Sonntag, 8. Mai 2016

329 »Gesar, der Göttliche mit Menschenhaut«

Teil 329 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Gesar, der Himmelssohn

»Die Dinge, von denen in diesem Buch die Rede ist, liegen an der verfließenden Grenze, die das Reich der Phantasie von der strengen Wissenschaft trennt.« Mit dieser Worten (1) beginnt Andrew Tomas das Vorwort seines Sachbuchs »Das Geheimnis der Atlantiden«.

Die Grenze zwischen dem »Reich der Phantasie« und der »strengen Wissenschaft« ist in der Tat fließend, ja mehr als das. Sie wird immer wieder in Richtung Phantasie verschoben. Was heute zum Kanon von Wissenschaft gehört, wurde einst als verrückte Fantasterei verlacht. Das musste auch Hermann Oberth erleben. Schon als Schüler begann er in Sachen Weltraumfahrt zu experimentieren. Im örtlichen Schwimmbad sprang er immer wieder vom höchsten Turm, um die Schwerelosigkeit empfinden zu können. Bald schon experimentierte er mit Raketen – und wurde als »Mondoberth« verlacht. Hermann Oberth aber ließ sich nicht beirren.

Foto 2: Gott Shiva, Fantasiegebilde?
1917 entwickelte er eine mit Ethanol und Sauerstoff betriebene Rakete. 1923 publizierte er bereits die Grundlagen der Raketentechnik, die bis heute ihre Gültigkeit behalten haben. 1929 – vor rund 80 Jahren – folgte Oberths zweites Buch: »Wege zur Raumschiffahrt«. Ernst nahm man ihn nicht. Ein wohlwollender Kritiker meinte damals, wie mit der »Vater der Weltraumfahrt« selbst erzählte, derlei Träumereien aus der Welt der Fantasie würden, wenn überhaupt, erst in fernster Zukunft verwirklicht, kurz vor dem Ende der Menschheit! Wie wir wissen wurde sehr viel schneller, noch zu Lebzeiten Oberths, aus der Fantasie Wirklichkeit.

Übrigens: Hermann Oberth, am 25. Juni 1894 geboren, am 28. Dezember 1989 in Feucht bei Nürnberg verstorben, kam durch ein Werk der Fantasie auf seinen »Mondtrip«. Als Schüler las er »Von der Erde zum Mond« (1865) von Jules Vernes und begann zu rechnen. Andrew Tomas schreibt weiter (2): »In unserer Epoche, in der die Fortschritte der Wissenschaft alles bisher Dagewesene weit übertreffen, scheint es an der Zeit, zur Erforschung bestimmter unbekannter Gebiete zu schreiten, auf denen ungeahnte Offenbarungen unserer harren.«

Professor Frederick Soddy (* 2. September 1877 in Eastbourne; † 22. September 1956 in Brighton) war einer der wirklich großen Wissenschaftler. Soddy, englischer Chemiker und Nobelpreisträger, hielt es für möglich, dass die moderne Nuklearphysik »ein Echo vieler vorausgegangener Epochen der Vorgeschichte, der Nachhall eines vorausgegangenen Zeitalters, in dem die Menschen auf dem gleichen Weg wie wir voranschritten« wäre.

Von Oberth zu Eugen Sänger. Eugen Sänger spekulierte schon lange vor einem guten halben Jahrhundert von interstellaren Raumflügen. In seinem Werk »Raumfahrt« stellte er bereits 1958 Überlegungen über Besucher von anderen Sternen auf der Erde in der Vergangenheit an. Er schreibt (3): »Der Wunsch, nach den Sternen zu greifen, ist so alt wie die Menschheit selber... Der Gedanke der Raumfahrt erscheint daher am frühesten schon in der prähistorischen Menschheitsperiode in den Göttermythen und Sagen.«

Foto 3: Ein Barde rezitiert aus dem Gesar-Epos
Entstand also der Wunsch nach Raumfahrt aus Mythen der Vorzeit und aus alten heiligen Büchern der Völker? Wollten die Menschen »unserer« Epoche ins Weltall vordringen, weil uralte Mythen und Überlieferungen dazu anreg(t)en? Mein Freund und Autorenkollege Willi Grömling (* 1944; † 2015), studierter Historiker, machte mich vor Jahren auf einen ganz besonders interessanten Mythos aufmerksam. Es schildert Leben und Wirken des tibetischen Königs Gesar. Für Willi Grömling scheint es keinen Zweifel zu geben: Das in vorbuddhistischen Zeiten entstandene Monumentalepos über Gesar, den legendären König, enthält unzählige Hinweise auf Kontakte mit außerirdischen Besuchern, die in »grauer Vergangenheit« zur Erde kamen. Willi Grömlings Buch »Tibets altes Geheimnis/ Gesar/ Ein Sohn des Himmels« (4) kann ich nur wärmstens zur Lektüre empfehlen! Sollten also tatsächlich vor Jahrtausenden Außerirdische zur Erde gekommen sein? Und wird es uns Menschen gelingen, ins All aufzubrechen?

Die erforderliche Technologie dazu steckt noch in den Kinderschuhen. Ich befürchte, dass sich die Menschheit selbst ausgelöscht haben wird, bevor unsere Raumfahrttechnologie reif für die Reise in die Weiten des Alls sein wird.

1933 erschien das Buch »The Superhuman Life of Gesar of Ling« (5), verfasst von Alexandra David-Néel. Alexandra David-Néel, eine geborene Louise Eugénie Alexandrine Marie David (* 1868; †1969), war eine französische Reiseschriftstellerin und ordinierte buddhistische Nonne in Tibet. Ihre Wiedergabe des Gesar-Epos ist wohl die zuverlässigste. Leider wurde das Werk der Alexandra David-Neél bis heute nicht ins Deutsche übersetzt.

Foto 4: Göttin Kali Maa mit Waffen
Beim Studium von David-Neéls Opus fiel mir auf, wie häufig von »tödlichen Waffen« die Rede ist. Immer wieder erfahren wir, dass König Gesar über »magische Waffen« verfügte (6). An anderen Stellen im Epos ist von »übernatürlichen Waffen« (7) die Rede, von »himmlischen Waffen« (8) und von »göttlichen Waffen« (9). Was unter »tödlichen Waffen« zu verstehen ist, das ist klar. Deutschland gehört weltweit zu den führenden Exporteuren von tödlichen Waffen und das bringt sehr viel Geld in heimische Kassen. Der exzessive Handel mit Massenvernichtungswaffen und sonstigem Kriegsgerät ist eine Schande für unsere Nation. Leider werden in unseren Gefilden hohe ethische Werte nur in Sonntagsreden gepriesen. In der Wirklichkeit werden Rüstungsgüter in gigantischen Mengen auch in Krisengebiete geliefert.

Zurück zu Gesar. Was sind »übernatürliche«, was sind »himmlische« und was sind »göttliche Waffen«? In Indien gibt es uralte Darstellungen von Göttinnen und Göttern, die allesamt fürchterliche Waffen tragen: Von Kali Maa, die Muttergöttin, bis zu Shiva, auch »Herr aller Wesen« genannt, sind Göttinnen und Götter in unzähligen Darstellungen mit Waffen in den Händen verewigt worden. Andere Göttliche, wie etwa Ganesha, der Elefantenköpfige, halten mysteriöse Gegenstände. Man versteht sie gern als Objekte für sakrale Rituale. Tatsächlich könnte es sich ursprünglich um Waffen gehandelt haben. Gesar, der Sohn der Götter aus Tibet, verfügte über den »Dorje«. Willi Grömling mutmaßt zu Recht, es könnte sich bei dem Dorje um eine Laserwaffe gehandelt haben (10).

Ich darf noch einmal Andrew Tomas zitieren (1): »Die Dinge, von denen in diesem Buch die Rede ist, liegen an der verfließenden Grenze, die das Reich der Phantasie von der strengen Wissenschaft trennt.« Bewegen wir uns ausschließlich im Reich der Fantasie, wenn wir mutmaßen, Gesar könne über Laser-Waffen verfügt haben? Nach uralten Überlieferungen stiegen die ersten Könige Tibets vom Himmel herab. Es wird in der Mythologie Tibets ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die himmlischen Könige Tibets keine Menschen waren. Sie zeichneten sich durch körperliche Merkmale aus, die sie deutlich von den Menschen unterschieden, angefangen bei den Fingern mit Schwimmhäuten bis hin zu den eigenartigen, vogelartigen Augen (11).

Foto 5: Ganesha mit Waffen?
Ich bin der Überzeugung, dass die alten Mythen der Menschheit Spiegelbild der vorgeschichtlichen Realität sind. Da ist in der Mythologie Tibets von Wesen die Rede, die sich deutlich von den Menschen unterschieden, die vom Himmel herabstiegen und zu den ersten Königen Tibets wurden. Nichtmenschliche Wesen aus dem All, die Menschen mit fantastischen Waffen ausstatteten, sollten das vielleicht außerirdische Besucher gewesen sein?

Gesar, der die Blitz-Waffe-Dorje besaß, war »der Sohn der Götter«. Dr. Estelle Dryland hat eine vorzügliche, gut lesbare Fassung von »King Kesar of Ling« vorgelegt (12). Immer wieder wird die überirdische Herkunft Gesars (andere Schreibweise Kesars) betont, immer wieder wird er als »Sohn der Götter« tituliert (13). Gesar war, so heißt es in seinem Epos, göttlich. Gott Gesar wurde als ein himmlisches Wesen, aber mit Menschenhaut überzogen, geboren. War er ein Außerirdischer?

In Indien gehen auch Wissenschaftler sehr viel lockerer mit der Thematik »Besuche von Außerirdischen in grauer Vorzeit« um. Beschreibungen von außerirdischen Raumschiffen in Jahrtausende alten Epen, zum Beispiel, werden längst ins Kalkül mit einbezogen. Und es sind indische Wissenschaftler, die bei vergleichsweise spärlichen Minibudgets in der Raumfahrt erstaunlich erfolgreich sind. So wurden mit Erfolg Sonden zu Mond und Mars geschickt.
    
Foto 6: So einen Dorje besaß der himmlische Gesar
Fußnoten

Foto 7: Andrew Tomas
1) Tomas, Andrew: »Das Geheimnis der Atlantiden/ Von der Mythe zur Entdeckung«, Stuttgart 1971, S. 7
2) ebenda
3) Sänger, Eugen: »Raumfahrt – technische Überwindung des Krieges«, Hamburg 1958, S.124 und 125
4) Grömling, Willi: »Tibets altes Geheimnis/ Gesar/ Ein Sohn des Himmels«, 1. Auflage, Groß-Gerau 2005. (Inzwischen liegt das Buch in 3. Auflage vor!)
5) David-Néel, Alexandra: »The Superhuman Life of Gesar of Ling«, London 1933
(Man kann den Titel in etwa mit »Das übermenschliche Leben des Gesar von Ling« übersetzen.)
6) ebenda, eBook-Version, Seite 2/ Pos. 206, Seite 2/ Post. 223, Seite 132/ Pos. 2802
7) ebenda, Seite 132/ Pos. 2807
8) ebenda, Seite 140/ Pos. 2967
9) ebenda, Seite 144/ Pos. 3049
10) Grömling, Willi: »Tibets altes Geheimnis/ Gesar/ Ein Sohn des Himmels«, 1. Auflage, Groß-Gerau 2005, Seite 225, Zeile 24 von unten
11) »Time-Life«: »Mythen der Menschheit/ Auf dem Pfad der Erleuchtung/ Tibet und Mongolei«, Amsterdam 1998, S. 82
12) Dryland, Dr. Estelle: »King Kesar of Ling/ two Baltistan versions compiled and edited by Dr. Estelle Dryland«, eBook-Ausgave, 2014
13) ebenda, Pos. 444, Pos. 456, Pos. 468, Pos. 489, Pos. 495, Pos. 498, Pos. 1032, Pos. 1036, Pos. 1042, Pos. 1045

Foto 8: Grömlings Buch »Gesar« - sehr empfehlenswert
Zu den Fotos: 

Foto 1: Gesar, der Himmelssohn, wiki commons Gesar Gruschke
Foto 2: Gott Shiva, Fantasiegebilde? Foto: Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Ein Barde rezitiert aus dem Gesar-Epos. Foto Archiv Willi Grömling
Foto 4: Göttin Kali Maa mit Waffen. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Ganesha mit Waffen? Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 6: So einen Dorje besaß der himmlische Gesar. Foto/ Sammlung Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Andrew Tomas. Foto Ancient Astronaut Society, Schweiz
Foto 8: Grömlings Buch »Gesar« - sehr empfehlenswert. Foto Ancient Mail Verlag


330 »Kuelap - Kultur aus dem Nichts«,
Teil 330 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 15.05.2016

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