»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Ort des Spukgeschehens Foto: Jungpionier |
War die Kreatur aus dem heiligen Tempel von Gangaikondacholapuram gekommen? Fast sah es so aus. Man munkelte ja schon seit vielen Jahrhunderten davon, dass in den Kellern des sakralen Bauwerks Unheimliches geschehe. Sollten dort monströse Wesen gefangen gehalten werden? War jetzt so ein Ungeheuer entwichen?
Das Furcht einflößende Tier setzte Pfote vor Pfote. Sein mächtiger Leib schien die Erde erzittern zu lassen. Heiße Luft umwaberte das Wesen, das es in der Natur nicht geben kann, ließ seine Konturen verschwimmen ... Fast kam es mir vor, als würde mich das hässliche Wesen mit gewaltigen Glotzaugen hypnotisierend anstarren! Es kam aus Richtung des majestätischen Tempels auf mich zu. Die Bedrohung wuchs spürbar!«
Auch als er mir Jahre nach dem beängstigenden Ereignis von seinem mysteriösen Erlebnis berichtete fühlte sich Dr. K.* unbehaglich. Der damals 44-jährige Chemiker aus Brandenburg hatte die Ruinen von Gangaikondacholapuram besucht, in der Hoffnung, noch etwas vom einstigen Glanz der uralten Metropole erahnen zu können. Seine Enttäuschung vor Ort war dann doch groß. Zu sehen gab es im ärmlichen Dörfchen nicht viel Imposantes.
Kam das Monster aus dem Tempelturm? Foto: Benjamín Preciado |
Dieser Shiva-Tempel ist heute das einzige Bauwerk, das von der einst stolzen Metropole übrig geblieben ist. Von den übrigen sakralen und weltlichen Bauten sind nur Mauerreste erhalten geblieben. Einheimische wie fremde Machthaber schleppten unvorstellbare Massen an Stein aus den Ruinen. So wirkt der Vimana-Turm heute wohl imposanter als vor rund 1.000 Jahren, als ihm ähnliche Bauten den Rang streitig gemacht haben. Vor einem Jahrtausend war er in eine prachtvolle Silhouette integriert, heute ragt er als Solist in den Himmel. Das architektonische Orchester um ihn herum ist verschwunden.
Der Vimana-Turm ist Teil des Tempelkomplexes. Das dreistöckige Gebäude wirkte einst wie eine Burg, umgeben von einer mächtigen Monstermauer. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die gewaltige Verteidigungsanlage von den zivilisierten Engländern als Steinbruch genutzt und weitestgehend abgetragen. Die Briten benötigten sehr viel Baumaterial für einen Damm. Zum Glück ließen sie den eigentlichen Tempel stehen.
Es soll allerdings noch eine nicht erforschte unterirdische Welt geben: Kellerräume, Archive, Gänge, vielleicht sogar unterirdische Tempel. In der wissenschaftlichen Literatur konnte ich keine Informationen über Ausgrabungen finden. Vor Ort bekam ich immer wieder Hinweise auf verborgene Bibliotheken altindischer heiliger Bücher, die seit Jahrtausenden von auserwählten Eingeweihten gehütet werden. Die uralten Schriftzeichen könne niemand mehr lesen ...
Erhalten blieb auch Shivas riesiges Reittier in Stein. Nandi, ein Buckelstier, führt Shivas himmlischen Hofstaat an. Einst saß so ein Nandi vor jedem der zahlreichen Shiva-Tempel – als respektierter Wächter. Ich habe mir vor Ort sagen lassen, dass es in Indien einige Tempel gibt, in denen Nandi geradezu als »Gottheit« verehrt wird. Dort hütet Nandi nicht den Tempel, dort residiert er selbst im Allerheiligsten. Vergleichbar mit katholischen Heiligen ist Nandi für alle vierbeinigen Tiere zuständig ... und Hüter der vier Ecken der Welt.
In Gangaikondacholapuram blickt der steinerne Nandi erwartungsvoll Richtung Vimana-Turm ... als ob er erwartet, dass das Vimana-Vehikel gen Himmel abhebt. Ich fragte Dr. Franz K.* vorsichtig: »Ob Sie die steinerne Nandi-Statue mit diesem mysteriösen Monster verwechselt haben?« Dr. K. reagierte genervt: »Ich habe keine steinerne Statue gesehen, sondern ein Furcht einflößendes Etwas, das sich bewegte und auf vier mächtigen, mit scharfen Krallen versehenen Tatzen auf mich zukam! Es schien zu leben. Andererseits ... Nach Fleisch und Blut sah es nicht aus, eher nach etwas fast Gasförmigem.« Dr. K. lachte: »Wenn mir dieses Etwas um Mitternacht begegnet wäre ... dann hätte ich es für eine Spukerscheinung gehalten!« Mit einem Nandi habe das Wesen auf keinen Fall auch nur geringste Ähnlichkeit gehabt. »Nandi-Statuen zeigen ein starkes, großes, aber doch freundliches und mildes Wesen.«
Nandi wurde von keinem Geringeren als Kashyapa gezeugt, vom mächtigen Schöpfergott. Seine Mutter Surabhi, die »Urkuh«, ist eine der ältesten Muttergöttinnen. Sie ist auch heute noch hoch geachtet – als »Wunscherfüllerin«. So mancher Hindu betet zu Surabhi ... wie der fromme Katholik zur Mutter Jesu, zu Maria. Im Volksglauben ist Maria längst zu einer Art Himmelsgöttin geworden, die von den Muttergottheiten aus heidnischen Zeiten kaum noch zu unterscheiden ist! Als Verkörperung der Muttergöttin genießt auch heute noch in Indien jede lebende Kuh große Verehrung. Ich erinnerte meinen Gesprächspartner an sein Erlebnis.
Dr. K.*: »Diese Kreatur war dreidimensional, bewegte sich, zeigte beängstigende Fratzen ... und es kam auf mich zu ... in der Mittagshitze von Gangaikondacholapuram. Am ehesten kann man als Vergleich ein Hologramm heranziehen. Die Erscheinung war nicht immer klar zu sehen. Sie verschwamm manchmal, zitterte, bewegte sich aber immer weiter auf mich zu.« Dr. K.* lachte. »Stellen Sie sich vor, vor Jahrtausenden wurde Indien von Wesen aus dem All besucht ... in Vimanas kamen sie aus dem Himmel herab. In den Augen der Menschen müssen das Götter gewesen sein. Stellen Sie sich vor ... diese Besucher zeigten den Menschen Hologramme. Das muss die Menschen in Angst und Schrecken versetzt haben, ihnen wie ein gespenstischer Spuk erschienen sein, aus einer übernatürlichen Welt!«
Wie ist Dr. K.s* Erlebnis zu erklären? Als geheimnisvolle Manifestation von geheimnisvollen Energien? Als Folge von zu viel Sonne oder Fantasie? Dr. Franz K. kam mir eher wie ein trockener Wissenschaftler vor, der keineswegs zu Fantastereien neigt.
Der Airavateshwarartempel von Darasuram Foto: W-J.Langbein |
In wissenschaftlichen Abhandlungen aus dem »Alten Indien« sind uns unzählige Einzelheiten bekannt: Quecksilber soll ein Element des Antriebs gewesen sein. Jedes Vimana war mit unzähligen Apparaten ausgestattet. Da gab es Maschinen, die überprüften, ob am Himmelsvehikel Verformungen aufgetreten waren. Andere Apparate ermöglichten es, weit entfernte Objekte deutlich sichtbar zu machen. Ein Spiegel zog Energie an. Die »Royal Sanskrit Library« von Mysore verfügt über die größte Sammlung altindischer heiliger Bücher.
Zu den edelsten Kostbarkeiten gehört der uralte Text »Vymaanika Shaastra«. Er handelt sehr technische Aspekte der Flugapparate der alten Götter ab. Da wird beispielsweise die Kleidung der Piloten beschrieben. Da wird berichtet, wie sie ausgebildet wurden. Ihre Flugrouten werden angegeben. Da werden die Metalle aufgelistet, die für die Flugmaschinen zu verwenden sind. Es werden verschiedene Antriebsarten miteinander verglichen, ihre Vor- und Nachteile erörtert. Schließlich werden diverse »Geheimnisse der Astronautik« aufgezählt.
Ein Beispiel: Der Kommunikation diente eine Vorrichtung mit der Bezeichnung »Parivesayantra«. Mit ihrer Hilfe war es möglich, sich von der Erde aus mit der Besatzung von Flugvehikeln am Himmel zu unterhalten. Er kam auch zum Einsatz, wenn die Lenker verschiedener Flugwagen untereinander kommunizierten.
Der Flugwagen von Darasuram - Foto: W-J.Langbein |
Im Epos »Mahabharata« (Kapitel 15, Verse 23 und 24) lesen wir: »Indem er dies zu der Göttin sagte und sich von ihr und den Weisen verabschiedete, ging er an Bord des Flugzeugs. Indem er die Elefanten, Pferde, Wagen und Waffen sowie mechanische Vorrichtungen zusammenholte, machte er sich auf den Weg.«
Ein Buch zu lesen, das genügt nicht, will man sich über die fantastische Geschichte Indiens ... man müsste sich durch Tausende von Heiligen Büchern wühlen, die selbst Experten nicht zu kennen scheinen. Doch zurück nach Indien ...
Ich untersuche den »Flugwagen« des »Airavatesvara«-Tempels. Ob es technisch interpretierbare Darstellungen gibt ... am »Flugwagen« selbst, in Nebengebäuden des Tempels vielleicht? Auf einmal stehe ich vor seltsamen »Säulenheiligen« der besonderen Art. Die monströsen Wesen sind mit viel Liebe zum Detail in den Stein gemeißelt ... und sie erinnern in verblüffender Weise an die Kreatur, die Dr. K.* wie folgt beschrieben hat:
»Das monströse Wesen war riesig groß, etwa wie ein mächtiger Elefantenbulle. Es hatte auch die Stoßzähne und den Rüssel eines Elefanten. Mächtige Hörner wuchsen aus dem massigen Schädel, die so gar nicht zu einem Elefanten passten. Der Leib glich dem eines Löwen mit stolzer Mähne, aber auch einem kingkongartigen Riesenaffen.«
Ist das ein Zufall? Oder erlebte Dr. K.* so etwas wie einen Spuk ... eine Erscheinung, die schon im »Alten Indien« bekannt war ... vor Jahrhunderten, vielleicht schon vor Jahrtausenden? Dr. K.*: »So wie das Monster erschienen war, so löste es sich auch wieder in Nichts auf. Sie glauben mir nicht? Ich kann Ihnen nur versichern ... es war so!«
Monster aus Stein - Fotos: W-J.Langbein |
Prof. Hans Schindler-Bellamy, Wien, erklärte mir im Interview: »Götter, Göttinnen und ›Monster‹ waren für die ›Alten Inder‹ Manifestationen höherer Wirklichkeiten, die mit der Logik nicht erklärt werden können! Da materialisierte sich Geist, da wurde sichtbar, was sonst unsichtbar ist!«
Die Vorstellung, ein Monsterwesen könnte sich bei hellem Tageslicht unweit eines heiligen Tempels aus dem Nichts materialisieren und wieder verschwinden, sie mutet fantastisch an. Wer sich aber mit der ältesten Geschichte Indiens beschäftigt, wird feststellen, dass sie wirklich fantastisch gewesen zu sein scheint ... Ob Dr. K.* so etwas wie eine Manifestation von etwas Unbegreiflichem erlebt hat? Oder wurde ihm für Momente der Blick in eine andere Realität gestattet? Nach unserem Verständnis war es so etwas wie ein Spuk.
Was war es wirklich?
*Name geändert
Der Riese in der Dorfkirche I,
Teil 200 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 17.11.2013
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