Technik und Wissenschaft haben ganze Arbeit geleistet im letzten Jahrhundert. Haben das Dasein und die Welt ihrer Geheimnisse beraubt, und das in nie gekanntem Ausmaß. Die Welt ist so zu einem Ort geworden, an welchem Emotionen nicht mehr sind als eine genau messbare Ausschüttung einer exakt definierten Menge bestimmter Hormone. An welchem eine Gänsehaut, wodurch auch immer sie verursacht wurde, als eine "aus der Urzeit dem Menschen vererbte, instinktive Reaktion" entlarvt ist, die "ursprünglich dazu diente, das Fell aufzurichten, um so dem potentiellen Feind eine eindrucksvollere Größe entgegensetzen zu können".
Wo ist noch Platz für die Phantasie in dieser brutal demaskierten Welt, an deren Kanten die Seele sich täglich wundreibt, es aber selbst nicht mehr wahrnimmt, weil sie bereits an ihren Platz zu Füßen des Logos verwiesen wurde und längst begonnen hat, ihre neue Rolle als dessen Fußabtreter zu akzeptieren?
Lorenz Filius hat es mit seinem Büchlein "Flurgedanken" geschafft, einen Spalt zu öffnen, durch den querulantischer veranlagte Seelen, die sich noch nicht endgültig ihrem Schicksal ergeben haben, einen Blick in das Land der Poesie tun können. Wo sie auftanken können. Und sich zu Hause fühlen.
In meinen Augen ist er ein Autor, der die Bezeichnung "Dichter" in ihrer wahren Bedeutung wirklich verdient: Er ist einer, der die Welt verdichtet. Der Mikrokosmen auf einer einzigen Buchseite zum Leuchten zu bringen vermag. Und das Seite für Seite.
"Flurgedanken" sollte man nicht einfach in einem Rutsch durchlesen. Genießen Sie Filius' kleine Kunstwerke einzeln, wie eine kostbare Packung edler Pralinen, denn sonst berauben Sie sich ihres Genusses.
Besonders begeistert hat mich die Verbindung aus Wortgewalt und genialer Leichtigkeit, mit der der Autor seinen Lesern die gesamte Palette menschlicher Empfindungsfähigkeit zugänglich macht. Filius versteht es, auch scheinbar belanglose Alltagssituationen unter einer Lupe zu vergrößern, ihnen den Zauber zu verleihen, der ein Leben im engeren Sinn des Wortes erst ausmacht.
Nach der Lektüre werden Sie mit einem wohligen Seufzer sagen können: Ich bin gar nicht alleine! Es gibt Menschen, die die Unstimmigkeit des heutigen Daseins nicht nur fühlen wie ich, sondern sogar in der Lage sind, sie mir, gewandet in ein lyrisches Kleid, als eigenständige Gestalten entgegentreten zu lassen, sodass ich sie mit Abstand betrachten und meine Schlüsse daraus zu ziehen vermag.
Dass bei alldem auch der Humor nicht zu kurz kommt, ist eine Tatsache, dank der Lorenz Filius eigentlich einen Platz im Pantheon der Lyriker verdient hätte. Den dürfte er auch erhalten. Das ist wohl nur eine Frage der Zeit ...
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Dies ist der virtuelle Schreibtisch von Walter-Jörg Langbein, Sylvia B., g.c.roth und verschiedenen Gastautoren.
Donnerstag, 22. Oktober 2009
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