Teil 495 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
DER SPIEGEL (1) fragte auf dem Cover der Ausgabe Nr. 17 vom 20.4.2019 »WER GLAUBT DENN SOWAS?« Der Untertitel der Schlagzeile »Warum selbst Christen keinen Gott mehr brauchen«. Diese provokative Feststellung kann DER SPIEGEL zwar nicht belegen, bemerkenswert sind aber die konkreten Zahlen aus über die Deutschen und ihren Glauben. 2005, so vermeldet DER SPIEGEL, glaubten noch 45% der Befragten an ein Leben nach dem Tod. Nach den aktuellen Umfrageergebnissen sind es nur noch 40%.
Deutlich »gläubiger« sind Katholiken nach wie vor: 2005 bekundeten noch 65% der Befragten Katholiken, dass ihrer Überzeugung nach der Tod nicht das Ende ist, aktuell sind es nur noch 53%. Bei den Protestanten glaubten anno 2005 49% an ein Weiterleben nach dem Tod, heute sind es nur noch 41%.
Interessant ist, dass bei den »Konfessionslosen« die Zahl jener, die an ein Leben nach dem Tod glauben, anders als das bei Katholiken und Protestanten der Fall ist, nicht etwa geschrumpft, sondern deutlich angewachsen ist, nämlich von 15% (anno 2005) auf 25%! Es glauben also heute mehr Konfessionslose als 2005 daran, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht. Meiner Meinung nach bedeutet »konfessionslos« nicht grundsätzlich, dass sich die Menschen vom christlichen Glauben abwenden. Viele von ihnen können einfach nichts mehr mit einer Institution Kirche anfangen. Skandale wie der schlimme Missbrauch von Kindern durch Geistliche haben sicher zu Kirchenaustritten geführt. Man kann sich von der Geistlichkeit distanzieren, dabei aber bei alten Glaubensüberzeugungen bleiben.
Foto 2: »Wer glaubt denn sowas?« |
George Gallup Jr. führte in den USA eine ausführliche Untersuchung durch. Resultat: Hochgerechnet hatten etwa 23.000.000 Amerikaner zumindest kurzfristig einen »totenähnlichen Zustand« erfahren. 8.000.000 dieser Menschen hatten dabei »im Umfeld des Todes« so etwas wie ein »mystisches Erlebnis irgendeiner Art«. So umfassend die Recherchen von George Gallup Jr. auch waren, so sind sie doch nur bedingt verwertbar, wenn es um die Frage nach dem Leben nach dem Tode geht. Dr. Raymond A. Moody ist genau dieser Frage nachgegangen und zum Ergebnis gekommen, dass es ein Leben nach dem Tode gibt. Nicht wenige Zeitgenossen hatten Nahtoderlebnisse, Visionen vom Weg ins Jenseits. Und da spielen Engel fast immer eine zentrale Rolle. Wenn das keine »fantastischen Realitäten« sind, was dann?
Dr. Raymond A. Moody (* 30. Juni 1944 in Porterdale, Georgia, USA) studierte zunächst Philosophie und promovierte zum Dr. phil. Nach einer Anstellung als Dozent studierte er Medizin und promovierte erneut. Schon während seines Studiums beschäftigte er sich intensiv mit unerklärlichen Phänomenen im Grenzbereich des Todes. Weltbekannt wurde er durch die Veröffentlichung seiner Studie »Leben nach dem Tod« (1). Es handelt sich dabei um eine wissenschaftliche Auswertung von Berichten von 150 Menschen, die im medizinisch-klinischen Sinne bereits gestorben waren und doch überlebt hatten. Dr. Moody kam zu einer Erkenntnis, die gar nicht in unser materialistisches Weltbild zu passen schien: Es gibt so etwas wie ein »Grundschema« des Sterbens. So unterschiedlich die Individualschicksale auch waren, den Menschen, die bereits einmal klinisch tot waren, widerfuhr Vergleichbares. Zunächst einmal erlebten sie ihr eigenes Sterben.
Foto 3: Reise ins Licht... |
Alberta Osborne wurde Mitte der 1970er Jahre wegen Anstiftung zum Mord zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Die Todesstraferteil wurde in lebenslängliche Haft umgewandelt. Alberta Osborne, die immer ihre Unschuld beteuerte, verstarb am 11. August 2000 77jährig in ihrer Gefängniszelle, in Marysville, Ohio, USA.
Dr. Moody: »Ein Mensch liegt im Sterben. Während seine körperliche Bedrängnis sich ihrem Höhepunkt nähert, hört er, wie der Arzt ihn für tot erklärt. Danach befindet er sich plötzlich außerhalb seines Körpers.« Zunächst nimmt er sich in der normalen Umgebung wahr. Er sieht seinen eigenen Leib. Nach und nach gewöhnt er sich an den neuen Zustand. Alberta Osborne: »Ich hatte keine Angst. Ich sah meinen Körper, als ob ich schwebte, wie ohne Gewicht. Ich muss sagen: Ich war so glücklich und voller Freude, ohne Sorge. Kein Kummer, kein Schmerz, nur völlige Heiterkeit.« Nach Dr. Moodys Erkenntnissen wird die Tatsache, dass man gestorben ist, schnell akzeptiert. Dann folgt dann so etwas wie eine »Reise« ins Jenseits. Sie wird von vielen der Betroffenen häufig als ein Flug durch so etwas wie einen Tunnel beschrieben.
Der Übergang von der Welt des Diesseits in das Jenseits wird von vielen Menschen, die Todeserlebnisse hatten, sehr ähnlich beschrieben, auch wenn die konkreten Ausdrücke variieren: »dunkler Raum«, »Höhle«, »Schacht«, »Rinne«, »eingegrenzter Raum«, »Tunnel«, »Trichter«, »Vakuum«, »Leere«, »Rohr«, »Tal« oder »Zylinder«.
Ganz ähnliches widerfuhr auch Alberta Osborne. Allerdings hatte sie kein Röhrenerlebnis, sie sah
vielmehr gleich das als herrlich empfundene Licht: »Da war kein Kummer, kein Schmerz. Nur völlige Heiterkeit. Und als ich weiter schwebte, sah ich plötzlich vor mir ein sanftes orangenes Licht. Es war so hell, dass es mit Worten nicht zu beschreiben war. Es war fast blendend, aber ich sah immerzu hinein und schwebte näher und fühlte nur, dass ich mich beeilen wollte, um hineinzugelangen. Es sah so sanft aus, wie ein enormer Ball aus Zuckerwatte. Obwohl ich immer wieder sagen muss, dass Worte die Schönheit von all dem nicht beschreiben können: So war es in etwa.«
vielmehr gleich das als herrlich empfundene Licht: »Da war kein Kummer, kein Schmerz. Nur völlige Heiterkeit. Und als ich weiter schwebte, sah ich plötzlich vor mir ein sanftes orangenes Licht. Es war so hell, dass es mit Worten nicht zu beschreiben war. Es war fast blendend, aber ich sah immerzu hinein und schwebte näher und fühlte nur, dass ich mich beeilen wollte, um hineinzugelangen. Es sah so sanft aus, wie ein enormer Ball aus Zuckerwatte. Obwohl ich immer wieder sagen muss, dass Worte die Schönheit von all dem nicht beschreiben können: So war es in etwa.«
Während meines Studiums der evangelischen Theologie machte ich ein Praktikum in einem Altersheim. Einige der alten Menschen fassten Vertrauen zu mir und erzählten mir sehr persönliche Erlebnisse in Sachen »Grenzbereich Tod«.
Karl Schuster (3) bereiste in Mitte der 1950er Jahre Peru. Besonders fasziniert war der gelernte Buchdrucker von Ollantaytambo. Karl Schuster: »Ich hatte zu wenig Zeit und habe mir wohl zu viel zugemutet. In Ollantaytambo, immerhin fast 2.800 Meter hoch gelegen, wurde mir plötzlich schlecht. Ich erinnere mich noch daran, dass ich aus einem in Stein gefassten Brunnen trinken wollte. Das Wasser war glasklar. Ich habe noch das Geräusch des plätschernden Wassers in den Ohren… «
Karl Schuster, damals 55 Jahre alt, bückte sich, doch bevor er einen Schluck zu sich nehmen konnte, wurde ihm schwarz vor Augen. Er brach zusammen, zog sich dabei eine blutende Wunde an der Stirn zu.
»Plötzlich hörte ich einen anschwellenden, zirpenden Ton. Ich fühlte mich so unglaublich leicht. Meine Rückenschmerzen, unter denen ich damals fast rund um die Uhr gelitten habe, waren weg. Ich empfand es als ganz natürlich, dass ich sanft gen Himmel schwebte, immer schneller und schneller. Schließlich sah ich unter mir die Ruinen von Olantaytambo.«
Karl Schuster bedauerte, keinen Fotoapparat dabei zu haben. »Der Anblick war überwältigend! Immer höher und höher stieg ich auf. Neben mir, rechts und links, schwebten zwei Gestalten mit Flügeln. Ihre Gesichtszüge konnte ich nicht erkennen, sie wirkten irgendwie verschwommen. Etwas sehr Positives ging von den beiden aus. Beide deuteten dann auf etwas Helles, sich am Himmel Drehendes. Es erinnerte mich an einen Wasserstrudel. Es kam mir so vor, als würden mich die beiden Gestalten zu diesem Wirbel bringen. Der wurde immer größer und größer. Er drehte sich gemächlich. Ich wusste: Das war der Zugang zur anderen Welt. Als wir fast direkt vor diesem kreisrunden Licht angekommen waren, konnte ich durch diesen Eingang hindurch sehen. Ich sah Gesichter, Gesichter von alten Menschen, aber auch von Kindern. Ich erkannte niemanden. Plötzlich hielten wir inne. Ich wollte so gern durch dieses runde Tor in die andere Welt eingehen. Meine beiden Begleiter aber hinderten mich daran. Es sei noch nicht so weit, ich hätte noch vieles in meinem Leben zu erledigen!«
Karl Schuster spürte so etwas wie einen Ruck und Kälte.»Ich war wieder in meinem Körper. Ein junger Mann schöpfte eben wieder mit seinem Hut glasklares Wasser aus der Quelle, schleuderte es mir förmlich ins Gesicht. Ich wäre gern den anderen Weg zu Ende gegangen, aber die Zeit war wohl noch nicht gekommen…« Angst vor dem Tod hatte Kerl Schuster seither nicht mehr.
Fußnoten
1) DER SPIEGEL, Nr. 17, 20.4.2019, Titelgeschichte »Wer glaubt denn sowas? Warum selbst Christen keinen Gott mehr brauchen«, S.40-48
2) Osborne, Alberta: »Alberta Osbornes Bericht« in Langbein, Walter-Jörg (Herausgeber): »Im Gespräch mit dem Jenseits«, Göttingen 1984
3) Name wurde geändert
Zu den Fotos
Foto 1: Friedhöfe - für viele unheimliche Orte. Foto: Walter-Jörg Langbein (Symbolfoto)
Foto 2: »Wer glaubt denn sowas?«
Foto 3: Reise ins Licht... Foto: Walter-Jörg Langbein (Symbolfoto)
Foto 4: Künstlerische Darstellung eines Nahtoderlebnisses. Foto wikimedia commons/ gemeinfrei/ Jesse Krauß (Symbolfoto)
Foto 5: Ein Brunnen beiOllantaytambo... Foto Walter-Jörg Langbein (Symbolfoto)
496. »Licht und Hölle im Nahbereich Tod«
Teil 496 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 21. Juli 2019
Besuchen Sie auch unser Nachrichtenblog!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
+++ Aus aktuellem Anlass +++
Schon von zwei Seiten kam nun der Hinweis, dass es beim Absenden von Kommentaren aus dem Browser Firefox zu Problemen kommen kann: Der Kommentar wird dem Nutzer dann zwar als versandt gemeldet, landet aber im Nirgendwo. Wir empfehlen Ihnen deshalb nach Möglichkeit die Nutzung von Google Chrome oder des Microsoft Internet Explorers. Bei diesen Browsern sind solche Schwierigkeiten unserem Kenntnisstand nach bisher nicht aufgetreten.
Zur Formatierung Ihrer Kommentare stehen Ihnen einige HTML-Befehle zur Verfügung. Eine Vorlage zum Abkopieren >>gibt es hier.