Teil 248 der Serie
»Monstermauern, Mumien und
Mysterien«
von Walter-Jörg
Langbein
Gott als Weltenschöpfer. Archiv Langbein |
Am 25. Oktober 2014 werde ich im Rahmen des »One-Day-Meetings« der »A.A.S.«-Gesellschaft in Bremen einen Vortrag halten: »Pyramiden, Monster, Fabelwesen – Von Cheops bis zum Dom in Paderborn«. Hier im Blog lesen Sie eine ausführlichere Fassung meines Vortrags, heute Teil 1!
Mein Vortrag markiert ein Jubiläum: 35 Jahre sind seit Erscheinen meines ersten Buches - »Astronautengötter« - vergangen.
»Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.«, proklamiert die Bibel. Wirklich? Nicht wirklich! Folgen Sie mir, liebe Leserinnen und Leser, auf einer Reise in die Zeit vor der Schöpfung! Die Bibel weiß Erstaunliches über das Davor zu berichten!
Ich wiederhole... Wie beginnt die Geschichte von Gott in der Bibel? Die Antwort meinen selbst Atheisten zu kennen, die gewöhnlich die Bibel nicht lesen (1):
»Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe. Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.«
Mit diesen Worten wird die Bibel eingeleitet. Versteckt – und selbst Theologen oft unbekannt – im »Alten Testament« findet sich aber ein anderer Anfang der Geschichte von Gott. Bevor Gott mit der Schöpfung beginnen konnte musste er erst Rahab besiegen. Bei Hiob steht (2): »Durch seine Kraft hat er das Meer erregt, und durch seine Einsicht hat er Rahab zerschmettert.«
Gott erschafft Behemoth und Leviathan. |
Gott hat, noch bevor er mit seiner Schöpfung begann, das Meer aufgewühlt und Rahab getötet. Vor dem Beginn der biblischen Geschichte von Gott, wie sie das Alte Testament erzählt, war also Rahab. Wer oder was aber war Rahab?
Diverse Lutherausgaben der Bibel erklären in Fußnoten, Rahab sei »der Drache der Urzeit« gewesen. Und in der Tat: der Prophet Jesaja umschreibt Rahab als Drachen. Jesaja appelliert an Gott (3): »Wach auf, wach auf, zieh’ Macht an, du Arm des Herrn! Wach auf, wie vor alters zu Anbeginn der Welt! Warst du es nicht, der Rahab zerhauen und den Drachen durchbohrt hat?«
Adam |
Die biblische Geschichte vom Kampf Gottes gegen Rahab ist eine Kopie einer älteren Vorlage. Das Original steht in der babylonischen Geschichte von Gott: Schöpfergott Marduk muss erst Tiamat besiegen, damit er den Kosmos erschaffen kann. Jahwe, der biblische Gott, entspricht dem babylonischen Gott Marduk, Rahab ist die hebräische Variante der babylonischen Meeresgöttin Tiamat. In Rahab lebt also die Göttin des Meeres weiter. Das Alte Testament verdrängt weitestgehend die Erinnerung an die Göttin, die vor Jahwe geherrscht haben muss.
1. Fazit: Vor der Schöpfung
Eva |
Kehren wir zu den Schöpfungen der Bibel zurück! Gott kreiert Adam und Eva. Wie entstand Eva? Eva, so heißt es bei Moses (5) wurde von den Göttern aus Adams Rippe erschaffen. Das sumerische Keilschriftzeichen für »Rippe« heißt »ti« - und bedeutet auch »Lebenskraft«, und die hat ihren Sitz in der Zelle. Entstand also Eva als Kunstprodukt, basierend auf Adams Genen?
Adam und Eva haben zwei Kinder, Kain und Abel. Kain ermordet Abel. Eva bekommt ein drittes Kind, Schet. Der Name Schet bietet einem weiteren interessanten Hinweis, der sich allerdings nur dann erschließt, wenn wir den Text im hebräischen Original lesen. Die gängigen Übersetzungen lauten etwa so (6): »Sie (Eva) gebar einen Sohn und nannte ihn Seth, denn gewährt hat mir Gott einen anderen Samen für Abel, welchen Kain erschlug.« In unseren gängigen Übersetzung scheint dieser Vers kaum brisante Information zu enthalten, wohl aber in der wortwörtlichen Übertragung: »Und sie nannte ihn Schet (zu Deutsch: Setzling), denn gegeben haben mir die Götter fremden Samen für Abel, welchen Kajin erschlug.« Seth oder »Setzling« war demnach das Produkt einer künstlichen Befruchtung durch die Götter!
Ein ähnlicher Vorgang der kompliziert-medizinischen Art wird in »Nala und Damayanti« beschrieben, in einer Episode aus dem wohl ältesten Epos der Menschheitsgeschichte, dem Mahabharata. Im Vidarbaland, so heißt es da, herrschte einst der große Bhima. Die Menschen bewunderten ihn ob seiner Klugheit. Sie bedauerten ihn, weil der so ersehnte Nachwuchs ausblieb. Davon vernahm der brahmanische Rsi, ein Vermittler zwischen der himmlischen und der irdischen Welt. Er ließ sich vom König und seiner Frau bei einem mehrtägigen Besuch im Königspalast genau mitteilen, wie man sich welchen Nachwuchs wünschte. Er notierte sorgsam die erhofften Eigenschaften der geplanten Kinder. Dann kehrte er in die himmlischen Gefilde zurück und unterbreitete den Erhabenen die ihm aufgetragenen Wünsche.
Adam und Eva von Urschalling. |
Von den Himmlischen erhielt der RSI schließlich sogenannte Mädchen- und Knabenperlen. Sie wurden der Königin offensichtlich eingepflanzt – und die edle Dame war schwanger. Im Verlauf der nächsten Jahre gebar sie drei Knaben und drei Mädchen. Die vornehme Dame war, wie ihr Gemahl auch, begeistert: Die Kinder fielen allesamt genauso aus, wie man sich das gewünscht hatte.
2. Fazit: Genetische Schöpfung oder .. Wer oder was war Behemoth
Bibel und Mahabharata berichten unabhängig voneinander von Schöpfung von Leben. Nach unserem Kenntnisstand kann es sich dabei sehr wohl um wissenschaftlich-genetische Kreationen gehandelt haben. Und in der Bibel finden sich weitere Kreationen, die uns von den Theologen geflissentlich verschwiegen werden…
Adam von Urschalling |
Hiob beschreibt den Behemoth als unglaublich stark (8): »Sieh‘ doch, welche Kraft in seinen Lenden liegt und welche Stärke in seinen Bauchmuskeln! Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder, die Sehnen seiner Schenkel sind fest verflochten. Seine Knochen sind wie eherne Röhren, seine Gebeine wie Eisenstangen.«
Das klingt nach einem monströsen Tier. Aber was für ein Tier sollte gemeint sein? Ein Nilpferd vielleicht, oder ein Saurier? Wie ist der folgende Satz gemeint? »Er ist der Erstling der Wege Gottes; der ihn gemacht hat, reichte ihm sein Schwert.« Ein Blick in den hebräischen Text verschafft vielleicht Klarheit. Die wortgetreue Übersetzung lautet: »Er/Es war der Erstling der Wege von El (Gott), der machende war ihn/es, dass er/es herbeibringe sein Schwert.« El schuf also Behemoth, damit der ihm sein Schwert bringen würde? Wieso sollte Behemoth dem mächtigen Gott sein Schwert apportieren? Oder gab umgekehrt Gott dem Behemoth sein Schwert? Das vermutet Martin Buber, dessen Bibelverdeutschung hohes Ansehen genießt. Buber interpretiert übersetzend (9):
»Das ist der Erstling auf den Wegen des Gottesherrn, der es machte, reichte sein Schwertgebiß ihm.« Buber deutet also das »Schwert« als das besonders scharfe und gefährliche Gebiss des Monsters.
Völlig anders versteht Leopold Zunz den Vers. In seiner für jüdische Leser gedachten Übersetzung der Thora wird auch betont, dass Gott den Behemoth als Ersten schuf, aus dem Schwert aber wird ein Messer. Und das gehört weder Gott, noch dem Behemoth (10): »Er ist der Erstling des Werkes Gottes; wer ihn opfern will, mag sein Messer heranbringen.« Dazu wäre wohl ein besonders starker Gläubiger erforderlich gewesen, der das monströse Lebewesen hätte mit einem Messer töten können.
Wiederum eine andere Übersetzung bietet »The Interlinear Hebrew-English Old Testament« (11), die auf wortgetreue Wiedergabe Wert legt. Da heißt es dann, dass Gott, der den Behemoth schuf, dem Monster mit seinem Schwert entgegentreten kann. Mit anderen Worten: Die Kreatur war so stark und furchteinflößend, dass ihm nur Gott selbst mit dem Schwert in der Hand begegnen konnte. Unbewaffnet wäre das Risiko für Gott selbst zu groß gewesen.
Eva von Urschalling |
In der Übersetzung des »Alten Testaments« ins Griechische, in der »Septuaginta« geht das Schwert vollkommen verloren (14): »Dies ist der Anfang der Schöpfung des Herrn, gemacht um von seinen Boten verspottet zu werden.« In einer Fußnote wird erklärt, dass es sich bei den »Boten« um »Engel« handele. Demnach wurde Behemoth geschaffen, damit die Engel über ihn lachen können. Völlig anders lautet eine Textvariante nach der »Elberfelder Bibel« (15): »Er ist gemacht zum Gewalthaber seiner Gefährten.« Das geschaffene Wesen wäre also so etwas wie ein »Leittier«.
Angaben zu den Fotos
»Gott als Weltenschöpfer«: Französische Bibelillustration, frühes 15. Jahrhundert, gemeinfrei, Archiv Langbein
»Gott erschafft Behemoth und Leviathan« : William Blage, erstes Viertel des 18. Jahrhunderts, gemeinfrei, Archiv Langbein
»Adam« und »Eva«: »Adam und Eva Haus« Höxter, Fotos Walter-Jörg Langbein
»Adam und Eva von Urschalling«, »Adam von Urschalling« und »Eva von Urschalling«: Fotos Walter-Jörg Langbein
1) 1. Buch Mose Kapitel 1, Verse 1-3
2) Hiob Kapitel 26, Vers 12
3) Jesaja Kapitel 51, Vers 9
4) 1. Buch Mose Kapitel 1, Vers 2
5) 1. Buch Mose, Kapitel 2, Vers 21
6) 1. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 4
7) Hiob, Kapitel 40, Verse 15 und 19
8) ebenda, Verse 16-18
9) »Die Schrift/ Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig«, Band 4, Heidelberg, 4. Verbesserte Auflage der neubearbeiteten Ausgabe von 1962, S. 336
10) »Die vierundzwanzig Bücher der Heiligen Schrift/ Übersetzt von Leopold Zunz«, Basel 1980, S. 616
11) »The Interlinear Hebrew-English Old Testament«, Grand Rapids, USA, 1987, S. 344
12) »Die gantze Heilige Schrifft Deudsch«, Wittenberg 1545, zitiert in der Schreibweise Luthers
13) Hiob, Kapitel 40, Vers 19, zitiert aus: »Die Bibel oder
die ganze Heilige Schrift nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers«,
Stuttgart 1915
Angaben zu den Fotos
»Gott als Weltenschöpfer«: Französische Bibelillustration, frühes 15. Jahrhundert, gemeinfrei, Archiv Langbein
»Gott erschafft Behemoth und Leviathan« : William Blage, erstes Viertel des 18. Jahrhunderts, gemeinfrei, Archiv Langbein
»Adam« und »Eva«: »Adam und Eva Haus« Höxter, Fotos Walter-Jörg Langbein
»Adam und Eva von Urschalling«, »Adam von Urschalling« und »Eva von Urschalling«: Fotos Walter-Jörg Langbein
Fußnoten
Kain von Urschalling |
2) Hiob Kapitel 26, Vers 12
3) Jesaja Kapitel 51, Vers 9
4) 1. Buch Mose Kapitel 1, Vers 2
5) 1. Buch Mose, Kapitel 2, Vers 21
6) 1. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 4
7) Hiob, Kapitel 40, Verse 15 und 19
8) ebenda, Verse 16-18
9) »Die Schrift/ Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig«, Band 4, Heidelberg, 4. Verbesserte Auflage der neubearbeiteten Ausgabe von 1962, S. 336
10) »Die vierundzwanzig Bücher der Heiligen Schrift/ Übersetzt von Leopold Zunz«, Basel 1980, S. 616
11) »The Interlinear Hebrew-English Old Testament«, Grand Rapids, USA, 1987, S. 344
12) »Die gantze Heilige Schrifft Deudsch«, Wittenberg 1545, zitiert in der Schreibweise Luthers
Abel von Urschalling |
14) »Septuaginta Deutsch/ Das griechische Alte Testament in
deutscher Übersetzung«, Stuttgart, 2. Verbesserte Auflage 2010
15) Hiob, Kapitel 40, Vers 19, zitiert aus: »Die Heilige
Schrift/ Aus dem Grundtext übersetzt/ Elberfelder Bibel revidierte Fassung«,
Wuppertal und Zürich, 4. Sonderausgabe 1995
»Vom biblischen Behemoth und anderen Monstern«,
Teil 249 der Serie
»Monstermauern, Mumien und
Mysterien«
von Walter-Jörg
Langbein,
erscheint am 26.10.2014
Besuchen Sie auch unser Nachrichtenblog!
Gott hat, noch bevor er mit seiner Schöpfung begann, das Meer aufgewühlt und Rahab getötet.
AntwortenLöschenUNSINN!
DAS MEER IST EIN TEIL DER SCHÖPFUNG.Gott schuf die 3 Himmel, wo Er ist, wo die Sterne sind und die Atmosphere wo die Vögel fliegen. Das war das Zweite was Er schuf, das Erste ist Zeit....Am Anfang...
@Hans: Vielen Dank für den Beitrag. Es freut mich, dass auch die älteren Beiträge meiner Sonntagsserie immer noch gelesen werden. Eine »Reihenfolge« in Sachen Schöpfung zu erkennen, ist so ganz einfach nicht. Das »Alte Testament« beginnt - wir kennen es - so... GENESIS 1, Verse 1-3: »Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.« Gott schuf also zunächst »Himmel (Mehrzahl) und Erde«. Vom Meer ist noch nicht die Rede, das entsteht erst später. Sollte die von Gott geschaffene Erde komplett von Wasser bedeckt gewesen sein? »Land« und »Meer« entstehen nach GENESIS 1, Vers 9 erst am dritten Tag. Schwebte also der »Geist Gottes« über dem alles bedeckenden Urmeer? Und wann entstand Rahab? Die Erschaffung des Wassers wird nicht explizit beschrieben. Bezieht »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde« das Wasser des Urmeeres mit ein? Die Erschaffung von Rahab wiederum wird auch nicht erwähnt. Sollte also Gott, als er am Anfang die Himmel und Erde schuf, die Rahab gleich mitkreiert haben? Beschrieben wird jedenfalls nicht, dass und wie Gott Rahab »machte«. Nehmen wir also an, dass Gott Himmel, Erde und Urmeer schuf, Rahab eingeschlossen. Warum aber hat Gott Rahab erst kreiert, um sie sozusagen gleich wieder zu zerstückeln? Es sieht ganz so aus, als ob Rahab aus babylonischen Quellen übernommen wurde. »Finsternis lag auf dem Antlitz von Tehom.« Tehom aber lässt sich auf uralte babylonische Mythologie zurückführen: auf die babylonische Gottheit Tiamat, die auch als Meeresdrachen bezeichnet wird. Ursprünglich aber war Tiamat die Meeresgöttin. Der babylonische Meeresdrachen scheint als Tiamat im »Alten Testament« wieder aufzutauchen. Bevor Gott mit der Erschaffung von Land und Meer, von Tier und Mensch beginnt, zerhaut er Tiamat alias Rahab. Vor der eigentlichen Schöpfung tötet der biblische Gott Ragab alias Tiamat. Meiner Meinung symbolisiert die Tötung Tiamats die Zersdtörung älterer Glaubenswelten. Was die Himmel angeht, die der biblische Gott nach Genesis am Anfang schuf, so ist nicht klar, wie viele Himmel das waren. Der jüdische Talmud jedenfalls geht von sieben Shamayim (Himmeln) aus. Der Thron Gottes steht demnach im siebten und höchsten Himmel, genannt Araboth (auch Aravoth). Erzengel Michael regiert Maon, den 4. Himmel, wo sich auch das himmlische Jerusalem befindet. Nach der küdischen Kabbalah war der Garten Eden im 3. Himmel beheimatet. Es gibt eine Fülle von Informationen außerhalb der Bibel, in den berühmten Legenden, in der jüdischen Mystik, in der Kabbalah, die weit über den Pentateuch hinausgehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Judentum das Streben und Trachten des Menschen nicht auf einen jenseitigen Himmel ausgerichtet war sondern auf ein gesetzestreues Leben im irdischen Diesseits.
AntwortenLöschen