Sonntag, 29. Dezember 2013

206 »In der unvollendeten Grabkammer«

Teil 206 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Querschnitt durch die Pyramide -
Pfeil weist auf
unvollendete Grabkammer
Mein Weg führte mich nicht in ... sondern unter die nach Cheops benannte Pyramide! Die „unvollendete Grabkammer“ liegt im massiven Fundament aus gewachsenem Stein unter dem gigantischen Bauwerk. Wann wurde sie in den Fels geschlagen? Wurden die Arbeiten begonnen, bevor der Grundstein für die Cheopspyramide gesetzt wurde? Bautechnisch wäre es die einfachste Lösung gewesen, zunächst die heute als unvollendete Grabkammer bekannte „Gruft“ auszuheben, um nach vollendeter Arbeit die Pyramide darüber zu bauen. Dann wäre es relativ leicht gewesen, den Abraum durch einen kurzen Schacht ins Freie zu schaffen.
   
Der Gang in die mysteriöse Unterwelt führt aber zum Großteil durch den mächtigen Leib der Pyramide. Wurden also gleichzeitig unterirdisch die geheimnisvolle Kammer und die riesige Pyramide darüber geschaffen?
  
Ich habe mit einer Gruppe von Touristen die „Cheops-Pyramide“ betreten. Dabei haben wir nicht den eigentlichen Eingang benutzt, sondern den von Grabräubern auf der Suche nach Schätzen wie einen Bergwerksstollen in die Pyramide getriebenen Gang. Ich habe bewusst die anderen Pyramidengänger vorausgehen lassen. Sie haben wohl inzwischen die große Galerie erreicht. Ihre Stimmen hallen seltsam, werden immer leiser.

Im Tunnel unterwegs zur unvollendeten Grabkammer.
Foto: Walter Langbein sen.

Meine Bummelei scheint einige Wächter zu verärgern. Durch Gesten deute ich den wachsamen Hütern der Pyramide an, dass ich in die „dritte Kammer“ hinabsteigen möchte. Sie verhalten sich zunächst höchst ablehnend. Einer packt mich am Ärmel und will mir anscheinend den Weg zur „Kammer der Königin“ weisen. Ein zweiter behauptet sogar in gutturalem Englisch, es gebe überhaupt keine dritte Kammer. „No third chamber exist! No exist!“ Wie viele Besucher sich wohl so abwimmeln lassen? Ich krame meinen Geldbeutel aus meiner Kameratasche. „No picture ... no picture!“ Fotografieren ist also verboten. Und die mysteriöse „unvollendete Grabkammer“ gibt es gar nicht.
  
Der Chef-Wächter übernimmt das Gespräch. Seine abweisende Haltung ändert sich schlagartig, als ich einige Geldscheine zücke und das Zauberwort „Bakschisch“ raune, das schon den Helden des sächsischen Dichters Karl May so manchen Weg im Orient ebnete. Es wirkt Wunder. Man will mir jetzt nicht mehr meine Kamera abnehmen. Das Verbot zu Fotografieren ist aufgehoben. Und schon Minuten später darf ich zur dritten Kammer tief unter der Pyramide aufbrechen. Es wird eine strapaziöse Reise in die Unterwelt.

Doch was heißt hier „gehen“? Ganze 1,20 Meter hoch und 1,06 Meter breit macht der „Gang“ ein normales „Gehen“ unmöglich. Vor Anstrengung keuchend und bald heftigst schwitzend, sodass mir die Kleidung wie eine zweite Haut am Leibe klebt, krieche ich krabbelnd dem vielleicht eigentlichen Rätsel der Pyramide entgegen.

Unvollendete Grabkammer,
Tunnel in die Kammer
Foto: Walter-Jörg Langbein
Die Luft ist stickig, muffig, sie reizt zum trockenen, schmerzhaften Husten. Meter für Meter kämpfe ich mich weiter. Eigentlich hatte ich erwartet, rasch die schier unerträgliche Hitze eines ägyptischen Morgens hinter mir lassen zu können, doch weit gefehlt. Es will mir scheinen, als ob es um so heißer wird, je tiefer ich in die „Unterwelt“ der Pyramide vordringe.
  
Endlich kann ich mich kurz aufrichten. Auf einer Länge von nur knapp einem Meter ist der Gang 1,85 Meter hoch. Leide ich an Sinnestäuschungen? Ist mir doch, als ob ich frische, kühle Luft auf der verschwitzten Gesichtshaut spüre! Tatsächlich endet hier eine Art „Rohrleitung“, eine Jahrtausende alte Frischluftzufuhr. Niemand weiß, wie sie verläuft. Wer hat sie wie durch den massiven Leib der Pyramide gelegt? Und zu welchem Zweck? Wen sollte die Luftzufuhr erfrischen?
  
Hastig geht es weiter, wieder in geduckter Haltung. Einmal drehe ich mich um. Der Gang scheint sich in der Unendlichkeit zu verlieren. Meine Knochen schmerzen, als ob ich schon Ewigkeiten hier unten herumkrieche. Und vor mir sieht es so aus, als ob der Gang bis zum Mittelpunkt der Erde reiche. Er scheint nicht enden zu wollen.
  
Endlich geht das Gefälle in einen horizontalen Weg über. Ich weiß, dass ich noch knapp zehn Meter Gang vor mir habe, in gebückter Haltung. Schließlich stehe ich in der unvollendeten Grabkammer. 120 qualvolle Meter liegen hinter mir.

Die unvollendete Grabkammer,
Teilansicht - Foto:
Walter-Jörg Langbein
Wie groß mag die unterirdische Kammer sein? Ich krieche mit einem Messband am Boden entlang, klettere über aus dem Boden wachsende Steingebilde. Die Kammer ist, zu diesem Ergebnis komme ich nach Auswertung meiner Zeichnungen und Messergebnisse, vierzehn Meter lang, etwas über acht Meter breit und bis zu 3,50 Meter hoch. Und sie ist allem Anschein nach wirklich unvollendet. Ich versuche mich in die Lage eines Grabräubers zu versetzen, der in diesen Raum gelangt. Er wird sich nach kurzem Umschauen wieder enttäuscht abwenden. Hier ist nichts Wertvolles zu finden, mag er denken ... und den Gang zurück kriechen.
  
Nach offizieller Lehrmeinung sollte die unvollendete Grabkammer ursprünglich den Sarkophag des Cheops aufnehmen. Dann aber habe man umdisponiert und die Arbeiten an der Kammer unter der Pyramide von heute auf morgen abgebrochen. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die genialen Baumeister des Weltwunders wirklich so wankelmütig waren. Und wenn man wirklich das Projekt unterirdische Grabkammer aufgegeben hat, wieso wurde der gesamte Abraum aus der Baustelle unter der Pyramide mühevoll an die Erdoberfläche geschafft? Sollte das den Eindruck eines überstürzten Aufgebens der unterirdischen Grabkammer unterstreichen.
  
Ich spekuliere: Vielleicht war die vermeintlich unvollendete Grabkammer nie wirklich als Grabkammer gedacht! Vielleicht war sie von Anfang an als ostentativ „unvollendet“ konzipiert, um den Wunsch einer näheren Untersuchung dieser „Unterwelt“ erst gar nicht aufkommen zu lassen? Führt ein verborgener, noch unentdeckter Gang zur Gruft des Pyramidenbauers oder zu den Kammern des Wissens, in denen laut uralter Überlieferung geheimes Wissen vor der Sintflut bewahrt werden sollte?
  
Unter der Cheopspyramide
Foto: Walter-Jörg Langbein
Fakt ist: Die Existenz einer oder gar weiterer Kammern in der Cheops-Pyramide wird von der Ägyptologie vehement bestritten. Vielleicht glaubt die Archäologie wirklich daran, dass es definitiv nur drei Kammern gibt. Aber dann dürfte die „Unvollendete“ nicht zählen. Wo befindet sich dann die wirkliche dritte Kammer? Seit vielen Jahren ist in Fachkreisen bekannt: Es gibt weitere Hohlräume in der Pyramide, zum Teil mit ganz speziellem Sand gefüllt, von dem niemand weiß, woher er stammt.
  
Fakt ist aber auch, dass über Jahre hinweg die Öffentlichkeit in Sachen Cheops-Pyramide massiv getäuscht wird. Es wurden nachweislich im Inneren der Pyramide nicht nur Messungen durchgeführt, wobei modernste Geräte wie Presslufthämmer zum Einsatz kamen. Es wurde mindestens ein Tunnel durch den massiven Leib der Pyramide getrieben, ohne dass die offizielle Archäologie davon etwas wusste.
  
Fakt ist: Es wurden und werden massive Eingriffe in die Bausubstanz der großen Pyramide vorgenommen. Derlei Eingriffe sind ohne Zustimmung höchster Behörden nicht möglich. Wer oder was sucht in der Pyramide ... und wonach? Und warum heimlich? Ich bin davon überzeugt: Ziel dieser illegalen Arbeiten sind noch nicht entdeckte weitere Kammern. Wird man die letzte Ruhestätte des Erbauers der Pyramide finden? Wird man fantastische Entdeckungen in den Kammern des Wissens machen? Und wenn ja, werden wir je darüber informiert werden? Ich habe da erhebliche Zweifel! Nach uralten Quellen wurden in der Pyramide fantastische Objekte versteckt ...

WJL in der unvollendeten Grabkammer.
Foto: Archiv Walter-Jörg Langbein

Auf der Suche nach verborgenen Schätzen,
Teil 207 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                                                                                              
erscheint am 05.01.2014


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