Montag, 19. April 2010

Asche auf unser Haupt

Island ist die zweitgrößte Insel Europas und liegt nah am Polarkreis. Trotz einer Fläche von etwa 103000 Quadratkilometern ist die Insel karg und dünn besiedelt, denn das Landesinnere besteht ausschließlich aus Bergen und Hochebenen und ist unbewohnt.

Durch ihre exponierte Lage auf dem Mittelatlantischen Rücken zählt Island zu den vulkanisch aktivsten Ländern der Erde. Vulkanismus ist das sichtbare Zeichen des Auseinanderdriftens der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte um jährlich etwa zwei Zentimeter. Durchschnittlich findet alle fünf Jahre ein Ausbrauch statt. Kein Land ist so reich an heißen Quellen wie Island. Unzählige Solfataren mit schwefelhaltigen Wasserdämpfen und Geysire (heiße Springquellen), aus denen regelmäßig hohe Wassefontänen schießen, prägen das Bild dieser geologisch geprägten jungen Landschaft.

Die Isländer nutzen die natürlichen Recourcen seit vielen Jahren.
Häuser und Schwimmbäder werden durch oberirdische Leitungen mit Erdwärme versorgt. Freibäder werden mit Erdwärme beheizt und können auch im Winter genutzt werden. Das Beheizen von Gewächshäusern garantiert eine Ernte von frischem Gemüse im Winter.

Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass es auf Island wieder mal zu einem Vulkanausbruch gekommen ist.


Der Eyjafjalla , ein Gletschervulkan im Süden Islands hat sich gewaltig zu Wort gemeldet und lässt weitere Taten folgen. Er ist unvermindert aktiv und stößt weiter mit unverminderter Stärke Lavaasche und Rauch in die Atmosphäre. Wegen der Gefahr einer neuen Flutwelle im Gebiet des Vulkans werden Hunderte von Anwohnern evakuiert. Die riesige Aschewolke aus dem isländischen Eyjafjalla-Vulkan legt den europäischen Flugverkehr lahm.
Und schon ist der Ausnahmezustand da. Flughäfen wurden geschlossen, betroffene Reisende sitzen auf ihren Koffern und versuchen, andere Transportmöglichkeiten zu nutzen. Die Medien berichten nichts anderes mehr.
Es wird schon wieder über Schäden in Millionenhöhe spekuliert. Die Sorge um die Sicherheit der Menschen wird sogar als Hysterie bezeichnet, nur weil Fluggesellschaften ein Minus verbuchen. Seien wir froh, soweit Bescheid zu wissen, dass Flüge durch eine Aschewolke diesen Ausmaßes Menschenleben bedrohen könnten.

Fragt jemand nach den Bewohnern Islands, die durch das schmelzende Gletscherwasser existentiell bedroht sind? Denkt dabei jemand an die Opfer der Erdbebenkatastrophe in China?
Der Himmel gehört momentan hauptsächlich den Vögeln. Die verringerte Co2-Belastung lässt das Himmelsblau noch intensiver strahlen.
Und wir Menschen sollten in Demut erkennen, dass die Natur sich nicht beherrschen lässt und die Erde in einem andauernden Veränderungsprozess neu gestaltet wird.
Im Unausweichlichen Stärke zeigen, Ruhe bewahren und unsere Erde mit Respekt neu zu sehen, das scheint mir das Gebot der Stunde zu sein.
Asche auf unser Haupt!
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Lebendig begraben

Ein Ohren betäubendes Bersten und Krachen zerriss die friedliche Stille des kleinen, küstennahen Fischerdorfes, das in der wärmenden Frühlingssonne in die ersehnte Mittagsruhe versunken war. Türen und Fensterläden waren geschlossen, Hunde und Katzen lagen ausgestreckt in ihren schattigen Ecken und dösten vor sich hin.
Als die Katastrophe begann und die Erde ihre Pforten auf grausame Weise öffnete, bäumte sich das Leben auf der Insel mit aller Macht auf. Verzweifelt rannten die Menschen auf die Straße und mussten fassungslos zusehen, wie ihre mühevoll erbauten Häuser wie Kartenkonstrukte in sich zusammen fielen. Pferde galoppierten wie wild über die Koppeln und versuchten mit ganzer Körperkraft die Gatter zu durchbrechen. Schafe und Kühe rannten in Panik durcheinander und trampelten rücksichtslos alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.

Von einem Moment auf den anderen war es Nacht geworden. Eine gewaltige Aschewolke hatte den Himmel in Sekunden verdunkelt. Feuerrote Lava schoss in hohen Fontänen aus dem riesigen Vulkankrater und floss in breiten Strömen bedrohlich auf das Dorf zu. Wie ein reißender Fluss suchte sich die Lava ihren Weg und riss alles mit sich in die Tiefe. Es gab kein Entrinnen, für niemanden.
Die Vögel hatten sich, einem natürlichen Instinkt folgend, mit schnellen Flügelschlägen erhoben. Doch sie erstickten in der riesigen giftigen Gaswolke und fielen tot zu Boden.
Die Natur zeigte kein Erbarmen. Menschen und Tiere verglühten im heißen, feuerroten Gesteinsbrei und wurden von den Lavaströmen direkt ins Meer gerissen.

Die Erdstöße hatten nur wenige Minuten gedauert. Ihre Kraft hatte die Insel in zwei Teile gerissen. Wie eine hässliche Fratze hatte die Erde ihren Schlund aufgerissen, als wollte sie alles verschlucken. Währenddessen spie der Vulkan weiterhin mit unvermindertem Zorn Asche in den Himmel und spuckte glühende Feuerzungen aus. Ein Teil des Kraters war weg gesprengt worden. Steine unterschiedlicher Größe polterten aus seinem Inneren erst gen Himmel, dann mit lautem Getöse die Kraterwand hinab.

Ein Dorf war verschüttet, lebendig begraben worden.
Am nächsten Tag ging die Sonne am immer noch verfinsterten Himmel auf und zog ihre Runden. Sie fand nichts als Stille.

Die erkaltenden Lavaströme waren ins Meer geflossen und hatten einem Teil der Insel ein neues Gesicht geschenkt.
Es würde Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern, bis sich die Insel behutsam mit neuem Leben besiedeln würde.

© Gaby Bessen

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