In der Januarnacht waren zwanzig Zentimeter Neuschnee gefallen. Antonius Löbbering betrachtete mit sorgenvollem Gesichtsausdruck die weiße Pracht, die sich um sein Kötterhaus ausgebreitet hatte. Das Zwielicht des beginnenden Tages reflektierte schwach auf der Schneedecke. Nur die Baumallee, die die Einfahrt zu Löbberings Häuschen flankierte, hob sich düster von dem Weiß der Landschaft ab. Auch die Zufahrt zum Haus ließ sich noch nicht einmal mehr erahnen.
Antonius hatte es in den letzten Wochen aufgegeben, mit dem Wagen seine Arbeitsstelle in Borken aufzusuchen. Stattdessen kämpfte er sich die circa 60 Meter bis zur Hauptstraße zu Fuß durch. Von dort aus war es nur ein kurzes Stück bis zu einer Bushaltestelle.
Antonius Löbbering hasste Busfahrten. Morgens im Dunkeln aus dem Haus und abends im Dunkeln zurück. Dabei die Einkaufstüten zu schleppen, das empfand er diesen Winter als Zumutung. Außerdem machte die Kälte seinen sechzig Jahre alten Gelenken zu schaffen. Gottlob war Wochenende. Heute würden ihn keine zehn Pferde von seinem Grundstück bringen.
Antonius Löbbering seufzte auf und stapfte um das Haus zu seinem Schuppen, um den Korb mit Brennholz zu füllen. Als er wieder aus dem Schuppen trat, sah er den Schneehügel, oberhalb des Weges nahe der Straße. Ein starker Ostwind hatte schon die ganze Nacht getobt und für Verwehungen gesorgt. Trotzdem waren schwach die seitlichen Konturen eines Autos zu erkennen. Löbbering kniff die Augenlider zu einem Spalt zusammen. Er meinte ausmachen zu können, dass die Seitenscheibe des Fahrzeugs geöffnet war »Das muss ich mir genauer ansehen!«
Ächzend setzte er den Korb in der Diele seiner Behausung ab und machte sich auf den beschwerlichen Weg Richtung Straße. Je näher er dem Objekt seiner Neugierde kam, umso deutlicher wurden die Konturen. Tatsächlich war es ein Pkw und die Seitenscheibe war heruntergelassen.
Keuchend erreichte Antonius das Fahrzeug und kämpfte sich durch die Verwehung, die an der Seitenfront bis fast an den Türgriff reichte. Der Pulverschnee stand ihm bis zu seinen Oberschenkeln, als er vorsichtig einen Blick ins Wageninnere riskierte …
Tuna von Blumenstein
Besuchen Sie auch unser Nachrichtenblog!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
+++ Aus aktuellem Anlass +++
Schon von zwei Seiten kam nun der Hinweis, dass es beim Absenden von Kommentaren aus dem Browser Firefox zu Problemen kommen kann: Der Kommentar wird dem Nutzer dann zwar als versandt gemeldet, landet aber im Nirgendwo. Wir empfehlen Ihnen deshalb nach Möglichkeit die Nutzung von Google Chrome oder des Microsoft Internet Explorers. Bei diesen Browsern sind solche Schwierigkeiten unserem Kenntnisstand nach bisher nicht aufgetreten.
Zur Formatierung Ihrer Kommentare stehen Ihnen einige HTML-Befehle zur Verfügung. Eine Vorlage zum Abkopieren >>gibt es hier.