Samstag, 11. September 2010

Samstagsrezension: Die Brücke - Bernhard Wicki

Diesen Film sah ich als Sechzehnjährige das erste Mal und zwar im Geschichtsunterricht. "Die Brücke" hatte eine nachhaltige Wirkung auf meine Einstellung zum so genannten Heldentum, dem ich bis zum heutigen Tage skeptisch gegenüberstehe. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie unser Geschichtslehrer den Heldenbegriff anhand des Filmes zerpflückte und in diesem Zusammenhang auch ungeschönt von seinen eigenen Kriegserfahrungen berichtete. Herr Berg hatte seine gedanklichen Konsequenzen aus dem unsäglichen Krieg gezogen und wusste diese seinen Schülern feinfühlig zu vermitteln. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Die meisten Jungs aus meiner damaligen Klasse verweigerten den Wehrdienst.

Regisseur dieses im Jahre 1959 gedrehten Antikriegsfilms ist Bernhard Wicki. Die Hauptdarsteller sind : Folker Bohnet, Fritz Wepper, Michael Hinz, Volker Lechtenbrink, Frank Glaubrecht, Karl Michael Balzer und Günther Hoffmann.

Die Filmhandlung beruht auf einer wahren Begebenheit.

"Die Brücke" spielt in einer Kleinstadt im Bayerischen Wald zu Ende des 2.Weltkrieges. Die oben genannten sieben Protagonisten sind sechszehn Jahre alt und Schüler an einem Gymnasium. Die Klasse umfasst acht Schüler. Franziska (Cordula Trantow) darf als einziges Mädchen  des Jahrgangs auch die höhere Schule besuchen. Zustände dieser Art waren noch bis Anfang der 1960er Jahre an vielen Orten üblich und möglicherweise auch der Grund, weshalb bei männlichen Jugendlichen die Heldenverehrung so maßlos hochstilisiert wurde.

Die Buben sind selbst im Unterricht in ihren Gedanken völlig beim Kriegsgeschehen. Dem Englischunterricht wird nur bedingt gefolgt. Für den nachdenklichen Lehrer ist es nicht möglich, die Knaben für englische Lyrik zu begeistern. Sie fiebern mit ihren 16 Jahren dem Einberufungsbefehl entgegen, nicht wissend, was ihnen blühen wird, verblendet vom Heldentum und der Idee einst Träger eines Ritterkreuzes zu werden.

Wicki zeigt die Herkunftsfamilien der Kinder, um  klar zu machen, worin die unglaubliche Verblendung ihre Ursache hat. Fast bei allen Müttern und Vätern ist eine erschreckende Kälte ihrem Nachwuchs gegenüber auszumachen. Nur eine alte, sehr liebevolle Mutter stellt das, was geschieht, in Frage. Nur sie möchte ihr Kind vor dem Wahnsinn der Einberufung schützen.

Klaus Hager (Volker Lechtenbrink) und Franziska (Cordula Trantow) sind das junge Liebespaar in der Klasse. An ihnen zeigt Wicki, wie sehr diese Schüler noch Kinder sind. Die jung Verliebten wagen sich noch nicht einmal am Tag der Einberufung zum Abschied zu küssen.

Der Einberufungsbefehl kommt. Aufgrund der Bemühungen des Englischlehrers werden die Buben davor bewahrt, einen Tag nach der Einberufung sogleich an der Front eingesetzt zu werden. Stattdessen sollen sie ihre alte Ortsbrücke bewachen. Hier schaffen sich die unbeaufsichtigen Jungs ihre eigene Front, spielen Krieg und merken zu spät, dass der Krieg echt ist. Sie töten und werden getötet, blicken entsetzt für einige Stunden in die bösartige, grausame Fratze des Krieges, bei dem nur ein einziger Schüler überlebt.


Wie sinnlos der Befehl und der Gehorsam waren, der sechs Kindern und in der Folge diversen erwachsenen Soldaten das Leben kostete, wird deutlich, als die Brücke nach den unsinnigen Kämpfen gesprengt wird, eine Maßnahme, die früher erfolgt,  den Tod  all dieser Menschen verhindert hätte

Bernhard Wickis Antikriegsfilm hat viele Preise erhalten, nicht zuletzt auch den Golden Globe als bester ausländischer Film.

Die Ton- und Bildqualität dieses Schwarz-Weiß-Films sind bestens.

Immer wieder sehenswert.




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