In meiner Herkunftsfamilie trank in meiner frühesten Kindheit in den 50er Jahren nur mein Urgroßvater Wein. Das tat er täglich. Er trank 1/2 Flasche Roten und wurde 93 Jahre alt. Jedem, der es hören wollte, erklärte er, dass Wein, in Maßen genossen gut für die Gesundheit sei. Mein Vater bezweifelte dies, trank keinen Tropfen Alkohol und verstarb im Alter von 57 Jahren.
Meine erste Erfahrung mit Wein machte ich im zarten Alter von 11 Lenzen. Damals nämlich interessierten mich Weinetiketten. Mein Cousin, einige Jahre älter als ich, hatte sich eine Stehlampe gebastelt und den Lampenschirm mit Weinetiketten beklebt. Mein Onkel, heute 87 Jahre alt und Weinliebhaber noch immer, erlaubte meinem Cousin und in der Folge auch mir, die Etiketten von den Flaschen zu lösen, um damit etwas Kreatives anstellen zu können. Ich klebte die Etiketten auf Papierkörbe, die ich dann in der Verwandtschaft verschenkte und vertiefte mich immer wieder in die Motive, lernte auf diese Art Rebensorten, Jahrgänge, Namen von Weingütern etc. kennen und bewahrte dieses Wissen im Hinterkopf.
Wein begann ich als 17 jährige zu trinken, zunächst nur Weißweine aus Oppenheim und Nierstein, weil diese Städtchen nur 10 Kilometer von meinem Geburtsort entfernt liegen. Erst später lernte ich durch den Vater eines Freundes Bergsträßer und Pfälzer Weine kennen. Auf Partys mit Gleichaltrigen trank man in den 1970ern Chianti, der allerdings nichts mit den guten Chianti Classicos von heute zu tun hat. Ich trank niemals mehr als 2 Gläser und so ist es bis heute geblieben.
In Mainz an der Uni schließlich belegte ich zwei Weinseminare und las damals die ersten Bücher über Wein, um die Vielfalt zu begreifen. Begriffen habe ich sie erst Jahre später als mein Schwiegervater mir seine Weinbücher schenkte, u.a. "Hornickels Weinreisen", die er keine Zeit hatte zu studieren, was er jedoch besser hätte tun sollen. In seinem Weinkeller habe ich Dinge über Wein gelernt, über die ich sehr dankbar bin. Wann gehen Weine um? Wodurch werden Korken porös? Wie riechen Weine, die firn sind? Wann kann man sie noch trinken und wann kippt man sie besser in den Abfluss? Wie verändert sich das Farbbild, gerade bei Grand Crues? Haben Sie schon einmal an einem Wochenende 500 Grand Crues entsorgt? Ich schon.
In den 90er Jahren dann las ich drei Dutzend Weinbücher und begann Weine aus unterschiedlichen Weingütern zu bestellen und zu testen. Gemeinsam mit meinem Gatten besuchte ich nun Weinverkostungen, nicht zuletzt jährlich in Bad Kreuznach die große VDP-Verkostung, aber auch Weinverkostungen französischer, italienischer, spanischer, schweizer, burgenländischer und überseeischer Weine. Nachdem ich viele Weine unterschiedlichster Preisklassen probiert habe, Nuancen aller Art erschmeckte, bin ich dazu übergegangen zumeist ein Glas trockenen Rosé mit fruchtigem Aroma an Wochenden zum Essen zu trinken. Es sind die einfachen Genüsse, die am nachhaltigsten sind, so meine Erfahrung.
Der beste Rotwein kommt nach meiner Ansicht vom Weingut Nittardi/Toscana. Den dortigen Chianti classico ziehe ich selbst den großen Weinen aus dem Bordeaux vor, zumal ich mich mit Cabernet-Sauvignons ohnehin nicht anfreunden kann.
Rieslinge trinke ich so gut wie nie, weil ich die Säure nicht vertrage. Ich mag Badische und Pfälzer Weißburgunder von ausgesuchten Winzern, mag aber auch Sancerre . Den besten Weißwein , den ich je auf der Zunge hatte war "Baron de L" von 1994 . Der beste Rosé kam von der "Domaine Ott".
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