Ulrich Wickert hat 1995 ein sehr gutes Buch veröfffentlicht, das mittlerweile auch als Taschenbuch im Handel erhältlich ist. Dieses Buch habe ich mehrfach verschenkt, weil es eine Fülle von Textauszügen von unzähligen Philosophen, Dichtern und Schriftstellern zum Thema Ethik beinhaltet.
Mit einer Rezension zu diesem Buch möchte ich das Jahr 2011 beginnen, weil ich meine, dass es notwendiger denn je ist, sich einen Überblick über ethisches Denken im Laufe der Jahrhunderte zu verschaffen, um dessen Wert zu erkennen und zu begreifen, weshalb man tugendhaft leben sollte. Seit einiger Zeit wird seitens Personen mit betont egomanen Strukturen zynisch und geradezu vorwurfsvoll von "Gutmenschen" gesprochen, wenn Mitmenschen sich öffentlich zu ethischem Verhalten bekennen und dies auch themasieren. Stets frage ich mich, wie viel Leid Personen erfahren haben müssen, wenn sie Dritten ethisches Wollen absprechen, sowie abfällig von "Gutmenschen" reden und wie renitent sie in ihrem Leid verhaftet bleiben möchten, wenn sie das Streben nach ethisch Positivem als Farce darstellen. Solchen Menschen wünsche ich immer mehr Licht, denn ich fühle, dass sie es brauchen.
Ulrich Wickert beginnt sein Buch mit einer, seine Textauswahl erläuternden Einleitung und macht unmissverständlich klar, dass Grundvoraussetzung für ethisches Handeln tugendhafte Verhaltensmuster sind. Platon nannte vier Kardinaltugenden - Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Besonnenheit- , für das Christentum fügten Papst Gregor der Große und Thomas von Aquin die theologischen Tugenden- Glaube, Hoffnung und Liebe- hinzu. Wickert unterstreicht, was im Grunde jeder wissen sollte: "Ohne Ethik kann keine demokratische Gesellschaft bestehen."....." Eine Ethik bildet sich durch die Erkenntnis einer Gesellschaft, dass sie sich auf gemeinsame Regeln verständigen muss, weshalb sie bestimmte Verhaltensweisen und Ziele als nützlich und gut, andere aber als schädlich und schlecht bezeichnet. Inhalte von Ethik und Moral sind Werte und Tugenden."( Zitat: Wickert, S. 31)
Primärer Wert einer jeden Ethik ist die Würde des Menschen. Das ist deshalb so, weil von ihrer Respektierung jede Entscheidung zwischen Gut und Böse ausgeht. Wickert betont, dass sich die Anzahl der ethischen Werte und Tugenden auf keiner Liste abschließend aufzählen lässt. Es ist stets vom Stand der Erkenntnis und dem Zustand einer Gesellschaft abhängig, ob sich neue Werte und Tugenden entwickeln und alte sich verändern oder in ihrer Bedeutung wandeln, (vgl.: S. 32). Für ein moralisches Wertgefüge in einer demokratischen Gesellschaft ist es notwendig, dass ethische Werte nicht autoritär festgelegt werden. Durch Werte werden ideele Ziele vorgegeben, seitens der Tugenden wird das ideale Handeln bestimmt, (vgl: S. 35).
Dem Buch sind zwei Zitate vorangestellt, die ich an dieser Stelle nicht grundlos wiedergeben möchte:
"Was du nicht willst, dass man dir tu`, das füg auch keinem andern zu." (Die Goldene Regel)
"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich dem Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne". (Der kategorische Imperativ von Immanuel Kant)
Menschen, die kein überbordenes Ego haben, dürften bei der praktischen Umsetzung dieser Sätze kein Problem haben.
Das Buch ist untergliedert in:
1) Tugend und Sitten, Ethik und Moral
2) Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit
3) Vernunft, Weisheit und Klugheit
4) Gerechtigkeit
5) Pflicht, Selbstverpflichtung und Verantwortung
6) Solidarität, Brüderlichkeit und Güte
7) Mut, Tapferkeit und Zivilcourage
8) Toleranz
9) Zuverlässigkeit und Treue
10) Demut und Bescheidenheit, Fleiß und Geduld
In den Kapiteln kommen Textauszüge von: Aristoteles, Platon, Seneca, Kant, Goethe, Schopenhauer, Nietzsche, Büchner, Camus, Spaemann, Schweitzer, Popper, Schiller, Goethe, Bloch, Kafka, Heisenberg, Pestalozzi, Marcuse, Montesquieu und vielen anderen mehr zur Sprache.
Albert Schweitzer schreibt: "Unter Humanität (Humanitas, Menschlichkeit) versteht man das wahrhaft gütige Verhalten des Menschen zum Nebenmenschen. In diesem Wort kommt zum Ausdruck, dass wir uns zu bemühen haben, gütig zu sein, nicht nur, weil ein ethisches Gebot es gebietet, sondern auch, weil solches Verhalten unserem Wesen entspricht.
Die Humanität nötigt uns, in kleinen und in großen Dingen auf unser Herz zu hören und seinen Eingebungen Folge zu leisten. Gerne möchten wir dabei stehenbleiben, nur das, was unserem vernünftigen Überlegen als gut und durchführbar vorkommt, zu tun. Aber unser Herz ist ein höherer Gebieter als unser Verstand. Es verlangt von uns zu tun, was den tiefsten Regungen unseres geistigen Wesens entspricht." (Zitat : S.127)
Ich bin mir sicher, dass unser Herz uns Folgendes abverlangt: "Was du nicht willst, dass man dir tu`, das füg auch keinem andern zu." (Die Goldene Regel).
Wir sollten 2011 auf unser Herz hören und der Goldenen Regel Folge leisten.
Empfehlenswert.
Ihnen allen ein gutes Neues Jahr wünscht Helga König :-))
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