Dienstag, 15. März 2011

Kurzbericht von Helga König zu : "Die Rechte der Menschen", Veranstaltung in der Deutschen Nationalbibliothek, Frankfurt

Gestern Abend war ich auf einer Veranstaltung in Frankfurt in der Nationalbibliothek, die im Rahmen einer Veranstaltungsreihe im 125. Jahr des S. Fischer Verlages stattfand. Ihr Thema lautete „Die Rechte der Menschen“. Vor einem Publikum, das etwa 300 Personen unterschiedlichen Alters umfasste, diskutierten die Autoren Carolin Emcke und Roger Willemsen gemeinsam mit dem Moderator Gert Scobel. Emcke wurde übrigens für ihr Buch „Von den Kriegen“, das ich bislang noch nicht gelesen habe, mit vielen Preisen gewürdigt und erhielt im Jahre 2010 den Otto-Brenner-Preis für Kritischen Journalismus und wurde des Weiteren mit dem Preis "Journalist des Jahres" ausgezeichnet. Roger Willemsens Buch „Hier spricht Guantanamo“ wurde im Zusammenhang mit der Veranstaltung auch genannt. Allerdings ging es in der Diskussion weniger um die Bücher der an der Diskussion beteiligen Autoren, sondern um die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Menschenrechten, sowie um das Engagement des Verlagshauses S. Fischer in Bezug auf unsere Menschenrechte.

Frau Emcke hat in einem kleinen Exkurs sehr gut den Unterschied zwischen Menschenrechten und Bürgerrechten dargestellt und den Zuhörern plausibel gemacht, worin der Unterschied zwischen individuellen Freiheitsrechten, elementaren Persönlichkeitsrechten und sozialen Teilhaberechten besteht.

Der Moderator Gert Scobel begann die Veranstaltung mit einem klugen Einwurf, der Japan betraf. Doch leider wurde auf diesen Einwurf in dem dann folgenden Gespräch  nicht näher eingegangen, möglicherweise weil man nicht darauf vorbereitet war. Das fand ich sehr schade, denn in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“, die für alle Besucher am Eingang kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, steht im Artikel 3 „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ Dieses Recht gilt für alle Menschen auf dieser Erde und damit auch für Japaner. Bedauerlich, dass man diese Tatsache nicht diskutiert hat, denn nach meiner Ansicht steht das Atom-Deseaster im  direkten Zusammenhang mit einer unglaublichen Verletzung des in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ verbrieften Rechtes auf Leben und Sicherheit, über das es  in nächster Zeit zwingend zu reden gilt.

Die Menschenrechte müssen immer wieder neu erstritten werden, so die an der Diskussion Beteiligten: Nicht überall hat sich herumgesprochen, dass auch Frauen, Schwarze, Schwule etc. ebenfalls Menschen sind. Aufklärung tut also Not und muss auf der ganzen Welt vorangetrieben werden, damit die verbrieften Rechte auch tatsächlich eingehalten werden,  so das Credo von Frau Emcke.

Willemsen berichtete, dass ein afghanischer Frauenverein den Erlös der Veranstaltung erhalten wird. Die Gelder, die diesem Verein zufließen, werden zum Brunnenbau  aber auch für die Errichtung von Krankenhäusern genutzt. Von den Gesprächsbeiträgen Roger Willemsens war ich berührt, nicht zuletzt wegen seines tiefen Mitgefühls, das seinen Schilderungen zu entnehmen war. Er berichtete von Guantanamohäftlingen, die für unschuldig erklärt wurden und mit denen  keine überregionale deutsche Zeitung, trotz dieser entlastenden Tatsache, sprechen wollte, vermutlich, um es sich mit Anzeigenkunden nicht zu verscherzen.

Wer für die Einhaltung der Menschenrechte kämpft, muss immer mit dem ganzen Herzen dabei sein. Es genügt nicht,  sie als ein  intellektuelles, philosophisches Sachthema abzuhandeln. Genau das machte Roger Willemsen deutlich.

Thematisiert wurde die Verlogenheit der US-Regierung, die Foltercamps wie Guantanamo zu einem rechtsfreien Raum erklärt haben, auf dem die Menschenrechte offenbar faktisch nicht eingeklagt werden können. Emcke brachte es auf den Punkt: wer die Macht hat, entscheidet darüber, ob die "Allgemeinen Menschenrechte" eingehalten werden oder auch nicht. Man hat im Grunde nur die Chance Menschenrechtsübertretungen immer wieder anzuprangern. Stepháne Hessels  „Empört Euch“ sagt im Übrigen genau dies. Schade , dass keiner gestern Abend ein Wort zu Hessel verloren hat.

Sehr gut fand ich, dass Frau Emcke nicht vergaß Bush zu erwähnen, der die „Allgemeinen Menschenrechte“ in Verruf brachte, weil er durch Folterungen von Irakern besagte Menschenrechte angeblich im Irak durchsetzen wollte.

Dass Menschen durch Texte mehr als durch Bilder für das Leid von Gefolterten und Gepeinigten sensibilisiert werden, möchte ich allerdings bezweifeln. Diesen Gedanken der an der Diskussion Beteiligten teile ich nicht. Auch Personen aus der Zuhörerschaft, wie die beiden netten  älteren Herren, mit denen ich mich ein wenig unterhielt und eine fast 90 jährige alte Jüdin, mit der ich ebenfalls sprach, waren diesbezüglich skeptisch und hatten Bedenken, weil man mit aufrüttelnden, intellektuellen Texten immer nur ein kleines Klientel und nicht die Masse erreicht, doch genau diese gilt es zu erreichen, wenn es darum geht „Menschenrechte“ einzufordern und sich zu empören, wie Hessel es nicht grundlos postuliert.

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung, die mir verdeutlicht hat, dass wir noch Lichtjahre entfernt sind von dem paradiesischen Zustand, dass die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ überall greift. Journalisten, Autoren, Verlage, den Medien aber auch den Fotografen muss man immer wieder danken, wenn sie durch ihr Engagement im Hinblick auf die Menschenrechte aufrüttelnd wirken. Dieser Dank gilt auch  Carolin Emcke, Roger Willemsen und Gert Scobel, die sich  gestern des brisanten Themas annahmen.


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