Sonntag, 20. Mai 2012

122 »Die Ruinenstadt«

»Das Geheimnis der Anden I«,
Teil 122 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein«


La Paz, Bolivien - Foto: Paul Richter
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erhoben sich zum letzten Mal die Ureinwohner Nordperus. 40.000 Menschen wollten die Unterdrückung durch die katholischen Spanier nicht mehr hinnehmen. Ein charismatischer Rebell, angeblich ein direkter Nachkomme der Inka-Fürsten, einte ein Heer von Unzufriedenen und Verzweifelten.

Die Aussichten der Aufständischen waren so schlecht nicht. Die Spanier befürchteten wohl schon eine Niederlage ... und besannen sich einer blutigen List. Mit grausamer Gewalt verwüsteten sie jene Provinzen, die die Aufständischen mit Nahrungsmitteln versorgten. So war das Ende des Aufstands abzusehen.

Am 15. November 1781 wurde Julián Apaza, genannt Tupaq Katari, von den Spaniern gevierteilt. Seine Nachfolgerin, seine Witwe Bartolina Sisa, wurde 1782 von den Spaniern gehängt. Das gleiche Schicksal widerfuhr auch Gregoria Apaza, der Schwester von Julián Apaza. Der Tod am Galgen wurden als humanere Form der Hinrichtung angesehen. Und mit Frauen ging der christliche Spanier eben »milder« um.

Blick aufs Fußballstadion vom
Museum aus - Foto: W-J.Langbein
Der Sieg über die indigenen Aufständischen war für die Verlierer, die Nachkommen der einst stolzen Inkas, eine schmachvolle Niederlage. Für die Nachkommen der räuberischen Eroberer war der letzte Aufstand der Einheimischen im Keim erstickt ... und so »Frieden« geschaffen worden. Und so erhielt der heutige Regierungssitz Boliviens den Namen »Nuestra Señora de La Paz« (»Unsere Liebe Frau des Friedens«). Daraus wurde später ... La Paz.

La Paz wächst wie eine wild wuchernde Pflanze. Um den höchst gelegenen Regierungssitz der Welt (3200 bis 4100 Meter über dem Meere) hausen die Ärmsten der Armen in Elendsvierteln ...

Mitten in La Paz gibt es eines der interessantesten Museen unseres Planeten, das »Museo Semisubterraneo Tiwanaku«. Man findet es – allerdings sehr oft geschlossen – im Stadtteil »Miraflores« unweit des (angeblich höchst gelegenen) Fußballstadions »Hernando Siles«.

Das »halbunterirdische Museum Tiwanaku« ist einzigartig. Es besteht weder aus einem altehrwürdigen noch aus einem modernen Gebäude. Es ist ein seltsam anmutender Platz, von einer steinernen Mauer umgeben, fast vollkommen im Boden versenkt. Nach oben ist der mysteriöse Platz mit Blick auf das Stadion »Hernando Siles«.

Ein Koloss im Museum
Foto: W-J.Langbein
Mehrere Male war ich in La Paz. Einmal kam ich wegen einer »Militärparade« nicht zum Museum. Unter lautem Getöse marschierten Heerscharen martialischer Truppen, angeführt von schrecklich anmutender Marschmusik (nach dem Vorbild der berühmten »Blechbüchsenarmee« der Augsburger Puppenkiste?), durch die Straßen. Fremde waren alles andere als willkommen. Touristen, besonders solche mit Fotoapparaten, wurden argwöhnisch beäugt. Nachdem man mich wiederholt gewarnt hatte, dass eine reale Gefahr bestand ... nämlich als vermeintlicher »ausländischer Spion im Dienste Perus« vorübergehend die örtliche Gastfreundschaft einer Haftanstalt genießen zu dürfen, blieb ich lieber im Hotel.

Bei einem zweiten Besuch gelangte ich nur bis auf einige Hundert Meter an das Ziel meiner Wünsche heran: Baugerüste machten ein Weiterkommen unmöglich. Wild drein blickende Sicherheitsmänner sollten das Museum vor eventuellen Sabotageakten »feindlich gesinnter Agitatoren« bewahren. Wieder ließ mich die in Aussicht gestellte Inhaftierung auf eine Annäherung ans Museum verzichten.

Erst mein dritter Versuch war von Erfolg gekrönt ... Ich kam bis an die Umrandung des Museums heran. Dominiert wird es von einem riesigen Koloss aus Stein, der mitten im »Museo Semisubterraneo Tiwanaku« steht ... stoisch drein blickend, roboterhaft eckig, an ein technisches Artefakt erinnernd ... im kuriosen Museum, mitten in der pulsierenden Millionenmetropole La Paz.

Köpfe an der Wand
Foto W-J.Langbein
Von einer Wand starren ähnlich roboterhafte Fratzen ... kantig geformte Schädel, exotisch fremdartig. Diese Mauer mit den bedrohlich wirkenden Köpfen könnte sehr wohl als Kulisse für einen Science-Fiction-Film mit ausgeprägten Horrormomenten dienen. Die Köpfe könnten den Part von Jagdtrophäen übernehmen, die räuberische Predatoren von ihren Raubzügen durch das Universum mit nach Hause gebracht haben.

»Woher kommen diese Kopf-Skulpturen?« frage ich einen mexikanischen Archäologen, der recht gut Deutsch spricht. Er hat in Berlin studiert.

Er deutet in den Himmel: »Hoch oben, wo die höchsten Berge den Himmel berühren, gab es einst eine riesige Stadt. Sie war einst eine Hafenstadt. Aber eine gewaltige Naturkatastrophe zerstörte sie ... vor vielen Jahrtausenden! Aus den Ruinen dieser Stadt stammen die Steinköpfe!« Könnte man diese uralten Kunstwerke doch wie ein Buch lesen!

Der Archäologe wird immer redseliger. Er spricht aufgeregt, aber auch ängstlich. Immer wieder schielt er zu seinen Kollegen. »Schauen Sie sich doch diese seltsamen Gegenstände aus der Ruinenstadt an!« meint er. »Wir versehen sie mit Etiketten, geben den Dingen Namen ... und haben doch oft keine Ahnung, zu welchem Zweck sie einst geschaffen wurden!« Er verweist auf steinerne Objekte, die wie moderne Skulpturen im Freilichtmuseum stehen. »Angeblich waren das Regenrinnen ... « Der Archäologe muss lachen. »Davon haben wir in der Ruinenstadt Hunderte gefunden. Und dabei ist nur ein Prozent der mysteriösen Stätte ausgegraben worden. Wirklich erforscht ist noch weniger!«

Seltsame Skulpturen aus
uralten Zeiten
Foto: W-J.Langbein
Ängstlich blickt der Archäologe um sich. Seine Kollegen sitzen im Schatten einer Plane und essen. »Sie sind doch Deutscher?« fragt mich der Archäologe. Als ich nicke, erzählt er mir eine faszinierende Geschichte. Demnach entdeckte kein Geringerer als Heinrich Schliemann anno 1873 in den Ruinen Trojas bei Hissarlik eine Bronzevase mit der Inschrift »Vom König Chronos von Atlantis«. Und in der Vase fand er Keramikstücke, Metallobjekte und geschnitzte Knochen. 1883 sah Schliemann im Louvre Fundstücke aus den Anden Boliviens.

Dr. Paul Schliemann, Enkel Heinrich Schliemanns, zitierte in seinem Bericht im »New York American« vom 20. Oktober 1912 Heinrich Schliemann so: »Unter ihnen (den Funden aus den Hochanden Boliviens) entdeckte ich Töpfereien von genau dem gleichen Material und denselben Formen und Gegenstände aus versteinerten Knochen, die Linie für Linie denjenigen glichen, die ich in der Bronzevase aus den Schätzen des Priamos (Troja!) gefunden hatte! Diese Ähnlichkeit kann kein Zufall sein! Form und Ausschmückung waren dafür zu einfach. Es liegt außerhalb der Möglichkeiten des Zufalls, dass zwei Künstler in so weit auseinander liegenden Ländern ...«

»Es gab eine Verbindung zwischen den Hochanden Boliviens und Troja?« frage ich ungläubig. Der Archäologe nickt energisch. »Schauen Sie sich doch diese seltsamen Artefakte an, die wir hier ausstellen ... Sie passen nicht zu einem Steinzeitvolk. Und doch behaupten wir, dass es ein Steinzeitvolk war, das diese Gegenstände schuf!« Er wird wütend: »Steinzeitvolk, dass ich nicht lache!« schnaubt er verächtlich.

Seltsame Museumsartefakte
Foto: W-J.Langbein
Ich will nach weiteren Einzelheiten fragen, da wird der Archäologe von seinem Chef, einem grimmig drein blickenden älteren Herrn, herbeizitiert. Abrupt endet unser interessantes Gespräch. Achselzuckend trottet mein Informant zu seinem Vorgesetzten, wird offensichtlich lautstark ausgeschimpft. Inzwischen habe ich die kuriose Geschichte von vorgeschichtlichen Kontakten zwischen Bolivien und Troja nachrecherchiert ... und tatsächlich Bestätigungen gefunden. Dr. Paul Schliemann, Enkel Heinrich Schliemanns, bekundete, dass sein Großvater von dieser »unmöglichen Verbindung« überzeugt war (1). In meinem Buch »2012 - Endzeit und Neuanfang« gehe ich ausführlicher auf meine Recherchen zu diesem spannenden Thema ein.

Noch heute spüre ich die wütenden Blicke der Archäologen. Gestenreich versuchen sie, mich zum Verschwinden zu bewegen. Ich will auch schon gehen ... da fällt mein Blick auf ein kurioses Objekt, das da im Museum zwischen zahlreichen anderen undefinierbaren Gegenständen aufgestellt wurde.

Es ist so etwas wie ein Würfel aus Stein, der auf einem steinernen »Fuß« steht. Auf mich wirkt das archäologische Objekt deplatziert. Mich erinnert das »Ding« an etwas Modernes, Technisches, Computermäßiges. Sollten die Menschen in den Hochanden Perus Kontakt mit fortschrittlicher, moderner Technik gehabt haben ... und das vor vielen Jahrhunderten? Wenn ja ... sollte es vor vielen Jahrhunderten (Jahrtausenden?) Kontakte mit Außerirdischen gegeben haben?

Ein kurioser Würfel ...
wie die Kopie eines
technischen Objekts ...
Foto: W-J.Langbein
Ein Schildchen verrät, dass alle Objekte, die im Freilichtmuseum zu sehen sind, aus der Ruinenstadt Tiahuanaco stammen. Diese Ruinenstadt musste ich besuchen ... also machte ich mich in die Hochanden Boliviens auf ... in 4000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel erkundete ich einen der rätselhaftesten Orte unseres Planeten ... Tiahuanaco!

Tiahuanaco liegt auf dem lebensfeindlichen Altiplano Boliviens ... in einer Höhe von 4.000 Metern, etwa 70 Kilometer westlich von La Paz. Im Jahr 2.000 wurden die Ruinen zum »Weltkulturerbe« ernannt. Tiahuanaco ist und bleibt rätselhaft. Seltsam mutet schon der Name an. »Tiahuanaco« soll zu Deutsch »Setz' dich, kleines Lama!« bedeuten.

Auf nach Tiahuanaco!

Fußnote

1 Langbein, Walter-Jörg: »2012: Endzeit und Neuanfang - Die Botschaft der Mayas«, siehe Teil 1, Strafe der Götter, S.30-42!

»Tiahuanaco/ Das Geheimnis der Anden II«,
Teil 123 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 27.05.2012



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