»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Der Sphinx von Gizeh um 1900. Foto: Archiv W-J.Langbein |
Abu Ja´far al-Idrisi (1173-1251) war einer
der ersten Forscher, die die Geheimnisse der Pyramiden vom Gizeh-Plateau zu ergründen versuchten. Nach intensivem Quellenstudium kam er zum Ergebnis, dass die heute nach Cheops benannte Pyramide sehr viel älter als gemeinhin angenommen sei. Sie soll »vor der Sintflut« gebaut worden sein. Diese fantastisch anmutende Behauptung wird vom Historiker al Makrizi (1364-1442) bestätigt: Demnach baute König Saurid vor der großen Flut Pyramiden als Tresore für uraltes fantastisches Wissen.
Glaubt man al Makrizi, dann harren in den Pyramiden bis heute unentdeckte Räume voller kostbarer Schätze des Wissens auf mutige Forscher. Unter jeder Pyramide soll sich in einem unterirdischen Raum eine Art Roboter befinden, der die Kammern des Wissens bewacht. Altarabisches Märchen oder wahre Überlieferung?
Im Verlauf der letzten tausend Jahre lockten die Pyramiden des Gizeh-Plateaus immer wieder Laien wie Wissenschaftler an. Ihre Erkenntnisse werden bis heute ignoriert. Abu Ja´far al-Idrisis Werk erschien erst 1989 unter dem Titel »Buch von den Lichtern der oberen Himmelskörper«. Fazits gibt eine schier unüberschaubare Flut uralten Wissens, das bis heute verborgen blieb. Warum wurden diese Schätze bis heute nicht entdeckt? Wurde nicht gesucht, weil die alten Überlieferungen als unglaubwürdige Fantastereien abgetan werden?
Ich habe vor Ort den Eindruck gewonnen, dass sehr
wohl immer wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum Teil mit brachialer
Gewalt versucht wird, in den Pyramiden Zugänge zu versteckten Kammern ausfindig
zu machen.
Thomas Shaw (1694-1751), Reisender, Naturforscher und Theologe, setzte sich auch mit der »Cheops-Pyramide« auseinander. Es gebe eine fantastische Unterwelt unter dem Plateau von Gizeh, geheime Kammern, aber auch Gänge, die die drei großen Pyramiden miteinander verbinden. Unterirdisch könne man von der »Cheops-Pyramide« zum Sphinx gelangen.
Denken wir an Ägypten, kommt uns die »Cheops-Pyramide« in den Sinn... und die Sphinx. Die – eigentlich der Sphinx – ist uns als eine Art Symbol für das Mysteriöse, für das Rätselhafte, bekannt. Wie kam das Fabeltier zu diesem Ruf? In der griechischen Mythologie begegnet uns eine weibliche Sphinx als Hüterin des Mysteriösen. Die Sphinx – Tochter des Typhon und der Echidna – ist ein Mischwesen. Auf dem Rumpf einer mächtigen Löwin sitzt ein Mädchenkopf.
Die Sphinx überwacht von einem steilen Felsen bei Theben aus die Menschen. Wer in ihre Nähe kommt, muss ein Rätsel lösen. Gelingt ihm das, darf er weiterleben. Weiß er keine Antwort, wird er von der wütenden Sphinx (griechisch für »Würgerin«) umgebracht und verschlungen.
Das Rätsel der Sphinx: »Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien?« Der griechischen Mythologie zufolge wusste als erster Mensch Ödipus die Antwort: der Mensch. Als Baby krabbelt er auf allen Vieren, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und im Alter ist er auf einen Stock als drittes Bein angewiesen.
Ist die Sphinx Hüterin uralten Wissens? Wo mag es versteckt worden sein? Bei Herder (1744-1803) lesen wir (1): »Das Schicksal selbst aber sandte … ein Symbol von der ältesten Art, den Sphynx, das Bild verborgner Weisheit.« Eine meiner Studienreisen führte mich in den Bundesstaat Tamil Nadu. Dort, an der Südostküste Indiens gelegen, entstanden unzählige Tempel aus Stein und das größte Steinrelief der Welt. Es zeigt überirdische Gottheiten, die über den kosmischen Fluss zur Erde gelangen. Ein Bettelmönch beobachtete mich beim Fotografieren des gewaltigen Steinreliefs von Mahabalipuram und erklärte mir lächelnd: »Sie fotografieren nur die äußere Form, nicht aber das innere Wahre!«
Der fromme Man, der seit Jahrzehnten die altindischen Texte studierte, verwies mich auf »verborgenes Wissen im Stein«. »Wissen«, so erklärte er mir auf meine Nachfrage, »lässt sich in Stein verewigen wie Informationen auf einer CD.« Ewige Schwingungen seien »im Stein« verborgen und könnten auch noch nach Jahrtausenden abgerufen werden, während CDs womöglich schon nach Jahrzehnten verstummen.
»Wissen ist im Stein der Sphinx verborgen?«, fragte ich nach. »Das Größte ist im Kleinen, im Elektron!« Der Nuklearphysiker und Philosoph Jean Émile Charon (2) (1920 -1998) hat bewiesen,
Der fromme Man, der seit Jahrzehnten die altindischen Texte studierte, verwies mich auf »verborgenes Wissen im Stein«. »Wissen«, so erklärte er mir auf meine Nachfrage, »lässt sich in Stein verewigen wie Informationen auf einer CD.« Ewige Schwingungen seien »im Stein« verborgen und könnten auch noch nach Jahrtausenden abgerufen werden, während CDs womöglich schon nach Jahrzehnten verstummen.
»Wissen ist im Stein der Sphinx verborgen?«, fragte ich nach. »Das Größte ist im Kleinen, im Elektron!« Der Nuklearphysiker und Philosoph Jean Émile Charon (2) (1920 -1998) hat bewiesen,
dass das Elektron – verkürzt ausgedrückt – Informationen in sich aufsaugt wie ein »Schwarzes Loch« Materie. Soll das heißen, dass die Sphinx uraltes Wissen in sich gespeichert hat und bereit hält? Werden wir je dazu in der Lage sein, das verborgene Wissen der Sphinx abzurufen, wie die auf einer CD gespeicherten Informationen? Was wird uns die Sphinx zu erzählen haben?
Die Sphinx? Oder richtiger, eigentlich, der Sphinx? Ägypten ist das Land der Pyramiden und der Sphingen. Allerdings gab es einst im Land am Nil sehr viel mehr Sphingen als Pyramiden. Vor dreieinhalb Jahrtausenden verband eine Prachtstraße die Tempel von Karnak und Luxor miteinander. 2700 Meter war sie lang und 76 Meter breit. Pharao Amenhotep III., heißt es, hat sie bauen lassen. Was diese wahrlich breite Straße allerdings zur Prachtstraße machte, das sind unzählige Sphinx-Statuen, die die Verbindungsstraße zwischen den Tempeln säumten! Wie viele mögen es einst gewesen sein?
Man vermutet: mehr als 1350. Intensive Ausgrabungen förderten immerhin 650 Sphingen – zumindest in kleinen Teilen – zutage. Von einem »Geheimprojekt« habe ich aus gewöhnlich gut informierter Quelle erhalten: Man wolle die Sphinxallee wieder in altem Glanz erstehen lassen. Der damalige Staatspräsident Ägyptens, Husni Mubarak, sollte bereits vor Jahren die uralte Straße der Sphingen neu eröffnen.
Was mag noch im Wüstensand verborgen sein? Weitere Ausgrabungen würden womöglich weitere Fragmente von Sphingen ans Tageslicht bringen. Man wolle so viele Sphinxfragmente finden we nur möglich und ergänzen.. und so Millionen von Touristen ins Land locken. Von diesem – in Archäologenkreisen mehr als umstrittenen – Projekt habe ich vor Jahren erfahren. Es wurde bis heute nicht in die Tat umgesetzt, allein schon wegen der fehlenden Millionen, die erforderlich wären.
Was mag noch im Wüstensand verborgen sein? Weitere Ausgrabungen würden womöglich weitere Fragmente von Sphingen ans Tageslicht bringen. Man wolle so viele Sphinxfragmente finden we nur möglich und ergänzen.. und so Millionen von Touristen ins Land locken. Von diesem – in Archäologenkreisen mehr als umstrittenen – Projekt habe ich vor Jahren erfahren. Es wurde bis heute nicht in die Tat umgesetzt, allein schon wegen der fehlenden Millionen, die erforderlich wären.
Plausible Gründe sprechen gegen die »Wiederherstellung« der Straße der Sphingen: Horrende Kosten wären aufzubringen, wollte man weitere Ausgrabungen durchführen, »vollständige« Sphingen restaurieren und bruchstückhaft erhaltene Sphingen rekonstruieren. Die neu erstandene Straße der Sphingen müsste bewacht werden, vor Plünderern und religiösen Fanatikern. Religiöse Extremisten könnten sehr wohl figürliche Darstellungen wie die Sphingen sprengen wollen! Das Risiko ist unkalkulierbar. Die Situation in Ägypten ist alles andere als stabil!
Ich erinnere mich an die Tempelanlage von Karnak, die als die größte Ägyptens gilt. Massive Monstermauern haben einst die ineinander verschachtelten Bauten geschützt. Über viele Jahrhunderte wurde immer wieder altes Mauerwerk abgerissen und neues errichtet. Das alte Material wurde wieder verbaut.
Angebetet wurde in einem Teil des Komplexes die »Triade von Theben« (»Dreifaltigkeit von Theben«): Gott Amun, seine Gattin Mut und Sohn Chons. Vater Amun war der mächtige Sonnengott, Mutter Mut war die imposante Himmelsgöttin und Sohn Chons ein Mondgott. Erinnert uns diese Triade nicht an die Dreifaltigkeit des Christentums? Im Katholizismus wird die Mutter des göttlichen Jesu immer mehr zur Himmelskönigin verklärt.
Die Riesenanlage von Karnak mutet bombastisch an... geheimnisvoll-mysteriös aber ist die Widder-Sphingen am Eingang zum Karnak-Tempel. Der Widder symbolisierte im Alten Ägypten die vier großen kosmischen Mächte. Ob sie bis heute nicht »lesbare« Informationen zu bieten haben, die weit über die in Lehrbüchern beschriebene Symbolik hinausgehen?
Jede(r) Sphinx trägt individuelle Züge. Foto W-J.Langbein |
Die Riesenanlage von Karnak mutet bombastisch an... geheimnisvoll-mysteriös aber ist die Widder-Sphingen am Eingang zum Karnak-Tempel. Der Widder symbolisierte im Alten Ägypten die vier großen kosmischen Mächte. Ob sie bis heute nicht »lesbare« Informationen zu bieten haben, die weit über die in Lehrbüchern beschriebene Symbolik hinausgehen?
Führt die Straße der Sphingen zu den verborgenen Geheimnissen des »Alten Ägypten«?
Fußnoten
Griechische Sphinx, etwa 550 v. Chr., Kerameikos-Museum, Athen, wikicommons Foto: Μαρσύας |
2) Siehe hierzu...
Capra, Fritjof: Das Tao der Physik/ Die Konvergenz von westlicher Wissenschaft und östlicher Philosophie, Neuausgabe, Bern, München, Wien,1984
Capra, Fritjof: Wendezeit/ Bausteine für ein neues Weltbild, Bern, München, Wien, 3. Auflage 1983
Charon, Jean E.: Der Geist der Materie, Wien und Hamburg 1979
»Die Monstermauer von Peru«,
Teil 210 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien« von WalterJörgLangbein, erscheint am 26.01.2014
Teil 210 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien« von WalterJörgLangbein, erscheint am 26.01.2014
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