Samstag, 30. April 2011

»Ein Buch lesen! – Privat« Heute: Walter-Jörg Langbein

Im III. Teil unserer Interview-Serie »Ein Buch lesen! – Privat« stellt sich heute Walter-Jörg Langbein den Fragen von Rita Hajak.

W-J. Langbeins Arbeitszimmer
Foto: Barbara Kern
Rita Hajak: Lieber Walter, was hat Dich bewogen, mit dem Schreiben zu beginnen?

Walter-Jörg Langbein: Das habe ich meinem Großvater, Karl May und Erich von Däniken zu verdanken!

R. Hajak: Das hört sich interessant an. Kannst Du das bitte etwas genauer erklären?

W-J. Langbein: Sehr gerne. Mein Großvater erzählte mir von Karl May und den Abenteuern seiner Helden in Amerika und im Orient. Ich konnte es nicht abwarten, die Bücher Karl Mays selbst zu lesen. Als ich schmökernd Old Shatterhand durch den Wilden Westen begleitete, war mir klar ... Ich wollte auch die weite Welt kennenlernen ... reisen und darüber schreiben. 1968 las ich Erich von Dänikens »Erinnerungen an die Zukunft«. Das war »mein« Thema ... Ich wollte die mysteriösen Stätten unseres Planeten besuchen und über die Geheimnisse berichten, die von der Wissenschaft vernachlässigt werden..

R. Hajak: Du schreibst schon seit vielen Jahren. Wann genau hast Du damit begonnen?

W-J. Langbein: Das war schon 1968! Mir war klar, dass ich mit 14 noch nicht auf die Osterinsel fliegen können würde.. und dass die Pyramiden Ägyptens, Chinas oder Zentralamerikas noch unerreichbar für mich waren. Also vertiefte ich mich in heilige Bücher wie die Bibel oder die uralten Werke Indiens, stets auf der Suche nach den dänikenschen Besuchern aus dem All. Ich versuchte, die phantastische Geschichte von den Außerirdischen zeitlich zu ordnen. Wann erschienen die Fremden zum ersten Mal auf der Erde? Was taten sie? Wann verschwanden sie wieder.

R. Hajak: Wie lang hast Du an Deinem ersten Manuskript gearbeitet?

W-J. Langbein: Sehr, wirklich sehr lange. 1968 fing ich – ich war 14 – an. Ich wollte schließlich sogar die Schule schmeißen, um Autor zu werden. Ich überarbeitete mein Manuskript immer wieder, bot es wiederholt an. Kein Verlag wollte es haben. Nach dem Abitur studierte ich evangelische Theologie ... und schrieb weiter an meinem Manuskript. Ich lernte Erich von Däniken als einen wunderbaren Schriftsteller kennen, der mir über viele Jahre geholfen hat. Inzwischen sind wir, das sage ich mit Stolz, gute Freunde geworden. Kein zweiter Schiftsteller war so hilfreich wie Erich von Däniken. Von ihm habe ich viel gelernt.
1979 erschien die x-te Manuskript-Fassung meines Erstlingswerkes endlich als gebundenes Buch ... bei einem kleinen Verlag in Luxemburg, bei John Fisch. Es hieß »Astronautengötter – Versuch einer Chronik unserer phantastischen Vergangenheit«.

R. Hajak: War das dann der ersehnte Durchbruch?

W-J. Langbein: Keineswegs. Ich fand keinen Verlag für ein zweites Manuskript. Aber durch meinen Erstling lernte ich Frank Feldman kennen, der mich als Agent unter seine Fittiche nahm. Ich schrieb eigentlich alles ..., von der Kurzgeschichte bis zum Fortsetzungsroman, vom Lexikon bis zum Reisebericht, vom Kommentar bis zum Prominenteninterview ... Unter zig Pseudonymen erschienen meine Texte in zahlreichen deutschsprachigen Zeitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

R. Hajak: Und wie ist es dann zum zweiten Buch gekommen?

W-J. Langbein: Ich hatte eine Artikelserie für ein Wochenblatt geschrieben: »Die großen Rätsel der letzten 2500 Jahre«. In 25 Folgen behandelte ich pro Jahrhundert ein Rätsel ... von Hesekiel bis Fatima. Doch bevor die Serie erscheinen konnte, wurde das Blatt eingestellt. Erich von Däniken brachte mich auf die Idee, daraus ein Buch zu machen. Das tat ich. Reinhold G. Stecher brachte das Manuskript beim Weltbild-Verlag unter. Das war 1992, 13 Jahre nach meinem Erstling. Das Buch wurde zum Bestseller, nicht nur in Deutschland ... auch im Ausland, zum Beispiel in Polen ...

R. Hajak: Warst du nun am Ziel Deiner Wünsche?

W-J. Langbein: Ja und nein. Natürlich öffnete mir der Erfolg meines zweiten Buches manche Tür bei Verlagen. Ich schrieb intensiv weiter ... für Zeitungen und Magazine ... und Buchmanuskripte. Mein dritter Agent, Dirk Meynecke, vermittelte zahlreiche Verträge. Ich erweiterte mein Spektrum ... Mit den »Astronautengöttern« hatte ich begonnen ... Ich bereiste die Welt und beschrieb die großen Geheimnisse ... von der Archäologie bis zur Parapsychologie ... von Atlantis bis zum Phänomen der Zeitreisen ... Ich war glücklich, als Autor arbeiten zu dürfen ... musste mich aber mit jedem Buch immer wieder neu bewähren. In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit religiösen Fragen auseinandergesetzt ... einige »ketzerische Bücher« über die Bibel, Jesus und Maria Magdalena geschrieben ...

R. Hajak: Du hast viele Jahre die Welt bereist und gründlich recherchiert. Warst Du da nicht auch gefährlichen Situationen ausgesetzt?

W-J.Langbein im unterirdischen Labyrinth
von Charin de Huantar (Nordperu)
W-J. Langbein: Vermutlich war ich sehr viel öfter in Gefahr als mir bewusst wurde. Ich bin viel in Höhlen und unterirdischen Gängen herumgekrochen, die zumindest streckenweise einsturzgefährdet waren. In Peru saß ich als einziger Passagier in einer kleinen Sportmaschine.
Beim Anflug auf eine »Landepiste«, die eher einer holperigen Wiese glich, kam es zu einer kritischen Situation. Plötzlich tappte ein Alpaka über die »Landebahn«. Der Pilot konnte nur in letzter Sekunde die Maschine hochreißen. Die wohl gefährlichste Situation erlebte ich in der Südsee auf Ponape. Nach zahlreichen langen Flügen bekam ich eine Thrombose und eine Lungenembolie. Weit und breit gab es keinen Arzt, Apotheken auch nicht. Ich fragte in jedem kleinen Minilädchen, an jedem Kiosk nach Aspirin. Ganze Packungen gab es nicht, immer nur einzelne Tabletten. Ich kaufte so viele Aspirin-Tabletten, wie ich nur finden konnte. Das hat mir wohl das Leben gerettet.

R. Hajak: Inzwischen liegen 30 geschriebene Bücher von Dir vor. Gibt es ein persönliches Lieblingsbuch für Dich?

W-J. Langbein: Bücher sind wie Kinder, man liebt sie als Autor alle ... zieht keines vor ... Mir sind alle meine Bücher lieb ...

R. Hajak: Gibt es Bücher von Dir, die Dir … besonders wichtig sind?

W-J. Langbein: Schwer zu sagen ... »Eine kurze Geschichte von Gott« ist das Ergebnis von rund 30 Jahren intensiver theologischer Studien. Am Anfang war, davon bin ich überzeugt, das Matriarchat ... die Verehrung der Göttin ...

R. Hajak: Ist das denn noch von Bedeutung, heute?

W-J. Langbein: Gerade heute ist die Rückbesinnung wichtiger denn je. Wir folgten dem biblisch-patriarchalischen Gebot: »Macht Euch die Erde untertan!« Wir versuchten, uns zu Herren der Natur und ihrer Gesetze aufzuschwingen. Wir scheiterten kläglich. Wie die Katastrophe von Japan beweist, können wir die Naturgewalten nicht bedingungslos ausbeuten. Der Versuch kann letztlich zur Apokalypse führen ... Im Matriarchat wurde »Mutter Erde« verehrt, nicht geplündert. Wir müssen zu einem verantwortungsvollen Miteinander kommen ... weg von der kurzsichtigen Denkweise. Wir dürfen nicht auf Kosten der Zukunft des Planeten und der Menschheit Geschäfte machen ...

R. Hajak: Glaubst Du, dass die Welt 2012 untergehen wird? Du hast ja zu diesem Thema ein wundervolles Buch verfasst …

W-J. Langbein: Genau! Nein, die Welt wird 2012 ebenso wenig untergehen, wie sie 1999 untergegangen ist ... Wir dürfen geschäftstüchtigen Weltuntergangspropheten nicht auf den Leim gehen ...

R. Hajak: Ist also nichts dran an »2012«?

W-J. Langbein: »2012« ist das wichtigste Thema überhaupt ... Aber es geht nicht um angebliche Prophezeiungen der Mayas für 2012 ... die gibt es gar nicht. Es geht um den Ablauf der Weltgeschichte ... in Zyklen. Es geht um zyklisch auftretende Katastrophen ... und um die Zukunft von uns Menschen im All. Nicht umsonst heißt mein Buch »2012 - Endzeit und Neuanfang: Die Botschaft der Mayas«
Es geht um die Zukunft der Menschheit. Wenn wir eine langfristige Zukunft haben wollen, müssen wir heute intensiv daran arbeiten ...

Rita Hajak: Kürzlich durfte man Dich in der Fernsehsendung »Welt der Wunder« bei einer Befragung über biblische Irrtümer erleben. Wie kamst Du in diese Sendung?

W-J. Langbein bei den Dreharbeiten zu »Welt der Wunder«
Foto: Barbara Kern
W-J. Langbein: In der Redaktion wurde nach einem Experten gesucht, der durchaus auch kritisch biblische Geschichten hinterfragt. Katharina Bakenecker vom Team »Welt der Wunder« hatte einige meiner Bücher gelesen, vor allem die beiden Lexika der biblischen Irrtümer. Sie hielt mich wohl für geeignet. Erst gab es vorab einige Telefonate, dann wurde ich zu den Dreharbeiten in die Klosterkirche von Falkenhagen eingeladen. Katharina Bakenecker war optimal auf die Thematik vorbereitet, das Interview machte großen Spaß. Die Stunden vergingen wie im Flug.

R. Hajak: Magst Du ein paar Angaben zur Person machen?

W-J. Langbein: Ich bin Jahrgang 1954, Sternzeichen Löwe ... in Michelau am Main geboren, also Oberfranke ... Ich lebe aber schon sehr lange in NRW ...

R. Hajak: Wie ist es dazu gekommen?


WJL vor einer Höhle
(Osterinsel)
Foto: I. Diekmann

W-J. Langbein: Durch meine Frau. Wir lernten uns 1979 kennen, auf einer Tagung in München, wo ich einen Vortrag hielt ... 1979 zogen wir zusammen ... seither lebe ich im Weserbergland. Meine Frau ist das Allerbeste, was mir je passiert ist! Sie ist der wundervollste Mensch, den ich kenne!

R. Hajak: Wenn Du einen Wunsch freihättest, was wäre Dir wichtig?

W-J. Langbein: Es ist ein vielleicht etwas unbescheidener ... Ich möchte mindestens noch einmal 30 Jahre mit meiner Frau zusammen sein ... gesund und munter ...

R. Hajak: Wie sehen Deine zukünftigen Pläne aus?

W-J. Langbein: Ich plane nicht mehr so langfristig wie früher. Heute ist mir unsere Autorengemeinschaft »Ein Buch lesen« besonders wichtig. Ich fühle mich einfach pudelwohl in Eurer Gesellschaft. Es macht großen Spaß rund drei Jahrzehnte der Reisen um die Welt noch einmal aufzuarbeiten und Highlights in meiner Blogserie vorzustellen ... in Wort und Bild! Und nach der Serie hole ich vielleicht ein altes Romanprojekt aus einer meiner vielen Schubladen ...

Lieber Walter, ich bedanke mich ganz herzlich für dieses interessante Gespräch. Dass Du Dich bei »Ein Buch lesen« pudelwohl fühlst, glaube ich Dir aufs Wort, denn mir geht es ebenso. Ich hoffe und wünsche, dass unser Team noch lange eine wunderbare Gemeinschaft bleibt.

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Freitag, 29. April 2011

Der Weg in den Ameisenstaat – Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Seien wir wachsam, wenn Politiker über Familie und Bildung diskutieren! Die Sirenengesänge sind verlockend: Frühkindliche Förderung brauchen wir! So hört man es an allen Ecken und Enden, quer durch alle Parteien. Eine Aussage, der man nicht widersprechen wird, denn man will schließlich das Beste für die Kinder. Doch was meinen Politiker, wenn sie von frühkindlicher Förderung sprechen? Was ist der Kern ihrer Forderung?

Übersetzen wir den Politsprech mal in das, was wirklich damit gemeint ist:

  1. Wir halten Eltern für grundsätzlich zu blöd, sich um ihre Kinder zu kümmern.
  2. Im Elternhaus kann es Förderung nur geben, wenn die Eltern selbst akademisch gebildete Pädagogen sind.
  3. Alle anderen Eltern sind elende Versager, denen man die Kinder schnellstens wegorganisieren muss, am besten durch eine Kitapflicht ab drei Jahren, besser noch früher.
Fakt ist: Auch ohne explizite Kita-Pflicht besuchen schon heute bereits 86,9 % aller Kinder in Deutschland im Vorschulalter einen Kindergarten. Hinzu kommt eine 12-jährige Schulpflicht. Gelegenheit genug für den Staat, die Segnungen seiner Förderung wirksam werden zu lassen, sollte man meinen.

Verlocken lassen sollten wir uns auch nicht durch die Zusage von vermehrter Staatsknete für die Familienkasse. Bedenken wir: Alles Geld, das der Staat uns schenkt, wird uns vorher weggenommen. Es wird uns aus der rechten Tasche gestohlen. Wenn wir es schließlich in der linken Tasche wiederfinden, sind Bedingungen daran geknüpft, die uns um eine menschengemäße, autarke Lebensführung betrügen.

Als Alibi für die Notwendigkeit solcher »bevölkerungspolitischen Steuerungselemente« dient die Tatsache, dass es Menschen gibt, die mit der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder überfordert sind. Natürlich gibt es die! Es hat sie zu allen Zeiten der Menschheit gegeben. Doch heutzutage werden sie instrumentalisiert, um die Gesamtbevölkerung in ein fein gewobenes Netz neuer Vorschriften einzuspinnen. Unsere Kinder als Opfer der Selbstverwirklichungsträume von Politikern.

Machen wir uns klar: »Dem Staat« sind unsere Kinder scheißegal. Sie sind eine statistisch-demographische Größe für die Rentenkasse, ein Versprechen an die Zukunft der sprudelnden Steuerquellen, die Verfügungsmasse der Zukunft. Für die Wirtschaft sind sie der Verbraucher- und Arbeitskräftepool kommender Jahre, je größer, je billiger zu haben. Das Kind als eigenständiger Mensch jedoch, das ist im System nicht vorgesehen. Anders gesagt: Könnte der homo oeconomicus künftig komplett durch Roboter ersetzt werden, dann würde der Staat nicht in Kinder investieren sondern in Maschinen. Und das, ohne mit der Wimper zu zucken.

Wollen wir unsere Kinder tatsächlich dem ausliefern? Wollen wir immer mehr staatliche Zuwendungen für sie bejahen und dem Staat dies zigfach zurückzahlen, nicht nur in Form von Steuergeldern, sondern, schlimmer noch: In Form des Verlusts unserer Eigenständigkeit und der unserer Kinder?

Nicht die Kinder passen nicht ins Wirtschaftssystem. Sondern das Wirtschaftssystem heutiger Form passt nicht zu den Bedürfnissen der Menschen. Seine Kinder selbst zu erziehen ist nicht nur ein Recht, sondern auch ein ureigenes Bedürfnis der meisten Menschen. Die Teilhabe am Wirtschaftsleben ist es ebenfalls. Daraus kann nur folgen, dass wir das Wirtschaftssystem so umgestalten müssen, dass beides sich verbinden lässt.

Lassen wir uns nicht länger zu Ameisen degradieren, die tagtäglich in ihre Ameisenfirmen zur Arbeit gehen, dafür ihre Kinder den Ameisenammen überlassen und abends in ihre Ameisenburgen verschwinden. Die Trennung zwischen »Arbeit« und »Privatleben« muss aufhören. Arbeit gehört weitestmöglich entzerrt und an Orte verlegt, an denen auch Kinder willkommen sind!

Wenn junge Menschen heute keinen Zugang zum Wirtschaftsleben finden, dann liegt der Grund darin, dass sie in ihrer Kindheit nur wenig Gelegenheiten hatten, aktive Erwerbsarbeit mitzuerleben. »Papa und Mama verschwinden morgens irgendwohin, und wenn sie wieder heimkommen, dann haben sie das Geld, mir eine Playstation zu kaufen.« Das ist alles, was Kinder heute vom Erwerbsleben mitbekommen. Was Erwerbsarbeit bedeutet, das ist ihnen in etwa so fremd wie das Leben der grünen Männchen vom Mars.

Diese Krankheit kann durch staatliche Frühförderungsprogramme nicht geheilt werden. Auch nicht durch Bildungszuschüsse oder akademisch gebildete Kindergärtnerinnen. Die Kinder leben in einer Parallelwelt, die wir für sie gebaut haben, bestehend aus rosarotem Kitsch, sinnlosem Technikschrott, einem gnadenlosen Bildungssystem und meist abwesenden Eltern. Noch Fragen, warum viele Menschen heute von der Rolle sind?

Sonntag, 24. April 2011

66 »Das Geheimnis der Feuerräder«

Teil 66 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Ein Feuer lodert auf, die Flammen züngeln hoch in die Nacht. Schwarz heben sich die Konturen von Menschen von der Feuersglut ab. Sie scheinen um die Feuersglut zu tanzen...und plötzlich löst sich etwas aus dem Osterfeuer etwas. Es ist eine Scheibe, ein Rad, ein Feuerrad. Es wird Richtung Tal gestoßen.



Kanonenschläge donnern und der Schall wird weit hinaus in die österliche Nacht getragen. Langsam dreht sich das erste Feuerrad um die eigene Achse... Es wird immer schneller... und saust den Berghang hinab, immer schneller und schneller. Es gerät ins Trudeln, rollt aber schwankend und wankend immer weiter und weiter hinab ins Tal. Irgendwo in der Dunkelheit der Nacht stürzt es, fällt und lodert auf... Applaus brandet auf. Je weiter hinab es gelangt, desto besser soll die Ernte ausfallen, so besagt es ein alter Volksglaube.

Sechs Osterräder kommen Ostersonntag für Ostersonntag in Lügde – seit 1979 meine Heimat – zum Einsatz. Jedes dieser Räder hat einen Durchmesser von 1,70 m. Jedes Rad besteht aus vier Lagen Eichenholz. Massive Stahlbolzen halten sie zusammen. Zwei gekreuzte Balken bilden die Speichen.

Der Feuerräderlauf von Lügde
Wichtiges Detail: Im Zentrum eines jeden Rades befindet sich ein etwa faustgroßes Loch. Durch dieses Loch wird eine fast fünf Meter lange Stange aus Buchenholz gesteckt. Sie verhindert, dass das Rad beim rasanten Weg ins Tal umkippt und liegenbleibt. Jedes Rad wir mit etwa fünfzehn Bund Roggenstroh gestopft. Es wird eine eigens für diesen Zweck angebaute Langstrohart verwendet.

Wie alle Jahre wieder sind auch am heutigen Ostersonntag Tausende in das Städtchen Lügde gekommen, um den alten Brauch der Feuerräder zu zelebrieren. 20 000 Besucher sind keine Seltenheit. Für viele der Gäste ist der alte geheimnisvolle Brauch nur ein lustiges Volksfest... dessen heidnischer Ursprung von der Kirche gern verdrängt würde.

Heute wird jedes der sieben Zentner schweren Räder bei seinem Lauf hinab ins Emmer-Tal vom Leuten einer Kirchenglocke begleitet. Anno 1743 und 1781 aber hat die katholische Kirche versucht, den Brauch zu verbieten. Dem Herrn Bischof zu Paderborn, so heißt es, sei zu Ohren gekommen dass es im Zusammenhang mit dem Osterräder-Lauf zu unchristlichen Ausschweifungen gekommen sei.

Anno 784 soll Karl der Große höchstselbst nach Lügde gekommen sein, um in der Kilianskirche Weihnachten zu feiern. Karl der Große bekämpfte mit Nachdruck alles »Heidnische«. Er muss die heidnische »Irminsul-Säule« bei den Externsteinen gehasst haben. Für ihn war der Glaube an einen anderen als den christlichen Gott ein direkter Angriff auf seine persönliche Autorität. Christentum war Pflicht für seine Untertanen. Wer sich widersetzte, bekam das Schwert zu spüren... Vermutlich ging es dem Herrscher nicht um »den« wahren Glauben, sondern um seine möglichst alle Lebensbereiche dominierende Macht!

Die Kilianskirche von Lügde
Foto: W-J.Langbein
Karl der Große empfand den »Brauch der Osterräder« als sündiges Relikt aus vorchristlichen Zeiten. Nun ließ Karl der Große bekanntlich »Heiden«, die sich partout nicht taufen lassen wollten, niedermetzeln. (Man denke an das grässliche Blutbad von Verden!) Gegen den Osterräderlauf konnte er aber nichts ausrichten. Widerwillig gestattete er eine christianisierte Form des Jahrtausende alten Festes.

Dabei war der Ursprung dieser archaischen Feier alles andere als christlich: Vor Jahrtausenden gab es bei allen alten Völkern einen Sonnenkult. Das Feuerrad versinnbildlicht die lodernde Sonnenscheibe. Es ging in den frühen Kulten und Religionen um Tod und Leben, um Sterben und Wiedergeburt... um den Tod der Natur im Winter und um ihre Wiedergeburt im Frühling. Für viele Menschen bedeutete die Winterzeit (in anderen Gefilden: die Trockenzeit) oft lebensbedrohliche Gefahr. Lange Winter führten zu Hungersnöten. Vitaminmangel in dieser Zeit bedeutete Krankheit. Sehnsüchtig wurde der Frühling herbeigesehnt.

Das Fest der Feuerräder läutete die Herrschaft der Ostera ein. Für die Kelten war es Mutter Erde, die nach der Starre des Winters wieder neues Leben aufkeimen ließ.

Für die »Heiden« war Ostern das Fest der Wiedergeburt der Natur.... für die Christen blieb der Gedanke an die »Wiedergeburt« erhalten: als Auferstehungstermin Jesu. Nach wie vor wird Ostern nach dem alten heidnischen Mondkalender gefeiert: Ostern fällt stets auf den ersten Sonntag, der dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche folgt!

Im »Oster-Fest« lebt eine heidnische Göttin weiter: Erst im Mittelalter bekam das zentrale »christliche« Fest seinen Namen: »Ostarun« (»Ostern«), abgeleitet vom Namen der Frühlingsgöttin »Ostara«, auch »Eostre«. Ostara war die Göttin der Morgenröte, auch als Venus bekannt. Sie war die Göttin der Fruchtbarkeit... Was kaum jemand weiß: der Osterhase ist das Tier der Liebesgöttin Ostera...

Verfolgen wir kurz die Spur der Göttin in die Vergangenheit: Die Frühlingsgöttin entspricht im Alten Testament der Astarte. Die Verehrung der Astarte wiederum war den Jahwe-Anhängern offiziell strengstens verboten. Salomo, der Weise, so berichtete es das erste Buch der Könige, hat dennoch Astarte angebetet. Als Herrin von Byblos dürfte sie aber schon Jahrtausende vor dem Eingott Israels angebetet worden sein. Sumerische Rollsiegel aus Lagasch zeigen sie schon um 2300 v.Chr. als Himmelskönigin. Sie führte das Regiment über Sterne und Tote.

Der Feuerräderlauf von Lügde, 24.4.2011
Foto: Walter-Jörg Langbein
Zu Ostern rollen nicht nur, altem heidnischen Brauch folgend, die Lügder Feuerräder ins Tal. Hase und Ei waren aber schon sehr viel länger die Symbole der Venus-Göttin Ostara. Wer den Brauch, Ostereier zu verschenken, erstmals zelebrierte.. wir wissen es nicht. Bekannt ist, dass sich schon die alten Perser zum Tag der Fruchtbarkeitsgöttin Eier schenkten! Fakt ist aber: Unsere »christlichen« Oster-Symbole halten uralten »heidnischen« Glauben am Leben: an die Magie des Lebens, das ewig währt.

Unser Osterbrauchtum basiert auf vorchristlichen Glaubenswelten, auf magischen Bildern vom Werden, Aufblühen, Verwelken und Absterben der Natur... und von neuerlichem Werden.

Anscheinend war der Kult mit den brennenden Feuerrädern einst in Deutschland und im angrenzenden Europa weit verbreitet. So wussten die Gebrüder Grimm von einem solchen magischen Ritus zu berichten, der sich in Konz, an der Mosel gelegen, großer Beliebtheit erfreute. Auch in Oberbayern, im Würzburger und in Kärnten ließ man vor Jahrzehnten noch die brennenden Räder rollen.

Nach einer Lebensbeschreibung des Heiligen Vincet von Agen kam der fromme Mann bei einer Kollision mit so einem »heidnischen Rad« bei Agen, Südfrankreich, ums Leben... im vierten Jahrhundert. In England und Irland war der Brauch bis ins 16. Jahrhundert bekannt.

Wie viele Kultstätten es einst in Europa gab, die dem »Feuerrad-Ritus« geweiht waren ... niemand vermag das zu sagen. Viele Jahrhunderte wurden Geschichtsaufzeichnungen von Klosterbrüdern geschrieben und kopiert. Den christlichen Mönchen waren derlei »heidnische« Feiern ein Gräuel. Sie verschwiegen sie in ihren Büchern und bekämpften sie, wo das nur möglich war.

Notgeld Lügde 1921 - 1 Mark Rückseite
Motiv Feuerräderlauf von 1920
Archiv W-J.Langbein
Heute, so scheint es, rollen die Feuerräder nach Jahrtausende altem Brauch nur noch im Lügde. So sehr ich mich darüber freue, dass auf diese Weise ursprüngliches Glaubensgut zumindest zeremoniell weiterlebt... so sehr stört mich doch der Jahrmarktscharakter heute. Das einstmals heilige Ritual wird mehr denn je eingebettet in ein Volksfest mit »Eventcharakter«. Würstchenbuden, Bierseligkeit und Musikgedudel aus Lautsprecherboxen passen nicht wirklich zur ursprünglichen Bedeutung des Fests.

Wie lange mögen die Feuerräder noch rollen? Hoffentlich noch lange. Ich bin da zuversichtlich: Die Räder haben die Christianisierung ebenso überstanden wie die chaotischen Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts und die versuchte Vereinnahmung durch die Nazis. Sie werden auch vordergründigen Jahrmarktstourismus überleben.

Einst hatte der Feuerräderlauf einen ernsten Hintergrund: Das Ritual galt dem Erhalt des Lebens, der Natur... der kommenden Ernte, die ausreichend Brot bescheren sollte. Heute werden Nahrungsmittel wie Mais und Weizen zum »umweltfreundlichen« Zusatz für Benzin (E 10) verarbeitet.... und das in einer Welt, in der mehr Menschen denn je Hungers sterben. Wir sollten uns endlich wieder der alten menschlichen Werte besinnen!


»Der Engel der Apokalypse und der Bienenkorb aus Stein«,
Teil 67 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 01.05.2011


Die Bücher von Walter-Jörg Langbein


Samstag, 23. April 2011

»Ein Buch lesen! - Privat« Heute: Sylvia B.

In Teil 2 unserer Interview-Serie »Ein Buch lesen! - Privat« stellt sich Sylvia B. heute den Fragen von Ursula Prem.

Sylvia B.
Ursula Prem: Du siehst Dich nicht nur als Autorin, sondern als Kreative. Auf welchen Wegen verwirklicht sich Deine Kreativität?

Sylvia B.: Mein Vater war Kunstmaler und ein kreativer Mensch, seine Ideen setzte er um und ich würde bei seinem Tun von einer alltagstauglichen Kreativität sprechen. Mit seinen Schöpfungen verblüffte er sein Umfeld, und zu mir pflegte er dann immer zu sagen: »Man kann noch so dumm sein, man muss sich nur zu helfen wissen.« Diese alltägliche Kreativität habe ich genauso als Selbstverständlichkeit betrachtet, wie die Farbenlehre oder die Pinselführung. Er hat eindeutig den Grundstock gelegt. Vor Lichtjahren ist mir auf der Autobahn der Auspuff an meinem Wagen durchgebrochen. Es war die Zeit, als junge Leute mit wenig Geld noch alte Autos fuhren, an denen noch »geschraubt« werden konnte und in jedem Mülleimer irgendwelche Cola-Dosen zu finden waren. So habe ich mittels meiner Zange Boden und Deckel einer Dose entfernt, diese dann über die Bruchstelle geschoben. Das hielt, aber ich denke, die Dosen hatten damals noch eine andere Qualität als heute. Das meine ich mit Alltagskreativität. Als später der Fensterheber defekt war und ausgetauscht werden musste, habe ich aus dem alten Teil eine Halbskulptur geschaffen. Auf Schrottplätzen kann man übrigens die tollsten Sachen finden. Dass ich nie einen Schweißerschein gemacht habe, bereue ich übrigens. Wichtig bei aller Kreativität ist die Auseinandersetzung mit der Materie. Als ich mir Tiffanyobjekte  erstellte, habe ich mir die Technik selbst erarbeitet. Bewegung habe ich auch gestaltet, in einer Gruppe wurden daraus Choreografien. Dieses Handwerk habe ich erlernt.


Sylvia B.:
Fensterheber auf Acrylfugenmasse
 U.P.: Aus Deiner Antwort schließe ich, dass Kreativität nicht so sehr vom Ausdrucksmedium abhängt, sondern eine Lebenseinstellung ist. Hat Dir diese Haltung auch in Krisenzeiten geholfen?

S. B.: Du willst auf meine Morbus-Menière-Erkrankung hinaus. Da kamen mir andere Erfahrungen zugute. In jungen Jahren habe ich Wettkampfsport betrieben, da für mich Leistung messbar sein muss, war ich Leichtathletin. Tägliches Training war Vorbereitung für die Wettkämpfe, und bei denen ging es mir nicht in erster Linie um das Messen mit Gleichgesinnten, ich wollte gewinnen. Entsprechend war Kampfgeist vorhanden. Später habe ich mir dann törichte Dinge erlaubt, unter anderem habe ich den Aufstieg auf einen 6.000er gewagt. Da ging es nur darum, durchzuhalten. An die Grenzen meiner eigenen Belastbarkeit zu gelangen, war eine wichtige Erfahrung für mich. Morbus Menière war und ist allerdings kein sportlicher Gegner, er war, ist und bleibt mein Feind. Mental war ich ganz gut drauf, bei den Anfällen kam mir das Mantra zugute: »Halte durch. Du schaffst das«.


U.P.: Nachdem Du Deine Erfahrungen mit der Menière-Erkrankung in einem erschütternden Buch niedergelegt hattest, hast Du Dich einer anderen Seite der Literatur zugewandt: der Satire. Deine dreibändige Lieschen-Reihe ist ein echter Hochgenuss. Wie der bisher letzte Band »ForenTroll: Ein modernes Märchen für Erwachsene« zeigt, interessieren Dich die Umtriebe in Internetforen, besonders das Trollwesen, das ja bekanntlich die einzige gesellschaftlich akzeptierte Form der Gewalttätigkeit darstellt ...

Sylvia B.:
´meniére desaster
S. B.: Das Menière-Buch musste ich schreiben, damit ich darin lesen, damit ich diesen Abschnitt meines Lebensbuches zuschlagen konnte. Es endet mit der Gentamizinbehandlung. Gentamizin ist die »Ultima Ratio«. Eine ohrtoxische Substanz, die gnadenlos wirkt. Aber ich musste etwas in mir töten, damit ich wieder leben konnte. Im Grunde genommen kann ich ja froh sein, dass es diese Möglichkeit als letzten Ausweg für mich gab. Vincent van Gogh musste einen anderen Weg beschreiten. Wenn ich mir vorstelle, dass er erst am Anfang seiner Schaffenszeit war, mit 37 Jahren. Hätte es damals schon diese Behandlungsmöglichkeit gegeben, was hätte er der Menschheit für Werke hinterlassen?
Zu der Forentrollproblematik hat Sascha Lobo auf der re:publica XI interessante Ansätze gebracht. Wobei ich da meine Überlegungen mehr auf die Ursachenforschung richte. Wer sich für dieses Thema interessiert, kommt an Hurrelmann nicht vorbei. Es ist doch schon vor mehr als 20 Jahren eine Entwicklung absehbar gewesen. Was ich zu bemängeln habe ist, dass seinerzeit sehr wohl Projekte auch und gerade zur Gewaltprävention initiiert worden sind, die auch durchaus erfolgreich waren. Diese wurden entsprechend beschrieben und dann war es das. Fördermittel, um Maßnahmen weiterzuführen waren nicht mehr vorhanden. Aber die Verantwortung kann nicht nur in die öffentliche Hand gelegt werden.

Sylvia B.:
Forentroll
Vor 20 Jahren wuchsen die Wohlstandskids heran. Da ging Mama putzen, damit der Sohnemann eine Musikausbildung erhielt oder die Tochter in Markenklamotten zur Schule gehen konnte. Die Kinder von damals sind die Erwachsenen von Heute. Müßig zu überlegen, wer von beiden seinen Weg gegangen ist. Die Situation ist doch die: Wer einer Berufstätigkeit nachgeht, und das 38,5 bis 50 Stunden in der Woche, wird wohl nicht unbedingt seine knapp bemessene Freizeit als Forentroll verbringen. Das sind Leute mit entsprechender Tagesfreizeit, die wenig Respekt vor der Leistung anderer erkennen lassen. Letztendlich haben diese Egomanen nie laufen gelernt, wie auch, sie bekamen ja alles in den Hintern geschoben. Das, was sich jetzt abzeichnet, ist doch erst der Anfang. Wer mehr als 30 Jahre so konditioniert worden ist, ändert sein Verhalten nicht mehr. Die guten Worte kann man sich sparen, da kann man besser einen Groschen in die Parkuhr werfen und sich mit der unterhalten.


U.P.: Das klingt nicht unbedingt optimistisch. Woher nimmst Du dennoch die Kraft, immer weiter kreativ zu arbeiten?

S. B.: Das klingt in der Tat nicht optimistisch, aber es ist ein Problem, das ich wohl als solches sehe, das ich aber nicht lösen muss. Natürlich beschäftigt es mich. Es regt mich auch auf, wenn ich mit einem Forentroll zu tun habe, aber in den 20 Jahren, in denen der Menière als solcher nicht diagnostiziert war, galt ich als Simulant und konnte mir ganz andere Sprüche anhören. Damit will ich nicht sagen, dass ich abgestumpft bin. Nach einer solchen Zeit, die ja noch in der Folge in einen Burnout endete, sehe ich die Dinge eher abgeklärt, irgendwie differenzierter. Ich denke, es gab zwei Möglichkeiten: Entweder ich zerbreche daran, oder ich bade in Drachenblut. Wobei ich mich für letzteres entschieden habe. Entscheidend war für mich auch die Erkenntnis, dass ich mich auf der Machtebene aufgehalten habe. Deshalb fühlte ich mich ohnmächtig. Nun bin ich kein Machtmensch. Als mir diese Erkenntnis bewusst wurde, konnte ich mich auf die höhere Ebene begeben, die der Verantwortung. Für mein Wohl bin ich selbst verantwortlich. An Sport ist mir Gymnastik geblieben, da beginne ich schon morgens mit meinem Programm.
Rosenstolz trägt in »Ich bin ich« vor: »…Hab mein Gleichgewicht verlorn’ doch kann trotzdem g’rade stehn…«. Das trifft für mich auch zu. Diesen Status quo halte ich bei. Das geht nur durch Disziplin. Aber es verschafft mir Lebensqualität, daraus ziehe ich meine Kraft.

Kater »Söhnke«
U.P.: In Deiner Biografie heißt es: »Mit ihrem Hund, vier Katzen und 14 Goldfischen lebt sie irgendwo im Münsterland.« Eine Deiner Katzen, namens Äugelchen, hast Du sogar in Deinem Buch »hexenhausgeflüster: Ein modernes Märchen für Erwachsene« literarisch verarbeitet. Inspirieren Dich Deine Tiere?

S. B.: Liebe Ursula, Du kennst den Satz: Ein Hund hat ein Herrchen (Frauchen), eine Katze hat Personal! Nichts anderes bin ich für mein Katzengeschlunse. Die inspirieren mich nur bedingt, sie halten mich vielmehr auf Trab. Aber sie scheinen sich wohl bei mir zu fühlen, sonst würden sie weglaufen. Äugelchen hat natürlich, bedingt durch ihre Behinderung, eine Sonderstellung.

Sylvia B. in ihren geliebten
»Birkenstöckis«
Diese Vita hatte einen besonderen Grund. Sie ist in Verbindung mit dem Bild von mir zu sehen, das ich kurz beschreibe: Eine Frau steht mehr als lässig an eine Wand gelehnt, sie trägt eine Leggins, Schlabberpulli und Gesundheitslatschen. In der einen Hand ein Telefon am Ohr, in der anderen Hand eine Zigarette. Die Haare sehen aus, als hätte sie die Nacht mit den Zehen in der Steckdose verbracht. Seien wir ehrlich: Eine solche Darstellung geht gar nicht. Und um dem Klischee noch eins draufzusetzen, kommt der Text: Ein Hund, vier Katzen. Das dürfte an sich schon auf Schwierigkeiten hinweisen, aber vier Katzen und die Goldfische, das ist doch ein Unding. Das Bild beweist das Gegenteil: Es geht doch. Es ist möglich, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Das ist die Kunst dabei. Es gibt Kritiker, die sagen, dass es »Unmöglich« sei, ohne Punkt und Komma, nur klein geschrieben eine Publikation auf den Markt zu bringen. Die Kunst bestand für mich darin, auch dieses »Unmögliche« möglich zu machen. Eine gewisse Art der Leichtigkeit in alles zu bringen, was ich mache, war für mich nicht so einfach, bei all der Schwere, die eine solche Krankheit und ihre Folgen mit sich bringt. Mir kam da ein Schlüsselerlebnis zur Hilfe. Beruflich hatte ich in Grainau zu tun und es ergab sich, dass ich mich einer kleiner Gruppe anschloss, die in der Mittagspause per Taxi und Bahn und von dort auf das Zugspitzplatt aufmachte. Oben angekommen stand ich in Stöckeln und kurzem Italiener, habe gefroren wie ein Schneider, aber das gehörte dazu. Die Aussicht habe ich genossen und mir dabei überlegt, dass ich auch ohne große Mühe einen Gipfel erreicht habe. Auf dem Rückweg zum Hotel habe ich mir dann überlegt, dass es mir gelingen müsste, einen Weg zwischen beiden Extremen zu beschreiten.


 Der Tote
im Zwillbrocker Venn
 U.P.: Liebe Sylvia, das Unmögliche möglich zu machen scheint ein Leitmotiv Deines Lebens zu sein. Das Unerträgliche in eine künstlerische Form zu gießen, das ist der Weg eines geborenen Kriegers. Das ist Dir im Umgang mit Deiner Krankheit ebenso gelungen, wie in Deinen Büchern oder Deinen Bildern. In diesem Zusammenhang fallen mir auch die Illustrationen und Gedichte ein, die Du zu dem Krimi »Der Tote im Zwillbrocker Venn« von Tuna von Blumenstein geschaffen hast. Wird es eine weitere Zusammenarbeit mit Tuna von Blumenstein geben, einen weiteren Krimi vielleicht?

S.B.: Meine Beiträge in Tunas Krimi sind eine Mischung aus Lyrik und Prosa, Gedichte trifft es aus meiner Sicht nicht, aus meinem Verständnis sind es Texte. Für mich haben normalerweise Gedichte oder solche Texte in einem Krimi nichts zu suchen, es weckt Assoziationen in mir, die in die Richtung gehen »Italienisches Fernsehballett in den 60er Jahren« oder Filmschnulzen, in denen der schöne Held plötzlich das Singen beginnt. Somit wieder etwas, was selbst ich als »Unmöglich« bezeichnen würde. Nun gestaltet es sich in dem Krimi »Der Tote im Zwillbrocker Venn« für mich akzeptabel, denn die Texte sollten nicht als Deko fungieren. Sie sind Gedanken einer in sich zerrissenen Person, die eine wichtige Rolle in dem Krimi spielt. Ein Experiment, das ich als gelungen betrachte, das aber in dieser Form nicht in einem weiteren Krimi unterzubringen ist. Aber da ich für alles offen bin, werden sich vielleicht andere Möglichkeiten der Zusammenarbeit anbieten. Was ich weiß: Es ist ein weiterer Krimi in der Mache, zum Spätsommer dürfte es wieder spannend werden.

Sylvia B.
U.P.: Welches ist Dein größter Wunsch für die Zukunft?

Liebe Ursula, das mit den Wünschen ist so eine Sache, zumal ich weiß, dass ich nicht das bekomme, was ich mir wünsche, sondern das, was ich brauche. Und da ich auf meine täglichen Lachsalven angewiesen bin, mich nach Möglichkeit nur noch mit Menschen umgebe, mit denen ich auch lachen kann, weiß ich natürlich, dass mir das Team von »Ein Buch lesen!« noch lange erhalten bleibt. Aber wenn Du mich so eindringlich nach meinem größten Wunsch für die Zukunft fragst und ich Dir die Antwort nicht schuldig bleiben möchte, dann wünsche ich mir, Dich auf der Bühne zu erleben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Rest des Teams mit mir dann in der ersten Reihe sitzt.

U.P.: :-), Nun ja, mal sehen, was die Zukunft bringt. Aber wie auch immer: Wir bleiben ein Team! Liebe Sylvia, danke für dieses wundervolle Interview!

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Freitag, 22. April 2011

Der Euro – Eine Gefahr für die politische Stabilität Europas – Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Dass der Euro entgegen aller Beschwörungsformeln eine Währung ist, die auf tönernen Füßen steht, ist uns spätestens seit der Griechenlandkrise klar geworden. Da Irland und Portugal kurz darauf ins Straucheln gerieten und auch Spanien und Italien kräftig nachziehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis schließlich alle beteiligten Länder in den Abwärtssog des Finanzsystems gerissen werden.

Laut der Vereinbarungen zum neuen Euro-Rettungsschirm hat sich Deutschland verpflichtet, 22 Mrd. Euro als Bareinlagen, sowie 168 Mrd. Euro als Bürgschaften für europäische Pleitestaaten einzubringen. Da nur chronische Optimisten glauben werden, dass die Bürgschaften nicht irgendwann eingelöst werden, können wir also von einer Gesamtbelastung von 190 Mrd. Euro ausgehen, die durch den Rettungsschirm auf Deutschland zukommen werden. Und das wird nur der Anfang sein. Geraten weitere Länder ins Straucheln, steht der ein oder andere Nachschlag ins Haus, der sich zu der sowieso schon horrenden deutschen Staatsverschuldung addieren wird.

Wie lange dies so weitergehen wird? – Ganz klar: So lange, bis Deutschland selbst ein Fall für den Rettungsschirm ist. Ob dann noch Länder da sein werden, die für uns in die Bresche springen?

Die »Wahren Finnen« sind die Vorboten: Der Euro wird ganz Europa ins Wanken bringen
Die Wut der Menschen auf das Milliardengrab Euro wächst. Laut einer aktuellen Umfrage machen sich mindestens 60 % der Deutschen große bis sehr große Sorgen über die Folgekosten der Euro-Rettung.

Leider spiegelt sich diese ablehnende Haltung der Bevölkerungsmehrheit in keinem Programm einer etablierten Partei wider. Die Euro-Skepsis der Bürger gilt allenfalls als Stammtisch-Thema, der Mehrheitswille als Ausdruck von Kleinstaaterei oder bürgerlicher Begrenztheit. Volkes Wille zählt wenig angesichts globaler Visionen einzelner Politiker.

Nun ist es ein alter Hut, dass sich ein Thema, das die Menschen in solchem Umfang bewegt und betrifft, wie der Euro dies tut, nicht langfristig unterdrücken lässt. Es gärt im Volk. Niemand sieht ein, weshalb drei Milliarden für den dringend nötigen Ausbau des deutschen Stromnetzes ein Hindernis für den Atomausstieg darstellen sollten, wenn gleichzeitig andere Länder ohne mit der Wimper zu zucken mit 190 Mrd. deutschen Steuereuronen gesponsert werden können.

Nicht nur in Deutschland regen die Bürger sich auf. Eine gigantische Verfünffachung ihrer Stimmen hatte die rechtspopulistische Partei »Wahre Finnen« kürzlich zu verzeichnen. Offenbar sind sie die einzigen, die sich des ungeliebten Themas in Finnland offiziell annehmen. Was sie sonst noch so in ihrer chauvinistisch-nationalistischen Wundertüte mitbringen, danach fragen die Wähler im Eifer des Gefechtes nicht: Ausländerfeindlichkeit, Abtreibungsverbot, Verbot von Sex vor der Ehe, all diese Dinge stehen auf ihrem Programm. Das Verschweigen eines zu Recht kontroversen Themas durch die etablierten Parteien wird so zur Vorbereitung einer Rückwärtsrolle auf ganzer Linie.

Nur der Euro-Ausstieg wird Europa langfristig vor einer neuen rechten Diktatur bewahren
Die Leute wollen keine Milliardenbelastungen durch eine politische Währung, mit der sie sich nicht wirklich verwachsen fühlen. Gegen diese Tatsache helfen keine teuren PR-Aktionen, keine Beschwichtigungsversuche und kein Verschweigen unangenehmer Wahrheiten. Auch wenn das Thema Rettungsschirm von den herkömmlichen Medien mehr als weichgespült dargestellt wird: das Internet bringt alles ans Tageslicht. Beschönigung durch politisch-korrekte Medien hat keinen Sinn mehr.

Die etablierten Parteien und deren Abgeordnete sollten endlich das tun, was sie sich so hochtrabend auf die Fahnen geschrieben haben: das Volk vertreten und, gerade in solch existenziellen Fragen, den Mehrheitswillen achten. Ansonsten werden extremistische Parteien diese Chance sehr bald zu nutzen wissen und Europa ein böses Erwachen bescheren ...




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Sonntag, 17. April 2011

65 »Felsengrab und Felsenhöhle«

Teil 65 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Die Externsteine - Heidnisches Zeremonialzentrum
Foto: ©Walter-Jörg Langbein
Vor über dreißig Jahren händigte mir der damalige Wächter den Schlüssel zur Innenwelt der Externsteine aus. Quietschend öffnete sich damals jene Tür, die heute für Besucher ohne Sondergenehmigung verschlossen bleibt. Ich betrat das Innenleben der Externsteine: ineinander übergehende Kammern, in die kaum Licht eindringt, geben nach wie vor Rätsel auf.

Wann, von wem und zu welchem Zweck wurden diese geheimnisvollen Räumlichkeiten in den Stein getrieben? Wer hat sie zu welchem Zweck geschaffen? Waren es mittelalterliche Mönche? Oder übernahmen fromme Klosterbrüder nur, was unbekannte Vorgänger wann auch immer dem massiven Stein abgetrotzt haben?

Besonders interessant ist die »Kuppelgrotte«, die in der Literatur aber seltsamer Weise meist sträflich vernachlässigt wird. Man konnte sie ursprünglich durch einen heute verschlossenen schmalen Eingang betreten, der von einer »Petrusgestalt« bewacht wird. Manchmal wird aber eine eher neutrale Bezeichnung gewählt, nämlich »Wächter« (1). Die humanoide Gestalt ist – trotz geschützter Positionierung am Fels – bemerkenswert schlecht erhalten. Der Körper ist, so scheint es, vom Zahn der Zeit in ein Relief ohne echte Konturen verwandelt worden.

»Petrus« bewacht den Eingang
Foto: ©Walter-Jörg Langbein
Der Kopf erinnert stark an einen Totenschädel. Gewiss: Die Gestalt hält offenbar einen Schlüssel in der Hand, der aber könnte nachträglich gemeißelt worden sein. Auch weist ein solcher Schlüssel nicht zwangsläufig auf Petrus hin. Es könnte sich bei dem vermeintlichen »Petrus« auch um den Wächter eines Totenreiches gehandelt haben... vielleicht um einen Totengott am Eingang zur Unterwelt.

Passiert man nämlich den Wächter (was heute nicht mehr möglich ist, der Eingang bleibt verschlossen), so gelangt man in die Kuppelgrotte, in der vor Jahrtausenden gewaltige Feuer loderten. Wann aber wurde die wenige Quadratmeter große Grotte als Krematorium oder Opferstätte genutzt? Moderne wissenschaftliche Datierungen wiesen auf ein weit höheres Alter hin als bisher angenommen. Demnach loderten in der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends gewaltige Feuer in der kleinen Kammer. Damit ist aber nicht gesagt, dass sie nicht schon früher als »höllisches Inferno« genutzt wurde.

Die wissenschaftlichen Datierungen beweisen lediglich, dass vor rund 1500 Jahren Feuer mit sehr hohen Temperaturen brannten, die sehr wohl weitaus ältere Rußspuren aus vorchristlichen Zeiten gelöscht haben können!

Der Schlüssel des Wächters
Foto: ©Walter-Jörg Langbein
Der Forscher Ulrich Niedhorn (2) kommt zur Ansicht, dass im Inneren des ausgehöhlten Externsteins über einen langen Zeitraum hinweg Tote eingeäschert wurden. Zum Schluss seiner ausführlichen Arbeit »Neue Befunde in der Kuppelgrotte« (3) fasst er zusammen: »Zur Zeitstellung so einer Nutzung der Brennkammer ist zu sagen, dass sie keinesfalls in die christliche Epoche fallen kann. Der heidnische Brauch der Feuerbestattung ist von der katholischen Kirche bis vor kurzem nicht geduldet worden.«

Niedhorn, Ulrich NiedhornSollten also die Höhlenkammern im Inneren der Externsteine schon zu vorchristlichen Zeiten genutzt worden sein? Für mich stellen die Externsteine nach wie vor ein großes Geheimnis dar. Die Felsentürme haben mit Sicherheit schon Jahrtausende Menschen angelockt. Das relativ weiche Gestein der in die Senkrechte empor gepressten natürlichen Felstürme lud förmlich zur Schaffung einer Unterwelt im Inneren ein.

Wer mag das Heiligtum erstmals genutzt haben? Waren es Anhänger einer »heidnischen« Religion vom ewigen Kreislauf des Lebens auf unserem Planeten Erde? Nach mehr als dreißig Jahren intensiven Erforschens der Ursprünge religiösen Denkens bin ich zur Überzeugung gekommen, dass die Zeremonie der »heiligen Hochzeit« zu den wohl ältesten religiösen Riten überhaupt gehört.

Blick in die Kuppelkammer
Foto: ©Walter-Jörg Langbein
Worum ging es in diesen Kulten? Die Menschen glaubten, dass alles Leben immer wieder den gleichen Zeitzyklus durchläuft. Es wird geboren, es blüht auf, wächst heran, erreicht seinen Zenit, wird älter und stirbt schließlich. Dieses ewige Schema wurde auch in den Jahreszeiten erkannt: Der Frühling steht für die Geburt des Lebens, der Winter für den Tod. Im Winter hatten die Menschen Angst. Sie froren und hungerten. Würde es im Frühjahr wieder zu einer Neugeburt des Lebens kommen?

Rituell wurde der magische Zauber bemüht: Wenn die Himmelsgöttin mit dem Vertreter der Erde die heilige Hochzeit feierte... wenn der Gemahl der Königin starb, um dann von der Königin wieder aus dem Totenreich geholt zu werden.... dann würde auch die Natur wieder zu neuem Leben erweckt werden. Dann würde auf die Totenstarre des Winters (oder der Trockenzeit in anderen Breiten) die Wiedergeburt des Lebens im Frühjahr (oder der Regenzeit in anderen Gefilden) folgen.

Überlegen wir: In der »Brennkammer« wurden Tote kremiert, um ihnen die Auferstehung zu ermöglichen. An der Außenwand befindet sich das Kreuzabnahmerelief: zufällig? Oder sollte das christliche Motiv das heidnische überdecken?

Kreuzabnahme mit Tür zur Brennkammer
Foto: ©Walter-Jörg Langbein
Das »Krematorium« der Externsteine kann von außen (an »Petrus« vorbei) betreten werden. Vom Raum mit der rußgeschwärzten Kuppel gelangt man in den zentralen Raum im Externstein. Im Bild, vom Betrachter aus links: Der Eingang zur Kuppelgrotte. Rechts im Bild: Das Kreuzabnahmerelief, an der Außenwand zur Kuppelgrotte!
Gerade weil meine Überlegungen so fremdartig wirken müssen in unserer Welt, die noch vom christlichen Denken geprägt ist, möchte ich wiederholen: Waren die Externsteine einst ein vorchristliches Zentrum der »Heiligen Hochzeit«? Wurden in der Kuppelgrotte vornehme Verstorbene verbrannt, damit sie zur Zeit des nächsten »Frühlings des Lebens« wiedergeboren werden konnten?

Im zentralen Höhlenraum
Foto: ©Walter-Jörg Langbein
Wir müssen konstatieren: Wenn man die Externsteine mit »christlicher Brille« betrachtet, kann man sie auch nur christlich verstehen. Setzen wir versuchsweise auch einmal eine »heidnische« Brille auf!

Gewiss: Meine Überlegungen zu den Externsteinen als zentrale heidnische Kultstätte sind spekulativ... das sind aber alle Erörterungen über den mystisch-mysteriösen Ort im Teutoburger Wald! Grundlegende Fragen sind bis heute nicht beantwortet. Zum Beispiel: Wurde der Verbindungsgang vom zentralen Hauptraum in den Externsteinen zur Verbrennungskammer erst nachträglich aus dem Fels geschlagen, als das letzte große Feuer längst erloschen war? Wurde er von mittelalterlichen Mönchen geschaffen, die den Kuppelraum anschließen und nutzen wollten.... jetzt als spartanische Mönchszelle?

Unklar ist auch die Verwendung des seltsamen Felsengrabes, direkt am kleinen Teich am Fuße der Externstein gelegen. Es erinnert an die christliche Vorstellung vom Grab Jesu.

Entstand es in christlichen Zeiten als versuchte Nachbildung des Felsengrabes Christi? Gab es zu christlichen Zeiten so etwas wie Passionsspiele bei den Externsteinen: von der Kreuzigung bis zur Kreuzabnahme am Relief.... zur Bestattung des Leichnams des Gekreuzigten im Felsengrab... bis hin zur Beisetzung des Leichnams in der Felsenhöhle? Wurde der Besuch von Maria Magdalena am Grab Jesu in frommer Andacht nachgespielt, zu deren Entsetzen das Grab leer war? Maria Magdalena begegnete nach christlich-biblischem Bericht bekanntlich dem auferstandenen Jesus am leeren Grab!

Das mysteriöse Felsengrab
Foto: ©Walter-Jörg Langbein
Als Ort der realen Bestattung ist das Felsengrab denkbar ungeeignet... wohl aber für rituelle Bestattungen etwa bei Passionsspielen.

Die Externsteine im Teutoburger Wald haben bis heute ihre Geheimnisse gewahrt. Erklärungen sind stets Versuche und spekulativ. Was wirklich geschah.. wir wissen es nicht. Die mysteriöse Atmosphäre des rätselhaften Ortes lädt zu Gedankenspielen ein. Meine Überlegungen beanspruchen keineswegs DIE Wahrheit zu bieten, sollen lediglich zum eigenen Nachdenken anregen... ohne Scheuklappen!

Wenn ich etwas aus mehr als drei Jahrzehnten der Reisen zu den geheimnisvollsten Plätzen unseres Planeten gelernt habe, dann dies: Vor Ort erkennt man, dass in wissenschaftlichen Lehrbüchern nicht zwangsläufig DIE Wahrheit stehen muss! Leider lassen sich die Spuren der Vergangenheit an mysteriösen Stätten nie wirklich wie ein Buch lesen....

Fußnoten
1: Kestermann, Dieter: »3000 Jahre Externsteine«, Bochum 2001, S.12 ff.
2: ebenda, S. 65-80
3: ebenda, S. 77

Literaturempfehlungen
Buss, Winfried: »Ein Gang zu den Externsteinen«, Paderborn 1994
Hantl, Otto: »Urglaube und Externstein«, Oberursel, Essen, Tübingen 1998
Henze, Usch: »Osning – Die Externsteine/ Das verschollene Heiligtum
Deutschlands und die verlorenen Wurzeln europäischer Kultur«, Saarbrücken
2006
Kestermann, Dieter: »3000 Jahre Externsteine«, Bochum 2001
Koneckis, Ralf: »Geheimnis Externstein/ Ergebnisse neuer Forschung«,
Dortmund 1995
Matthes, Walther: »Corvey und die Externsteine/ Schicksal eines
vorchristlichen Heiligtums in karolingischer Zeit«, Stuttgart 1982
Tiggelkamp, Gerhard: »Die Externsteine im Teutoburger Wald«, Bad
Kreuznach (Eigenverlag), ohne Jahresangabe (ca. 1989)
.
Teil 66 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
»Das Geheimnis der Feuerräder«

von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 24.04.2011
.
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Freitag, 15. April 2011

»Ein Buch lesen! Privat« Heute: Rita Hajak

Liebe Leserinnen und Leser,

sicher haben Sie sich schon die Frage gestellt: »Was sind das eigentlich für Menschen bei »Ein Buch lesen!«? Wir möchten Ihnen in den nächsten Wochen einen Einblick in das private Leben der Schriftstellergemeinschaft geben.

Beginnen möchten wir mit Rita Hajak, die sich den neugierigen Fragen von Sylvia B. stellt.

Sylvia B.: Liebe Rita, es würde mich interessieren, was du neben dem Schreiben noch für Interessen hast.

Rita Hajak
Rita Hajak: Lesen! Denn auch Lesen kann Inspiration sein. Es ist für mich ebenso wichtig wie das Schreiben. Ich fotografiere gerne, hauptsächlich Tiere, Landschaften und Blumen. Mit meinem Mann wandere ich oft und ausgiebig, was unserem Mäxchen sehr entgegenkommt. Außerdem koche und backe ich mit Leidenschaft, und das wiederum, kommt meinen Kindern gelegen. Gemeinsam mit meinem Mann bin ich ein Motorsportfan der Formel 1. Zu vielen anderen Dingen fehlt mir leider die Zeit.

Sylvia B.: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Gab es dazu einen Anlass?

Rita Hajak: Bei mir hat es sich im Laufe vieler Jahre entwickelt. Bereits in der Schule gehörte ich zu den wenigen Begeisterten, die mit Vorliebe Aufsätze geschrieben haben oder Gedichte auswendig lernten. Später habe ich für meine Kinder Geschichten geschrieben. Nachdem meine Kinder in die Schule gingen und ich wieder berufstätig wurde, geriet die Schreiberei in den Hintergrund. Nachdem ich die letzten zehn Jahre mit meinem Mann auf der Insel Fehmarn verbracht hatte, sind dort zwei Bücher entstanden. Letztes Jahr zogen wir zurück nach Hessen in den Taunus. Und plötzlich kam die Idee einen Taunuskrimi zu schreiben, der auch im letzten Herbst erschienen ist.

Sylvia B.: Dein Krimi hat sich über Wochen in der Bestenliste gehalten, können deine Fans mit einem weiteren Krimi von dir rechnen?

Rita Hajak: Anfangs war es nur ein Versuch, mal etwas anderes zu schreiben. Dann hat es mir Spaß gemacht, mich im Krimimilieu zu bewegen. Mein Krimi »Mord im Hexenturm« hat eine enorme Resonanz gezeigt, die mich überraschte und natürlich auch erfreute. Deshalb habe ich mich entschlossen, einen weiteren Krimi zu schreiben, der wahrscheinlich im Spätsommer erscheinen wird. Im Allgemeinen schreibe ich über alles, was mich interessiert. Allerdings suche ich nicht danach, es muss mich finden.

Sylvia B.: Was sagt deine Familie dazu? Unterstützen sie dich bei deiner Arbeit?

Rita Hajak: Meine Kinder stehen längst auf eigenen Füßen und gehen ihren eigenen Weg. Sie finden gut was ich mache, zeigen aber weniger Interesse daran. Mein ältester Sohn hat sich jedoch bereit erklärt, das Manuskript des nächsten Krimis unter die Lupe zu nehmen. Mein Mann hingegen erteilt mir hin und wieder einen Rat, der sehr nützlich ist. Wenn ich an einem neuen Projekt schreibe, verlange ich ihm schon einiges an Toleranz ab, weil ich oft bis spät in die Nacht am Schreiben bin. Aber er akzeptiert es.

Sylvia B.: Woher beziehst du deine Inspiration?

Rita Hajak: Das ist unterschiedlich. Bei Spaziergängen mit meinem Hund klappt es ziemlich gut. Da werde ich nicht abgelenkt und kann meinen Gedanken nachhängen. Aber auch zuhause, wenn ich im Fernsehen ein Film anschaue, kann es passieren, dass ich aufspringe und schnell etwas in den PC tippe, was mir plötzlich den Sinn kommt. Ideen und Anregungen finden sich überall. Das kann genauso gut im Supermarkt, beim Bäcker oder beim Friseur sein. Und wie schon erwähnt, auch beim Lesen.

Sylvia B.: Zu deinem Hund Max gibt es eine besondere Geschichte, möchtest du sie unseren Leserinnen und Lesern kurz erzählen?

Rita Hajak mit Max
Rita Hajak: Es war Zufall, dass ich dieses kleine süße Gesichtchen im Internet entdeckt hatte und mich sofort in ihn verliebte. Von seinem übrigen Körper war nicht viel zu sehen. Ich konnte meinen Mann überreden 600 km weit zu fahren, um dieses Tierchen von einer Pflegestelle über »Tiere suchen ein Zuhause« abzuholen. Das war kurz vor Weihnachten vor sechs Jahren. Die Straßen waren dick verschneit, und die Fahrt ziemlich mühsam. Als ich den Kleinen zum ersten Mal im Arm hielt, war ich versöhnt. Er hatte so viel Schlimmes in seinen jungen Leben mitgemacht, war fast verhungert gefunden worden. Sein Fell war eine einzige Katastrophe, stellenweise gar nicht vorhanden. Die Pflegerin erzählte uns von der strapaziösen Fahrt von Polen nach Deutschland, wo sie außer diesem Kleinen noch andere Hunde gerettet hatte. Für mich stand fest: den gebe ich nicht mehr her. Nun mussten wir den weiten Weg wieder zurückfahren und kamen spät am Abend zuhause an. Für Mäxchen, wie ich ihn nannte, war alles vorbereitet. Anfangs war er sehr verängstigt, doch im Laufe der Zeit wurde er immer zutraulicher und hat sich zu einem tollen, fröhlichen Hund entwickelt. 

Sylvia B.: Wo arbeitest du am liebsten?

Rita Hajak: Da ich direkt in den PC schreibe, natürlich in meinem kleinen Büro, am Schreibtisch. Ich mag es nicht, auf Papier vorzuschreiben, und einen Wust von Notizzettel herumliegen zu haben. Die Ideen sind in meinem Kopf und bleiben da so lange, bis ich sie in die Tasten haue.


Sylvia B.: Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Rita Hajak
Rita Hajak: Lach … Einfach! Ich mag nicht so viel Herumliegen haben, sondern nur das, was ich wirklich brauche. Zu viele Dinge lenken mich ab. Ein paar Bücher, die ich zum Schreiben benötige, eine Tasse Kaffee, die ich drei Mal am Tag brauche und meine Muse, Hundchen Max, der garantiert neben mir liegt, wenn ich am Schreibtisch sitze. Und was noch wichtig ist: der Blick nach draußen. Von meinem Platz aus kann ich durch das Fenster schauen und habe einen schönen Blick, der mich ebenfalls inspiriert und manchmal ein wenig träumen lässt.


Sylvia B.: Welche Ziele hast du dir für deine Arbeit als Autorin gesteckt?

Rita Hajak: Festgesteckte Ziele habe ich keine. Ich bin in einem Alter, wo ich frei und spontan meine Entscheidungen treffen kann. Deshalb werde ich den begonnenen Krimi aus der Region fertig schreiben. Was danach kommt? Ich werde warten, bis mich die Muse küsst, und dann weiterschreiben.


Sylvia B.: Wenn du einen Wunsch freihättest, was würdest du dir wünschen.

Rita Hajak: Ich äußere selten Wünsche und für mich schon gar nicht. Aber spontan würde ich sagen: Die Umwelt, unsere Natur ist das Wichtigste, was der Mensch braucht. Deshalb sollte alles was sie zerstören kann abgeschafft werden. Denn es ist zum größten Teil der Mensch, der verantwortlich ist, für das Sterben unseres Planeten. In seiner Hand liegt es eine Umkehr zu erwirken, wenn es nicht schon zu spät dafür ist. Aber wie sagt man so schön: »Es ist nie zu spät und selten zu früh«, also packen wir es an!

Liebe Rita, deinen letzten Sätzen kann ich mich nur anschließen und wünsche mir weiterhin eine kreative Zeit mit dir.

Sylvia B.


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