„Monstermauern, Mumien und Mysterien“
von Walter-Jörg Langbein
Fotos 1 und 2: Reste einer Plattform heute (Foto 1, links) im 18. Jahrhundert (Foto 2, rechts). |
Jakob Roggeveen (* 1. Februar 1659 in Middelburg; † 31. Januar 1729) war ein niederländischer Seefahrer und Forschungsreisender. Tatsächlich war Roggeveen nur der Namensgeber: Weil er die mysteriöse Insel am 5. April 1722, Ostern also, erblickte, taufte er sie „Paaschen Eiland", „Osterinsel“. Carl Friedrich Behrens freilich dürfte der erste Europäer gewesen sein, der die „Osterinsel“ betreten hat!
Schon bei meinem ersten Besuch der „Osterinsel“ hatte ich Gelegenheit in einem spannenden Buch über die ersten Europäer auf dem Eiland zu lesen.
William J. Thomsons „Te Pito te Henua, or Easter Island“ ist 1891 erschienen (1). Thomson, der als unbedingt seriöse Quelle gelten darf, zitiert einen Bericht, den man sonst in der Literatur über die Osterinsel vergeblich sucht. Und zwar zitiert er Carl Friedrich Behrens, der über Begegnungen mit Riesen berichtet (2): „Wahrheitsgemäß könnte ich wohl sagen, dass diese Wilden von mehr als gigantischer Größe sind. Die Männer sind groß und breit, im Schnitt 3,65 Meter (3) groß. So erstaunlich es auch anmuten mag, aber der größte Mann unserer Besatzung konnte zwischen den Beinen dieser Kinder Goliaths hindurchgehen ohne auch nur den Kopf zu neigen. Die Frauen können nicht, was die Statur angeht, mit den Männern mithalten, da sie im Allgemeinen nicht größer als drei Meter sind.“ Sollte es noch Ende des 19. Jahrhunderts „Riesen“ auf der Osterinsel gegeben haben?
Foto 3: Gab es einst Riesen auf der Osterinsel? |
Vor langer Zeit entstand nämlich auf dem kleinen Eiland in den Weiten des Pazifik ein seltsamer Mythos, in dem berichtet wird, wie der Fliegende Gott Make Make die erste Frau erschuf. Dieser fantastische Bericht deckt sich mit dem der Bibel, obgleich beide völlig unabhängig voneinander sind. Wie in der Bibel wird auch hier der erste Mensch betäubt, und eine Rippe wird ihm entnommen.
Noch heute erzählen die Osterinsulaner eine sonderbare Begebenheit, die sich vor langer Zeit abgespielt haben soll. Die Überlieferung legt nahe, dass es einmal Riesen auf der Osterinsel gab, dass aber diese Giganten die Ausnahme und nicht die Regel waren.
Foto 4: Die Tangata-Höhle. |
Irgendeinmal, in grauer Vorzeit, sollen einige einfache Fischersleute eine Entdeckung gemacht haben: Ein menschenähnliches Wesen von kolossalem Körperbau sei dem Meer entstiegen. Es habe dann seine schwarze, glänzende Haut ausgezogen und sei in Richtung des Dorfes gegangen.
Die Fischer holten Verstärkung, griffen das fremde Wesen an und töteten es. Wenige Tage nach dem Mord am Riesen tauchte ein zweiter auf, der der Sage nach möglicherweise nach seinem Bruder suchte. Auf der Insel traf er keinen Menschen an, da alle Einwohner der Osterinsel Verstecke aufgesucht hatten. Sie fürchteten, für den Mord am Riesen bestraft zu werden.
Woher mögen die Riesen gekommen sein? Sollte es sich bei der ausziehbaren Haut um so etwas wie einen Taucheranzug gehandelt haben?
Im Alten Testament heißt es ja, dass die Riesen aus der Verbindung zwischen Göttersöhnen und Menschentöchtern hervorgingen. Haben einige dieser „Göttersöhne“ versucht dem einen oder dem anderen Riesen zu helfen? Gaben sie ihnen Taucheranzüge, um in einer Flutkatastrophe eine echte Chance zu haben? Vor rund 10.000 Jahren gab es so eine Sintflut in der Südsee.
Foto 5: In der Menschenfresserhöhle. |
Bei meinem ersten Besuch auf der Osterinsel musste ich feststellen, dass nur wenige Einheimische überhaupt dazu bereit waren von den Riesen zu sprechen. Einige Male bekam ich zu hören: „Die steinernen Statuen stellen diese Riesen dar!“ Die sterblichen Überreste der Riesen, so ließ gar der Ortsgeistliche vernehmen, sollen unter einer der Plattformen bestattet worden sein, auf der einst steinerne Riesen standen.
Er selbst, so der christliche Gottesmann, glaube natürlich nicht an einen solchen „Unsinn“. „Und die meisten Menschen von Rapa Nui wollen heute nichts mehr von diesen Schauergeschichten wissen!“ Archäologische Funde, die die alte Sage von Riesen auf der Osterinsel bestätigen könnten, sind meines Wissens in der wissenschaftlichen Literatur nicht erwähnt.
Wer freilich die wissenschaftliche Literatur über die Osterinsel gründlich liest, muss erkennen, dass sehr wenig wirklich gesichertes Wissen gibt. Fakt ist wohl, dass die ältesten Statuen der Osterinsel nicht aus dem weich-porösen Tuff, sondern aus Basalt gemeißelt wurden. Einst soll es viele Basalt-Statuen gegeben haben, sie wurden aber irgendwann „beseitigt“ und „begraben“. Angeblich ruhen sie – und das wurde mir bei verschiedenen Besuchen immer wieder erzählt – unter steinernen Podesten beerdigt, auf denen ihre „Nachfolger“ aufgestellt wurden. Andere hätten die „Vorfahren“ zerschlagen und als Baumaterial für die „Podeste“ verwendet.
Foto 6: Der Basaltriese im British Museum |
„Lasst die toten Riesen in den Gräbern!“, meinte der Geistliche. Ich glaube, er meinte das allgemeiner, im Sinne von „Lasst die Vergangenheit in Vergessenheit geraten!“
Am Sonntag nach dem Gottesdienst erzählte er mir vom „entsetzlichen Heidentum“. Er sehe eine deutliche Gefahr aufkommen. Welche? Die Rückkehr zum Glauben der „heidnischen Zeit“!
Verächtlich meinte der „Gottesmann“, die „Ureinwohner“ hätten einst „Sonne, Mond und Sterne“ angebetet. Tatsächlich scheinen die „Ureinwohner“auf dem Gebiet der Astronomie bewandert gewesen zu sein. Wichtige Begräbnisstätten wurden offenbar nicht an zufällig gewählten Orten geschaffen. Sie markierten vielmehr wichtige „Linien“, die von großer Bedeutung gewesen sein sollen.
Eine besonders wichtige Linie markierte bedeutsame Sonnenstände. Der legendäre König Hotua Matua soll an der Südküste der Osterinsel bestattet worden sein. Rei Pua, die Schwester des Königs, fand auf der gegenüberliegenden Seite der Insel ihre letzte Ruhestätte. Verbindet man beide Gräber, so ergibt es eine astronomisch wichtige Linie, die den Morgen der Sommersonnwende und den Abend der Wintersonnwende kennzeichnet.
„Mein“ Geistlicher: „Für die Heiden gab es einen ewigen Kreislauf. Die Natur 'starb' und wurde wieder 'geboren'. Mag sein dass Menschenopfer dargebracht wurden, um diesen Kreislauf in Bewegung zu halten!“
Verächtlich meinte der „Gottesmann“, die „Ureinwohner“ hätten einst „Sonne, Mond und Sterne“ angebetet. Tatsächlich scheinen die „Ureinwohner“auf dem Gebiet der Astronomie bewandert gewesen zu sein. Wichtige Begräbnisstätten wurden offenbar nicht an zufällig gewählten Orten geschaffen. Sie markierten vielmehr wichtige „Linien“, die von großer Bedeutung gewesen sein sollen.
Foto 7: Gang zum Grab des legendären Königs? |
Eine besonders wichtige Linie markierte bedeutsame Sonnenstände. Der legendäre König Hotua Matua soll an der Südküste der Osterinsel bestattet worden sein. Rei Pua, die Schwester des Königs, fand auf der gegenüberliegenden Seite der Insel ihre letzte Ruhestätte. Verbindet man beide Gräber, so ergibt es eine astronomisch wichtige Linie, die den Morgen der Sommersonnwende und den Abend der Wintersonnwende kennzeichnet.
„Mein“ Geistlicher: „Für die Heiden gab es einen ewigen Kreislauf. Die Natur 'starb' und wurde wieder 'geboren'. Mag sein dass Menschenopfer dargebracht wurden, um diesen Kreislauf in Bewegung zu halten!“
Tatsächlich wird auch in Wissenschaftskreisen darüber diskutiert, ob es Kannibalismus auf der Osterinsel gab. Warum? Gab es Stammeskriege? Wurden die Verlierer aufgegessen? Oder gab es so extreme Hungersnöte, dass die Menschen um nicht elendig zugrunde zu gehen Menschenfleisch vertilgten?
noch unheimlich und düster wirkende Höhle in den gewachsenen Fels, fast fünf Meter ist sie hoch und am Eingang zum Pazifik fast zehn Meter breit. Vogel-Mensch-Wesen zieren die Wände, über ihre wahre Bedeutung kann nur spekuliert werden. Angeblich sind die meisten der Felsmalereien in der unheimlichen Höhle im Lauf der Jahrhunderte verschwunden.
Foto 8: Tourismus, Fluch oder Segen für die Osterinsel? |
Vor allem die jungen Menschen, die heute auf der Osterinsel leben, erinnern sich wieder an alte Bräuche, befragen die Ältesten nach den heiligen Gesängen und den rituellen Tänzen. Voller Stolz erlernen sie die Sprache der Ureinwohner, kleiden sich zu festlichen Anlässen nach alter Sitte und hüten ihr kostbares Erbe. Die „Heiligen Stätten“ werden strenger denn je bewacht. Das ist leider auch nötig. Denn es sind Vertreter der „zivilisierten Länder“, die im 19. Jahrhundert Elend über die Osterinsel brachten. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind es wieder Menschen unserer „Kultur“, die als Touristen die Osterinsel heimsuchen und so manchen Schaden verursachen. Mancher Besucher lässt es an Respekt vor altem Kulturgut fehlen. Da werden Namen in Höhlenwände geritzt oder Statuen beschädigt.
Fußnoten
1) Thomson, William J.: „Te Pito te Henua, or Easter Island“, Washington 1891
2) ebenda, S. 462. Die Originalausgabe von Thomson liegt mir leider nicht mehr vor. Übersetzung aus dem Englischen: Walter-Jörg Langbein.
Siehe auch Schoch, Robert M.: „Die vergessene Zivilisation/ Die Bedeutung der Sonneneruptionen in Vergangenheit und Zukunft“, eBook-Ausgabe, Ancient Mail Verlag Werner Betz, 1. Auflage. Groß Gerau Juli 2014 (Kapitel 5 „Te Pito Te Henua“, Unterkapitel „Legenden von Riesen“.)
Schoch gibt ein Zitat von Thomson wieder. William J. Thomson schreibt im Kapitel „Personal Appearance of the Natives“: „Behrens solemnly states that a boat came off to the ship steered by a single man, a giant 12 feet high, etc. He afterwards observes, ›with truth I might say that these savages are all of more than gigantic size. The men are tall and broad in proportion, averaging 12 feet in height. Surprising as it may appear, the tallest men on board of our ship could pass between the legs of these children of Goliath without bending the head.‹ The women can not compare in stature with the men, as they are commonly not above 10 feet high.«
3) 12 Fuß bei Thomson
Zu den Fotos
Foto 9: Basaltfigur. |
Foto 1: Foto Walter-Jörg Langbein.
Foto 2: Gemälde 18. Jahrhundert, Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Gab es einst Riesen auf der Osterinsel? Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 4: Blick in die Kai-Tangata-Höhle. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Felsmalerei in der Menschenfresserhöhle. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Der Basaltriese im „British Museum“, London, auf einer englischen Briefmarke.
Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Gang zum Grab des legendären Königs? Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Tourismus, Fluch oder Segen für die Osterinsel? Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 9: Basaltfigur. Zeichnung Grete C. Söcker. Archiv Walter-Jörg Langbein
430 „Erich von Däniken zum 83.“
Teil 430 der Serie
„Monstermauern, Mumien und Mysterien“
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint bereits am 14.04.2018,
am 83. Geburtstag von E.v.D.
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