"Mord im ostfriesischen Hammrich" von g.c.roth |
Meine „Love and Crime-Story“
Mord im ostfriesischen Hammrich
Tödliches Wiedersehen
spielt sich ab, in einem kleinen fiktiven Dorf an der Ems, zwischen Leer und Emden. Grundlage zur Buchidee war, dass immer öfter von Tötungen des Partners / der Partnerin oder gar das Auslöschen ganzer Familien, in den Medien zu erfahren ist. Oft findet sich in dem Zusammenhang die Aussage von Nachbarn oder Freunden: „Das hätte ich nie für möglich gehalten. Er / Sie war doch eigentlich immer nett, etwas introvertiert vielleicht, hatte nicht viel Kontakt ...“
Niemand kann in seinen Partner hineinsehen. Nicht selten geschieht es, dass nach anfänglicher Harmonie in einer Beziehung, das Leben zu einer seelischen Berg- und Talfahrt wird, die gutgläubige Menschen an den Rand der Verzweiflung bringen können. Das geht soweit, dass selbst die geduldigsten und friedlichsten Gemüter zu Taten befähigt werden, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen können.
So ergeht es meiner Protagonistin Swantje, die sich auf eine Beziehung einlässt, die sich völlig anders entwickelt als diese sich anfangs dargestellt hatte. Gutgläubig schiebt Swantje aufkommende Zweifel am seltsamen Verhalten ihres Freundes Roland beiseite und redet sich viele Situationen schöner, als sie tatsächlich sind. Sie verdrängt Hinweise darauf, dass in ihrer Beziehung schon bald einiges im Argen liegt, und die ihr eigentlich die Augen öffnen müssten.
Ihr Partner Roland versteht es, sich ihrer Schwächen zu bedienen und Swantje immer wieder gefügig zu machen. Swantje findet sich in einem Leben wieder, dessen Grundlage Lügen, Intrigen und Psychoterror sind, denen sie scheinbar hilflos ausgeliefert ist. Viel zu lange klammert sie sich an Rolands anfängliche Versprechen, an längst widerlegte Liebesschwüre, verzeiht ihm alles und gerät dadurch in einen Teufelskreis von immer wieder aufflackernder Hoffnung, im Wechsel mit bodenloser Enttäuschung.
Roland treibt es auf die Spitze und Swantje begreift, dass sie Opfer eines gefühlskalten Machtmenschen geworden ist, dessen komplettes Leben darauf ausgerichtet ist, Menschen auf infame Weise, für seine eigenen Bedürfnisse kaltblütig auszunutzen. Schuld- und Schamgefühle oder Verantwortung für sein Handeln sind Roland völlig fremd. Als Swantje nach jahrelangem Martyrium die ganze Wahrheit über Roland erfährt, schlägt ihre Liebe um in abgrundtiefen Hass ...
Leseprobe
...
»Ich bin so froh, dass ich dich wiedergefunden habe«, sagte er.
Er hob seine Jacke auf, nahm seine Brieftasche aus der Innentasche, zog ein leicht zerknittertes Schwarz-Weiß-Foto heraus und reichte es Swantje. Es war ihr Kinderfoto, das sie ihm damals im Park geschenkt hatte. Auf dem Foto war sie etwa zwei Jahre alt.
»Dass du dieses Foto hast! Ich habe es oft gesucht in den Jahren. Dass ich es dir gegeben hatte, wusste ich nicht mehr.«
Swantje freute sich aufrichtig, das alte Foto zu sehen.
»Es war immer in meiner Brieftasche. Immer. Das andere Foto von dir hatte ich in meiner Nachttischschublade. Die Frau hat es irgendwann während eines Streits zerrissen.«
»Du hattest noch ein Foto?«
»Das, wo du dreizehn warst und die kurzen blonden Haare hattest.«
Swantje wusste, welches er meinte. Auf dem Foto trug sie ein superkurzes Sommerkleidchen und die ersten weiblichen Konturen bildeten sich darunter ab. Es war auf einer Klassenfahrt entstanden.
Swantje konnte es nicht fassen. Da lief dieser Mann seit fast dreißig Jahren mit ihrem Kinderfoto durch die Welt, obwohl er verheiratet und Vater von zwei Kindern war.
»Ich habe dich immer geliebt«, sagte Rollo ernst. »Immer.«
Dieses Mal klang es vorwurfsvoll. Swantje schämte sich ein wenig. Er war für sie eine Teenagerliebe gewesen. Ohne weitere Bedeutung. Sie überging den Vorwurf und lächelte ihn liebevoll an. Rollo stand auf und zog seine Jacke wieder an.
»Ich muss los.« Er nahm seinen Helm von der Bank und ging zum Gartentor.
Ohne Vorwarnung schoss plötzlich Samuels Pfote aus der mannshohen Hecke hervor. Blitzschnell zog er seine Krallen durch Rollos Gesicht. Der duckte sich, aber es war zu spät, der Kater hatte ihn erwischt.
»Blödes Vieh!«, fluchte Rollo, fasste sich mit der Hand an die Schläfe und besah seine blutigen Finger. Erschrocken scheuchte Swantje Samuel aus der Hecke.
»Was war denn das? So etwas hat er noch nie getan!«
»Katzen und ich mögen uns nicht«, knurrte Rollo.
»Entschuldige bitte, das tut mir wirklich sehr leid. Normalerweise ist Samuel ein Schmusekater, so angriffslustig kenne ich ihn überhaupt nicht.«
Swantje zog ein Papiertaschentuch aus ihren Shorts und reichte es ihm.
»Schon gut. Sieht sicher schlimmer aus, als es ist.« Rollo ging durch die Pforte auf sein Motorrad zu. Noch immer erschrocken von Samuels Attacke folgte Swantje ihm. Er hatte noch nie einen Besucher angegriffen. Wen er nicht mochte, den mied er einfach.
Rollo nahm seine Handschuhe aus dem Helm, setzte ihn umständlich auf und zog die Handschuhe an. Swantje stand neben ihm und sah ihm verliebt zu.
»Ich habe dich immer geliebt«, sagte er noch einmal. »Vergiss das nicht wieder!«
Wieder spürte sie den Vorwurf in seinem Abschiedsblick und war beschämt. Rollo setzte sich auf sein Motorrad und schob es langsam mit den Füßen rückwärts aus der Ausfahrt. Swantje lief neben ihm her. Sie hatte das Bedürfnis ihn festzuhalten, ihm zu zeigen, dass es ihr leidtat, ihn damals verletzt zu haben. Andererseits war es lange her und spielte doch keine Rolle mehr, sodass sie schwieg.
»Bis Freitag ist es noch so lang hin«, sagte sie stattdessen und spielte ein kindliches Schmollen vor.
»Ich schreibe dir jeden Tag«, antwortete er und strahlte wieder über das ganze Gesicht. Dann startete er den Motor und gab zweimal Leergas.
»Gleich ist Freitag!«, rief er lachend....
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Liebe Grete,
AntwortenLöschenich gratuliere dir herzlich zum neuen Buch. Deine Leseprobe klingt verheißungsvoll...
Ich wünsche dir begeisterte Leser!
Mit herzlichem Gruß
Gaby
Vielen Dank, liebe Gaby für deine guten Wünsche!
AntwortenLöschenDie Rückmeldungen meiner Testleser waren bisher ebenfalls verheißungsvoll. Leider, muss man schon fast sagen. Ich war erstaunt, dass vor allem Frauen mir sagten: „Bei uns ist es so ähnlich.“
In nicht funktionierenden Beziehungen leiden Menschen nicht nur unter körperlicher Gewalt, sondern wahrscheinlich viel häufiger unter seelischer. Da sie aus falscher Scham nach außen vertuscht wird, um den schönen Schein zu wahren, kommt das Dilemma erst ans Tageslicht, wenn sich Frustrationen und Verletzungen Bahn brechen und sich auf die körperliche Ebene verlegen. Dann allerdings oft mit unkontrollierte Wucht ...
Liebe Grüße
Grete