Montag, 27. Januar 2014

Fido Buchwichtel mit Walter-Jörg Langbein bei Abu Simpel

Hallo liebe Leute!

Hinter mir liegt eine abenteuerliche Woche, von der ich Euch liebe Menschen heute berichten möchte. Mein Lieblingsmenschenautor Walter-Jörg Langbein (DER Walter-Jörg Langbein von »Ein Buch lesen!«) sprach mich unvermittelt an. »Fido«, sagte er zu mir, »Fido pack die Badehose ein, wir fliegen nach Ägypten!«

Da war ich ersteinmal begeistert, musste aber zu bedenken geben, dass Flamingoairlines im Moment Winterpause macht. Walter meinte aber, dass er schon für meinen Transport Sorge tragen würde. Stellt Euch vor, ganz unproblematisch reiste ich im Handgepäck in einem richtigen Menschenflieger. Das war aufregend, ich sag es Euch. In Ägypten lebt Abu Simpel, ein Schwippschwager von mir, den ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen habe. Aber bis ich dem ein Säckchen mit Bucheckern aus der Heimat überreichen konnte, dauerte es noch. Zuerst musste ich mit Walter ein Schiff besteigen und es ging den Nil aufwärts, dann mit einem Bus weiter, bis wir dann wieder mit einem Schiff weiterfuhren.

Am Westufer des Stausees befinden sich die Tempel von Abu Simbel. Diese Tempel sind tatsächlich von Euch Menschen im Jahre 1960 versetzt worden, um Platz für den Stausee zu schaffen. Dabei ist auch mein Schwippschwager Abu heimatlos geworden und hat sich mit seiner Sippe Nilabwärts abgesetzt. Walter meinte zu mir, dass es Sinn geben würde, wenn wir uns möglichst unauffällig bewegen sollten. Darum haben wir uns wie Touristen verkleidet, wie Ihr auf diesem Foto sehen könnt. Das habe ich mit Selbstauslöser aufgenommen, aber ich finde, dass ich mich gut getroffen habe.


Nachdem wir die Tempelanlagen ausgiebig erforscht hatten, ging es wieder auf dem Nil zurück, mit dem Bus beschwerlich weiter, bis wir endlich am Ziel unserer Reise waren: bei der großen Pyramide. An deren Fuß betreibt mein Schwippschwager, für menschliche Augen nicht sichtbar, einen Souvenirladen. Allerlei Tüntelkram bietet er dort reiselustigen Wichteln zum Kauf an. Natürlich gab es ein großes Hallo, als ich so unvermittelt vor ihm stand. Walter ging dann die Pyramide erkunden, ich verbrachte den Tag bei Abu, wir hatten uns viel zu erzählen. Am Abend habe ich dann dieses Foto von mir und der Pyramide gemacht. Wieder mit Selbstauslöser, weil Abu mit der Technik nicht klar kam. 


Das war eine bemerkenswerte Reise, die ich da unternommen habe. Walter fragte mich auf dem Rückweg, ob ich mir vorstellen könnte, dass diese Pyramide verschwunden sein könnte, wenn plötzlich die Naturgesetze keine Bedeutung mehr hätten. Das hat mich doch verwirrt und ich fragte ihn, wie er denn darauf käme. Stellt Euch vor, liebe Menschen, der Walter-Jörg Langbein hat nicht nur Sachbücher geschrieben, sondern auch spannende phantastische Romane! Einen habe ich während meines Rückfluges in Walters Handgepäck förmlich verschlungen: 

Den möchte ich Euch auch ans Herzchen legen. 

Mal schauen, wohin mich mein Fernweh in der kommenden Woche treibt. 

Winke winke Euer

Fido Buchwichtel



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Sonntag, 26. Januar 2014

210 »Die Monstermauer von Peru«

Teil 210 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Die Monstermauer ragt wie eine übertriebene Kulisse aus einem Indiana-Jones-Film in den Himmel. Schaut man man genauer hin, erkennt man klaffende Wunden im Mauerwerk. Wie imposant sie einst wirklich war, ist auf der Zeichnung nicht zu erkennen.

Die Monstermauer anno 1877

Wann mag das Bauwerk entstanden sein, an dessen kühne Konstruktion eine präzise Zeichnung nur vage erinnert? Wann mag die Zeichnung entstanden sein? Wer mag sie angefertigt haben? Und wo stand sie wohl einst, die Monstermauer von Peru?

Anfang der 1990-er Jahre steckte mir ein Tourist-Guide im »Royal Inka«, Cuzco, Peru, das zerknitterte, schmutzig-ramponierte Foto einer Zeichnung zu. Für 250 US-Dollar würde er mich zur Monstermauer führen. So verlockend das Angebot auch war, ich musste es ausschlagen. Die nächsten Wochen meiner Reise von Ecuador über Peru, Bolivien bis in den Süden Chiles waren schon präzise verplant. Flüge waren gebucht, Tickets für Bus und Bahn waren gekauft, wichtige Gesprächstermine mit Experten vor Ort waren vereinbart worden....

Zurück in Deutschland konnte ich eruieren, wer die Zeichnung der mysteriösen Mauer-Ruine angefertigt hatte. Sie stammte von Ephraim George Squier, 1821 in Bethlehem (New York, nicht Israel!) geboren, 1888 in New York City verstorben. Mr. Squier, als Sohn eines methodistischen Predigers geboren, startete eine wenig Erfolg versprechende »Karriere« als Herausgeber diverser Zeitungen, ging in die Politik, studierte Ingenieurwissenschaften und erkundete mit wissenschaftlicher Präzision die uralten indianischen Erdpyramiden in den Tälern des Ohio und des Mississippi. 1848 erregte er mit seinem Werk über »Ancient Monuments of the Mississippi Valley« Aufsehen.

George Ephraim Squier,
Foto gemeinfrei

Politik und Diplomatie führten Squier Mitte des 19. Jahrhunderts nach Zentral- und Südamerika. 1863 kam er  als »Kommissar der Unionsstaaten» nach Peru, wo er mit wachsender Begeisterung die ihn faszinierenden mysteriösen Monumente aus uralten Zeiten studierte. 1877 brachte er ein Werk über Peru heraus (1). Bei Squier entdeckte ich... das Original jener Zeichnung von der mysteriösen Monstermauer von Peru!

Die Mauer war einst Teil eines Tempelkomplexes, beim Dörfchen San Pedro de Cacha gelegen... knapp 120 Kilometer südöstlich von Cuzco. Wenige Jahre später war ich wieder in Peru. Von Cuzco aus fuhr ich in jenes fruchtbare Tal des Vilcanota. Nur wenige hundert Meter außerhalb des kolonialen Dörfchens San Pedro stand ich endlich vor der Monstermauer. Genauer gesagt... Ein rostiges Türchen in einem hinfälligen »Zaun« trennte mich vom archäologischen Areal. Das Türchen war verschlossen, doch vom Hüter des Türchens war nichts zu sehen. Wo sollte ich also das »Eintrittsgeld« von drei US-Dollar bezahlen? Ich wartete geduldig, wurde langsam ungeduldig. Als ich schließlich Anstalten machte, über den wackeligen Zaun zu klettern, da erschien der Zerberus von Raqchi.

Seinetwegen, so teilte er mir mit, könne man die Mauer ruhig einreißen. Dann hätte er seine Ruhe. Heute, so schleuderte er mir geradezu wütend entgegen, sei ich schon der dritte Tourist, für den er das Türchen aufschließen müsse. Zum Glück sei in der Woche zuvor »kein einziger Gringo« erschienen. Mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen.

Tatsächlich interessierte sich Anfang der 1990er Jahre kaum jemand für die Anlage von Raqchi. 1996 gab es nach der amtlichen Statistik nur 452 Besucher, 2006 waren es immerhin schon 83.334!

Nähert man sich der Anlage von Raqchi, so fällt eine Monstermauer auf. Sie ist 92 Meter lang und knapp über 25 Meter hoch. Tritt man näher, so erkennt man zwei Baustile. Vier Meter hoch ist die »untere« Mauer, sorgsam aus millimetergenau passenden Andesit-Steinen zusammengefügt. Andesit, früher Porphyrit genannt, ist ein sehr feinkörniges Vulkangestein. Die Mauer über den so präzise verbauten Andesit-Steinen besteht aus ganz anderem Material, nämlich aus Lehmziegeln (Adobe), die an der Luft getrocknet worden sind.


Die Monstermauer heute.
Foto Walter-Jörg Langbein

So imposant die Mauer auch heute noch ist, so können wir kaum erahnen, wie sie aussah, als sie noch intakt war. Leider haben die spanischen Eroberer versucht, die riesige Wand zum Einsturz zu bringen, was ihnen aber nur teilweise gelang. So stehen heute nur noch große Teilstücke der Wand, in der unterschiedlich große und breite Lücken klaffen. Archäologen  haben oben auf der Mauer ein schmales Schutzdach angebracht, um das fantastische Denkmal vor dem Zahn der Zeit zu schützen. Was der mutwilligen Zerstörungswut der »zivilisierten« Spanier entgangen ist, soll Jahrhunderte später nicht dem Regen zum Opfer fallen. Die sonnengebrannten Lehmziegeln könnten bei massiven Regenschauern aufgeweicht werden und zerbröckeln.

Fragen über Fragen sind bis heute unbeantwortet. Wie sah die Monstermauer einst aus? Vermutlich war sie einst bemalt, worauf winzige Farbreste hinzuweisen scheinen. War sie die zentrale Stütze eines riesigen Daches? Wahrscheinlich war die gewaltige Mauer einst Teil eines riesigen Tempels. Das genügte den Spaniern als Grund, um zu versuchen, die Mauer zu zerstören. (2)


Zum Tempelkomplex gehörten einst 180 steinerne Rundbauten. Waren das einst Getreidespeicher? Für wen wurden große Mengen Getreide gelagert? Für die umfangreiche Priesterschaft des Tempels und deren Bedienstete? Oder für die »normale« Landbevölkerung? Wurde das Getreide den Göttern geopfert?

Eines der Fenster. Foto Walter-Jörg Langbein

»Türen« und »Fenster« durchbrechen den unteren Andesit-Teil der Mauer. Nischen im Andesitgestein mögen einst Statuetten oder anderen  sakralen Gegenständen Platz geboten haben. Die Durchbrüche beweisen auf eindrucksvolle Weise, wie präzise der feinkörnige Stein bearbeitet wurde.

Einst gab es hier Wohnquartiere, Lagerräume, einen Festplatz und Bäder. Gehörte ein Dorf zum Tempel? Oder war die gesamte Anlage sakraler Natur, für Priester und Pilger? Die Bäder können religiöser Reinigung gedient haben: Priestern wie Pilgern, bevor sie den eigentlichen Tempelbezirk betreten haben. Haben wir es mit einer Art »Vatikan« der Inkas zu tun?

Die steinernen Bauten wurden einst auf sehr fruchtbarem Boden errichtet. Es wurde Landwirtschaft in Perfektionismus betrieben. In Trocken- oder gar Dürrezeiten schaffte man lebensnotwendiges Wasser aus den Bergen heran – in einer unterirdischen Leitung, die offenbar auch heute noch funktioniert. Unklar ist nach wie vor, wann die Tempelanlage von Raqchi gebaut wurde. Die präzise Verarbeitung der Andesitsteine im unteren Teil der Mauer und der obere Teil aus Adobe-Backsteinen lassen auf zumindest zwei Bauphasen schließen. Fanden die Inkas das Fundament einer älteren Anlage vor? Bauten die Inkas »ihre« Lehmziegelmauer auf die ältere Andesitstruktur?


Unten Andesit, darüber Lehmziegeln.
Foto Walter-Jörg Langbein

Die Inkas haben hier, so heißt es Gott Viracocha verehrt und angebetet. (3) Viracocha war der »große Schöpfergott«. Gemeinsam mit seiner Frau Qucha, »Mutter Erde«, hatte er zwei Kinder, Sohn Inti (Sonne) und Tochter Mama Killa (Mond). Wie der biblische Schöpfergott des Alten Testaments  ließ Viracocha eine gewaltige Sintflut ausbrechen. Im Umfeld des Titicacasees wurde alles Leben ausgelöscht. Nach einer uralten Legende überlebten nur zwei Menschen, die aber schließlich alle Zivilisationen der Welt begründeten.

Fußnoten


Millimetergenaue Präzision...
Foto W-J.Langbein
1) Ephraim George Squier: »Peru - Incidents and Explorations in the Land of the Incas«, 1877. Mir liegt die Erstauflage der Übersetzung ins Deutsche vor: »Peru - Reise- und Forschungs-Erlebnisse in dem Lande der Incas«,  Leipzig 1883

2) Hemming, John: The Conquest of the Incas, London 1993
3) Krickeberg, Walter (Hrsg.): Märchen der Azteken und Inkaperuaner, Neuauflage, Düsseldorf 1972




Millimetergenaue Präzisionsarbeit in Stein.
Foto Walter-Jörg Langbein
Die Steine aus feinporigem Andesit wurden millimetergenau zusammengefügt. Im Vergleich dazu ist die Lehmziegelbauweise mehr als primitiv. Waren da zwei »Baumeister« tätig? Wurden die Lehmziegeln später auf die Andesit-Blöcke gesetzt, als die alte Steinmetzkunst in Vergessenheit geraten war? Die verwinkelten Andesitmauern überstanden so manches Erdbeben...





In einer Woche lesen Sie..
»Auf den Spuren eines Gottes...
Viracocha«,
Teil 211 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von
Walter-Jörg Langbein,                                                                                              
erscheint am 02.02.2014

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Samstag, 25. Januar 2014

Poesie am Samstag - Sylvia B.: »Höhenausflüge«

Illustration: Sylvia B.
ich habe ihnen
die steigbügel gehalten
und sie saßen
auf dem hohen roß

von dort 
blickten sie verächtlich
auf mich herab
und sie hielten ausschau
nach gleichwertigen

aber

wer so hoch sitzt
muss sich auch
oben halten

ich brachte ihre pferde
zum scheuen

sie fielen tief
und einer
brach sich sogar
das genick

es ist mir egal wer ihnen 
vielleicht und
sofern möglich
noch behilflich sein wird

ich werde es nicht sein

wer nicht reiten kann
sollte zu fuß gehen

und 

wer nicht alleine hochkommt
hat oben
nichts zu suchen

***
Lesen Sie auch:
Poetische Texte und erotische Bilder
von Sylvia B.
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Preis: 6,90€



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Montag, 20. Januar 2014

Fido Buchwichtel macht Urlaub an der Nordsee

Hallo liebe Leute!

Heute melde ich mich von meinem Urlaub an der Nordseeküste. Jetzt staunt Ihr liebe Menschen und ich kann mir vorstellen, was Ihr Euch denkt: Diesen Wichtel scheint die Reiselust gepackt zu haben. So ganz unrecht habt Ihr damit nicht.

Was soll ich auch nur zuhause abhängen, die Welt steht uns Wichteln doch offen! Und überall habe ich Verwandtschaft wohnen, die sich über meinen Besuch freut. Wollt Ihr wissen, wie ich die Welt bereise? Dann schaut Euch das Bild genau an. Links von mir ist mein Jet zu sehen, wie er gerade im Begriff ist, Freundschaft mit einer Einheimischen zu schließen. Die seht Ihr rechts von mir.


Im Hintergrund könnt Ihr die bequemen Strandkörbe erkennen. Die sind leider für Menschen ausgelegt. Für mich kleinen Wichtel bedeutet es eine große Anstrengung, in diese geräumigen Sitzgelegenheiten zu klettern. Aber diese Mühe nehme ich gerne auf mich. Denn geschützt von Wind und Wetter lässt es sich darin gut aushalten.

Dort habe ich in dem Krimi gelesen, den ich mir mitgenommen habe. Die Handlung spielt im Hammrich. Das liegt nahe bei Emden. Eine schöne Stadt, die ich mir natürlich auch angesehen habe. Ja, ich war an den Stätten des Verbrechens, das so dramatisch in dem Krimi beschrieben ist. Meine Güte, habe ich mir gedacht, so ein malerisches Fleckchen Erde, kann es denn dort zu solchen Ereignissen kommen? Nun, es ist ja nur ein Krimi. Aber ich fürchte, solche Menschen und die Abgründe ihres Handelns, dürfte es überall geben. Die Probleme, die sich aus diesem unsäglichen Wirken ergeben, lassen sich auch nur in einem Krimi auf diese besondere Art und Weise lösen …
g.c.roth
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Preis: 9,80 €

Ein wenig lasse ich mir noch die frische Nordseeluft um mein Näschen wehen, bevor ich mich auf den Weg in die weite Welt mache. Davon berichte ich Euch dann nächste Woche.

Winke winke Euer

Fido Buchwichtel



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Sonntag, 19. Januar 2014

209 »Die Straße der Sphingen«


Teil 209 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         

von Walter-Jörg Langbein



Der Sphinx von Gizeh um 1900.
Foto: Archiv W-J.Langbein
Abu Ja´far al-Idrisi (1173-1251)  war einer der ersten Forscher, die die Geheimnisse der Pyramiden vom Gizeh-Plateau zu ergründen versuchten. Nach intensivem Quellenstudium kam er zum Ergebnis, dass die heute nach Cheops benannte Pyramide sehr viel älter als gemeinhin angenommen sei. Sie soll »vor der Sintflut« gebaut worden sein. Diese fantastisch anmutende Behauptung wird vom Historiker al Makrizi (1364-1442) bestätigt: Demnach baute König Saurid vor der großen Flut Pyramiden als Tresore für uraltes fantastisches Wissen.

Glaubt man al Makrizi, dann harren in den Pyramiden bis heute unentdeckte Räume voller kostbarer Schätze des Wissens auf mutige Forscher. Unter jeder Pyramide soll sich in einem unterirdischen Raum eine Art Roboter befinden, der die Kammern des Wissens bewacht. Altarabisches Märchen oder wahre Überlieferung?

Im Verlauf der letzten tausend Jahre lockten die Pyramiden des Gizeh-Plateaus immer wieder  Laien wie Wissenschaftler an. Ihre Erkenntnisse werden bis heute ignoriert. Abu Ja´far al-Idrisis Werk erschien erst 1989 unter dem Titel »Buch von den Lichtern der oberen Himmelskörper«. Fazits gibt eine schier unüberschaubare Flut uralten Wissens, das bis heute verborgen blieb. Warum wurden diese Schätze bis heute nicht entdeckt? Wurde nicht gesucht, weil die alten Überlieferungen als unglaubwürdige Fantastereien abgetan werden?

Ich habe vor Ort den Eindruck gewonnen, dass sehr wohl immer wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum Teil mit brachialer Gewalt versucht wird, in den Pyramiden Zugänge zu versteckten Kammern ausfindig zu machen.

Stolz überstand der Sphinx Jahrtausende...
Foto: Walter-Jörg Langbein
Thomas Shaw (1694-1751), Reisender, Naturforscher und Theologe, setzte sich auch mit der »Cheops-Pyramide« auseinander. Es gebe eine fantastische Unterwelt unter dem Plateau von Gizeh, geheime Kammern, aber auch Gänge, die die drei großen Pyramiden miteinander verbinden. Unterirdisch könne man von der »Cheops-Pyramide« zum Sphinx gelangen.
Denken wir an Ägypten, kommt uns die »Cheops-Pyramide« in den Sinn... und die Sphinx. Die – eigentlich der Sphinx – ist uns als eine Art Symbol für das Mysteriöse, für das Rätselhafte, bekannt. Wie kam das Fabeltier zu diesem Ruf? In der griechischen Mythologie begegnet uns eine weibliche Sphinx als Hüterin des Mysteriösen. Die Sphinx – Tochter des Typhon und der Echidna – ist ein Mischwesen. Auf dem Rumpf einer mächtigen Löwin sitzt ein  Mädchenkopf.

Die Sphinx überwacht von einem steilen Felsen bei Theben aus die Menschen. Wer in ihre Nähe kommt, muss ein Rätsel lösen. Gelingt ihm das, darf er weiterleben. Weiß er keine Antwort, wird er von der wütenden Sphinx (griechisch für »Würgerin«) umgebracht und verschlungen.

Das Rätsel der Sphinx: »Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien?« Der griechischen Mythologie zufolge wusste als erster Mensch Ödipus die Antwort: der Mensch. Als Baby krabbelt er auf allen Vieren, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und im Alter ist er auf einen Stock als drittes Bein angewiesen.
 
Sphingen vor dem Karnak-Tempel (»Eingang«) Foto: Ingeborg Diekmann, Bremen.
 
Ist die Sphinx Hüterin uralten Wissens? Wo mag es versteckt worden sein? Bei Herder (1744-1803) lesen wir (1): »Das Schicksal selbst aber sandte … ein Symbol von der ältesten Art, den Sphynx, das Bild verborgner Weisheit.« Eine meiner Studienreisen führte mich in den Bundesstaat Tamil Nadu.  Dort, an der Südostküste Indiens gelegen, entstanden unzählige Tempel aus Stein und das größte Steinrelief der Welt. Es zeigt überirdische Gottheiten, die über den kosmischen Fluss zur Erde gelangen.  Ein Bettelmönch beobachtete mich beim Fotografieren des gewaltigen Steinreliefs von Mahabalipuram und erklärte mir lächelnd: »Sie fotografieren nur die äußere Form, nicht aber das innere Wahre!«

Der fromme Man, der seit Jahrzehnten die altindischen Texte studierte, verwies mich auf »verborgenes Wissen im Stein«. »Wissen«, so erklärte er mir auf meine Nachfrage, »lässt sich in Stein verewigen wie Informationen auf einer CD.« Ewige Schwingungen seien »im Stein« verborgen und könnten auch noch nach Jahrtausenden abgerufen werden, während CDs womöglich schon nach Jahrzehnten verstummen.

»Wissen ist im Stein der Sphinx verborgen?«, fragte ich nach. »Das Größte ist im Kleinen, im Elektron!«  Der Nuklearphysiker und  Philosoph Jean Émile  Charon (2) (1920 -1998)   hat bewiesen,
dass das Elektron – verkürzt ausgedrückt – Informationen in sich aufsaugt wie ein »Schwarzes Loch« Materie. Soll das heißen, dass die Sphinx uraltes Wissen in sich gespeichert hat und bereit hält? Werden wir je dazu in der Lage sein, das verborgene Wissen der Sphinx abzurufen, wie die auf einer CD gespeicherten Informationen? Was wird uns die Sphinx zu erzählen haben?

Sphinx unter Palmen.
Foto Walter-Jörg Langbein
Die Sphinx? Oder richtiger, eigentlich, der Sphinx? Ägypten ist das Land der Pyramiden und der Sphingen. Allerdings gab es einst im Land am Nil sehr viel mehr Sphingen als Pyramiden. Vor dreieinhalb Jahrtausenden verband eine Prachtstraße die Tempel von Karnak und Luxor miteinander. 2700 Meter war sie lang und 76 Meter breit. Pharao Amenhotep III., heißt es, hat sie bauen lassen. Was diese wahrlich breite Straße allerdings zur Prachtstraße machte, das sind unzählige Sphinx-Statuen, die die Verbindungsstraße zwischen den Tempeln säumten! Wie viele mögen es einst gewesen sein? Man vermutet: mehr als 1350. Intensive Ausgrabungen förderten immerhin 650 Sphingen – zumindest in kleinen Teilen – zutage. Von einem »Geheimprojekt« habe ich aus gewöhnlich gut informierter Quelle erhalten: Man wolle die Sphinxallee wieder in altem Glanz erstehen lassen. Der damalige Staatspräsident Ägyptens, Husni Mubarak, sollte bereits vor Jahren die uralte Straße der Sphingen neu eröffnen.

Was mag noch im Wüstensand verborgen sein? Weitere Ausgrabungen würden womöglich weitere Fragmente von Sphingen ans Tageslicht bringen. Man wolle so viele Sphinxfragmente finden we nur möglich und ergänzen.. und so Millionen von Touristen ins Land locken. Von diesem – in Archäologenkreisen mehr als umstrittenen – Projekt habe ich vor Jahren erfahren. Es wurde bis heute nicht in die Tat umgesetzt, allein schon wegen der fehlenden Millionen, die erforderlich wären.

Wer wurde da als Sphinx verewigt?
Foto: Walter-Jörg Langbein

Plausible Gründe sprechen gegen die »Wiederherstellung« der Straße der Sphingen: Horrende Kosten wären aufzubringen, wollte man weitere Ausgrabungen durchführen, »vollständige« Sphingen restaurieren und bruchstückhaft erhaltene Sphingen rekonstruieren. Die neu erstandene Straße der Sphingen müsste bewacht werden, vor Plünderern und religiösen Fanatikern. Religiöse Extremisten könnten sehr wohl figürliche Darstellungen wie die Sphingen sprengen wollen! Das Risiko ist unkalkulierbar. Die Situation in Ägypten ist alles andere als stabil!

Ich erinnere mich an die Tempelanlage von Karnak, die als die größte Ägyptens gilt. Massive Monstermauern haben einst die ineinander verschachtelten Bauten geschützt. Über viele Jahrhunderte wurde immer wieder altes Mauerwerk abgerissen und neues errichtet. Das alte Material wurde wieder verbaut.

Angebetet wurde in einem Teil des Komplexes die »Triade von Theben« (»Dreifaltigkeit von Theben«): Gott Amun, seine Gattin Mut und Sohn Chons. Vater Amun  war der mächtige Sonnengott, Mutter Mut war die imposante Himmelsgöttin und Sohn Chons ein Mondgott. Erinnert uns diese Triade nicht an die Dreifaltigkeit des Christentums? Im Katholizismus wird die Mutter des göttlichen Jesu immer mehr zur Himmelskönigin verklärt.

Jede(r) Sphinx trägt individuelle Züge. Foto W-J.Langbein

Die Riesenanlage von Karnak mutet bombastisch an... geheimnisvoll-mysteriös aber ist die Widder-Sphingen am Eingang zum Karnak-Tempel. Der Widder symbolisierte im Alten Ägypten die vier großen kosmischen Mächte. Ob sie bis heute nicht »lesbare« Informationen zu bieten haben, die weit über die in Lehrbüchern beschriebene Symbolik hinausgehen?

Führt die Straße der Sphingen zu den verborgenen Geheimnissen des »Alten Ägypten«?



Fußnoten


Griechische Sphinx, etwa 550 v. Chr.,
Kerameikos-Museum, Athen, wikicommons
Foto: Μαρσύας
1) Johann Gottfried Herder: »Der Sphinx/ Eine Erd- und Menschengeschichte«, keine weiteren Angaben

2) Siehe hierzu...

Capra, Fritjof: Das Tao der Physik/ Die Konvergenz von westlicher Wissenschaft und östlicher Philosophie, Neuausgabe, Bern, München, Wien,1984

Capra, Fritjof: Wendezeit/ Bausteine für ein neues Weltbild, Bern, München, Wien, 3. Auflage 1983

Charon, Jean E.: Der Geist der Materie, Wien und Hamburg 1979


»Die Monstermauer von Peru«,
Teil 210 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien« 
von WalterJörgLangbein,                                                                                               erscheint am 26.01.2014




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Montag, 13. Januar 2014

Fido Buchwichtel und der Urlaub im Schnee

Hallo liebe Leute!

Na, habt Ihr mich vermisst?
Ich war im Urlaub, den habe ich mir verdient, denn im Dezember hatte ich eine anstrengende Zeit. 

So wollte ich mich bei einem lieben Wichtelfreund, der hoch im Gebirge wohnt, da wo auch ordentlich Schnee liegt, von den Strapazen der vergangenen Zeit erholen. Und was soll ich Euch sagen, liebe Menschen, selbst dort kam ich nicht zur Ruhe, denn ein Paparazzo hatte mir aufgelauert. Als bekannter Wichtel bin ich vor dieser Spezies nirgendwo so richtig sicher. Aber zumindest konnte ich ihm das Foto, das er von mir gemacht hat, abluchsen. Ich bin ja jetzt nicht eitel, finde aber, dass ich gut getroffen bin. Was meint Ihr?


Wenn ich nicht gerade auf der Flucht vor den Paparazzi war, konnte ich die Zeit aber genießen. Natürlich hatte ich mir einen Krimi mitgenommen, der zu meinem Urlaub passte. Denn die Handlung spielte im Winter. Wenn wir uns erinnern, lag ja in den letzten Jahren um diese Zeit ordentlich Schnee, auch im Münsterland. 

Beim Lesen hatte ich ab und zu das Gefühl, dass manche Menschen nicht alle Tassen im Schrank haben können. Meiner Meinung nach muss sich jedes Wichtelkind mindestens zweimal am Tag ordentlich austoben können, sonst wird es erst unruhig und dann krank. Kann es sein, dass es bei Menschenkindern nicht anders ist? Und doch verlangen viele Menscheneltern, dass ihre Kinder gefälligst still sitzen und den Mund halten sollen. Das muss Probleme geben, aber diese Eltern sind dann schlau, rennen zu Ärzten und lassen sich eine Auffälligkeit für ihr Kind bescheinigen. Und ein Rezept ausstellen. Achten darauf, dass diese Pillen auch pünktlich geschluckt werden und haben ein pflegeleichtes Kind.

So einfach machen es sich manche Menscheneltern. Und die betroffenen Kinder? Sie lernen, dass das Leben unkomplizierter wird, wenn sie sich mit passenden Pillen versorgen. Irgendwann werden diese Kinder zu jungen Erwachsenen aufgewachsen sein. Wie gut wird es sich dann anfühlen, die Probleme in Alkohol zu ertrinken oder mit verbotenen Substanzen der Realität zu entfliehen. Sorgen können schwimmen, lasst es Euch von einem Wichtel sagen! 

Das alles kann ein böses Ende nehmen, so, wie in dem Krimi beschrieben, den ich Euch Menschen heute ans Herzchen legen möchte. Nicht nur der Schnee machte es aus, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die beschriebene Geschichte einen realen Hintergrund hat …

Tuna von Blumenstein
ISBN-13: 978-3844800937
Preis: 7,90 €

Winke winke Euer
Fido Buchwichtel

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Sonntag, 12. Januar 2014

208 »Glas und Waffen«

208 Glas und Waffen,
Teil 208 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Cheopspyramide und Sphinx - Historische Aufnahme um 1910

»Ich kann dir zeigen, wo Cheops wirklich bestattet wurde. Ich habe sein Grab gefunden!«,  raunt mir mit Verschwörermiene der bärtige Guide zu. Zehn Dollar will er für die Sensation haben, die mir als allererstem Besucher überhaupt gezeigt werden soll. Die Idee finde ich amüsant. Sie ist mir zehn Dollar wert. Ich zahle und schon weist mir der Nachkomme Ali Babas den Weg.

Erst musste ich unter einem Stacheldrahtzaun kriechen, dann ging's an einem kniehohen steinernen Mäuerchen entlang bis zu einem unscheinbaren Loch in der Erde. Eine wenig vertrauenerweckende hölzerne Leiter soll mich dann in die wahre Grabkammer des Cheops bringen. Angesichts der zu erwartenden grandiosen Entdeckungen klettere ich in das düstere Loch. Es riecht muffig nach Urin. Ein paar Schritte weiter erkenne ich eine Tür. Ich gehe hindurch und stehe im Dunkeln. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Umgebung.

Ist quadratisch, misst etwa drei mal drei Meter. In einer Ecke liegen einige Stofffetzen. »Das sind Reste der Mumie von Cheops!«, raunt mir mein Guide zu. Ob ich den kostbaren Stoff erwerben wolle? Weil ich so sympathisch sei, würden mir die Kostbarkeiten für 1000 Dollar überlassen. Als ich zögere, sinkt der Preis rapide auf zehn, schließlich auf fünf Dollar. Als ich mich immer noch weigere, das kartoffelsackartige »Gewebe« zu erstehen, wird mein Guide plötzlich unfreundlich. Mir habe er vertraut. Mir habe er das Geheimnis des wahren Grabes von Cheops offenbart. Und nun diese Enttäuschung!

»Diese Kostbarkeiten müssen in einem Museum ausgestellt werden!«, erkläre ich meine Weigerung zu kaufen. »Wenden Sie sich an das Museum in Kairo, man wird Sie fürstlich entlohnen!« Bevor mein Guide etwas antworten kann, klettere ich über die wackelige Holzleiter flugs wieder in die geradezu höllische Sonne Ägyptens. So durchschaubar der Guide mit der falschen Sensation war, es mehren sich Zweifel an Cheops als dem Erbauer der »Großen Pyramide«.

Cheops, der
 angebliche Erbauer
der Cheopspyramide
Foto: Archiv
Walter-Jörg Langbein
Seit Jahrtausenden suchen Grabräuber in Ägypten nach verborgenen Schätzen. Schon vor drei Jahrtausenden wurde im Land am Nil ein reger Handel mit Kostbarkeiten getrieben, die aus Gräbern im Tal der Könige oder dem Tal der Königinnen stammten. Oftmals warteten Plünderer nur auf den Abschluss von Zeremonien. Kaum war der vornehme Verstorbene bestattet, waren sie auch schon zur Stelle, um so schnell wie möglich Grabbeigaben zu stehlen. Angeblich halfen ihnen auch Priester, die genau wussten, wo etwas zu holen war. Die Geistlichen vollzogen ja die letzten Todesriten in den Grabstätten. Sie kannten die geheimen Wege in unterirdische Grabkammern oder den Verlauf der Gänge in Pyramiden.

In Ägypten waren es alteingesessene Grabräuberfamilien, die das Wissen um noch „unentdeckte“ Gräber von Generation zu Generation weiterreichten. Sie wussten oft sehr viel mehr als ihre Konkurrenten von der archäologischen Zunft. Manche arbeiteten mit Archäologen zusammen.

Gräber waren für eingeweihte Wissende so etwas wie Bankdepots. Besonders reich gefüllte Schatzkammern wurden geheim gehalten, die Konkurrenz war groß. Man holte nach und nach Kostbarkeiten, um sie zu verkaufen. Das Mitglied einer »renommierten« Grabräuberfamilie zum Verfasser: »Wir müssen vorsichtig vorgehen. Auf keinen Fall dürfen zu viele kostbare Fundstücke gleichzeitig auf den Markt geworfen werden, das würde den Archäologen und den Behörden schnell bekannt werden. Sie würden mit Recht vermuten, dass da ein reich bestücktes Grab entdeckt worden sein musste. Das erhöht natürlich das Risiko, dass man uns auf die Schliche kommt und die Quelle wäre dann versiegt!«

Wenn im 20. Jahrhundert Archäologen noch unberührte Gräber fanden, galt das schon als Sensation. Archäologen empören sich gern über Grabräuber. Allerdings gibt es aus Sicht der Verstorbenen kaum einen Unterschied zwischen jenen, die Schätze aus den Totengrüften holen und in Museen zur Schau stellen... und jenen, die die Kostbarkeiten verkaufen. Und Pharaonen-Mumien in Vitrinen von Museen als Zuschauermagnet, vergleichbar mit Kuriositäten in Jahrmarkt-Ausstellungen, lassen jegliche Pietät vermissen.

Die Große Pyramide
Foto: Walter-Jörg Langbein
Bis heute, so scheint es, sind die wertvollsten Schätze Ägyptens unentdeckt geblieben. Welche Grabbeigaben mögen wohl dem König Harmais mit auf den letzten Weg mitgegeben worden sein? So lesen wir beim Historiker Cajus Plibnius Secundus im 17. Kapitel seines 36. Buches: »Vor diesen Pyramiden steht die Sphinx, eine Gottheit der dortigen Bewohner, welche noch weit mehr Bewunderung verdient, aber von den Schriftstellern fast mit Stillschweigen behandelt wird. In ihr soll der König Harmais begraben liegen, sie selbst aber anderswoher gebracht worden sein. Sie ist aus einem einzigen natürlichen Steine gearbeitet, und das rote Gesicht dieses Ungeheuers wird göttlich verehrt.«

Nun wird man allerdings einen »König Harmais« vergeblich in den Listen der Ägyptologie suchen. Herodot indes erwähnt einen „Amasis“. Der allerdings, so Herodot, habe zu einer Zeit regiert, als es nach herkömmlicher Ägyptologie im Land am Nil noch lange keine Könige gab.  Herodot aber beteuert: »Nach eigener Angabe der Ägypter waren nämlich bis zur Regierungszeit des Amasis siebzehntausend Jahre verflossen.«

Kühn mutet die Behauptung an, im Kopf der Sphinx befinde sich das Grab von Harmais/ Amasis. Indes, schon vor einem Jahrhundert machte der amerikanische Ägyptologe George Andrew Reisner weltweit Schlagzeilen mit der Behauptung, im Inneren der Sphinx befänden sich »zahlreiche Tunnel« und »Höhlen« und unter den Vorderpfoten des steinernen Riesentieres gebe es einen unterirdischen Raum. Leicht lassen sich derartige Behauptungen ins Reich der Fantasie verbannen, wenn da nicht konkrete Messergebnisse Geheimnisvolles andeuten würden! Wer auch immer das Umfeld der Sphinx durchleuchtete, stieß im Bereich der Vorderpfoten der Sphinx auf »Anomalien«. Mit anderen Worten: Es könnte sich dort sehr wohl ein unterirdischer Raum befinden.

Betrachtet man die Sphinx heute aus der Nähe, so stellt man zahlreiche Restaurierungsmaßnahmen fest, die man kritisch als Pfusch bezeichnen möchte. Da wurden Steine eingesetzt, dort wurden Mäuerchen errichtet. Hier erkennt man Risse, die womöglich ins Innere des Fabelwesens führen. Mehrfach versuchte ich mich dem unschönen neuzeitlichen Mauerwerk zu nähern. Ich wollte feststellen, ob es die verschiedentlich beschriebenen »Eingänge« in den Leib der Sphinx tatsächlich gibt. Ich wurde allerdings von grimmigen Wächtern daran gehindert. Fast habe ich den Eindruck, als ob das zugefügte Mauerwerk nicht nur Lücken füllen, sondern auch verbergen soll. Meiner Überzeugung nach wird intensiv an und in der Sphinx geforscht... wie auch im Inneren der Pyramide. Archäologen sind da nicht am Werk. Ich vermute, es sind Schatzsucher, die mit Duldung von höchster Stelle nach den mysteriösen Geheimnissen von Pyramide und Sphinx suchen!

Sphinx mit Pyramide im Hintergrund - Foto:Walter-Jörg Langbein

Ist es ein Zufall, dass das amerikanische Medium Edgar Cayce vor einem halben Jahrhundert behauptete, dass sich genau dort der Eingang zu den unterirdischen »Hallen der Aufzeichnungen« befindet? Diese mysteriösen Hallen sollen das gesamte Wissen der Menschheit bewahrt haben – aus der Zeit vor der Sintflut! »Spinnerei!«, ist der Leser zu sagen geneigt. Wirklich? Der arabische Historiker Al-Makrizi, auch Al-Maqeizi oder Muhammad al-Maqriz (1364-1442) hinterließ ein umfangreiches Werk, „Hitat“ genannt. Sprengstoff enthält Al-Makrizis »Pyramidenkapitel«. Erich Graefe übersetzte den Text und veröffentlichte ihn 1911 in Leipzig (1).

Stefan Eggers ist es zu verdanken, dass dieser lange Zeit nur Experten bekannte Text allgemein zugänglich wurde (2). So erfahren wir Rätselhaftes über die »Cheops-Pyramide«.  Im »Hitat« heißt es weitschweifig und trotzdem klar (3): »Der Lehrer Ibrahim b. Wasif Sah al Katib sagt, in den ›Nachrichten von Ägypten und seinen Wundern‹, da, wo er von Saurid erzählt, dem Sohne des Sahluk..., des Sohnes von Husal, einem der Könige Ägyptens vor der Sintflut...: Er (Saurid) war der Erbauer der beiden großen Pyramiden bei Misr (Kairo)...«

Nach Al-Makrizi wurde die sogenannte »Cheops-Pyramide« also nicht von Cheops, sondern von Saurid erbaut... und das schon viele Jahrtausende früher, nämlich vor der Sintflut. Warum? Wollte sich König Saurid ein Denkmal schaffen? Wollte er in einem massiven Grabmal bestattet werden, um ganz sicher allen Katastrophen zum Trotz dereinst wieder aufzuerstehen?

Die Sphinx. Foto links um 1910,
 Zeichnung rechts um 1760 - Archiv: W-J.Langbein

Saurid soll, so heißt es im »Hitat«, »300 Jahre vor der Sintflut« einen schrecklichen Albtraum gehabt haben. Er sah in einer apokalyptischen Vision die Erde in einer gewaltigen Katastrophe untergehen (4): »Die Erde kehrte sich mit ihren Bewohnern um, die Menschen flüchteten in blinder Hast, und die Sterne fielen herab, und einer (gemeint: ein Stern) stieß gegen den andern unter grauenhaftem Krachen.«

Die Katastrophe würde über Planet Erde hereinbrechen, darin waren sich alle von Saurid befragten Experten – 130 „oberste Wahrsager –  einig. Was war zu tun? Es wurde eine recht selbstlose Entscheidung getroffen. Nicht persönlicher Egoismus stand im Vordergrund. Es sollte vielmehr das gesamte damalige geheime Wissen in einer Art »Tresor« den Weltuntergang überdauern. In zwei Pyramiden wurden Kammern des Wissens eingebaut. Man verteilte die kostbaren Schätze auf zwei Pyramiden, wohl um auf »Nummer sicher« zu gehen. Selbst wenn eine der Pyramiden-Tesore zerstört werden würde, konnte in der anderen geheimes Wissen überdauern (5):

Welche Geheimnisse mag die/ der Sphinx hüten? Foto:
Archiv Walter-Jörg Langbein
 »Sie begannen den Bau der Pyramiden unter einem günstigen Gestirn... Darauf ließ er in der westlichen Pyramide 30 Schatzkammern aus farbigem Granit anlegen; die wurden angefüllt mit reichen Schätzen, mit Geräten und Bildsäulen aus kostbaren Edelsteinen, mit Geräten aus vortrefflichem Eisen, wie Waffen, die nicht rosten, mit Glas, das sich zusammenfalten lässt, ohne zu zerbrechen, mit seltsamen Talismanen, mit den verschiedenen Arten der einfachen oder der zusammengesetzten Heilmittel und mit tödlichen Giften.«

Sollte es tatsächlich in grauer Vorzeit in Ägypten eine Flutkatastrophe gegeben haben.... in der Wüste? Davon will die schulwissenschaftliche Ägyptologie nichts wissen. Indes, Prof. Robert M. Schoch von der Universität Boston hat nachgewiesen, dass die Sphinx erhebliche Wasserschäden aufweist. Vor Jahrtausenden müssen gewaltige Wassermassen auf die mysteriöse Riesenfigur eingewirkt haben. Sollte es wirklich so etwas wie eine Sintflut gegeben haben, der die Pyramiden von Kairo trotzen?

Drei Pyramiden und Kamele - Foto: W-J.Langbein

Die Sphinx müsste nach Prof. Schoch Jahrtausende älter sein als bislang angenommen. Gleiches gilt dann auch für die »Cheopspyramide« selbst, die ja in etwa gleichzeitig mit der Sphinx entstanden sein soll. Auch die Große Pyramide scheint, nach den äußeren Schäden zu urteilen, so etwas wie eine gewaltige Flut erlebt zu haben. Nach den Aussagen von Prof. Robert M. Schoch – und seine Angaben sind so klar, dass sie keine Zweifel aufkommen lassen – war  Chephren nicht der Erbauer der Sphinx. Demnach ließ der Herrscher das steinerne Fabeltier lediglich restaurieren. Sollte wirklich Saurid und nicht Cheops das Weltwunder in Auftrag gegeben haben, Jahrhunderte vor der Flut?

Gab es eine Katastrophe in Ägypten, die den Pyramiden von Kairo nichts anhaben konnte? Ruhen in den Pyramiden Schätze, die kostbarer als Gold und Edelsteine sind? Es gibt Hinweise, dass bislang unentdeckte Schätze in den Pyramiden ruhen.  Und es sieht ganz so aus, dass intensiv nach ihnen gesucht wird... unter Ausschluss der Öffentlichkeit!

Es wird ganz eindeutig gebohrt und gegraben, vermutlich gegen den Widerstand der Archäologie. Ohne Genehmigung von »ganz oben« ist das nicht möglich. Werden wir je ein Buch lesen könen, das die wahre Geschichte des Alten Ägypten erzählt?


Teilweise kolossale
Steinmonster wurden
zur Pyramide
aufgetürmt
Foto:
Walter-Jörg Langbein
Fußnoten
1 Graefe, Erich: Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizis „Hitat“, Leipzig 1911
2 Eggers, Stefan (Hrsg.): Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizi’s ›Hitat‹,
     Hamburg 2003 (sehr empfehlenswert!)
3 ebenda, S. 13 und 14
4 ebenda, S. 14
5 ebenda, S. 18

209  Die Straße der Sphingen
Teil 209 der Serie »Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein, erscheint am 19.01.2014                                                                                          



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Samstag, 11. Januar 2014

Immer wieder Thema: Der Forentroll ...

... dazu eine kleine Leseprobe aus
ForenTroll: Ein modernes Märchen für Erwachsene


... wie dem auch sei liebes lieschen
der »arme forenpoet« sollte betreut werden
spitzwegerich war auf großer fahrt
und ich wollte die mir anvertraute aufgabe
auch gewissenhaft erledigen

so loggte ich mich ein und machte
einen virtuellen rundgang
durch die einzelnen abteilungen

axelshirt hatte einen selbstgemachten text
in die ›poesieecke‹ eingestellt
den fred hat er ›gedicht eines kenners‹ benannt
lieschen manchmal tun sich uns abgründe auf
»frauen sind billig
und sind sie nicht willig 
so taugen sie nichts
und sind meiner nicht würdig«

richtig lieschen ein ›trollus prollordinaerus
oder auch ›gewöhnlicher prolltroll‹ genannt
der darf und kann in keinem forum fehlen
für diese spezies gilt absolutes fütterverbot
komplett ignorieren
und das lobe ich mir im »armen forenpoeten«
daran halten sich tatsächlich alle anderen user

und jetzt erkläre ich dir eine weitere vorgehensweise
des prolltrolls
wird ihm keine beachtung geschenkt
führt das zu einer kurzfristigen vermehrung

in diesem konkreten fall tauchte plötzlich
ein user mit namen ›vierzigzentimeter‹ auf
und es kam zu einem kurzen meinungsaustausch
zwischen den beiden
auf den ich aber hier
nicht näher eingehen möchte
ich glaube aber
Du kannst dir ungefähr vorstellen um was es da ging

der fred hat es innerhalb kürzester zeit geschafft
auf vierstellige aufrufklicks zu kommen

nachdem dann axelshirt nachfragte
ob es denn sonst niemanden gäbe
der zu seinem gedicht
etwas zu sagen habe
und tatsächlich nur
eisiges schweigen zu vernehmen war
postete er kurz »arrogantes schreiberlinggesindel«
und loggte sich doppelt aus

an dieser stelle will ich dich kurz aufklären
es gibt unter den prolltrollen zwei untergruppen
die ›harmlosordinaeren‹ und die ›extremvulgaeren
bei letzteren sollte schon eingegriffen
und beiträge müssen schnell gelöscht werden

da in der anfangsphase nicht klar erkennbar ist
welcher gattung der prolltroll angehört
ist ein trollminator einfach gezwungen
die weitere entwicklung abzuwarten

in diesem fall mit axelshirt
ist es noch einmal gut gegangen

spitzwegerich hatte mir die option zugewiesen
im zweifelsfall die funktion
unsichtbar machen‹ anzuwenden
sprich beiträge nicht sichtbar
erscheinen zu lassen

nach seiner rückkehr will er dann selbst entscheiden
wie im einzelnen fall zu verfahren sei
es kann ja nicht einfach fröhlich drauflos
gelöscht werden spitzwegerich ist schließlich
kein selbstherrlicher diktator

immer wieder muss ich mir auch
yoga bookwalkers weise worte
vor augen führen die da lauten
»hinter jedem troll steht 
ein verwirrtes menschenkind 
und hinter manch einer trollinvasion
verbirgt sich auch nur ein irres menschlein
dem manchmal nur 
ein schlag in den nacken fehlt
bildlich gesprochen« ...

Sylvia B. ForenTroll: Ein modernes Märchen für Erwachsene



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Sonntag, 5. Januar 2014

207 »Auf der Suche nach verborgenen Schätzen«

Teil 207 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein

Cheops vor „seiner“ Pyramide
Fotos: Archiv Langbein
Über Pharao Cheops ist so gut wie nichts bekannt. Keine Inschrift rühmt seine Taten. Nirgendwo findet sich eine Lobeshymne auf ihn als den Erbauer der größten Pyramide Ägyptens. Im Land der Pharaonen hieß er Chnum-chuf, zu Deutsch „(Gott) Chnum ist sein Schutz“, Kurzform Chufu, griechisch Cheops. Sir Flinders Petrie entdeckte in Abydos eine winzige Statue, keine acht Zentimeter klein, die den mächtigen Pyramidenbauer darstellen soll.

Historiker Herodot, der rund zwei Jahrtausende nach Cheops lebte, nennt Cheops als Erbauer der „Großen Pyramide“. In der Ägyptologie ist man begeistert ob dieser Aussage Herodots. Gleichzeitig aber verschweigt man so gut es geht, dass eben dieser Herodot ein fantastisch anmutendes Bild von der Geschichte Ägyptens zeichnet. Reicht doch nach Herodot die Frühgeschichte Ägyptens 11.340 Jahre in die Vergangenheit! Damals, so Herodot, weilten die Götter noch unter den Menschen.

Herodot stellt nicht einfach diese kühne Zahl in den Raum. Die Priester, so Herodot, hätten ihm in einem großen Tempel 345 hölzerne Statuen gezeigt. Jeder Oberpriester habe eine solche Statue anfertigen und aufstellen lassen. 345 Oberpriester seien seit den Tagen, als die Götter noch zu den Menschen kamen, in Amt und Würden gewesen.

Wurde der Eingang zur Pyramide schon vor Jahrtausenden freigelegt? Strabo behauptet jedenfalls, sie sei „begehbar“ gewesen. Im großen „Ägyptischen Museum“, Kairo, erklärte mir ein Archäologe, Strabo habe zum Ausdruck bringen wollen, dass man außen an der Pyramide bis zur Spitze hochklettern konnte. Natürlich sei das riesige Bauwerk damals noch verschlossen gewesen. Diese Erklärung kann mich nicht überzeugen.

Wir schreiben das Jahr 25 v. Chr. Strabo, einer der renommiertesten Geschichtsschreiber Griechenlands, besucht Ägypten. Staunend steht er vor dem vielleicht größten Weltwunder überhaupt, vor der nach Cheops benannten Pyramide. Strabo, zu Deutsch der „Schielende“, berichtet, dass es „in der Mitte“ des monumentalen Bauwerks einen Stein gegeben habe, der den Eingang in die Pyramide verschloss. Diesen Stein konnte man, so Strabo, herausnehmen und dann durch einen „gekrümmten Gang“ in das Innere gelangen. Was meinte Strabo mit „herausnehmbarer Stein“? Sollte diese Vorrichtung ständigen Zugang zur Pyramide ermöglichen?

Der freigelegte Eingang
Foto:
Archiv Walter-Jörg Langbein
Der Eingang zur Cheopspyramide befindet sich in der Nordseite des Bauwerks, in einer Höhe von 16,50 Metern. Eine Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert zeigt deutlich die massive Konstruktion des „Türsturzes“. Dieser Eingang wird heute nicht mehr verwendet, aber von meist grimmig drein blickenden Wächtern gesichert.  Gegen ein üppiges Bakschisch darf man allerdings an der Nordseite der Pyramide zum Eingang empor klettern. Das erfordert eine gewisse Sportlichkeit, wie ich erfahren musste. Es ist anstrengend, von Stufe zu Stufe emporzuklettern. Dieser Aufstieg an der Nordseite der Pyramide war von den Erbauern des Monuments nicht vorgesehen. Alle vier Pyramidenseiten waren ursprünglich vollkommen glatt. Weiße Tura-Kalksteinblöcke bildeten die äußere, glatte und stufenlose Schicht des monumentalen Bauwerks. Irgendwann in der Antike wurde die Pyramide „geplündert“. An der Spitze beginnend wurden die Tura-Blöcke abgetragen, so dass nach und nach die äußere Verkleidung verschwand. Konnte dann der verborgene Eingang in die Pyramide gesehen werden?

Gewaltige, spitzdachförmig angeordnete Deckplatten von zig Tonnen Gewicht bilden den „Türsturz“. Im Verhältnis dazu erscheint der Gang hinter der Tür erschreckend winzig. Er ist lediglich 1,20 Meter hoch und sogar nur 1,05 Meter breit. Es ist mehr als anstrengend, durch diese enge und niedrige Röhre in das Innere des Bauwerks vorzudringen.

Der Gang führt in einem Winkel von 26 Grad und 31 Minuten steil nach unten. Nach anstrengenden 105 Metern durch den massiven Leib der Pyramide und durch den gewachsenen Stein unter dem Fundament geht der Gang endlich in die Horizontale über. Nach weiteren 8,80 Metern mündet er in der sogenannten unvollendeten Grabkammer. Angeblich war der Raum unter der Pyramide ursprünglich als Gruft für den Pharao vorgesehen. Das erscheint mir nicht nur als recht fragwürdig, sondern als unmöglich. Sollte der Sarkophag mit den sterblichen Überresten des verehrten Pharao etwa durch diese enge und niedrige Röhre hinab in die Grabkammer geschafft werden? Das ist ausgeschlossen. Allenfalls die Mumie des mächtigen Herrschers hätte man durch den niedrigen und schmalen Tunnel in die „unvollendete Grabkammer“ schaffen können. Mit würdevollem Umgang mit dem toten Pharao hätte das nichts zu tun gehabt. Und wie wollte man den wuchtigen Sarg aus Stein an seinen Bestimmungsort schaffen, von den einem wichtigen Herrscher angemessenen Grabbeigaben einmal ganz abgesehen. Eine Prozession von Würdenträgern hätte auf diesem Wege den Toten nicht begleiten können.

Abstieg in die
Cheopspyramide
Foto um 1900
Archiv Langbein
Einige Meter schräg unter dem eigentlichen Eingang befindet sich ein mit roher Gewalt geschlagene Öffnung in der Pyramide. Es heißt, dass der Kalif El-Mamun anno 820 n. Chr. Dieses Loch hat schlagen lassen... und auch den folgenden, bergwerksartig in das massive Bauwerk getriebenen Gang. El-Mamun, so heißt es, hatte es auf die kostbaren Grabbeigaben abgesehen. Er wollte die Cheopspyramide   plündern. Wusste er, dass die Eingänge zu Pyramiden immer an der Nordseite zu finden waren?

Der sogenannte „Grabräubergang“ führt zunächst geradeaus in die Pyramide hinein, dann macht er einen Bogen und trifft dann exakt die schmale Röhre, die vom „richtigen“ Eingang nach unten zur „unvollendeten Grabkammer“ führt.... Und zwar genau an der Stelle, wo der aufsteigende Gang nach oben, zur „Königinnenkammer“ und zur „Königskammer“ führt. Seltsam: Strabo beschrieb bereits 25 v. Chr. Den gekrümmten Gang, der angeblich erst 845 Jahre später auf Befehl von El-Mamun angelegt wurde. Ich meine, man muss die Story von Grabräuber El-Mamun mit großer Skepsis betrachten. Vermutlich wurde der vermeintliche „Grabräubergang“ nicht erst Ende des ersten Jahrtausends nach Christus, sondern bereits lange davor angelegt, von wem auch immer. Heute wird in Kreisen der Wissenschaft immer wieder die These vertreten, dass die Cheopspyramide bereits in der „Ersten Zwischenzeit“, also etwa 2216 v. Chr. bis 2025 v. Chr. von Grabräubern heimgesucht, wie ein Tresor geknackt und geplündert wurde. Stammt der „Grabräubergang“ also aus dem dritten Jahrtausend vor Christus? Und ist es wirklich ein von Grabräubern angelegter Tunnel? Oder wurde er von den Erbauern der Cheopspyramide selbst angelegt, nachdem das eigentliche Gangsystem verschlossen worden war? Ein weiterer Gang soll ebenfalls von Schatzsuchern teilweise senkrecht nach unten geschlagen worden sein: Beginnend vor der „Großen Galerie“. Dieser Gang führt ein Stück durch die Pyramide, dann durch den gewachsenen Fels, um schließlich zufällig (?) auf den absteigenden Gang zur unvollendeten Grabkammer zu treffen.

Auch dieser „Schacht der Diebe“ könnte von den Erbauern der Pyramide stammen, um Frischluft in den absteigenden Gang zu schaffen... oder als „Fluchtweg“ für die Arbeiter.

Der Sarg in der Königskammer - Foto um 1900
Archiv  Walter-Jörg Langbein

Wie auch immer: In der „Königskammer“ fanden Archäologen einen steinernen Sarkophag, der beschädigt war. Hat man ihn mit Gewalt geöffnet? Von einer Mumie gab es jedenfalls keine Spur. Der steinerne Deckel, der den aus einem Stück gehauenen Steinsarg einst verschlossen haben mag, fehlte jede Spur. Sollten Grabräuber den Sarkophag gefunden und ausgeräumt haben... warum ließen sie dann den Sargdeckel verschwinden? Mir drängt sich eine Vermutung auf: Die Königskammer diente nie als Gruft für den Pharao. Der Sarg war von Anfang an leer. Grabräuber sollten denken, sie seien zu spät gekommen, Berufskollegen hätten schon längst alles Wertvolle, ja auch die Mumie des Pharao, geraubt. Man kann sich die Enttäuschung der goldgierigen Plünderer vorstellen, die dann unverrichteter Dinge abzogen... ohne weiter zu suchen. Sollte mit dieser List der Pharao geschützt werden, der dann unbehelligt von Grabräubern und Archäologen bleiben würde?

In der Ägyptologie gibt es die sogenannte Drei-Kammern-Theorie, die wie eine „Heilige Kuh“ nicht angetastet werden darf. Demnach gibt es in jeder Pyramide drei Kammern, nicht zwei oder vier, sondern drei. In der Cheopspyramide werden drei Kammern gezählt: die unvollendete, die der Königinnen und die des Königs. Also kann es keine weitere Kammer mehr geben, weil das die Theorie von den drei Kammern nicht zulässt. Dabei wird aber die „Große Galerie“ übersehen. Sie ist 47 Meter lang und 8,5 Meter hoch und kann mit Fug und Recht als vierte Kammer gewertet werden.

Auch wenn das offiziell nicht zugegeben wird, so wurden auf der Suche nach verborgenen Schätzen in der Cheopspyramide immer wieder weitere, bislang nicht geöffnete Kammern entdeckt. Mir wurde vor Ort versichert, dass noch mehr Gänge und Kammern ausfindig gemacht worden sind, als den veröffentlichten Berichten von Fachleuten zu entnehmen ist. Im Sommer des Jahres 1986 suchten zwei französische Forscher – Gilles Dormion und Jean-Patrice Goidin – elektronisches Equipment ein, um bis dahin unentdeckte Hohlräume ausfindig zu machen. Suchen konnten sie nur von den bekannten Gängen und Kammern aus. Sie wurden fündig! Unter dem Gang zur Königinnenkammer zum Beispiel machten sie einen Raum von beachtlicher Größe ausfindig. Er ist immerhin dreieinhalb Meter breit und fünfeinhalb Meter hoch!

Wer im 19. Jahrhundert die „Cheops-Pyramide“ erkundete, hatte keine Ahnung vom weitestgehend verborgenen Innenleben des gewaltigen Bauwerks.... Damals gab es noch nicht die Möglichkeit, mit technischen Finessen durch das Gestein hindurch zu sehen und verborgene Geheimnisse zu entdecken...

Erkundung
der Pyrmide.
Zeichnung aus dem
19. Jahrhundert
Archiv Langbein
Die französischen Wissenschaftler erhielten erstaunlicher Weise die Genehmigung, zweieinhalb Meter durch den Steinboden zu bohren. Die mysteriöse Kammer, so stellten sie fest, ist mit kristallinem Sand gefüllt!

Am 22. Januar 1987 machte sich ein Team von Wissenschaftlern der „Waseda University“, Tokio an die Arbeit. Mittels elektronischer Messungen durchleuchteten sie sozusagen Teile der Cheopspyramide und entdeckten dabei „ein ganzes Labyrinth“ von Korridoren. Mir wurde bereits Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vor Ort versichert, dass das eigentliche Gang-Kammern-System der Cheops-Pyramide noch nicht gefunden worden sei... zumindest nicht offiziell.

Von geheimnisvollen „Schutzsystemen“ erzählte man mir, von Gängen, die zu den wirklich wichtigen Kammern führen. Diese Gänge seien mit Sand gefüllt. Es gebe Mechanismen, die – so man sie in Gang setzt – den Sand abfließen lassen und den Weg zu den Schätzen in der Pyramide freigeben! Sollte etwas Wahres dran sein an diesen abenteuerlichen Geschichten? „Natürlich!“, versicherte mir ein Informant unweit der Cheopspyramide. „Die Wirklichkeit in der 'Großen Pyramide' ist fantastischer als die Fiktion von Indiana-Jones-Filmen!“

Auch die Experten der Waseda University“, Tokio, konnten bei weitem nicht den gesamten Massivbau der „Großen Pyramide“ durchleuchten. Ihre Messungen mussten ja alle von den bekannten Gängen und Räumen aus durchgeführt werden. Von mehreren Hundert Metern Länge der noch nicht geöffneten Gänge und Räume ist die Rede! Erich von Däniken fasst das mehr als faszinierende Ergebnis der japanischen Wissenschaftler so zusammen (1):
 „Fasst man ganz grob die Längen der bekannten Schächte und Räume zusammen und addiert das vom Trupp der Waseda University, Tokio, geortete 'Labyrinth von Schächten und Korridoren', so müssten sich innerhalb der Großen Pyramide Hohlräume mit einer Länge von rund einem Kilometer befinden.“

Ich halte diese Schätzung für zu niedrig angesetzt, da das Team der japanischen Wissenschaftler nicht den gesamten Koloss der Pyramide „durchleuchten“ konnte. Es ist anzunehmen, dass es noch weit mehr Hohlräume gibt! (2)

Reste der einst gewaltigen Anlage von Abydos
Foto Walter-Jörg Langbein

Ein Archäologie im Ägyptischen Museum zu Kairo erklärte mir mit Verschwörermiene: „wenn Sie wüssten, was von der Archäologie alles geheim gehalten wird... Wenn Sie wüssten, was Spezialisten über die Große Pyramide wissen, was dem normalen Archäologen nicht anvertraut wird. In Abydos wurden Hinweise auf die wirklichen Geheimnisse der Cheopspyramide gefunden. Es geht um die Suche nach Schätzen, die sehr viel kostbarer sind als Gold und Silber...“ Ich hakte nach, fragte nach, bekam aber nur ausweichende Antworten. „Es geht um Wissen, an dem auch die Militärs unserer Zeit sehr interessiert sind, mehr noch als Archäologen!“

Wie auch immer... Die Suche nach verborgenen Schätzen läuft auf Hochtouren. Und niemand soll davon erfahren...

Fußnoten
1 Däniken, Erich von: „Der Mittelmeerraum und seine mysteriöse Vorzeit/ Rätselhafte Bauten, unglaubliche Fakten und als falsch entlarvte Lehrmeinungen“, Rottenburg 2012, S. 173
2 Siehe hierzu auch...  Zarei, Alireza: „Die verletzte Pyramide: Wie Neugier Geschichte zerstört“, Groß Gerau 2011

Glas und Waffen,
Teil 208 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                                                                                              
erscheint am 12.01.2014


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