Covergestaltung:
Grete C. Söcker, Emden |
Ein unerwarteter Fund bringt Unruhe in das beschauliche
Leben von drei älteren Damen.
Bei dem Fund handelt es sich um ein Buch, das vor fast 25
Jahren von einem jungen Mann geschrieben wurde.
Das Werk eines Wichtigtuers?
Eines Aufschneiders?
Oder der Versuch eines jungen Mannes, traumatische
Ereignisse zu verarbeiten?
Oder die besondere Form, eine Lebensversicherung
abzuschließen?
Oder alles zusammen?
Die Autorin Tuna von Blumenstein zieht den Leser in die Zeit
des Kalten Krieges. Sie lässt Opfer zu Tätern, Täter zu Opfern werden. Was ist
Fiktion, was ist Realität?
Leseprobe:
Die
Polizeisirenen schrillten, der Schall prallte von den Häuserwänden ab, erzeugte
eine harte Kakofonie und fügte sich in das Chaos ein, am Schauplatz des Geschehens.
Der Platz vor dem Hotel war durch Flatterband abgesperrt. Polizisten sicherten
und ließen nur Berechtigte in den geschützten Bereich. In dem wimmelte es von Beamten
in Uniform und Zivil. Schaulustige hatten sich eingefunden.
Es
war an einem Sonntag im Oktober des Jahres 1987.
Etwas
abseits stand ein junger Mann. Er blickte apathisch auf die Szenerie. Sein
lichtes Haar war ungekämmt. Um die Augen hatte er dunkle Ränder. Seine Wangen
wirkten eingefallen. Er war nicht rasiert und machte insgesamt einen
ungepflegten Eindruck.
»Mein
Junge, du bist ja immer noch hier!«
Ein
älterer Mann legte die Hand auf die Schulter des Jüngeren. Der wandte seinen
Blick, wollte die Hand mit einer Bewegung wegwischen. Aber die Finger des
Mannes krallten sich schmerzhaft in seinen Schultermuskel.
»Ich
bin nicht Ihr Junge, lassen Sie mich los, Sie tun mir weh!« zischte der
Jüngere. Sein Blick fiel auf die Karte, die der Mann an seiner Brusttasche
festgesteckt hatte. Es war ein Presseausweis. Ausgestellt durch den Allgemeinen
Deutschen Nachrichtendienst auf den Namen Wilhelm Schubert.
»Alexander,
du siehst völlig erledigt aus, komm, lass uns zum See gehen und dort weiter
sprechen.«
Schubert
flüsterte. Dann löste er den Klammergriff und Alexander rieb sich die Schulter.
»Komm
schon, oder möchtest du auf dich aufmerksam machen?«
Alexander
folgte Schubert. Sie ließen die Sirenen hinter sich. Als beide an der Promenade
ankamen, war diese von Menschen verlassen. Still ruhte der See.
»Was
gibt Ihnen die Sicherheit, dass ich nicht zur Polizei gehe und alles erzähle?«
Schubert
lachte. »Nur zu, wenn dir danach ist! Reihe dich in die lange Warteschlange der
Spinner ein, die überall Verschwörungen wittern! Je nach Prominenz eines Toten
gehen bis zu 1.000 verrückte Meldungen ein!« Er blickte über den See und fügte
an: »Nach einem solchen Ereignis.«
Covergestaltung:
Grete C. Söcker, Emden |
»Es
war Mord! Etwas anderes wird bei der Untersuchung nicht herauskommen! Sie
kommen damit nicht durch!«
Alexander
hielt die Hände vor sein Gesicht und wiederholte: »Es war ein feiger Mord! Und
Sie sind ein Mörder!«
Schubert
atmete schwer aus, blickte auf den See und erwiderte: »Alexander. Ich bin
Soldat und kein Mörder! Und ich garantiere dir, dass die Ermittler die Akten
schließen werden! Weil es Selbstmord war! Die Behörden ermitteln nicht weiter,
wenn es um Ereignisse in Geheimdienstkreisen geht. Das ist so, glaube mir!«
»Irgendjemand
wird sich erinnern! Vielleicht sogar an Ihren Namen! Was machen Sie dann?«
Trotzig sah Alexander den Mann an. Der lachte nur und antwortete: »Es gibt
keinen Wilhelm Schubert beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst!«
Alexander
sah den Mann an. Der war unrasiert. Hatte etwas Schäbiges an sich. Er wirkte
wie ein Penner. Außerdem roch er nach Schnaps. Angewidert wendete sich der
junge Mann ab.
Mehr
zu sich selbst sagte er leise: »Dann heißt sie auch nicht Katja?!«
»Nein,
sie heißt nicht Katja und auch nicht Schubert und sie ist auch nicht die Nichte
von Liz!«
Alexander
sah auf den See.
»Was
hat er Ihnen denn getan? Warum musste er sterben?«
»Mir
hat er nichts getan, ich kannte ihn nicht! Ich bin Soldat. Ich bekomme einen
Befehl, den befolge ich und frage nicht, nach dem ›Warum‹. Gut, ich habe freie
Hand bei der Umsetzung. Das hätte ich auch anders machen können. Aber ich habe
mir das gerade so überlegt, wie es gemacht worden ist. Das Endergebnis zählt!«
Er
sah Alexander an, der ihn fassungslos betrachtete, und beantwortete dann die
zweite Frage.
»Vermutlich
hat er Zicken gemacht. Er war ja gewarnt. Als er merkte, dass seine Reputation
demontiert wird, hätte er zurückrudern können. Das hat er nicht getan!«
Dann
griff er in seine Tasche, holte einen Flachmann heraus, öffnete den Verschluss
und nahm einen Schluck. Bot ihn Alexander an, der angewidert abwinkte.
Gleichmütig zuckte er kurz mit den Schultern, dann fuhr er fort:
»Soll
ich dir jetzt die große Politik erklären? Es ist halt glattes Parkett, auf dem
sich Politiker bewegen. Ab einer bestimmten Größenordnung wird es gefährlich.
Vermutlich sollte ein Exempel statuiert werden. In Zukunft dürfte es keine
Schwierigkeiten mehr geben. Oder meinst du, es will noch jemand so enden, wie
er? Sein Ruf ist über seinen Tod hinaus ruiniert. Und das wird auch so
bleiben!«
Beide
schwiegen sich an und sahen auf den See.
Nach
einer Weile wandte sich der ältere Mann wieder an Alexander.
»Du
siehst aus, als könntest du ein Frühstück vertragen.«
Alexander
schüttelte zornig den Kopf.
»Die
Ereignisse waren zu viel für dich. Das kann ich verstehen. Und du hast
Liebeskummer, das sehe ich dir an.«
Alexander
schwieg.
»Möchtest
du sie denn wiedersehen?«
Der
junge Mann überlegte kurz, bevor er schweigend nickte.
»Dann
lass uns gehen!«
Der Krimi ist unter der ISBN 978-3-8482-2545-3 überall im
gut geführten Buchhandel erhältlich und kostet 12,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten
©Tuna von Blumenstein September 2012
Die Handlung in diesem Buch ist fiktiv, die Namen frei erfunden.
ISBN: 978-3-8482-2545-3
Preis: 12,90
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