurz darauf bereits wieder mit enormer Geschwindigkeit empor – bis in eine Höhe von 1 300 Metern. Krishna zeigte kein Mitleid. Er feuerte ein Raketengeschoss ab. Salvas Los war entschieden. Er konnte der Gefahr nicht entrinnen. Die Rakete folgte ihm, wurde vom Geräusch von Salvas Flugzeug gelenkt. Salva starb in einem glühenden Feuerball.

Im 7. Buch des wohl ältesten Epos der Menschheitsgeschichte, des »Mahabharata« werden Götterwaffen beschrieben, deren Wirkungsweise mit denen von Atombomben gleichgesetzt werden muss. Über eine dieser Waffen heißt es: »Sie schoss hoch in die Lüfte, und Flammen brachen aus ihr hervor, die dem Feuer glichen, das die Erde am Ende des Erdzeitalters verschlingt. Tausende von Sternschnuppen fielen vom Himmel. Die Tiere in den Gewässern und auf dem Land erzitterten vor Angst. Die Erde bebte.«

Die fürchterlichen Geschossen waren »mit der Kraft des Universums« ausgestattet. Sie explodierten mit vernichtender Gewalt, wobei »eine weißglühende Säule von Rauch und Flammen, so hell wie zehntausend Sonnen« entstand. »Die unbekannte Waffe ist ein strahlender Blitz, ein verheerender Todesboote, der alle Angehörigen der Vrischni und der Andhala zu Asche zerfallen ließ. Die verglühten Körper waren unkenntlich. Denjenigen, die davonkamen, fielen die Haare aus. Töpfereien zerbrachen, Vögel wurden weiß. In kurzer Zeit war die Nahrung vergiftet. Der Blitz senkte sich und wurde feiner Staub. Um diesem Feuer zu entkommen, stürzten sich die Soldaten in die Flüsse, um sich und ihre Ausrüstung zu waschen. Es war, als seien die Elemente losgelassen, die Sonne drehte sich im Kreise. Von der Glut der Waffen versengt taumelte die Welt in Hitze. Tausende von Wagen wurden vernichtet. Dann senkte sich tiefe Stille. Es bot sich ein schauerlicher Anblick. Die Leichen der Gefallenen waren von der fürchterlichen Hitze verstümmelt, so dass sie nicht mehr wie Menschen aussahen.«

Derlei Texte beschäftigten auch Dr. Robert Oppenheimer, der in den Jahren 1943-1945 Leiter der Atombombenentwicklung in Los Alamos war. Als die erste Test-Atombombe gezündet worden war, zitierte Physiker und Sanskritkenner Oppenheimer einen altindischen Vers aus dem »Mahabharata«: »Ich habe die Gewalt des Universums entfesselt. Nun bin ich zum Zerstörer des Universums geworden.«

Sieben Jahre später hielt Dr. Oppenheimer einen Vortrag an der Universität von Rochester. Als es im Anschluss daran zu einer Diskussion kam, fragte ein Student, ob denn die Atombombe von Alamogordo die erste gewesen sei, die man gezündet habe, oder ob es nicht vielleicht schon früher bereits ähnlich erfolgreiche Tests gegeben habe, die bislang der Öffentlichkeit verheimlicht worden waren. Kaum jemand verstand die Aussage Oppenheimers: »Well. es war die erste, ja. Jedenfalls in moderner Zeit!« Oppenheimer ging also davon aus, dass es bereits in vorgeschichtlichen Zeiten atomare Explosionen gegeben hat - im Alten Indien.

»Science-Fiction - Realität vor Jahrtausenden?«,
Teil 8 meiner »Sonntags-Serie«
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«,
erscheint ausnahmsweise bereits am
Donnerstag, den 4. März 2010
.

Grund: Vom 5.-7.3.2010 führe ich das 15.Seminar »Phantastische Phänomene« in Bremen durch!

Samstag, 27. Februar 2010

3 Gedichte: Helga König. 2010, 1996, 1992

Immer wieder gibt es
Rattenfänger, die mit
wohlgesetzen Worten
locken und verführen.

"Kommt springt mit mir,
kommt springt mit mir.."

...und dann springen alle
großen Kinder, eingelullt
vom Rattenfänger, blind
vertrauend in den Abgrund,
weil aus Märchen sie
nichts lernen wollen.

....und er sieht sie
alle springen, doch er
springt nicht mit.

Rattenfänger springen nicht.
Sie verführen nur,
ihres Vorteils wegen.
Gestern, heute und auch morgen
Ändern werden sie sich nie.
(2010)
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Sein bedingungsloses Sich-Zuwenden,
sein mädchenhaft-subtiles Begehren,
weit entfernt von profaner Begierde,
die zarte Poesie seiner Berührungen
machten Sprache überflüssig
und doch sang er das Lied eines Troubadours.
(1996)
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Seine Betrachtungen lähmen mich
Alles sei trivial und ohne Bedeutung
und nichts von Bestand,
bis auf das allgemeine Vorteilsdenken
Der göttliche Funken  ist für uns
Menschen nicht mehr wahrnehmbar.
Weshalb?
(1992)
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Samstagsrezension Helga König

Walter-Jörg Langbein: 2012 - Endzeit und Neuanfang
"...ebenso tauchte die Insel Atlantis in die Tiefe des Meeres hinab und verschwand." ( Zitat, Platon, Timaios 25, übersetzt von Otto Apelt)

Walter-Jörg Langbein befasst sich mit dem 21.12.2012. Dann nämlich soll nach alten Maya-Berechnungen die Welt aufgrund einer weltweiten Katastrophe zerstört werden. Wie hat man diesen prophezeiten Weltuntergang zu verstehen? Was würde ein solcher Untergang für uns Menschen bedeuten?

Gewaltige Katastrophen hat es immer gegeben, so lange die Erde besteht. Schon Platon berichtete vom Untergang von Atlantis, einem offensichtlich mächtigen Imperium, das ausgelöscht wurde, weil die Bewohner von überbordender Hybris beseelt waren. Ihr Hochmut führte dazu, dass Zeus den Kontinent Atlantis strafte und in den Fluten des Meeres versinken ließ.

Langbein reflektiert Aussagen verschiedenener Religionen und deren Apokalypse -Vorstellungen und zeigt, dass der Koran und die Bibel im Gegensatz zu den Religionsvorstellungen der Hindus oder der Mayas bei dem Begriff Weltuntergang stets etwas Endgültiges im Sinn haben. Für die Mayas gab es den Wechsel, den Zyklus, ein Blühen und Vergehen und ein erneutes Aufblühen. Ist einem diese religiöse Vorstellung erst einmal klar,  erschreckt das Datum 2012 nicht weiter.

Worin liegt der Sinn des Lebens? Wie lassen sich Katastrophen verhindern? Können wir aus den Legenden der Mayas, Hopis und von den Steinfiguren auf der Osterinsel etwas lernen? Verweisen alte Zeichnungen nicht auf Astronauten ferner Sterne, die sich einst aufmachten, um auf der Erde neuen Wohnraum zu finden?

Ist nicht die Zeit gekommen, dass wir die gesamte Erde, aufgrund des Klimawechsels und anderer Gegebenheiten als das neue Atlantis begreifen müssen? Müssen wir Überlegungen forcieren, fernab der Erde in den Tiefen des Alls nach bewohnbaren Planeten zu suchen, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern?

Der Autor schreibt auf Seite 100: "Seitdem erste Menschen als Astronauten in den Weltraum vorgedrungen sind, wissen wir um das große Geheimnis Planet Erde. Man muss in den Weltraum fliegen, um zu erkennen: Aus der tödlichen Eiseskälte des Weltalls betrachtet ist unser Heimatplanet ein einziges großes Atlantis. Doch wir verdrängen gekonnt die Gefahr, das auch unser Atlantis genau wie das Atlantis Platons untergehen kann."

Der weitgereiste Autor berichtet ausführlich von vielen alten Kulturstätten, nicht zuletzt auch von Chizen Itza und Palenque in Mexiko und einer Botschaft auf einem Relief in Palenque, die nach seiner Interpretation lautet: "Mag ein Supervulkan oder ein gewaltiger Meteorit das Leben auf der Erde auslöschen, in einer "Raketenarche" können Überlebende dem auf Erden unausweichlichen Tod entkommen."

Für die Mayas galt demnach das Prinzip Hoffnung, ihr zyklisches Weltbild lässt das Ende offen. Es gibt kein entgültiges Ende, sondern immer wieder einen Neuanfang. 2012 ist möglicherweise nur eine Moment großer Umbrüche, welche es auch immer sein mögen und wohin auch immer sie uns führen mögen, vielleicht auf einen anderen Stern. Mir fällt ein lateinischer Spruch ein,  "Per aspera ad astra", der zum Wahlspruch für 2012 werden könnte. Bemühen wir uns genau in diesem Jahr besonders intensiv um unsere alte Mutter Erde, damit sie uns zukünftig wie ein neuer schöner Stern erscheint. Das wird dann geschehen, wenn wir alle friedlich, liebevoll und verantwortungsbewusst mit ihr und den Menschen, die sie bewohnen, umgehen.

Ein sehr spannend zu lesendes Buch, das verdeutlicht, dass es auf unserer Erde mithin keine Sicherheit gibt, dass wir vielen Unbilden ausgesetzt sind und dass wir unser Leben letztlich stets als eine Reise begreifen sollten.



Freitag, 26. Februar 2010

Autor/in oder Schriftsteller/in?

Bestimmt hat fast jeder Schreiberling, sich schon einmal die Frage gestellt: Bin ich Autor oder Schriftsteller? Eine eindeutige Antwort darauf konnte ich nicht finden. Jeder Autor darf sich auch Schriftsteller nennen. Es gibt keinerlei Hinweise, die dagegen sprechen. Warum dann zwei Bezeichnungen, wenn es keinen Unterschied gibt? Eine gute Frage. Aber das liegt sicher im Ermessen der schreibenden Person. Jeder der ein „literarisches Werk“ geschrieben und veröffentlicht hat, egal welcher Art, kann sich Autor nennen. Bezeichnet er sich als Schriftsteller, ist das ihm selbst überlassen. Es sind keine festen Regeln bekannt. Dabei spiel es keine Rolle, ob Honorar bezogen wird oder nicht.

Im 17. Jahrhundert entstand, durch das Verfassen von Schriften, die Bezeichnung Schriftsteller. Die dann auch als Berufsbezeichnung galt. Kann man nun davon ausgehen, dass Autoren, die eine feste Einnahmequelle für ihre Arbeiten haben, die echten Schriftsteller sind? Oder etwa doch nicht? Die Autoren, die sich generell als Schriftsteller titulieren, sehen darin allerdings einen kleinen Unterschied. Sie grenzen sich gerne mit dem Argument ab, dass Autoren, die ein Honorar für ihre Arbeiten erhalten, sich zu Recht als Schriftsteller bezeichnen dürfen. Sie bemessen sich an einer gewissen „Schaffenshöhe“. Ob das nicht ein wenig überheblich klingt? Man sollte die Bescheidenheit eines Autors nicht unterschätzen. Es gibt viele Autoren, deren Bücher weit über den geistigen Horizont eines Möchtegern Schriftstellers hinausragen. Ein Unterschied sollte lediglich in der Qualität ersichtlich sein. Den jeder Schreiber ist so gut wie sein Werk, egal ob er nun die Bezeichnung Autor oder Schriftsteller trägt.

Auch einige meiner literarischen Arbeiten wurden bei Verlagen angenommen und honoriert. Daraufhin bestätigte eine mir bekannte Schriftstellerin, die seit 25 Jahren bei einem renommierten Verlag schreibt und honoriert wird, dass ich mich nun selbst auch als Schriftstellerin bezeichnen dürfte. Bisher konnte ich mich noch nicht dazu entschließen. Ich warte auf das nächste Honorar und werde mir dann überlegen, ob ich nun Autorin oder Schriftstellerin bin. Allerdings ist mir die Bezeichnung "Autorenhonorar" wohl bekannt. Von einem "Schriftstellerhonorar" habe ich noch nichts gehört.
Bei ein Buch lesen werden Sie, egal ob von Autoren/innen oder Schriftsteller/innen, geeignete spannende und qualitative Leselektüre finden.

Meine Bücher: Tränen der Verzweiflung - Mord und andere Tragödien
                       Die Gläserne Wand - Phantastische Geschichten

Sylvia B. »Dein Duft«

Sylvia B. Galerie  Sylvia B. »der tiger am gelben fluss« bei buecher.de

Dienstag, 23. Februar 2010

20 Gründe, die das Buch »Vorsicht Liebensgefahr!« unentbehrlich machen

Eine Frage sollte ein Buchautor ja nie aus den Augen verlieren:

»Welchen Grund könnte ein Leser haben, unter allen verfügbaren Titeln ausgerechnet MEIN Buch für seine Lektüre auszuwählen?«

Bezogen auf mein Erstlingswerk Vorsicht Liebensgefahr! habe ich mal eine Liste erstellt. 20 Gründe sind dabei herausgekommen, die ich Ihnen, liebe BlogleserInnen, nicht vorenthalten möchte:

1.) Sie haben gerade »Feuchtgebiete« gelesen, und Ihnen steht der Sinn nach ähnlich drastischer Literatur? Vorsicht Liebensgefahr! ist die Lösung!
2.) Sie haben »Feuchtgebiete« noch nicht gelesen? Dann haben Sie ja Zeit für Vorsicht Liebensgefahr! :-)
3.) Ihr Mann nervt gerade, und Sie möchten gerne wissen, ob es Menschen gibt die noch viel schlimmer sind als er? Vorsicht Liebensgefahr! lesen und durchatmen!
4.) Sie suchen ein passendes Geschenk für die Schwiegermutter Ihrer schlimmsten Feindin? Dann haben Sie es jetzt gefunden! Überreichen Sie ihr Vorsicht Liebensgefahr! mit den besten Grüßen von der Schwiegertochter, und warten Sie ab was passiert!
5.) Sie suchen einen eleganten Weg, Ihrem Mann zu zeigen was ihm blüht, wenn er so weitermacht wie bisher? Schenken Sie ihm Vorsicht Liebensgefahr!.
6.) Sie möchten Ihrer Frau, der Undankbaren, demonstrieren, welches Glück sie mit Ihnen doch hat? Geben Sie ihr Vorsicht Liebensgefahr! Das wird sie überzeugen.
7.) Ein überaus männlicher Mann erzählt Ihnen im Brustton der Überzeugung, weibliche Autoren würden nur harmlose Trivialliteratur schreiben? Halten Sie mit Vorsicht Liebensgefahr! dagegen! Wenn Sie allerdings eine Frau sind, die ernstere Absichten bei dem Betreffenden verfolgt, sollten Sie vorsichtig sein: Solch »männliche« Männer bekommen schnell Angst! Obwohl… wenn er so leicht Angst bekommt: Ist er dann der Richtige für SIE?
8.) Sie suchen Vorlesestoff für das Adventskaffeekränzchen Ihres Bibelkreises? Nehmen Sie Vorsicht Liebensgefahr! Aber erwarten Sie danach nicht, jemals wieder eingeladen zu werden.
9.) Sie haben manchmal Mordgedanken, wenn eine bestimmte Person Ihnen in den Sinn kommt? Reagieren Sie sich ab mit Vorsicht Liebensgefahr!
10.) Sie sind gerade Single und spielen mit dem Gedanken, an diesem Status etwas ändern zu wollen? Lesen Sie zur Sicherheit Vorsicht Liebensgefahr! Und zwar vorher.
11.) Sie sind verheiratet/liiert und fragen sich, ob dieser Zustand nun ein unabwendbares Schicksal darstellt? Vorsicht Liebensgefahr! lesen!
12.) Ihr Chef ist ein Ekel? Schenken Sie seiner Frau Vorsicht Liebensgefahr!, und beobachten Sie ganz gelassen, ob er in einigen Tagen noch zur Arbeit erscheinen wird.
13.) Ihre beste Freundin wird von ihrem Mann verprügelt? Mit Vorsicht Liebensgefahr! im Regal wird sie sich todsicher aufraffen, diesen Zustand abzustellen.
14.) Sie möchten noch vor der Hochzeit testen, ob Ihr(e) Zukünftige/r hart im Nehmen ist? Machen Sie den ultimativen Test mit Vorsicht Liebensgefahr!
15.) Sie verschlingen Romane, in denen nicht das Recht sondern die Gerechtigkeit siegt? Dann dürften Sie mit Vorsicht Liebensgefahr! auf Ihre Kosten kommen.
16.) Sie haben genug Literatur á la »heile-Welt-dutzi-dutzi-wir-haben-uns-alle-lieb-Manier« gelesen und Sehnsucht nach etwas Kräftigerem? Dann sind Sie mit Vorsicht Liebensgefahr! fündig geworden.
17.) Sie sind schon von der Delle in der Zahnpastatube genervt, welche Ihr Mann zu hinterlassen pflegt? Dann werden Sie nach der Lektüre von Vorsicht Liebensgefahr! wieder froh sein was Sie haben.
18.) Sie glauben nicht, dass Ihnen eine Beziehung passieren könnte, wie die der Leonore Habermann in Vorsicht Liebensgefahr!? Nun, das hätte Leonore Habermann auch nicht geglaubt.
19.) Sie möchten gerne Trendsetter sein und etwas lesen, das noch nicht Millionen anderer Leser bekannt ist? Lesen Sie Vorsicht Liebensgefahr! und glänzen Sie in Ihrem Bekanntenkreis mit einer literarischen Entdeckung.
20.) Und, last but not least, Sie möchten einfach mal wieder in einen Psycho-Thriller abtauchen, dessen Inhalt Ihnen noch nicht geläufig ist? Vorsicht Liebensgefahr!



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Montag, 22. Februar 2010

Windsbraut

Öffne Dein Herz, und laß ihn in Deinen Verstand eindringen. Mache ihm den Weg zu Deiner Seele frei. Gib ihm die Möglichkeit Dich das Leben zu lehren, Dein Temperament zu entfachen, Deine Träume offenzulegen, Deine geheimsten Wünsche wahr werden zu lassen.

Glaub mir, er kann all diese Dinge. Er kann Dir einen Weg aufzeigen, der Dein Leben zum Abenteuer werden läßt, kann der Hüter Deiner Phantasie sein, kann der Sturm Deiner Gefühle werden. Gib ihm eine Chance, Du weißt ja nicht was Du sonst verpaßt.

Gehe hinaus wenn er sich am heftigsten austobt, gib Dich seiner unwiderstehlichen Macht hin, laß ihn durch Dein Haar fahren, damit spielen, es verwirren, daran ziehen und zerren, es sanft auf Deine Schulter gleiten lassen.

Biete ihm die Stirn, stemme Dich gegen seine Kraft, zeige ihm, dass Du ebenso stark bist, wie er. Raufe mit ihm, um jeden Meter den Du vorwärts kommen willst, gib niemals nach, sonst wirft er Dich um.
Spiele mit ihm, laß ihn an Deiner Kleidung zupfen, drehe Dich um die eigene Achse und spüre ihn aus jeder Richtung auf Dich eindringen. Blicke in sein Antlitz. Laß Dir die Haare aus dem Gesicht wehen und sieh ihm dabei direkt in sein manchmal wütendes Auge.

Spüre seinen Humor und lache mit ihm. Werde aber nie leichtsinnig, denn er ist wechselhaft, kann vom sanften Freund und Liebhaber zu Deinem größten und gefährlichsten Feind werden. Wenn er will kann er Dich verfolgen, es gibt keinen Ort wo er Dich nicht findet. Er weht durch die kleinste Spalte, reißt das beste Dach vom Haus, zieht in seinen Trichter was immer er will, wechselt die Richtung, wie es ihm gefällt. Ist im einen Moment vor Dir, im nächsten in Deinem Rücken. Du kannst ihm nicht entkommen, also fordere seine Wut nicht heraus.

Werde sein Freund, lerne ihn kennen, versuche seine Launen zu verstehen und auf sie einzugehen. Wenn er allzu wild ist, gehe ihm aus dem Weg. Suche seine Nähe wenn er ruhig und zu einem Spielchen aufgelegt ist.

Er wird niemals auf Deine Launen eingehen, dafür ist er zu eigenständig. Du kannst Dich ihm nur anpassen und ihn gerade für seine Selbständigkeit lieben. Wenn Du dieses Gefühl für ihn entwickelt hast, brauchst Du sein Säuseln und Brausen nicht mehr zu fürchten. Dann gibt es nichts Schöneres als während es stärksten Sturms hinauszugehen, einen Spaziergang zu machen und ihm nahe zu sein. Das Knacken der Äste, das Rauschen in den Baumwipfeln, das Sausen durch hohle Gassen, all das geht Dir in Fleisch und Blut über. Du sehnst Dich nach diesen Geräuschen, die Andere so oft ängstigen. Du willst ihn spüren, wenn die Anderen sich in ihren Häusern verkriechen. Du wünschst Dir, dass er immer stärker wehen soll, wenn die Anderen nur noch ihre Ruhe wollen. Du bist eins mit ihm, und doch ein Individualist.

Eine Windsbraut.



©Sylvia Seyboth


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Sonntag, 21. Februar 2010

6 »Der Mann mit Hut«

Walter-Jörg Langbein
Teil 6 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«


Es ist eine uralte indische Tradition, Tempel an heiligen Orten zu errichten. Was aber sind »heilige Orte«? Was macht eine Stätte zu etwas Besonderem, religiös Bedeutsamem? »Wo einst Götter vom Himmel zur Erde kamen, dort wurde die Erde geheiligt!« Diese oder eine ähnliche Erklärung hörte ich auf meinen Reisen immer wieder, und nicht nur in Indien. Und dort errichtete man erst kleine Tempelchen, die im Lauf der Jahrhunderte zu gewaltigen Anlagen ausgebaut werden konnten. So entstand auch die weltgrößte Pilgerstätte des Christentums: zu Ehren der Maria von Guadalupe in Mexiko.

In Indien scheint es besonders viele Orte gegeben zu haben, an denen sich Himmlische einst den Menschen zeigten. Wo Menschen und Götter miteinander kommunizierten, wo regelmäßig die Götter erschienen und den Menschen Befehle oder Ratschläge erteilten, dort wurden Häuser der Begegnung errichtet, zur Erinnerung an die Geschehnisse von einst. Zunächst mögen nur bescheidene Hütten an die mysteriösen Ereignisse erinnert haben. Mit dem Heranwachsen der religiösen Kulte wuchsen auch die sakralen Bauten.

Tempel wurden errichtet, oft mit einem heute kaum noch nachvollziehbaren Aufwand. Oftmals wurden gigantische Materialmassen bewegt und mit angeblich primitiven Mitteln zu Wunderwerken der Bautechnik aufgetürmt. Wichtig ist dabei nicht so sehr das steinerne Gebäude, sondern der Ort, an dem es steht.

Wird ein Tempel baufällig, wird er untersucht und – falls möglich – renoviert. Sind die Schäden aber nicht mehr zu reparieren, dann wird der Tempel abgetragen. An gleicher Stelle wird dann ein neuer errichtet. Ähnliches geschah im christlichen Europa: Wo einst heidnische Kulte zelebriert wurden, hat man später Kirchen und Kathedralen gebaut. Die ursprüngliche Bedeutung der heiligen Orte wurde weitestgehend verdrängt.

Für die Altersbestimmung eines Ortes der Verehrung ist es also nicht ausschlaggebend, wann das jeweils aktuelle Tempelgebäude errichtet wurde, sondern wann der erste Tempel an der heiligen Stätte gebaut wurde. Das aber lässt sich in der Regel nicht mehr feststellen.

Wichtig ist: Es handelt es sich bei letztlich allen wichtigen indischen Tempeln stets um Kopien von Kopien von Kopien – und niemand vermag zu sagen, wann denn das jeweilige Original gebaut wurde.

Der Brhadisvaratempel in seiner heutigen Ausführung soll anno 1003 nach einer Bauzeit von nur sieben Jahren errichtet worden sein. Allein schon die steinerne Monsterkugel (Kopie eines Vimana) an der Spitze der Tempelpyramide stellt heutige Bauingenieure vor ein Rätsel: sie wiegt stattliche 80 Tonnen, wurde aus einem einzigen Riesenstein gefertigt. Wie wurde der gewaltige Monolith an seinen Platz in luftiger Höhe gebracht ?

Verschiedene »Erklärungen« werden angeboten, die alle nicht so recht überzeugen. Man habe eine komplizierte Holzkonstruktion errichtet, meinen die einen Theoretiker, eine mindestens 6.000 Meter lange Rampe, auf der der Steinkoloss von 80 Tonnen Gewicht mit Hilfe zahlloser Arbeitskräfte und Elefanten geschoben und gezerrt wurde. Andere »Erklärer« lehnen diese Überlegung ab. Eine Holzkonstruktion habe niemals die enorme Last tragen können. Man habe vielmehr den gesamten Tempel nebst Turm unter einem künstlich aufgeschütteten Riesenhügel verschwinden lassen, dann den Vimana-Stein auf einer ebenso aus Erde aufgeschütteten Rampe gen Himmel geschoben und schließlich wieder die Erdmassen abgetragen. Wie nun besagte Rampe ausgesehen haben soll, selbst darüber streiten sich die Gelehrten. War sie gerade und viele Kilometer lang ? Oder wurde sie spiralförmig um den Hügel, der den Tempel in der Bauphase umgab, angelegt ?

So ein Erdberg hätte die Tempelbauer vor schier unlösbare Probleme gestellt. Er müsste nicht nur gewaltige Ausmaße gehabt haben, sondern auch irgendwie befestigt worden sein, damit nichts beim Transport des Riesensteins abrutschte. Vor Ort löst diese Hypothese nur Kopfschütteln aus. Nie und nimmer hätte man einen heiligen Tempel, den man nur mit bloßen Füßen betreten darf, unter einem schmutzigen Erdberg verschwinden lassen, auch nicht vorübergehend. Eine solche Vorgehensweise wäre mit der Würde des heiligen Bauwerks in keiner Weise vereinbar gewesen.

Eine dritte Hypothese geht von einer gewaltigen Holzkonstruktion aus, die in massiv angelegten Stufen aufgebaut worden sein soll. Die gewaltige Last musste nach dieser Theorie nicht in einem Anlauf angehoben werden. Vielmehr habe man sie Stück für Stück hochgewuchtet. Von Stockwerk zu Stockwerk habe man mit Hilfe von gewaltigen hölzernen Hebeln und Elefanten die steinerne Last Stockwerk für Stockwerk hochgeschafft. Auch diese Erklärung, die sich nicht einmal auf dem Papier wirklich gut ausmacht, lässt sich praktisch wohl kaum verwirklichen.

Es gibt keinerlei Unterlagen aus der Zeit des Tempelbaus über die Arbeitsweisen der damaligen Baumeister. Immer wieder werden Theorien vorgetragen: aber es sind Spekulationen, für die keine Beweise vorliegen. Immer wieder wird versucht die Methoden der Tempelbaumeister zu erahnen. Doch niemand kann behaupten zu wissen, was geschah... allenfalls was womöglich geschehen ist.

Der gewaltige Steinkoloss hoch oben auf der Tempelpyramide lenkt unseren Blick auf sich. Dabei übersieht man leicht, den Tempelkomplex, der um den alles dominierenden Pyramiden-Turm gebaut wurde. Bis zu eintausend Menschen sollen unmittelbar vom Tempelkult gelebt haben, im Sakralbereich von Brhadisvara allein: Vierhundert Tempel-Tänzerinnen (»devadasis«) und mindestens 600 Angehörige zahlreicher Berufe, vom Steinmetz zum Tempelpriester, vom Händler bis zum Tempeldiener, vom Opferpriester bis zum Maler. Offenbar wurden nicht nur religiöse Zeremonien abgehalten. Offenbar wurden nicht nur den Göttern Opfer gebracht. Offensichtlich wurde die Tempelanlage im Verlauf der vielen Jahrhunderte ständig renoviert, instand gehalten und nach und nach erweitert.

Einst pulsierte der Komplex von Brhadisvara wie eine Miniaturstadt von Leben. Die ehrfürchtige Stille christlicher Kirchen gibt es erst seitdem Brhadisvara zu einer leeren Hülle wurde, die den einstigen Glanz kaum noch erahnen lässt. Wie ein kupferner Turm überragt die steile Tempelpyramide den Komplex, vom Licht der morgendlichen oder abendlichen Sonne verzaubert. Man bräuchte Zeit, sehr viel Zeit. Dann könnte man diesen gewaltigen Tempelturm vielleicht wie ein Buch lesen. Aus der Distanz beeindruckt die gewaltige »Kugel« an der Spitze, auf der der 80-Tonnen-Koloss zu schweben scheint. Die steinerne Nadelspitze darunter ist eine Art Bilderbuch in Stein. Sechzehn Stockwerke bestehen jeweils aus einer vom Boden aus kaum zu erkennenden Fülle Hunderter Figürchen. Hunderte reliefartig dargestellter kleiner Tempelchen verzieren jeden einzelnen Reliefkranz. Und jedes dieser Tempelchen stellt ein Flugvehikel der Götter dar. Steigt da eine ganze Armada von Flugvehikeln gen Himmel?

Die eigentliche Sensation wird meistens übersehen und von Touristenführern verschwiegen: mitten in diesem Gewimmel von halbplastischen Götterdarstellungen, von mächtigen irdischen Heroen und unzähligen kleinen Tempelchen... ist eine fremdartige Darstellung versteckt. Man übersieht sie wirklich leicht in luftiger Höhe... zwischen den vielen Darstellungen von Opfergaben und Spenden für die Götter. Zeigen uns viele der kunstvoll gearbeiteten Halbreliefs Lobpreisungen des Herrschers, der den gewaltigen Bau ermöglichte? Und zwischendrin erkennt man, bei konzentrierter Aufmerksamkeit, einen Europäer in Hut und Anzug. Rechts und links wird er von zwei Kämpfern flankiert. Diese beiden Krieger sind mit Schwert und Schild bewaffnet. Sie halten ihre martialischen Attribute mit spielerischer Eleganz. Geradezu tänzerisch scheinen sie so etwas wie ein seltsames Ballett aufzuführen, annähernd spiegelbildlich zueinander. Dank meines 300-Millimeter-Teleobjektivs konnte ich die mysteriöse Darstellung im Bild festhalten.

Bedenken wir: Erst um das Jahr 1290 besuchte Marco Polo Indien, von seiner Chinareise zurückkehrend. Noch später, nämlich 1498, drangen portugiesische Handelsleute ins Landesinnere vor. Wann mögen die ersten Europäer in die Region von Brhadisvara gekommen sein? Wir wissen es nicht genau, nur dass zu jener Zeit der mysteriöse Tempel längst gestanden hat!

Warum setzten indische Künstler, deren Namen wir nicht kennen, das Bild eines Europäers an die Tempelpyramide? Und das im zehnten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung, Jahrhunderte bevor der erste Europäer nach Indien kam? Handelt es sich bei dem »Mann mit Hut« um die prophetische Vision eines indischen Künstlers, der auf seine Weise die Ankunft der Europäer in Indien vorhersagte? Stellt die seherische Darstellung den kriegerischen Kampf der Inder dar, die sich gegen die mit Gewalt vorrückenden Europäer zu verteidigen suchten?

»Vimanas, Flugvehikel der Götter«,

Teil 7 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
erscheint am 28.02.2010

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Samstag, 20. Februar 2010

Drei Gedichte von Helga König, 1995 und 1975

Alles wird gut,
wenn Du lächelst
und mit heißem Herzen
ja sagst zum Du
Der Andere ist Dein Spiegel.
Alles wird gut,
wenn Du zu lieben beginnst,
denn dort, wo die Liebe ist,
da ist alles gut.
(1995)
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Redet nicht immer vom Frieden
Seid friedlich heute, jetzt.
Hört auf Pseudopläne zu schmieden
Nicht das ist gut, was andere verletzt.

Nennt ihr es Frieden, wenn täglich Tausende Sterben?
herrscht Krieg nur dort, wo die Erde verbrannt?
Täglich zerbrechen Seelen und Leiber in Scherben
Doch ihr glaubt, ihr lebt in einem friedlichen Land.

Es gibt Kriege, ganz ohne Bomben,
blutlos und grausam, mit viel Höhlenqual
Die Menschlichkeit weicht zurück in dunk`kle Katakomben
Wir alle tragen das Kains-, manche- gottlob- ein Hexenmal.
( Dez. 1975)
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Ihr sprecht von Sitte und Moral,
von Engelsreinheit,
singt klerikale Lieder überall,
negiert den Mensch und dessen Einheit

Ihr schwätzt von Menschenlieb´ und Krieg,
ihr Engelsguten,
kämpft stürmisch um der Lüge Sieg,
indess`die Wahrheit muss verbluten.

Man bricht euch Federn aus den Flügeln,
ihr Lieben, doch leider
blüht auf euren Gesinnungshügeln
"Tränend Herz", ihr aber predigt weiter, weiter..
(Dez. 1975)
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Samstagsrezension: Helga König

Hongkong. Meine Liebe. Ein spezieller Reiseführer. Thorsten Boose, Silke Oettel

"Besser als einer, der weiß, was recht ist, ist einer, der liebt, was recht ist; und besser als einer, der liebt, was recht ist, ist einer der Begeisterung fühlt für das, was recht ist." (Zitat: Loa-tse)

Thorsten Boose und Silke Oettel haben den Anspruch an sich gestellt, einen speziellen Reiseführer über Hongkong zu konzipieren. Worin unterscheidet sich dieser von all den anderen, die auf dem Markt sind? Grob gesagt, er ist mit mehr Liebe und persönlichem Engagement verfasst worden und verfügt über eine 38 Seiten lange Filmecke. Dort kann man sich in Filmrezensionen der Autoren vertiefen, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Ich werde zum Ende meiner Rezension darauf abermals zu sprechen kommen.

Die sehr spannenden Reisebeschreibungen, die dem Buch eine angenehm persönliche Note verleihen, werden durch eine Vielzahl hübscher Foto von der Stadt zusätzlich belebt. Es handelt sich hierbei nicht um die touristischen Standardfotos, die man aus anderen Reiseführern kennt, sondern um abgelichtete individuelle Eindrücke, wie etwa die wirklich gut gelungene idyllische Momentaufnahme im Nan-Lian-Garten des Chi Nunnery in Diamond Hill.

Die Autoren nehmen den Leser mit auf ihre Erkundungstour. Die einzelnen Punkte hier aufzulisten, halte ich allerdings für wenig sinnvoll. Zur Sprache kommen dabei auch kleine Inseln und Dörfer, beispielweise Stanley, ein Fischerdorf, das die Einheimischen einst nicht grundlos "Chuck Chu" ( Räuberdorf ) nannten.

Festhalten möchte ich allerdings, dass die Autoren es schaffen, das Gesehene stets hervorragend intellektuell aufzuarbeiten. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, darunter auch imposante Tempelanlagen und Museen, werden gut erklärt, auf Besonderheiten der Architektur wird hingewiesen, auch Hotels werden genannt. Dabei wurde das Peninsula und das Heritage erfreulicher Weise nicht vergessen. Schön, dass die Autoren diese beiden Spitzen-Hotels nicht ausgespart haben, denn durch ihre Erwähnung wird deutlich, dass dieser Reiseführer keinesfalls für Billigtouristen gedacht ist.

Die Idee, das Buch mit Filmrezensionen zu Filmen aus Hongkong zu beschließen, möchte ich besonders loben. Für einen Erstreisenden in diese Stadt sind Filme ein guter Einstieg, um die Mentalität und die Gefühlswelt von Asiaten kennenzulernen. Solche Informationen erleichtern den Umgang mit den Menschen dort ganz gewiss. Der Film "Chan`s Hong Kong" ist meines Erachtens der ideale Einstieg: Die Autoren schreiben hier u.a." Jackie erklärt uns einiges über die Kultur ( den "Großen Buddha" streifen wir dabei) , den Glauben und die Geschichte und erklärt, dass Hongkong heutzutage das weltweite Zentrum der Kampfkünste sei, da sich hier aus allen Kampfkünsten die Meister niedergelassen haben. Neben dem hektischen Großstadtleben bietet der Film auch Gelegenheit zur Entspannung auf Cheung Chau Island, wo es keine Autos gibt."

Empfehlenswert.

Bei Amazon bestellen


Mittwoch, 17. Februar 2010

Mein Umgang mit dem Feind

»Der Künstler lebt vom Applaus«

Als Autorin freue ich mich, wenn meine Bücher gelesen werden, wenn über sie gesprochen und geschrieben wird. Auf eine für mich besondere Buchbesprechung möchte ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufmerksam machen.

Vor mir liegt die aktuelle Mitgliederzeitschrift für KIMM e.V. – Informationen für Morbus Menière Betroffene, KIMM aktuell. Aufmerksam lese ich diese Zeitschrift, gleich auf Seite 3 kann ich mir ein Bild von Anna Bott, der kommissarischen Vorsitzenden machen, die mich herzlich anlacht. Ich lese den Vortrag von Dr. Helmut Schaaf, Oberarzt in der Tinnitus Klinik Dr. Hesse in Bad Arolsen und weitere Beiträge engagierte Ärzte. Um Ihre Frage gleich vorwegzunehmen: Nein, Morbus Menière ist nach wie vor nicht heilbar. Aber: Viele Auswirkungen sind in vielen Teilen ausgleichbar, beeinflussbar und viele ungünstige Faktoren angehbar.

Über die Auswirkungen der Erkrankung auf das Berufsleben berichtet eine junge Frau. Ihren Beitrag konnte ich nur abnicken, Menière verändert das Leben, die Lebensgestaltung, ist ein Karrierekiller. Dann lese ich den Beitrag einer großen Kämpferin: Inge Freifrau von dem Bussche, die für das Jahr 2010 ein Jubiläum ankündigt, 60 Jahre mit Morbus Menière.

So liebevoll und persönlich alle Beiträge gehalten sind, fällt auch die Buchbesprechung aus.

Leseproben finde ich, die häufig beschriebene Situationen von Betroffenen repräsentieren.

Der Schriftführer von KIMM, Herr Fred Knäuel, als Verfasser der Buchbesprechung, lässt zum Abschluss Textstellen einfließen, die ihn selbst persönlich berührt haben. Der für mich wichtigste Satz aber ist dieser: »Das Buch dürfte aus meiner Sicht auch/gerade für den nicht- oder nur indirekt betroffenen Leser eine exzellente Lektüre sein, die sein Verstehen von Morbus Menière bzw. den davon Betroffenen voranbringen kann

Bei keiner meiner Publikationen gehen »mein Ich« und das »lyrische-Ich« so nah beieinander, quasi Hand-in-Hand, wie in »menière desaster«. Herr Dr. Schaaf führt in seinem Vortrag Folgendes aus: »Schon, wenn man „mit Sicherheit“ wissen will, was genau den Morbus Menière ausmacht und vor allem was nicht, kommt man in Definitions- und Abgrenzungsschwierigkeiten bis hin zu der Auffassung, dass es „den Morbus Menière“ gar nicht gibt, sondern nur ein Syndrom, das nach Menière benannt ist.« und » dass es weder „die Menière Krankheit“ noch „den Menièrepatienten“ gibt«.

So können wir davon ausgehen, dass jeder Menière Betroffene sein ureigenes Schicksal hat.

Symptome der Erkrankung sind überliefert bei Julius Caesar 100 v. Chr.- 44 v. Chr., Martin Luther 1483 - 1546, Vincent van Gogh 1853 - 1890. Prosper Menière beschrieb 1861 ein Syndrom, das später nach ihm benannt wurde.

Wie gehen Betroffene mit diesem Syndrom um. Wenn ich von mir sprechen will, so war ich fast zwei Jahrzehnte ein Simulant für meine Außenwelt. Den Menière habe ich zu meinem Feind erklärt. Von Martin Luther wird berichtet, dass er der Meinung war, der Teufel wolle von ihm Besitz ergreifen. Für mich nachvollziehbar, denn begleitet wurden meine Anfälle von einem unglaublichen, Angst einflößenden Dröhnen, das nur ich hörte. So wie ich musste auch Luther gegen einen Feind kämpfen, der heimtückisch aus dem Nichts kam und wieder im Nichts verschwand. Nicht anders kann es Vincent van Gogh ergangen sein, der in meinen Augen tragischste »Bruder im Leid«. Wenn ich Berichte lese, gerade über sein klägliches Ende und lese, wie nach möglichen Erklärungen gesucht wird, berührt mich das tief. Sich während eines Menière Anfalles in die Brust zu schießen und zu hoffen, dass diese Aktion auch den gewünschten Erfolg bringt, ist aus meiner Sicht der Dinge ein Unterfangen, dem ich mich nicht ausgesetzt hätte. Es zeigt aber die Verzweiflung des Betroffenen deutlich auf. Sehen Sie, liebe Leserin und Leser, manchmal gestalten sich die Dinge anders, als sie sich uns darstellen. Betrachten Sie einfach das Wirken der Beschriebenen unter dem Aspekt, dass diese Menschen Menière Betroffene waren.

Mein Umgang mit dem Feind. Für mich war die Zeit mein Freund, sie arbeitete für mich, denn ich lebe in anderer Zeit an anderem Ort. Auch mir war klar, dass dem letzten Anfall, der mich mehr als 30 Stunden lang mit voller Wucht erfasste, kein weiterer mehr folgen durfte. Andere Zeit, anderer Ort, Vincent hat zur Waffe gegriffen, ich zur Überweisung für den Klinikaufenthalt.

Der Morbus Menière hat meine uralte Kriegerseele zum Leben erweckt. Bevor mich ein Feind vernichtet, vernichte ich ihn. Ich komme jetzt zu dem wohl spannendsten Teil meiner Ausführung. Denn die Anfälle, die zuvor im Abstand von zwei Tagen kamen, blieben plötzlich aus, während sich die ohrtoxische Substanz ihren vernichtenden Weg zu meinem Gleichgewichtsorgan bahnte. Wie ein Cyberstalker, der, wissend, dass es ihm an den Kragen geht und doch nicht über seinen kranken Schatten springen kann, stichelnd darauf lauert, dass sein Opfer doch noch einen Rückzieher macht um wieder aus dem Nichts kommend zuzuschlagen und zu verschwinden. Der Krieger in mir hat die Entscheidung getroffen, die Behandlung weiterzuführen. Der Feind saß in meinem Gleichgewichtsorgan, dort habe ich ihn vernichten lassen. Das war eine gute Entscheidung – für mich. Es war kein Pyrrhus-Sieg. Diese Entscheidung hat mir ein Mehr an Lebensqualität gebracht. Und eine gewisse Sicherheit, im Umgang mit meinen Feinden. Es musste etwas in mir sterben, damit ich wieder leben konnte.

Sylvia B. menière desaster Der Feind in meinem Innenohr
bei hugendubel    bei buecher.de 
 
Helmut Schaaf Morbus Menière bei buecher.de
 
Vielen Dank KIMM für die Buchbesprechung
 
Ich hatte einen Traum

Montag, 15. Februar 2010

Träume verwirklichen

Hat nicht ein jeder von uns, seine ganz eigenen Träume, von dem, was er im Leben noch erreichen will?

Manchmal erscheint es nahezu unmöglich, sich diesen Traum zu erfüllen. Doch der Traum bleibt bestehen, das Sehnen nach der Realisation des Traumes wird mit den Jahren immer drängender. Aber je älter wir werden, desto mehr beschleicht uns das Gefühl, dass es aussichtslos ist, diesen Traum weiter zu verfolgen. Er scheint unerreichbar, weltfremd oder einfach unbezahlbar.

Wenn wir uns aber vorstellen, diesen Traum aufzugeben, ihn einfach ad acta zu legen und die Hoffnung fahren zu lassen, dann bricht uns beinahe das Herz. Er ist es, der uns vorantreibt, der uns immer wieder neuen Aufschwung verleiht, der unserem Leben einen Sinn verleiht.

Wir rennen also weiterhin unserem ganz persönlichen Traum hinterher. Und das ist gut so! Denn Träume machen nur dann einen Sinn, wenn man sie ernst nimmt, wenn man ihnen jede freie Minute widmet, wenn man immer aufs Neue mit Einfallsreichtum an ihre Verwirklichung herangeht. Manchmal erleidet man derbe Rückschläge, oder kommt auch gar nicht von der Stelle. Aber dann gibt es diese Moment, in denen man der Erfüllung eines Traumes plötzlich ganz nahe kommt, ja womöglich sogar schon das Gefühl hat, nun wird er endlich wahr.

Jeder Traum ruft jedoch auch seine ganz eigenen Kritiker hervor. Sie sprießen wie Pilze aus dem Boden und reden unseren Traum klein, wollen ihn zu einem unwichtigen Nichts herabwürdigen. Wer jedoch an seinen Traum glaubt, der läßt sich von ihnen nicht beeinflussen, beharrt auf der Erfüllung, kämpft weiter um den Erfolg. Man muss lernen mit diesen Kritikern umzugehen, ja vielleicht auch einfach sie zu ignorieren.

Und manchmal öffnet sich ganz plötzlich und unvermutet ein Türchen des Schicksals und man entdeckt einen Weg, um den heißgeliebten Traum wahr werden zu lassen. Dann ergreifen wir unsere Chance und durchschreiten den Torbogen der unbegrenzten Möglichkeiten, treten ein in ein ganz neues Reich der Traumrealität. Hier herrscht Zufriedenheit, trotz schwerster Arbeit. Denn die wird uns zumeist für unseren Traum abgefordert. Wir investieren Zeit, Geld, und Kraft in diesen Traum, ackern Stunde um Stunde und verfolgen sein Wachstum. Denn Träume stagnieren niemals, sie wollen weiter wachsen, wollen sich entfalten, von einem kleinen Stadium in das Nächstgrößere überwechseln.
Trotz all dieser Mühen und manchmal auch geplatzten Hoffnungen, kämpfen wir weiter, ergötzen uns an den kleinen Erfolgen, hecheln nach einer Steigerung und seufzen doch am Abend zufrieden, denn all die Mühen haben sich gelohnt, wenn auch nur ein kleiner Teil unserer Wünsche, Hoffnungen und Träume Realität wurde.

Und aus diesen Gründen ist ein Traum unabdingbar nötig, um dem Leben einen tieferen Sinn zu verleihen. Selbst wenn wir es niemals schaffen unsere Träume umzusetzen, wir dürfen sie auf gar keinen Fall gänzlich aus den Augen verlieren, denn wo wäre dann noch die Hoffnung, die uns am Leben erhält?

©Sylvia Seyboth

Meine Romane auf amazon:Vampir in Untermiete: O`Donaghue-Chroniken Teil 1
Rebellion der Vampire: O`Donaghue-Chroniken - Teil 2
Maskerade des Todes
Seele im Glashaus
Katzenaugen können Herzen rauben

Meine Internetseite:http://www.sylviaseyboth.cms4people.de/

"Fotos: Dirk Paeschke, www.kostenlos-fotos.de"

Sonntag, 14. Februar 2010

Im Gespräch mit Ephraim Kishon - Teil 4

Walter-Jörg Langbein
4. und letzter Teil


Mein ausführliches Interview habe ich mit einem Diktiergerät im Hotelzimmer des großen Satirikers Ephraim Kishon in Frankfurt aufgezeichnet und dann Wort für Wort zu Papier gebracht. Das wortgetreue Manuskript legte ich Ephraim Kishon vor: Vor rund 25 Jahren sandte ich es ihm nicht etwa per E-Mail, sondern nach alter Väter Sitte per Briefpost an seine Schweizer Adresse in Zürich. Ephraim Kishon antwortete mir umgehend, wiederum per Brief:

»Lieber Walter-Jörg! Vielen Dank für das eingeschickte Manuskript. Ich habe einige Änderungen angebracht, aber viel wichtiger ist es, dass Sie dieses Interview sprachlich umschreiben sollen. Deutsch ist, wie Sie wissen, nicht meine Muttersprache.... Bitte verleihen Sie dem Schriftstück den notwendigen Stil eines Schriftstellers.«

Die von mir leicht überarbeitete Fassung des Interviews sagte Ephraim Kishon dann zu. Am 22.3.1985 schrieb er mir:

»Lieber Walter-Jörg Vielen Dank für Ihren Brief vom 17.3.1985 und das ausgezeichnete Interview, sowie den übergeschnappten Leserbrief.
Ich danke Ihnen herzlichst für die schöne Sprache, die Sie mir in den Mund gelegt haben. Es ist auch eines der seltenen Interviews, in dem meine Meinung korrekt und interessant wiedergegeben worden ist.

Ich bin sehr zufrieden damit, dass meine Menschenkenntnis mich nicht getäuscht hat. Sie sind wirklich meines Vertrauens würdig, das Sie von der ersten Minute an genossen haben. Wenn Sie in Zukunft noch etwas Ähnliches mit mir machen möchten, finden Sie immer offene Türen.
Inzwischen meine besten Grüße.
Ihr
Ephraim Kishon.«

Zu einem zweiten, ähnlich ausführlichen Interview ist es leider nicht mehr gekommen. Aber wir begegneten uns über Jahre immer wieder am Rande der Frankfurter Buchmesse. Manches Gespräch haben wir geführt. Manches Mal haben wir auch schweigend und schmunzelnd den Messetrubel beobachtet. Ein Erlebnis ist mir besonders gut erinnerlich.... Ephraim Kishon hätte es gewiss weit besser beschreiben können.

Schimpfend näherte sich ein Fernsehteam, bestehend aus Kameramann, Tontechniker und einem wortgewandten Interviewer. Ein Scheinwerfer wurde mit viel Geschick aufgehängt. Eine Kamera wurde sorgfältig in Position gebracht. »Musste das denn heute auch noch sein?« schimpfte einer der Fernsehleute. »Da denkt man, man hat Feierabend... und dann heißt es, schnell, schnell der Lange kommt. Und schon muss man springen und machen!« Dem lautstarken Gespräch der Fernsehleute war zu entnehmen, dass sie auf Helmut Kohl, den damaligen Bundeskanzler, warteten. Die zusätzliche Arbeit verrichteten die Männer allem Anschein nach höchst ungern. Und sie sparten nicht mit Kraftausdrücken, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Plötzlich war es soweit. Ein Menschenknäuel waberte förmlich heran. Ängstliche Buchhändler wichen aus. Verlagsangestellte suchten Schutz hinter Büchertischen. Finster und bedeutsam zugleich dreinblickende Herren in Anzügen waren sofort als Sicherheitsleute zu erkennen. Ihre Jacketts waren seltsam ausgebeult. Die Sicherheitsprofis sondierten das nähere und weitere Umfeld. Ihre Augen müssen so scharf wie die berüchtigten Nacktscanner gewesen sein. Die Herren nickten sich schließlich zuversichtlich zu. Aus der Mitte dieses »Gruppenwesens«, das sich wie eine aus unzähligen Leibern bestehende größere Einheit durch das dichte Gewühl des Messegeländes bewegte, löste sich endlich eine hohe Gestalt. Sie überragte alle anderen um mindestens eine Haupteslänge.

Und just jene Herren, die eben noch aus tiefstem Herzen über den Kanzler geschimpft und derbe Ausdrücke für ihn gefunden hatten, verwandelten sich urplötzlich um Musterbeispiele übertriebener Höflichkeit: »Wenn der Herr Bundeskanzler sich für einen kurzen Moment hierher bemühen wollen...« Helmut Kohl erspähte Ephraim Kishon. »Einen wunderschönen Tag, Herr Kishon!« strahlte er und schüttelte Ephraim Kishon die Hand. »Und wie heißen Sie?« fragte mich der Kanzler. »Und wo sind Sie gebürtig?«

Während Helmut Kohl nun auch mir die Hand drückte antwortete ich: »Walter Langbein. Aus Michelau bei Lichtenfels....« Der Kanzler nickte freundlich. »Ein Franke!« Und schon wanderte die hohe Gestalt, umringt vom wabernden Tross, weiter. Mürrisch wurden Scheinwerfer und Kamera abgebaut. Und jener Herr, der eben noch so überhöflich dem Kanzler gegenüber aufgetreten war, verwandelte sich wieder in einen schimpfenden mürrischen Mitarbeiter eines Fernsehsenders, der kein gutes Haar an Helmut Kohl lassen wollte.

»Sind Sie ein guter Beobachter, Herr Kishon?« habe ich einmal den großen Satiriker gefragt. Ephraim Kishon antwortete: »Um ein halbwegs brauchbarer Satiriker zu sein, muss man gut beobachten können. Und wenn man gut beobachten kann, muss man Satiriker sein. Sonst wäre die Realität oft nicht zu ertragen.«

Ephraim Kishon, eigentlich Ferenc Hoffmann, wurde 1944 in das Arbeitslager Jolsva, Slowakei, verschleppt. 1945 konnte er aus einem Gefangenentransport nach Polen fliehen. So entging er knapp dem sicheren Tod. Ephraim Kishon lebte einige Zeit in Ungarn. Die Lebensverhältnisse unter der kommunistischen Regierung veranlassten ihn, 1949 mit einem Flüchtlingsschiff nach Israel auszuwandern. Bei der Einreise wurde er nach seinem Namen gefragt. »Ferenc Kishont.« Der Beamte schüttelte unwirsch den Kopf. »Ferenc.. gibt es nicht!« und trug Ephraim als Vornamen in Formular ein. Und aus Kishont wurde Kishon.

Ich fragte Ephraim Kishon: »Wie stehen Sie zu Ihrem Vornamen Ephraim?
Ephraim Kishon antwortete: »Was meinen Vornamen betrifft, habe ich schon so viele gehabt, dass es mir schwer fällt, Stellung zu nehmen. Mein letzter Vorname Ephraim gefällt mir am besten, weil er sich mit ›Jeruschaljim‹ reimt. Übrigens habe ich diesen Namen von einem kleinen Hafenbeamten bekommen, als ich 1949 nach Israel kam.

Wenn ich selbst meinen Vornamen wählen könnte, würde ich wahrscheinlich Frederico Garcia von Lorca übernehmen.«

Ich fragte Ephraim Kishon per Brief: »Was halten Sie von der Lehre von der Wiedergeburt?«
Ephraim Kishon antwortete schriftlich:
»Was meine Reinkarnation betrifft, bin ich in derselben Ignoranz wie alle Wissenschaftler, Parapsychologen, der Papst und der Oberrabbiner.
Ich weiß über das Universum nichts und kann mir nicht vorstellen, welchem Zweck es dient, wenn ich als Pinguin oder als Schublade neu geboren werde. Aber theoretisch möchte ich ganz genau als Ephraim Kishon wiedergeboren werden, zur selben Zeit, am selben Ort, unter der einzigen Bedingung, dass Adolf Hitler nicht wiedergeboren wird.«

Im Frühsommer 1986 bat ich Ephraim Kishon um eine Stellungnahme zur Atomenergie. Seine Antwort vom 10. Juni 1986 erweist sich heute, fast ein Vierteljahrhundert später, als geradezu höchst aktuell und brisant.

Ephraim Kishon: »Die Atomenergie ist in meinen Augen ein Segen und ein Fluch zugleich. Ich glaube nicht, dass man sie rückgängig machen kann. Es gibt schon zu viele Atomkraftwerke und zu viele Atombomben. Es ist klar, dass keine der Groß- und Mittelmächte mit der Atomforschung aufhören wird, solange sein Gegner oder sein Nachbar dies nicht auch tut.

Aus diesem Grunde würde ich vorschlagen, die Atomkraftwerke nicht abzuschalten, sondern eine internationale Dachorganisation zu schaffen, die einerseits die Sicherheitsmaßnahmen festlegt und überprüft und andererseits alle möglichen technischen und psychologischen Maßnahmen vorbereitet für die kommenden Jahre, wenn die verschiedenen Terroristengruppen in der Welt über Kernwaffen verfügen.«

Zum fünften Todestag Ephraim Kishons habe ich mein Interview mit dem großen Satiriker in den Blog »ein Buch lesen« gestellt. Vor fünf Jahren ist Ephraim Kishon verstorben. Doch in seinen Büchern lebt er weiter. Seine große Beliebtheit, davon bin ich überzeugt, verdankt Ephraim Kishon seinem großartigen Talent. Er war ein großer Schriftsteller, der die Schwächen und Stärken von uns Menschen treffend und ohne zu verletzen geschildert hat. Und seine Bilder, die er in Worten gezeichnet hat, sind zeitlos: so wie die Schwächen und Stärken von uns Menschen zeitlos sind... sie bestimmten schon unser Leben, als wir noch in Höhlen hausten. Und sie werden das Leben der Menschen bestimmen, die in ferner Zukunft in gewaltigen Weltraumschiffen ins All starten. Ob sie dann Kishons Bücher mitnehmen werden? Ich glaube es! Und wenn Außerirdische so etwas wie Humor kennen, werden sie sich über Ephraim Kishon amüsieren!


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