Sonntag, 22. Dezember 2013

205 »Noch mehr Saurier, Teil II«


Teil 205 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Aus der Cabrera-Collection:
Mensch reitet auf Saurier
Foto: Walter-Jörg Langbein
Saurier aus Ton tummelten sich nicht nur in Prof. Javier Cabreras Geheimsammlung, sondern auch im immer für die Öffentlichkeit zugänglichen Teil des Museums. Der Platz ist beengt, die Zahl der Exponate mehr als beeindruckend. Hunderte, ja Tausende von Steinbrocken unterschiedlichster Größe werden da gezeigt. Sie alle tragen Ritzzeichnungen.

Die Ritzzeichnungen bieten so etwas wie ein Panoptikum der Unmöglichkeiten, das man wie ein fantastisches Buch lesen kann. Da gibt es wieder diese seltsamen Operations-Szenarien. Da tauchen wieder diese monströsen Saurier auf. Wieder sieht man Saurier und Menschen. Manchmal sitzen Menschen auf dem Rücken von Sauriern, die ihnen als Reittiere dienen. Andere Ritzzeichnungen führen Menschen vor, die durch Teleskope in den Himmel starren. Andere wiederum  halten Lupen in den Händen... Sollte es vor Urzeiten eine Zivilisation der fortgeschrittenen Art gegeben haben, die spurlos verschwunden ist?

Wenn die Kunstwerke Jahrtausende alt sein sollten: Woher wussten die Menschen damals in Südamerika, wie Saurier ausgesehen haben? Vor Jahrtausenden gab es keine Begegnungen zwischen Sauriern und Menschen! Aber müssen deshalb die Cabrera-Objekte alle falsch sein?

Noch ein Saurier von Cabrera
Foto: Walter-Jörg Langbein
Noch mehr Saurier werden in der faszinierenden Sammlung zur Schau gestellt, die der Bremer Kaufmann Waldemar Julsrud zusammen getragen hat. Waldemar Julsrud wanderte bereits 1897 nach Mexiko aus. Von Beruf war er Kaufmann. In Mexiko angekommen, entwickelte Julsrud bald ein Faible für archäologische Ausgrabungen. Geld hatte er offenbar genug, um im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato ausgiebige Grabungen durchführen zu lassen. Im südlichen von Acambaro wurde intensiv im Erdreich nach Relikten aus alten Zeiten gesucht.

Die Ausbeute der archäologischen Suche war gewaltig... und der archäologischen Welt ein Ärgernis ersten Ranges! Weit mehr als 30 000 Keramiken  wurden der Erde entrissen. Julsrud verwandelte sein geräumiges Haus in ein Privatmuseum. Nach und nach eroberten die Artefakte Raum für Raum. Waldemar Julsrud sah sich schließlich genötigt, auch sein Schlafzimmer zu räumen. Dort zogen auch archäologische Objekte ein, während der Hauseigentümer im Badezimmer nächtigte.

Die riesige Sammlung zog bald immer mehr Neugierige an, die in immer größerer Zahl Julsrud Haus erkundeten. Staunend standen die Menschen in den Räumen, auf der Treppe.. überall drängten sich wahrlich kuriose Figuren, die vor ewigen Zeiten geschaffen worden sind. Davon war jedenfalls Waldemar Julsrud felsenfest überzeugt. Bei dem gewaltigen Andrang wurde schließlich auch die klassische Archäologie auf die Sammlung Julsrud aufmerksam. Zu einer wissenschaftlichen Untersuchung ließ sich damals offenbar kein Gelehrter hinreißen. Stand doch das eigene Weltbild zur Diskussion! Als dann Waldemar Julsrud im Jahre 1964 verstarb, atmete die Welt der konservativen Wissenschaft namens Archäologie auf. Denn mit Julsrud verstummte der lauteste Kämpfer für die mysteriöse Sammlung, der immer wieder lauthals forderte, man möge doch endlich seine Artefakte wissenschaftlich untersuchen.

Ein Monster
Acambaro collection DEGUFO
Archiv: Sammlung Krump
So wurde Waldemar Julsruds Haus geräumt. Aber immerhin... die gewaltige Sammlung wurde nicht etwa vernichtet, sondern in ein unscheinbares Lagerhaus geschafft und dort eingeschlossen. So geriet die Sammlung Julsrud zunächst einmal in Vergessenheit.

Ähnliches ist offenbar Prof. Cabreras Sammlung „Tonfiguren“ widerfahren. Trotz intensiver Recherche ist es mir nicht gelungen herauszufinden, wo denn die mysteriösen Kunstwerke aufbewahrt werden. In der Geheimkammer jedenfalls befinden sie sich nicht mehr. Sie wurden nach dem Tod Cabreras aus den „unpassenden Räumen“ entfernt und anderweitig eingelagert. Aber wo? Javier Cabrera hat Jahrzehnte lang die wissenschaftliche Welt aufgefordert, seine Artefakte zu prüfen. Vergeblich, wie es scheint.

Wie Cabreras Saurierfiguren waren auch die Keramiken aus Julsruds Sammlung für die wissenschaftliche Welt vergleichbar wie ein Sakrileg für die katholische Kirche. Der deutsche Schriftsteller Gustav Regler (1898-1963) besuchte anno 1949 zum ersten Mal Acambaro und bekam – wohl als erster Europäer – die fantastische Sammlung zu sehen. Er beschreibt seinen Besuch bei Julsrud so: „Durch alle elf Räume wälzte sich dieser Strom von Einfällen. Schwänzelte, ringelte und reckte sich, bäumte sich, drohte und gierte, schnaubte und lauerte und schlug zu.“

Das muss eine unbeschreibliche Atmosphäre ergeben haben... dieses Kabinett aus unmöglichen archäologischen Funden!

Ein Saurier steht
Acambaro collection DEGUFO
Archiv: Sammlung Krump 
Gustav Regler war erschüttert und fasziniert. Zigtausende von Figuren aus uralten Zeiten stellten das herkömmliche Weltbild in frage, just wie Cabreras Sammlungen. Denn auch in Julsruds Kollektion wimmelt es von präzisen Darstellungen von... Sauriern. Und wie bei Cabrera befinden sich Menschen und Saurier vereint, wenn auch nicht immer friedlich.

Gustav Regler, voller Faszination ob des eigentlich Unmöglichen (2): „Ich sah Saurier Frauen erdrosseln, sah Frauen an ihrem Hals in den Riesenschlund klettern wie im Wettbewerb. Ich sah Saurier  klagend vor Opferpfählen sitzen, an denen Menschen mit Pfeilen getötet wurden. Es war wirklich eine Invasion. Die Tiere rückten von Zimmer zu Zimmer vor. Julsrud war machtlos. Man öffnet wuchtige Wäscheschränke und findet Dinosaurier. Man folgt engen Pfaden über die Fliesen durch ein Arsenal von gefüllten Kisten. 3 000 beschwänzte Tiere schauen im Esszimmer dem Frühstück von Herrn Julsrud zu. Aus dem Kamin grinst ein Götze.

Sollte es Julsruds Sauriern ebenso ergehen wie jenen von Cabrera? Würden sie totgeschwiegen und vergessen werden, irgendwann spurlos verschwinden? In den 1950er Jahren hörte Arthur Middleton Young (1905-1995) von der „verbotenen Sammlung“. Middleton, technisches Genie und Erfinder, Vater des Bell-Hubschraubers, wollte sich selbst ein Urteil erlauben. Er suchte Julsruds Privatmuseum auf. Und war fasziniert und erschüttert. Fasziniert war er von der gewaltigen Zahl von Exponaten. Erschüttert war er, weil das Interesse der Wissenschaft an den Funden so klein war.
  
Ein Saurier geht
Acambaro collection DEGUFO
Archiv: Sammlung Krump
Arthur Middleton Young (3): „Lachhaft, dass diese Figuren von vielen Experten als Fälschungen betitelt werden, nur weil unsere Altvorderen nichts von Dinosauriern gewusst haben sollen.“ Und weiter: „Wie viele Stücke mussten die Herren Archäologen schon als echt anerkennen, nachdem sie diese zuvor jahrelang verfemt hatten?“

Für die Skeptiker-Gilde steht fest: Die Julsrud-Artefakte sind wie die von Cabrera allesamt Fälschungen, weil sie nicht echt sein können... und daher falsch sein müssen. Sie sind mit den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Welt nicht vereinbar. Sie widersprechen dem wohl fundierten Wissensstand in Sachen Vergangenheit. Das aber darf nicht verwundern, da ja offenbar alles Widersprüchliche sofort zur Fälschung erklärt wird!

Dabei wird aber geflissentlich übersehen, dass drei wissenschaftliche Analysen die Echtheit von Julsrud-Figuren beweisen. Luc Bürgin weist in seinem „Lexikon der verbotenen Archäologie“ konkret auf diese drei Studien hin (4): „Eine C-14-Datierung von organischen Proben durch die Teledyne Isotopes Laboratories in Westwood (New Jersey) um 1968. Die Fachleute wiesen dem Material ein Alter von rund 6500 Jahren zu.  Thermoluminiszenz-Datierungen des Museum Apllied Science Center for Archaeology (MASCA) der University of Pennsylvania um 1972. Ergebnis: Die Proben stammten aus der Zeit um 2550 vor Christus. Altersuntersuchungen der Geochron Laboratories in Massachusetts vom 14. September 1995. Die Wissenschaftler bezifferten das Alter der untersuchten Materialprobe auf rund 4 000 Jahre.“

Diese wissenschaftlichen Untersuchungen beweisen die Echtheit von Julsrud-Funden, die so gar nicht in das ach so wissenschaftliche Bild der Vergangenheit passen! Mir scheint, dass da nach wie vor das Motto gilt: Abzulehnen ist, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf!

  
Ein Saurier tanzt
Acambaro collection DEGUFO
Archiv: Sammlung Krump
Prof. Javier Cabrera jedenfalls wollte nie resignieren, wenn er auch oft verzweifelt war. Prof. Javier Cabrera versicherte mir bei einem unserer letzten Gespräche: „Mir geht es nicht um persönliche Ehre und Ruhm. Ich möchte nur dazu beitragen, dass  endlich archäologische Funde gründlich studiert werden, auch wenn sie nicht mit der aktuellen Lehrmeinung übereinstimmen. Gerade deshalb sollten diese Funde besonders gründlich untersucht werden! Jeder wirkliche Wissenschaftler sollte stets dazu bereit sein, seinen Wissensstand zu revidieren!“




Literaturempfehlung
Bürgin, Luc: Lexikon der verbotenen Archäologie, Rottenburg, 2009

Fußnoten
1 zitiert in Bürgin, Luc: Lexikon der verbotenen Archäologie, Rottenburg 2009, Seite 19
2 ebenda
3 ebenda, S.19 und 20
4 ebenda, S. 22


In der unvollendeten Grabkammer,
Teil 206 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                                                                                              
erscheint am 29.12.2013



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