Fortsetzung von Teil 1 - Hans im Glück und Hanni
„Jeder ist zu ersetzen!“, murmelte Hans im Glück, der seinen Beinamen schon lange nicht mehr mit Recht tragen konnte. Denn mit Hannis Weggang vom Hof war auch das Glück gegangen. „Jeder ist zu ersetzen!“, wiederholte der treue Hofhund Waldemar. „Aber unsere Hanni nicht. Die ist ja auch nicht jeder! Sie ist unsere Hanni, einzigartig!“
Isidor und Isolde bei der Versammlung der Tiere Foto: Walter-Jörg Langbein |
Isidor fuhr fort: „Ich bin weit gereist, ich weiß, wie die Sonne lächeln kann... Aber Hannis Lächeln überstrahlt alles....“ Isidor und Gattin Isolde verleben schon seit vielen Jahren ihre Sommer auf dem Dach der großen Scheune. Sie gelten beide als besonders klug und welterfahren. Ihre Ratschläge werden stets befolgt.
Isolde hatte eine Idee. „Ich habe hier einen schönen großen Zettel! Jeder von uns schreibt da etwas drauf ...“ „Was denn?“, wollte Schweinchen Ottilie wissen. „Plappere nicht immer dazwischen ...“, klapperte Isidor. Isolde fuhr fort: „Jeder von uns notiert auf dem Zettel, was er besonders an Hanni schätzt ...“ Waldemar schüttelte den Kopf. „Selbst wenn ich nur auf das Allerwichtigste beschränke, und das in winzig kleinen Buchstaben aufs Papier kritzele, reicht das Blatt nicht aus. Ich könnte Bücher füllen!“ Da seufzten alle zustimmend und traurig. Stille trat ein.
„Ich habe von Hanni geträumt!“, mit diesen Worten unterbrach Waldemar die triste Stille. „Was denn?“, wollten alle wissen. „In meinem Traum führte Hanni einen eigenen Hof!“ Storch Isidor seufzte. „Das muss ein schöner Traum gewesen sein!“ Waldemar bellte zustimmend. „Das war der schönste Traum, den ich je im Leben gehabt habe!“ Alle anderen Bewohner des Hofs beneideten Waldemar um seinen Traum. Alle wollten Einzelheiten des Traums wissen.
Bereitwillig antwortete Waldemar auf die Fragen der anderen Tiere, die möglichst genau wissen wollten, was er im Traum gesehen und gehört hatte. „Hanni behandelte alle ganz besonders lieb. Alle fühlten sich wohl und arbeiteten gern mehr als sie eigentlich hätten arbeiten müssen. Allen ging die Arbeit spielend von der Pfote, weil Hanni ihnen so viel Kraft schenkte. Manchmal hockten alle im Kreis und schauten trübsinnig drein. Da kam Hanni vorbei, lächelte, sagte etwas ... Und alle strahlten!“ Isolde wirkte etwas geistesabwesend. „Das ist nichts Neues. So kennen wir unsere Hanni doch auch. Und nicht anders!“
Waldemar erklärte: „Aber in meinem Traum hatte Hanni einen eigenen Hof, den sie leitete!“ Ottilie quiekte: „Das klingt schon sehr gut! Niemand kann einen Hof so gut führen wie Hanni! Unseren Hof hat sie doch auch mehr oder minder allein geleitet!“ Alle pflichteten dem kleinen Schweinchen bei. Nach diesen Worten schauten alle wieder traurig drein.
„Wir dürfen nicht traurig sein, weil Hanni gegangen ist!“, verkündete Isidor mit erhobenem Flügel. „Wir dürfen dankbar sein, dass sie Jahre lang für uns da war!“ Isolde pflichtete ihrem Gatten bei. „Aber es schmerzt, dass sie nicht mehr unser aller Königin ist!“, muhte nachdenklich Erna, die kluge Kuh.
Da meldete sich wieder Waldemar zu Wort. „Deshalb habe ich doch euch meinen Traum erzählt ...“ Isidor unterbrach. „Sehr hilfreich war dein Traum aber nicht ...“ Waldemar bellte leicht verstimmt. „Ihr lasst mich ja nicht ausreden!“ Er ließ sich aber nicht lange bitten, weiter zu erzählen.
„Hanni leitete einen eigenen Hof ... der war wunderschön, ganz nach ihren Plänen gebaut! Und der hieß 'Hof der Freude' oder so, irgendwas mit Joy jedenfalls ...Vor allem war Hanni sehr, sehr glücklich!“ Da jubelten alle Tiere. „Das ist das Schönste von Deinem Traum!“, meinten schließlich nachdenklich Isidor und Isolde. „Denn wenn jemand es verdient, glücklich zu sein, dann unsere Hanni!“
Der Jubel wurde lauter. „Ja, glücklich soll sie sein, unsere Hanni!“ Und Erna rief: „Auf Hanni! Sie wird immer unsere Königin sein, immer und ewig!“ Alle lachten und jubelten. Die, die Pfoten hatten, applaudierten stürmisch. Jene, die Flügel hatten, trampelten mit den Füßen! Und Ottilie übertönte alle mit freudigem Gequieke.
„Wer soll für immer unsere Königin sein?“, fragte der alte Jakob, ein in Ehren ergrauter Esel. „Na die netteste von allen, die Hanni.“ Jakob hat aber nur die Hälfte gehört. „Wer soll Königin bleiben, immer und ewig?“ Er wiederholte, was er gehört hatte. „Na die ne ...? Wer ist denn na … di ... ne?“ Geduldig erklärte Isidor: „Unsere Hanni!“ Da stimmte auch Jakob mit ein: „Hoch lebe unsere Königin!“
Und so beschlossen alle Tiere einstimmig, dass Hanni auf alle Zeiten ihre Königin sein und bleiben würde. Denn niemand, niemand kann sie ersetzen. Niemand wird sie je ersetzen.
Isidor und Isolde besuchen Hanni - Foto: Walter-Jörg Langbein |
Isidor und Isolde bekamen ein wichtiges Amt übertragen. Die beiden großen Störche würden regelmäßig Hanni besuchen. „Wir werden überprüfen, ob Hanni auch wirklich glücklich ist!“, verkündete Isidor ernst. Isolde klapperte mit dem mächtigen Schnabel. „Und wenn da jemand ist, der unsere Königin ärgert oder ihr gar Kummer bereitet, der bekommt es mit uns zu tun! Wir haben sehr scharfe Schnäbel!“ Da jubelten alle Tiere vom Hof: „Hoch lebe unsere Königin!“
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