Dies ist der virtuelle Schreibtisch von Walter-Jörg Langbein, Sylvia B., g.c.roth und verschiedenen Gastautoren.
Mittwoch, 30. September 2009
Ein Buch lesen ...
Diese drei Worte fordern geradezu heraus, sie in einen Satz einzubinden, der weitere Aussagen liefert. Was ist gemeint mit "Ein Buch lesen"? Stellen sich da nicht Fragen ein? Ist das überhaupt eine Aussage? Oder ist es nur der Anfang eines Satzes? Der Anfang einer Geschichte vielleicht? Der Beginn eines Referats? Ein Spiel vielleicht, dass jeder Leser für sich spielen und entscheiden kann?
Ein Buch lesen bringt Unterhaltung.
Ein Buch lesen bringt Spannung.
Ein Buch lesen macht schlau.
Ein Buch lesen macht Spaß.
Ein Buch zu lesen, ist für mich vor allen Dingen, das Verlassen der eigenen Grenzen im Kopf. Ein Buch zu lesen, ist die Möglichkeit, sich in aller Ruhe auf die Millionen verschiedenen Wahrheiten und Sichtweisen dieser Welt einzulassen und zu erfahren, dass es eben nicht nur meine Welt, nicht nur meine Möglichkeit gibt, diese Welt zu erfahren, nicht nur eine Form des Daseins als einzig richtig zu erkennen.
Den wunderbarsten Beweis für den Wert des Lesens haben mir meine Kinder geliefert, als sie begannen, einzelne Buchstaben zusammenzufügen und erkannten, dass sie ein Wort ergeben können, dass sich aus Buchstaben Sätze bilden lassen und dass geschriebene Worte und Sätze sich beliebig mit Inhalten füllen lassen.
Das erste Wort, das meine jüngste Tochter lesen konnte, bestand aus vier Buchstaben. Buchstaben kannte sie schon eine Weile. Eines Tages fuhren wir an einem Einkaufsladen vorbei. In großen blauen Lettern stand der Name daran.
"Mama, da ist wieder ein 'A'".
"Richtig!"
"Und ein L und ein D und ein I", rief sie begeistert.
"Prima!"
Nach einer Weile, nach der ich längst mit meinen Gedanken abgeschweift war, sagte meine Tochter:
"Jetzt weiß ich endlich, wieso du immer weißt, wo wir hin müssen!"
"Ja?"
"Das steht ja immer an den Häusern dran!"
"Ach, woher weißt du das?"
"Gerade stand dort ALDI und jetzt habe ich ganz viele Geschäfte gesehen, wo ein Name dransteht", erklärte sie mir aufgeregt. "Jetzt verstehe ich das endlich! Ich habe mich immer gewundert, woher du das alles weißt!"
Ich hielt den Wagen an und drehte mich zu ihr um. Sie strahlte über das ganze Gesicht und sah mich glücklich an.
"Du kannst ja lesen", staunte ich.
Heftig nickte sie und gluckste vor Freude. "Ja, ich kann jetzt lesen und jetzt sage ich dir immer, wohin du fahren musst!"
Ich sah dieses kleine Menschlein an und mir wurde bewusst, was für einen besonderen Augenblick wir gerade erlebten. Sie hatte soeben eine Tür aufgestoßen, die ihr ungeahnte Möglichkeiten und Chancen bot, das Leben neu zu entdecken und zu erforschen. Und an ihrer Freude und Begeisterung konnte ich sehen, dass ihr genau das, gerade klar geworden war. Sie hatte den ersten Schritt in eine Welt getan, deren komplizierte Regeln ihr bis zu diesem Augenblick, oft wie verschlossene Räume vorkamen. Und jetzt hatte sie den Schlüssel entdeckt, mit denen Sie die Räume öffnen konnte.
Dieses Erlebnis hat sie tief beeindruckt. Und auch jetzt noch, nachdem sie viele Bücher bereits verschlungen hat, empfindet sie das Lesen in Abenteuerbüchern, aber auch in Büchern, die ihr Wissen und ihre Sprache erweitern, immer wieder, wie das sich Öffnen von Türen. Hinaus aus einer kleinen Welt mit vielen Fragen - hinein, in viele Welten, mit vielen Gesichtern und Antworten.
Kindern Bücher zu schenken, heißt, ihnen die Welt zu Füßen zu legen. Ihren Horizont zu erweitern und ihnen die Chance zu geben, kreativ mit ihrem Leben und mit den Herausforderungen, der Gesellschaft, in der sie leben, umzugehen.
Ein Buch lesen ...
ist viel mehr, als ein Zeitvertreib.
Immerhin gab es eine Zeit in unserer Vergangenheit, in der Machthaber sorgfältig darauf bedacht waren, der breiten Masse der Bevölkerung, den Zugang zum Lesen zu verweigern. Denn sie wussten genau, dass belesene Menschen sich nicht so leicht hinters Licht führen lassen.
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