Teil 383 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
- In Memoriam Ralf Streblow † -
Foto 1: Das Gemälde mit dem UFO |
Das geheimnisvolle Gemälde »Stammbaum Jesu« wirkt wie ein Buch, das in einem einzigen Bild wiedergegeben wird. Da und dort sind Spruchbänder zu entziffern. Sie sind in lateinischer Sprache verfasst und sind wahrscheinlich der Vulgata entlehnt. So erkennen wir da und dort biblische Gestalten, andere wiederum bleiben anonym.
Foto 2: Der Tisch als Basis |
Was auffällt: Die Basis des Gemäldes wird komplett von einem langen Tisch eingenommen, der von rechts nach links reicht und womöglich an das häufig in der sakralen Kunst dargestellte legendäre »Letzte Abendmahl Christi« erinnern soll. Dem Betrachter am nächsten platziert sind keine Männer, sondern ausschließlich Frauen! Im Zentrum befindet sich die Heilige Mutter Gottes, Maria mit dem Jesuskind (Person 1). Links daneben sitzt Marias Mutter, die »S. Anna« (Person 2) und links von Anna ist die Heilige »Maria uxor Alphaei« (Ehefrau von Apostel Alphaeus,) (Person 3) intensiv mit gleich vier kleinen Kindern beschäftigt, mit »S. Jakobus minor«, Cousin von Jesus, »S. Simon Chanan«, ebenfalls Cousin von Jesus, »S. Judas Thaddaeus«, Cousin von Jesus, und mit »S. Matthaeus«, Cousin von Jesus. Alle vier Cousins sollten später zur Jüngerschaft Jesu gehören.
Rechts von Jesu Mutter Maria haben die unbekannten Künstler eine weitere wichtige Frau platziert, nämlich »S. Maria Salome« (Person 4), Tochter von »S.Anna«, also Schwester der Mutter Jesu. Auf ihrem Schoß sitzt kein Geringerer als »S. Johannes«, später Jünger Jesu und Evangelist, natürlich auch ein Cousin Jesu. »S. Jakobus maj.« versucht gerade auf den Schoß seiner Mutter zu klettern. Auch er gilt als Cousin Jesu und gehörte später zur Jüngerschar.
»S.Anna« (Person 2) war gleich drei Mal verheiratet, und zwar mit Joachim, dem Vater der Maria, mit Kleophas und mit Salomas. Zwei dieser drei Herren finden sich in schöner Eintracht am langen Tisch. »S. Joachim« (Person 5), der erste Mann von Anna, muss sich mit einem Platz an der »anderen« Seite der Tafel begnügen. »S. Cleophas« (Person 6) steht noch weiter abseits, ebenfalls auf der »anderen« Seite der Tafel. »S. Joseph« (Person 7), der irdische Vater Jesu, steht schräg hinter der »Gottesmutter«. Fromm faltet er die Hände, blickt nachdenklich auf Frau und Sohn. Kurz gesagt: die wichtigen Frauen stehen vor dem Tisch, die Männer auf der »anderen« Seite.
Foto 4: Maria, Jesus und Verwandtschaft |
Dort steht freilich auch »S. Elisabeth neptis S. Annae« (Enkelin der Heiligen Anna) (Person 8), Cousine der »Jungfrau Maria« und Mutter von Johannes, genannt der Täufer. »S. Zacharias« (Person 9), Ehemann der »S. Elisabeth«, Vater von Johannes, darf direkt neben Frau und Kind stehen. Johannes der Täufer nebst Eltern wird vom unbekannten Künstler im Gemälde von Limburg an die »andere« Tafelseite gestellt, während Maria und Jesus vorn stehen. Auf diese Weise soll wohl die Vorrangstellung von Jesus und Maria in der im Gemälde dargestellten Hierarchie verdeutlicht werden. Anachronistisch haben sich die Stifter des Gemäldes Johannes Zanger (Person 10) und Anna Kalchoffen (Person 11) ins Gemälde geschlichen.
Und weil wir schon bei Anachronismen sind, sei mir ein humoriger Hinweis gestattet! Was liegt da auf dem Tisch vor Zacharias, dem Vater des Täufers? Bedient der fromme Mann da nicht gar ein iPad, geschickt, kundig und diskret?
Scherz beiseite. Zurück zu Jesse alias Isai (Person 1), Vater von König David. Rechts von David Steht ein in Grün gewandeter Mann mit gelber Mütze (Person 2). Rechts daneben machen wir einen Mann aus (Person 3) in Gelb mit Krone auf dem Haupt. Der Mann mit der Krone hat zwei Spruchbändern aufzuweisen. Die fehlerhaft wiedergegebenen lateinischen Worte sind wohl falsch aus der Vulgata abgeschrieben worden, sie stammen aus Haggai Kapitel 2, Vers 7:
»Ja, alle Heiden will ich erschüttern. Da sollen dann kommen aller Völker Kostbarkeiten, und ich will dies Haus voll Herrlichkeit machen, spricht der Herr Zebaoth.« Über den Propheten Haggai wissen wir so gut wie nichts. Geboren wurde er in babylonischer Gefangenschaft. Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft ins Land der Israeliten musste der zerstörte Tempel wieder aufgebaut werden. Die Prophezeiung des Haggai kündigt eine glorreiche Zeit für den Tempel an.
Das zweite Spruchband »Cantate Dominum canticum novum Ps« ist als Zitat aus den Psalmen gekennzeichnet. Dort begegnet es uns gleich zwei Mal: Psalm 96, Vers 1 und Psalm 98, Vers 1: »Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Welt!«
Rechts daneben – im Hintergrund – steht ein Mann in Grün mit schmutzig gelber Mütze (Person 4). Sein Spruchband trägt eine Prophezeiung aus dem Buch Sacharja Kapitel 3, Vers 8. Das Original in Latein: »Adducam servum meum orientem. Zach« Die Übersetzung: » … denn siehe, ich will meinen Knecht ›Spross‹ kommen lassen.« Bei Sacharja gibt es den theologischen Begriff »servus oriens« für den »Messias«, den »Gesalbten«, den »Erlöser«.
Foto 7: Der Dom um 1921 |
Rechts daneben: Ein Mann in Blaugrau ohne Kopfbedeckung (Person 5). Seit Spruchband: Zitat aus dem Lukas-Evangelium Kapitel 1, Vers 35: »Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.«
Die nächste Person (Person 6) steht im Hintergrund, ist in Gelb gekleidet und hat – stark gekürzt – einen Vers aus dem Buch Maleachi auf seinem Spruchband (Kapitel 3, Vers 20): »Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.«
Rechts außen steht ein in Rot gekleideter Mann ohne Kopfbedeckung. Sein Spruchband kündet: »Mulier amicta sole, et luna sub pedibus ejus Apoc«. Apoc verweist auf die Apokalypse oder Offenbarung Kapitel 12, Vers 1. Nach der aktuellen Luther-Ausgabe von 2017 heißt das: »Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen« wird am Himmel erscheinen zum Ende der Zeit.
Die Spruchbänder, die uns die Männer vom Limburger Gemälde entgegenhalten, und ich habe nicht alle zitiert, preisen entweder Gott, verkünden den Messias oder verweisen auf die Zeit der Apokalypse. Oder sie benennen die dargestellten Personen.
Dargestellt werden sollen die königlichen Vorfahren Jesu von Jesse an…
Foto 8: Königliche Vorfahren Jesu. |
Person 2: König Salomon,
Person 3: König Achaz,
Person 4: König Joram,
Person 5: König Raboam,
Person 6: König Ahia,
Person 7: König Ozias,
Person 8: König Joatham,
Person 9: König Aso,
Person 10: König Josapha,
Person 11: Maria mit dem Jesuskind,
Person 12: König Manasses alias Manasse
Person 13: König Ezechias, Ezechia, Hiskia oder Hiskias
Zu den Fotos
Foto 1: Das Gemälde mit dem UFO.
Foto Eva und Rolf Streblow.
Foto-Ausschnitt!
Foto 2: Der Tisch als Basis.
Foto Eva und Rolf Streblow.
Foto 3: Wer sitzt, wer steht an der Tafel? Foto Eva und Rolf Streblow
Foto-Ausschnitt!
Foto 4: Maria, Jesus und Verwandtschaft. Foto Eva und Rolf Streblow
Foto-Ausschnitt!
Foto 5: Zacharias und sein iPad? Foto Eva und Rolf Streblow
Foto-Ausschnitt!
Foto 6: Rechts von Jesse... Foto Eva und Rolf Streblow
Foto-Ausschnitt!
Foto 7: Der Dom um 1921. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Königliche Vorfahren Jesu.
Foto Eva und Rolf Streblow
Foto 9: Der Dom um 1935. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 9: Der Dom um 1935 |
Ein Wort des Dankes
Eva
und Ralf Streblow †
machten mich auf das geheimnisvolle Gemälde im Dom zu Limburg aufmerksam und stellten mir Fotos zur Verfügung!
Dafür möchte ich mich bei ihnen recht herzlich bedanken!
und Ralf Streblow †
machten mich auf das geheimnisvolle Gemälde im Dom zu Limburg aufmerksam und stellten mir Fotos zur Verfügung!
Dafür möchte ich mich bei ihnen recht herzlich bedanken!
384 » Gibt es im Dom von Limburg die Darstellung eines UFOs? Teil 4«,
»Moses, Aaron, Hesekiel und Daniels ›UFO‹«
Teil 384 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein, erscheint am 28.05.2017
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