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Montag, 4. Februar 2013

Waldemars Traum

Ein Märchen von Walter-Jörg Langbein

Fortsetzung von Teil 1 - Hans im Glück und Hanni

„Jeder ist zu ersetzen!“, murmelte Hans im Glück, der seinen Beinamen schon lange nicht mehr mit Recht tragen konnte. Denn mit Hannis Weggang vom Hof war auch das Glück gegangen. „Jeder ist zu ersetzen!“, wiederholte der treue Hofhund Waldemar. „Aber unsere Hanni nicht. Die ist ja auch nicht jeder! Sie ist unsere Hanni, einzigartig!“

Isidor und Isolde bei der
Versammlung der Tiere
Foto: Walter-Jörg Langbein
Auch die Hühner gackerten traurig. „Was machen wir nur ohne unsere Königin!“ Erna, die Kuh schüttelte ärgerlich den Kopf. „Was heißt hier eure Königin? Hanni war die Königin vom ganzen Hof!“ Das machte die Hühner nur noch trauriger. Und Kuh Mathilde ergänzte: „Hanni hat sich immer für uns alle eingesetzt! Wenn sie über den Hof ging, hatte sie für jeden ein freundliches Wort!“ Waldemar stimmte zu: „Wenn sie gelächelt hat, dann war es, als ob die Sonne scheint!“ Storch Isidor meldete sich zu Wort. „Wenn Hanni lächelte ... Dagegen verblasste der schönste Sonnenschein!“ Alle nickten.

Isidor fuhr fort: „Ich bin weit gereist, ich weiß, wie die Sonne lächeln kann... Aber Hannis Lächeln überstrahlt alles....“ Isidor und Gattin Isolde verleben schon seit vielen Jahren ihre Sommer auf dem Dach der großen Scheune. Sie gelten beide als besonders klug und welterfahren. Ihre Ratschläge werden stets befolgt.

Isolde hatte eine Idee. „Ich habe hier einen schönen großen Zettel! Jeder von uns schreibt da etwas drauf ...“ „Was denn?“, wollte Schweinchen Ottilie wissen. „Plappere nicht immer dazwischen ...“, klapperte Isidor. Isolde fuhr fort: „Jeder von uns notiert auf dem Zettel, was er besonders an Hanni schätzt ...“ Waldemar schüttelte den Kopf. „Selbst wenn ich nur auf das Allerwichtigste beschränke, und das in winzig kleinen Buchstaben aufs Papier kritzele, reicht das Blatt nicht aus. Ich könnte Bücher füllen!“ Da seufzten alle zustimmend und traurig. Stille trat ein.

„Ich habe von Hanni geträumt!“, mit diesen Worten unterbrach Waldemar die triste Stille. „Was denn?“, wollten alle wissen. „In meinem Traum führte Hanni einen eigenen Hof!“ Storch Isidor seufzte. „Das muss ein schöner Traum gewesen sein!“ Waldemar bellte zustimmend. „Das war der schönste Traum, den ich je im Leben gehabt habe!“ Alle anderen Bewohner des Hofs beneideten Waldemar um seinen Traum. Alle wollten Einzelheiten des Traums wissen.

Bereitwillig antwortete Waldemar auf die Fragen der anderen Tiere, die möglichst genau wissen wollten, was er im Traum gesehen und gehört hatte. „Hanni behandelte alle ganz besonders lieb. Alle fühlten sich wohl und arbeiteten gern mehr als sie eigentlich hätten arbeiten müssen. Allen ging die Arbeit spielend von der Pfote, weil Hanni ihnen so viel Kraft schenkte. Manchmal hockten alle im Kreis und schauten trübsinnig drein. Da kam Hanni vorbei, lächelte, sagte etwas ... Und alle strahlten!“ Isolde wirkte etwas geistesabwesend. „Das ist nichts Neues. So kennen wir unsere Hanni doch auch. Und nicht anders!“

Waldemar erklärte: „Aber in meinem Traum hatte Hanni einen eigenen Hof, den sie leitete!“ Ottilie quiekte: „Das klingt schon sehr gut! Niemand kann einen Hof so gut führen wie Hanni! Unseren Hof hat sie doch auch mehr oder minder allein geleitet!“ Alle pflichteten dem kleinen Schweinchen bei. Nach diesen Worten schauten alle wieder traurig drein.

„Wir dürfen nicht traurig sein, weil Hanni gegangen ist!“, verkündete Isidor mit erhobenem Flügel. „Wir dürfen dankbar sein, dass sie Jahre lang für uns da war!“ Isolde pflichtete ihrem Gatten bei. „Aber es schmerzt, dass sie nicht mehr unser aller Königin ist!“, muhte nachdenklich Erna, die kluge Kuh.

Da meldete sich wieder Waldemar zu Wort. „Deshalb habe ich doch euch meinen Traum erzählt ...“ Isidor unterbrach. „Sehr hilfreich war dein Traum aber nicht ...“ Waldemar bellte leicht verstimmt. „Ihr lasst mich ja nicht ausreden!“ Er ließ sich aber nicht lange bitten, weiter zu erzählen.

„Hanni leitete einen eigenen Hof ... der war wunderschön, ganz nach ihren Plänen gebaut! Und der hieß 'Hof der Freude' oder so, irgendwas mit Joy jedenfalls ...Vor allem war Hanni sehr, sehr glücklich!“ Da jubelten alle Tiere. „Das ist das Schönste von Deinem Traum!“, meinten schließlich nachdenklich Isidor und Isolde. „Denn wenn jemand es verdient, glücklich zu sein, dann unsere Hanni!“

Der Jubel wurde lauter. „Ja, glücklich soll sie sein, unsere Hanni!“ Und Erna rief: „Auf Hanni! Sie wird immer unsere Königin sein, immer und ewig!“ Alle lachten und jubelten. Die, die Pfoten hatten, applaudierten stürmisch. Jene, die Flügel hatten, trampelten mit den Füßen! Und Ottilie übertönte alle mit freudigem Gequieke.

„Wer soll für immer unsere Königin sein?“, fragte der alte Jakob, ein in Ehren ergrauter Esel. „Na die netteste von allen, die Hanni.“ Jakob hat aber nur die Hälfte gehört. „Wer soll Königin bleiben, immer und ewig?“ Er wiederholte, was er gehört hatte. „Na die ne ...? Wer ist denn na … di ... ne?“ Geduldig erklärte Isidor: „Unsere Hanni!“ Da stimmte auch Jakob mit ein: „Hoch lebe unsere Königin!“

Und so beschlossen alle Tiere einstimmig, dass Hanni auf alle Zeiten ihre Königin sein und bleiben würde. Denn niemand, niemand kann sie ersetzen. Niemand wird sie je ersetzen.

Isidor und Isolde besuchen Hanni - Foto: Walter-Jörg Langbein

Isidor und Isolde bekamen ein wichtiges Amt übertragen. Die beiden großen Störche würden regelmäßig Hanni besuchen. „Wir werden überprüfen, ob Hanni auch wirklich glücklich ist!“, verkündete Isidor ernst. Isolde klapperte mit dem mächtigen Schnabel. „Und wenn da jemand ist, der unsere Königin ärgert oder ihr gar Kummer bereitet, der bekommt es mit uns zu tun! Wir haben sehr scharfe Schnäbel!“ Da jubelten alle Tiere vom Hof: „Hoch lebe unsere Königin!“

Hier geht es zu Teil 3 des Märchens

Die Bücher von Walter-Jörg Langbein

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Mittwoch, 23. Januar 2013

Hans im Glück und Hanni

Ein Märchen von Walter-Jörg Langbein

Es war einmal ein Mann, der hieß Hans. „Ich werde mein Glück machen!“, sprach er. Einen Plan hatte er auch schon. Er kaufte sich ein Bauernhaus mit Stall. Daneben lag ein Feld. „Auf dem Felde baue ich Getreide an!“, sprach Hans zu sich. Sobald ich Getreide habe, kaufe ich mir Hühner!“
So kam es dann auch. Er säte und erntete und drosch das Getreide. Einen Teil verkaufte er. Und den Rest tauschte er in Hühner um. Die Hühner aber legten Eier. Die Eier brachte Hans zum Markt und verkaufte sie für gutes Geld.

„Ich bin ein Hans im Glück!“, jubelte er schließlich. Denn seine Hühner brachten ihm so manchen Gold-Taler ein. Indes... Hans lag das frühe Aufstehen nicht so recht. Und die Hege und Pflege der Hühner war doch sehr viel anstrengender als er zunächst gedacht hatte.

So stellte Hans einige Knechte ein, die das Feld bestellen, das Getreide dreschen, die Hühner füttern und die Eier einsammeln mussten. Auch auf den Markt mussten die Knechte gehen. Hart war ihre Arbeit, der Lohn aber war karg. „Ich bin doch ein Hans im Glück!“, frohlockte Hans.

Eines Tages erschien ein wunderschönes Huhn bei Hans. Es konnte, was nur im Märchen möglich ist, sprechen. Das Huhn stellte sich Hans vor: „Ich bin ein Huhn und heiße Hanni!“, sagte es freundlich. „Hast du vielleicht Arbeit für mich?“ Hans überlegte. Er konnte sich nicht so recht entscheiden. Schließlich fragte Hans das Huhn Hanni: „Was kannst du denn?“

Hanni antwortete: „Ich kann dir die Buchführung machen, Aussaat und Ernte organisieren, den Verkauf der Eier leiten und den Erlös für eine Modernisierung des Bauernhofs einsetzen...“ Hans zögerte immer noch. „Und legst du auch Eier?“, wollte er schließlich wissen. Da seufzte Hanni. „Das schon! Aber man kann sie nicht essen!“ Hans schüttelte den Kopf. „Was soll ich mit Eiern, die man nicht essen kann?“ Hanni überlegte. „Du kannst sie im Wohnzimmer als Schmuck auf den Tisch stellen. Sie glänzen nämlich schön golden!“

Foto: Noclador, GNU-Lizenz für freie Dokumentation

So kam Hans zum Huhn Hanni, das goldene Eier legte. Die Eier waren aus richtigem Gold und Hans war sehr, sehr froh. „Jetzt endlich bin ich wirklich Hans im Glück!“ Sein Reichtum wuchs dank der goldenen Eier. Natürlich musste Hans Hanni Körner zum Picken geben. Aber dafür bekam er echtes Gold. Hanni legte ja goldene Eier. Und sie wurde immer wichtiger für den Hof. „Ohne Hanni läuft hier gar nichts...“, darin waren sich alle Tiere des Bauernhofs einig, nicht nur die Hühner. „Was für ein Glück, dass wir unsere Hanni haben!“, meinte sogar Hofhund Waldemar.


Einerseits freute sich Hans, weil er zu einem richtigen Hans im Glück geworden war. Andererseits aber ärgerte sich Hans darüber, dass er Hanni Körner geben musste. Das schmälerte seinen Gewinn. Leider war er nicht immer so nett zu Hanni, wie er eigentlich hätte sein müssen. Verdankte er doch Hanni seinen Reichtum.

Auch hörte er oft nicht zu, wenn Hanni Vorschläge machte, wie er seinen Bauernhof modernisieren konnte. „Das ist doch alles zu teuer!“, moserte er nur. Immer wieder hatte er etwas an Hanni auszusetzen. „Deine goldenen Eier kann man ja nicht einmal essen ...“, lästerte er. „Und sie sind viel zu schwer!“

Hanni arbeitete immer mehr. Sie gab Kurse im Bauernhof, zum Beispiel „Ostereier kreativ bemalen“. In der Vorweihnachtszeit lockte sie mit dem Kurs „Bemalte Eier als Weihnachtskugeln ... der neue Eiertrend“. Das lockte viele Menschen auf den Bauernhof von Hans, das ließ die Kasse klingeln.

Unermüdlich wirkte und werkelte Hanni. Und sie besuchte regelmäßig Fortbildungskurse. So konnte sie sehr effektive Werbemaßnahmen entwickeln und in die Tat umsetzen. Immer mehr Menschen strömten auf den Bauernhof, sie kamen teilweise von weit her. Alle waren begeistert von Hanni. Alle waren glücklich, dass sie Hanni hatten. Alle waren voll des Lobs. „Was wäre der Bauernhof ohne Hanni ...“, überlegten sie. „Wir müssen alles tun, damit Hanni für immer bleibt!“, bellte der treue Hund Waldemar.
Hanni reiste durch die Lande und warb für den Bauernhof. Ihre Kolleginnen wählten sie schließlich zur Königin. Das erfüllte Hanni mit Stolz. Und sie tat, was sie konnte ... für den Hof, den sie immer „unseren Hof“ nannte. Hans aber erkannte nicht, dass es Hanni war, die ihn zum Hans im Glück machte.

Das machte Hanni traurig. „Dann gehe ich fort! Ich werde schon einen anderen Bauernhof finden!“, erklärte sie Hans im Glück. „Nur zu!“, antwortete er ärgerlich. „Dann muss ich dir auch keine Körner mehr füttern!“ Und so kam es dann auch, dass Hanni den Hof verließ und sich anderswo Arbeit suchte. Und Hans hatte kein Huhn mehr, das goldene Eier legte!“

Später grübelte Hans. „Ach, wenn ich Hanni nur zum Bleiben überredet hätte ...“, murmelte er vor sich hin. Da war es aber zu spät. Und Hans, der war kein Hans im Glück mehr.

Aus nah und fern waren die Menschen zu ihm auf den Bauernhof gekommen, um das Huhn, das goldene Eier legte, zu bestaunen, aber auch um Kurse mit Hanni zu besuchen. Auch hatte Hanni stets gute Ratschläge für alle Menschen, denen sie damit sehr half. Dafür hatten sie dankbar Hans dicke Golddukaten gegeben. Sein Glück war so gewachsen und gewachsen.

Aber dann war ja Hanni gegangen ...

Die Moral von der Geschicht'? Wenn du je im Leben eine Hanni findest, die goldene Eier legt, behandle sie pfleglich, gib ihr reichlich gute Körner. Lobe sie für ihre gute Arbeit.

Und eines, eines darfst du auf keinen Fall: Lass' nie das Huhn, das goldene Eier legt, gehen. Achte darauf, dass es glücklich ist und bei dir bleibt. Denn wenn Hanni eines Tages gegangen ist, dann ist sie weg.

Und mit ihr das Glück.

Teil 2 des Märchens lesen - Waldemars Traum
Teil 3 des Märchens lesen - Der Geburtstag

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