Heute möchte ich ein besonders schönes, sehr gelungenes Buch vorstellen, das Drinks, Stories und hübsche Illustrationen enthält. Dabei handelt es sich um Schumann`s Barbuch, das bereits 1984 erschienen ist und mir in der 20. Auflage, gedruckt im Jahre 2008, vorliegt.
Die Autoren, die im Buch mit kurzweiligen Barbetrachtungen aufwarten, sind: Luis Bunel, Gregor von Rezzori, Michael Krüger, Jean Svensson, Charles Bukowski, Joachim Kaiser, Peter Hamm, Raymond Chandler, Hans Herbst, Wolfgang Ebert, Marianne Schmidt, Wolf Wondratschek, Heinz van Nouhuys, Franz Spelmann, Ernest Hemingway, Johannes Leismüller, Raoul Hoffmann und René Kraft.
Dass Bukowski, Hemingway und von Rezzori große Barliebhaber waren, ist mir vor der Lektüre dieses Buches bereits bekannt gewesen. Die diesbezüglichen Vorlieben aller anderen Autoren, sind für mich - sieht man einmal von Wondratschek ab, bei ihm habe ich es vermutet- Neuland.
Wolf Wondratschek hält in seiner feinen, poetischen Art im Rahmen seines kleinen Textes "Für Walter- Bar Kellner im Schumann`s München" Sätze wie folgenden fest: "In dieser Bar ist Sentimentalität die letzte Stufe zum Irrsinn."
Wo befindet sich diese Bar? Wer ist ihr Besitzer? Die Bar befindet sich, Wontratschek hat es schon verraten, in München. Der Besitzer ist Charles Schumann, der legendäre Barmann, dem der sehr attraktiven und betont eloquenten Schweizer Literaturkritiker Peter Hamm nachstehendes Gedicht widmete:
Nirgends kommt
der Morgen
rascher.
Da ist er schon.
Charles legt
Carlos Gardel auf
für mich
und für Niemand,
meine ständige Begleitung.
Das letzte Glas
führt auch
zu nichts.
Aber heute
erhebe ich es
auf die Bar.
Peter Hamm
für Charles.
(siehe S. 75)
Sehr gut gefallen haben mir Gregor von Rezzoris Betrachtungen zum Aperitif und amüsiert haben mich Michael Krügers "10 Ratschläge für Voyeure". Ratschlag 6: "Laß dich auf keinen Fall in Gespräche verwickeln, sie sind grundsätzlich weniger interessant als die Ergebnisse seiner Augenforschung" (Zitat S. 51). Kommunikative Menschen können mit einem solchem Ratschlag natürlich wenig anfangen. Wozu unter Menschen gehen, wenn man mit ihnen nicht spricht? Der Voyeur bleibt immer in seiner eigenen Welt gefangen. Das machen Krügers ironische Ratschläge unmissverständlich deutlich.
Charles Schumann informiert, was zu einer guten Barausstattung gehört, nennt die wichtigsten Alhoholika, die er wie folgt untergliedert: Bitteres und anishaltige Spirituosen; Liköre; Spirituosen; Edelobstbrände; Klare; Whiskies; Rum; Sekt, Champagner, Wein und listet alle Säfte, Sirups, Wasser, Limonaden, Obst und Gewürze auf, die ebenso zur Barausstattung gehören wie spezielle Gläser, Shaker, Strainer, Messgläser, Rührgläser, Barlöffel, Strohhalme, Eisbehälter, Eiszangen, Eisschaufeln, Barmesser, Korkenzieher, Barzangen, Flaschenöffner, Champagnerflaschenverschlüsse, Cocktailspieße, Muskatreiben und Schneidebretter.
Man erfährt einige wichtige Bar-Grundregeln, so etwa: "Mixgetränke müssen immer eiskalt sein. Lauwarme Drinks schmecken fad, sie sollten deshalb nicht zu lange stehen."(Zitat: S. 34)
Schumann erklärt in seiner kleinen Cocktailrunde, woraus Cocktails generell bestehen, wartet mit sehr guten Rezepten für Aperitifs, Digestifs, Brandy-Drinks, Champagner-Drinks, Gin-Drinks, Rum- und Karibik-Drinks, Tequlia-Drinks, Wodka-Drinks, Whisky-Drinks, Hot Drinks und für alkoholfreie Drinks auf. Die Rezepte sind gut erklärt und mit etwas Übung gelangt man auch zu akzeptablen, vorzeigbaren Ergebnissen.
Mein Lieblings Champagner Drink ist der "Bellini", das Hausgetränk der Harry´s Bar in Venedig.
Charles Schumann präsentiert seine Variation des Rezeptes:
weiße Pfirsiche
Apricot Brandy
Champagner
(in Venedig nimmt man Pro secco)
Pfirsiche schälen, in Stücke schneiden, pürieren, etwas Apricot Brandy zugeben, in Champagnerkelch füllen und langsam mit Champagner auffüllen, (siehe S. 81).
Teil 28 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Aus der Ferne betrachtet macht der legendäre Nemrud Dag keinen besonders einladenden Eindruck. Er wirkt vielmehr wie ein Berg von vielen in einer unwirtlichen Landschaft.. in einer steinernen Wüste, die ganz und gar nicht zu einem Besuch auffordert. Das graugraue Szenario könnte ohne Probleme als Kulisse für einen morbiden Film über eine lebensfeindliche Hölle auf Erden dienen. Genauso könnte man hier einen Science-Fiction-Film über den Besuch auf einem fernen Planeten drehen.
Bald haben wir den Nemrud Dag erreicht, versichert unser Guide. Er deutet mit der Hand auf einen Berggipfel, der sein graues Haupt in den blauen Himmel reckt. Erst bei genauerem Hinsehen erkenne ich eine seltsame Besonderheit: Der Gipfel des Berges ist irgendwie »anders«. Und in der Tat: Der Gipfel des Nemrud Dag ist nicht natürlich, sondern künstlich, auch wenn er aus der Ferne betrachtet recht natürlich wirkt! Den Erbauern ist es gelungen, einen künstlichen Berg auf einen »natürlichen« zu setzen.
Im Bergmassiv des Eski Kahta ließ der stolze Herrscher Antiochus I. die Gräber seiner Ahnen restaurieren. Mysteriös mutet die Botschaft an, die er von Steinmetzen verewigen ließ: »Der große König, Gott, der Gerechte, dem der Götter Entscheidung seine Geltung verlieh, hat im ewigen Gedenken ein unerschütterliches Gesetz der Zeit hinterlassen, indem er einem unantastbaren Monument unsterbliche Botschaften anvertraute.«
Mit dem »großen König«, der zugleich auch »Gott« war, kann sich Antiochus nur selbst gemeint haben. Was aber war mit dem »unantastbaren Monument« zu verstehen? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kennen wir dieses Denkmal. Es dürfte das Ensemble auf der Spitze des Nemrud-Berges gemeint sein. Das Monument auf dem Nemrud Berg war als gigantisches Grabmal für den selbstbewussten König gedacht, bestehend aus einer künstlichen Schotterpyramide, gewaltigen steinernen Thronen mit Göttern darauf und steinernen Reliefs.
Woher stammt das Material, das zur künstlichen Schotterpyramide aufgetürmt wurde? Hat man es aus tieferen Regionen des Berges an die Spitze geschafft? Nein, die Baumeister wählten einen anderen Weg: Sie kappten den Nemrudberg. Sie planierten sozusagen den Gipfel. Man schätzt, dass gewaltige Massen, nämlich bis zu 200.000 Kubikmeter Felsgestein abgetragen, zertrümmert und dann wieder in Gestalt einer Schotterpyramide wieder aufgetürmt wurden. So entstand auf dem künstlichen Plateau hoch oben auf dem Nemrud Dag eine Schotterpyramide mit einem Durchmesser von 150 Metern! Heute ist sie noch fünfzig Meter hoch. Ihr Durchmesser dürfte ursprünglich etwas kleiner, die Höhe kann um einiges größer gewesen sein.
Erdbeben haben dazu beigetragen, dass die Pyramide oben abflachte, die einstige Spitze rutschte wohl im Verlauf der Jahrhunderte nach und nach in alle vier Himmelsrichtungen nach unten. Auch heute noch ersteigen Touristen den künstlichen Berg, obwohl das strengstens verboten ist. Sie treten Steine los, die nach unten rollen.
Eine Inschrift vor Ort verkündet stolz, welche Absicht Antiochus verfolgt hat. Ich, der göttliche König, so spricht der Herrscher in der ersten Person, habe dieses Heiligtum erbauen lassen, »damit dort die äußere Hülle meines bis in das hohe Alter wohlerhaltenen Leibes bis in alle Ewigkeiten ruhen soll, nachdem die gottgeliebte Seele zu den himmlischen Thronen des Zeus emporgestiegen ist«.
Antiochus, der – wie übrigens fast zur gleichen Zeit auch Jesus – den Beinamen »Soter« (Retter, Heiland) trug, scheint an ein leibliches Weiterleben nach dem Tode geglaubt zu haben. Mit seinem Dahinscheiden stieg seine Seele in den Himmel, sein irdischer Leib sollte bis in alle Ewigkeiten erhalten werden. Würden dereinst nach Antiochus Glauben, Seele und Leib wieder miteinander vereint.. zu neuem Leben erwachen?
Als Erfinder der klassischen Pyramide gilt Djoser. Sein Grabmonument entstand um 2650 v.Chr. Solche Pyramiden hatten einen großen Nachteil: So wuchtig sie auch gebaut sein mochten, sie waren alles andere als sicher.Die raffinierten Todesfallen, wie wir sie aus Filmen in der Art von »Indiana Jones« kennen, gibt es in der Realität nicht. Alle Pyramiden Ägyptens wurden längst von Grabräubern »geknackt«. Weil sie – anders als die Pyramide des Antiochos – massiv und fest gebaut waren, boten sie den bestatteten Pharaonen keinen sicheren Schutz. Findige Grabräuber fanden in Ägypten immer den Gang zum Grab im Inneren und plünderten die letzten Ruhestätten.
Ohne Zweifel wirken die ägyptischen Pyramiden weitaus imposanter, ja majestätischer als die das Antiochus auf dem Nemrud Berg. Doch während die stolzen Pyramiden am Nil längst geplündert worden sind, entzog sich Antiochus bislang sowohl Grabräubern als auch Archäologen. Aus Sicht von Herrscher Antiochus dürfte der Unterschied zwischen Grabräubern und Archäologen nicht einmal nur marginal sein: beide störten auf unliebsame Weise die Totenruhe. Die Vorstellung, vielleicht einmal als Mumie in der Vitrine eines Museums zu landen, dürfte keinem Herrscher aus uralten Zeiten lieb gewesen sein! Als Mumie Grabräubern oder Wissenschaftlern in die Hände zu fallen.... zwischen diesen beiden Schicksalen dürfte es für Pharaonen oder Antiochus kaum eine echte Präferenz gegeben haben!
Eine Pyramide aus Stein ist denkbar einfach zu »knacken«: Man muss »nur« den Eingang des Ganges zum Grab finden. Dabei kann man mit brachialer Gewalt vorgehen, etwa wie ein Bergmann einen Tunnel in den Leib einer Pyramide treiben. Oder man schlägt systematisch die äußere Steinschicht ab. Das aber ist bei einer Schotterpyramide nicht möglich. Gräbt man sie an... rutschen sogleich Steine nach und verschließen wieder, was man eben geöffnet hat. So haben bis heute weder Grabräuber noch Archäologen die Grabstätte des Antiochus entdecken können.
Eine Reise zur Pyramide des Antiochus lohnt sich auf alle Fälle. Meine Empfehlung: Besichtigen Sie zunächst Malatya, die Hauptsadt der anatolischen Provinz gleichen Namens in der Amik-Ebene. Hier siedelten einst die Hethiter. Der Name Malatya geht auf das hethitische »melid«, zu Deutsch Honig zurück.
Von Malatya geht es hoch in die Berge. Nach rund 100 Kilometern erreichen Sie Ihr Etappenziel: Im Dorf Eski Kahta finden Sie Unterkunft. Hier können Sie übernachten, um morgens oder mittags mit geländegängigem Fahrzeug – möglichst einem Jeep – zum Nemrud Dag zu fahren. Nehmen Sie sich Zeit, um die Atmosphäre auf dem Götterberg zu genießen. Im Schatten der Kolossalköpfe können sie darüber nachdenken, welche Schätze wohl nur wenige Meter von Ihnen entfernt im Inneren der Nemrud-Pyramide ruhen mögen.
Indes: Wen uralte Flüche ängstigen, der sollte auf einen Besuch des Nemrud-Gipfels verzichten. Warnte doch Antiochos eventuelle Besucher auf einer Inschrift – Prof. Dr. Ülgür Gökovali machte mich darauf aufmerksam – nachdrücklich: »Wenn du diesen Ort versehentlich entweiht hast, so geh’ schnell von hinnen! Begib dich in die Einsamkeit! Dort machst du den Frevel ungeschehen! Bist du aber mit Absicht gekommen, so wirst du nimmermehr glücklich sein!«
Was steckt in der Pyramide des Antiochos? Werden wir das je erfahren? Sollen wir eine Antwort auf diese Frage suchen... oder Antiochos in Frieden ungestört ruhen lassen? Fragen über Fragen... Als ich die Statuen auf dem Nemrud Berg verließ, dachte ich bei mir: Ach, könnte ich doch euere Gesichter wie ein Buch lesen... Die Statuen aber, sie behielten ihr geheimnisvolles Wissen für sich.
»Das Geheimnis der unterirdischen Städte«,
Teil 29 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 1. August 2010 .
Sichtlich beschwingt öffnete Heinzwilli Prollmann dem Reporter die Tür.
„Komm rein, wenn du nicht zu blöd bist, die Tür hinter dir zu schließen.“
Heinzwilli schoss schon wieder um die Ecke in die Küche.
„Ich koche gerade meine vorzügliche Kaninchenköttelsuppe für meine Untertanen und die sogenannte Jury.“
Der Reporter schloss sorgfältig die Tür hinter sich und folgte Heinzwilli in die Küche, während er eifrig Block und Stift aus der Jackentasche zerrte.
„Oh, Sie haben Untertanen?“, fragte er interessiert und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um.
„Ja natürlich, oder wie würden Sie den Sauhaufen von Löffelschleuderern nennen, dem ich seit Jahren vergeblich versuche zu erklären, wie man eine anständige Kaninchenköttelsuppe kocht?“
„Ööh, ja, achso …äh, kann ich mein Aufnahmegerät hierher stellen?“, er schob einige Bierdosen auf dem Küchentisch zur Seite und sah Heinzwilli fragend an.
„Das ist doch wieder typisch, kommt hier rein, stellt ne Menge dummer Fragen und hat es nicht mal nötig sich vorzustellen!“ Heinzwilli schlug kurz aber heftig mit der Suppenkelle auf den frei gewordenen Platz auf dem Küchentisch.
Der Reporter zuckte zusammen. „Entschuldigung, ich dachte, die Redaktion hätte Bescheid…“
„Die Redaktion? Bist du nicht in der Lage, deinen eigenen Namen auszusprechen?“, fauchte Heinzwilli, schob mit dem Unterarm weitere Dosen zur Seite und ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen.
„Setz dich hin!“
„Also, Herr Prollmann, ich heiße Reißwolf, Heribert Reißwolf, das ist aber purer Zufall, hahaha, meine Artikel schreibe ich immer sehr fair, machen Sie sich keine Sorgen.“
Heinzwilli griff mit einer Hand unter den Tisch, ohne seinen Blick von Herrn Reißwolf abzuwenden, holte eine Flasche Schnaps hervor, öffnete sie und schenkte zwei Wassergläser voll.
„Fair?“, blökte er. „Junger Mann wissen Sie überhaupt, wie man das Wort schreibt?“
Ein gefülltes Glas schob er mit Schwung über den Tisch, sodass ein Teil seines Inhalts herausschwappte.
„Trinken Sie!“
„Vielen Dank, aber ich trinke während der Arbeit keinen Alkohol. Vielleicht könnten wir jetzt einfach mit dem Interview beginnen?“
„Woher soll ich wissen, ob sie das können?“
„Gut, Herr Willi…, ääh Herr Prollmann , kommen wir zur ersten Frage. Seit 15 Jahren sind Sie stellv. Vorsitzender des Kaninchenköttelsuppenvereins und stehen mit Rat und Tat zur Seite, weshalb hat man Sie Jahr um Jahr bei der Wahl zum 1. Vorsitzenden übergangen?“
Heinzwilli griff zu seinem Glas und schüttete die Hälfte des Inhalts in seine Kehle.
„Vielleicht ist es einfach so, dass ich mich nicht um dieses Amt beworben habe? Glauben Sie im ernst, ich würde mir das antun? Vorsitzender eines Vereins arbeitsscheuer Kaninchenköttelsammler zu sein? Von denen ist doch einer fauler als der andere!“
„Höre ich aus dieser Aussage heraus, dass Sie keine sehr hohe Meinung von Ihren Vereinsmitgliedern haben oder vermissen Sie einfach ein wenig Eigenengagement?“
Heinzwilli kippte noch einen Schluck in sich hinein und knallte das Glas abrupt auf die Tischplatte.
„Eigengema … Eigengange…. Scheiße, du meinst, die sollen mal selber was auf die Beine stellen? Hahaha, dass ich nicht lache.“ Sein Ellbogen flutschte über die Tischkante und Heinzwilli sackte halb unter den Tisch, zog den Arm aber gleich wieder hoch und legte sicherheitshalber beide Arme angewinkelt auf den Tisch.
„Pass mal auf, du kleiner Möchtegernschmierfink“, raunte er, „Wer sich im Verein engagieren will, kann das jederzeit tun. Eigene Arbeit ist allerdings das, was die Köttelsammler so ziemlich am meisten fürchten Wir hatten natürlich Mitglieder, die mit Vorschlägen kamen. Da sie aber nicht von mir waren, habe ich sie erfolgreich abgewatscht. Mit anderen Worten: Lauter Eintagsfliegen mit Lippenbekenntnissen.“
Reißwolf schaute angestrengt auf seinen Block, während er jedes Wort notierte. Die Fahne von Heinzwilli verursachte ihm Übelkeit und eigentlich wollte er schnellsten wieder das Haus verlassen.
„Herr Prollmann, ihre Kaninchenköttelsuppe ist gefürchtet bei der Jury, und einen Preis haben Sie in den letzten Jahren auch nicht mit ihr erreichen können. Haben Sie für dieses Jahr die Rezeptur verändert?“
Heinzwilli kippte sich den restlichen Schnaps aus dem Glas in den Hals und lehnte sich zurück an die Stuhllehne.
„Meine Köttelsuppe koche ich nach alter Tradition die ich mir selbst ausgedacht habe, und jede Veränderung wäre ein unverzeihlicher Stilbruch, den nur einer begehen würde, der weder von Suppen noch von Kaninchenkötteln eine Ahnung hat. Letzes Jahr erst hab ich eine Suppe probiert, die alles wild durcheinander enthielt, vermutlich nur keine Kaninchenköddel. Für diese Modescheiße ist mir meine Zeit einfach zu schade.“
„Herr Prollmann , Sie plädieren immer wieder dafür, dass der Nachwuchs sich mehr anstrengen soll, wie sehen Sie die Chancen der diesjährigen Köttelsuppenkandidaten?“
Heinzwilli hatte mittlerweile einige Probleme die Augen geöffnet zu halten und den Fragen zu folgen. Auch seine Zunge tat sich schwer, die Worte verständlich zu formulieren.
„Blösinn …“ lallte er, „kompledder Unwug, sich in’n Wettbewerb zu begem, solange man ein unbekannter Subbenkoch is ... den kann man nur verlieren, vor allm solange ich da mitmische. Die sollen sich erst mal’n Namen machen, vielleicht können se dann mal …“
„Sie meinen, ein Wettbewerb ist nur etwas für berühmte Kaninchenköttelsuppenköche? Ich dachte immer, Wettbewerbe sind dazu da, sich einen Namen zu machen?
„Quatsch, alles Quatsch. Entweder man kann’s oder man kann’s nich.“
Heinzwilli kniff ein Auge zu, visierte die Schnapsflasche an und griff zu.
„Wozu die Umstände“, murmelte er „… ich tringjasonsauchausepulle.“ Er nahm einen kräftigen Schluck.
„Wenn die Möchgernsubbenpanscher mit neuen Rezepten kommen, heißt das nix anners, als dass ich nicht mehr erwünscht bin! Schreib das auf Mann!“
Reißwolf gehorchte und ahnte, dass sich das Interview frühzeitig dem Ende zuneigte. Nicht, weil er keine Fragen mehr hatte, doch er bekam zunehmend Verständnisprobleme mit Heinzwillis Aussprache. Da würde ihm vermutlich auch die Bandaufnahme nicht helfen.
„Offensichtlich haben andere aber mit ihren Rezepten Erfolg, wie erklären Sie sich das und haben Sie damit ein Problem?“
„Erfolg? Was ist das? Erfolg ist doch nicht, wenn man einen goldenen Hasenköttel nach Hause tragen kann!“ Heinzwilli raffte sich wieder zusammen und schenkte sein Glas bis zum Rand voll.
„Du scheinst auch so ein Spinner zu sein. Aber wenn du es nicht verstehen willst, ist das dein Problem. Wer mein Rezept missachtet, hat schlicht keinen Erfolg mit seiner selbstgebastelten Suppe, auch dann nicht, wenn tausend andere die Suppe anschließend –hicks – in den Himmel jubeln, geht das nicht in deine engstirnige Birne? Hicks.“
Er schenkte sein Glas wieder voll, leerte es in einem Zug und warf es anschließend über die Schulter in Richtung Herd. Es zerschellte am Suppentopf.
„Oh, meinsubbe… fasvergessen, müssen noch paar Köddel rein.“
Heinzwilli zog sich an der Tischkante hoch, kam zum Stehen und pendelte sich ein Weilchen aus. Dann wankte er zum Herd. Als er mit dem Rücken zu Reißwolf stand, nutzte dieser die Gelegenheit, um sich leise aus dem Staub zu machen.
Heinzwilli stand am Herd und glotzte in den Suppentopf. Was war los mit der Suppe? Sie sah eher aus wie ein Eintopf! Die Menge im Topf reichte höchstens noch für zwei Teller! Damit brauchte er gar nicht auftischen. Und überhaupt, wusste eh keiner seine Köttelsuppe wirklich zu würdigen. Er überlegte, wie er aus der Nummer rauskommen konnte und durchdachte eine kleine Ansprache:
„Liebe Untertanen,“ würde er seine Rede beginnen, „bei der Zubereitung habe ich heute Dutzende von Fehlern gemacht, weil mich der Schmierfink Reißwolf absichtlich denunzieren wollte. Fehler sind unverzeihbar, außer wenn ich sich mache. Damit aber niemand auf meine Suppe verzichten muss, verkaufe ich gern das Rezept. Weitere Zubereitungstipps gibt’s aber nur gegen Cash.“
„Der ganze Verein is Scheiße, und weil ich mich in Scheiße am Wohlsten fühl, bleib ich hier der Fachmann für Scheiße! Sollen die Kaninchenköttelsuppenkocher doch Erfolg haben, mir doch egal, ich werd mich damit nicht zufrieden geben. Auch wenn ich meine Suppe allein essen muss, Hauptsache ich weiß, was gut ist! Jawoll!“
Heinzwilli nahm den Topf vom Herd, setzte ihn an die Lippen, um wenigstens herauszufinden, auf welche Köstlichkeit, die Minus-IQ-Menschen in seinem Verein heute verzichten mussten. Wo war eigentlich der Schmierfink geblieben? Na egal, Hauptsache, er hatte die Flasche nicht mitgehen lassen.
Nein, sie stand noch auf dem Tisch, den kleinen Rest wollte Heinzwilli nicht umkommen lassen, taumelte zwei Schritte, griff zweimal daneben, erwischte sie dann doch und leerte sie aus.
„QUALITÄÄÄÄÄÄT“ brüllte er, „das bin IIIICHH! – Ihr seid nur zu BLÖÖÖD, das zu erkennen!“
„JUUURYYY? SCHIEDSRICHTER??? Was ist denn das? Doch nicht die, die ehrenamtlich für einen freundlichen Umgangston sorgen und jede Scheißsuppe mit „Sehr Gut“ bewerten, nur meine nicht??? Was „Sehr Gut“ ist, bestimme IIIIHIIICH!“
Ihm wurde kotzübel und sein Gebrüll ging in einen eigenartigen nuscheligen Singsang über. Langsam tastend, bewegte er sich in Richtung Klotür. Die Suppe hatte kein Bedürfnis sich noch länger in ihm aufzuhalten. Heinzwilli öffnete die Klotür, sackte vor der Keramik zusammen und entließ unter Krämpfen die mühsam angesammelten Flüssigkeiten. Es nahm kein Ende. Heinzwillis Kräfte verließen ihn langsam, als ihm eine geniale Idee kam! Wenn er nicht mehr die Kraft hatte, vor der Keramik zu hocken, dann musste die Keramik irgendwie mit zu ihm ins Bett.
Heinzwilli verspürte Stolz in sich aufkommen. Genau das ist das Problem aller anderen. Einfache Dinge konnten sie regeln, aber wenn es tiefer gehen musste, um ein neues Problem zu lösen, dann braucht es nun einmal Fachleute wie ihn.
Natürlich! Er wunderte sich, dass er darauf nicht längst gekommen war. Mit Mühe erhob er sich, sammelte noch einmal die letzten Kräfte, griff nach der Klobrille und riss unter gewaltigem Gebrüll die Brille samt Deckel von der Schüssel.
„Na also, geht doch“ lallte er stolz wie Oskar, klemmte sich die Brille unter den Arm und tastete sich ins Schlafzimmer.
So gegen Mittag öffnete Heinzwilli am nächsten Tag die Augen. Irgendwas drückte ihm gegen den Hals. Seine Hände tasteten nach dem Etwas und dann fiel es ihm ein: Die Klobrille! Er hatte die Klobrille um den Hals! Vorsichtig richtete er sich auf und öffnete ein Auge. Er hatte tatsächlich Gebrauch gemacht von seiner genialen Idee und wie es aussah, hatte sie funktioniert.
Dann sah er Else. Else rauschte mit einem Koffer in der Hand an ihm vorbei, riss den Kleiderschrank auf und stopfte ihre Klamotten in den Koffer. Dann rauschte sie wieder an ihm vorbei, knallte die Tür zu und war verschwunden.
Heinzwilli ließ sich mitsamt seiner Halskrause zurück in die Kissen fallen. Else war auch einfach zu blöd, um die Genialität seiner nächtlichen Aktion zu erkennen. Er zog sich die saubere Ecke der Bettdecke über den Kopf und schlief sofort wieder ein.
Am nächsten Tag sah man Heinzwilli im Baumarkt an der Kasse stehen. Die neue Klobrille unter dem Arm. Nicht, dass er von seiner nächtlichen Aktion nicht mehr überzeugt gewesen wäre. Auf keinen Fall!
Er hatte sich einen weiteren genialen Plan überlegt. Logisch nachgedacht sozusagen, seine Spezialität. Else war wieder mal gegangen, dieses Mal allerdings mit Koffern und Kindern. Er brachte diesen Umstand in Zusammenhang mit dem Abgang der Klobrille. Vielleicht käme sie zurück, wenn sie nicht mehr auf der kalten Keramik sitzen müsste. Eine wirklich freundliche Geste von Heinzwilli, die ihm wohl niemand zugetraut hätte.
Gehören auch Sie zu jener Sorte von Menschen, die sich auf jedes verfügbare Horoskop stürzen? Sind Sie auch der Meinung, dass Horoskope Ihnen den Weg weisen können? Davon sollten Sie sich nicht verführen lassen.
Viele Menschen sind fasziniert von den leuchtenden Himmelskörpern und messen ihnen eine besondere Bedeutung bei. Die Sternendeutung (Astrologie) wurde schon vor vielen tausend Jahren ausgeübt und als Kunst angesehen. Man ging davon aus, dass die Stellung von Sonne, Mond und den Planeten bei der Geburt eines Menschen bestimmte Voraussagen deuten, wie bestimmte Stationen des Lebens ablaufen könnten. Aus diesem Grund werden Horoskope erstellet, die eine beträchtliche Anzahl Menschen regelmäßig lesen und sich davon beeinflussen lassen. Die im Altertum angenommene These, dass die Lichtwirkung der Planeten auf den Menschen bestimmte Auswirkungen haben, konnte nicht bestätigt werden.
Erde, Luft, Wasser und Feuer sind in der Astrologie wichtige Bestandteile, die den jeweiligen Sternzeichen zugeordnet werden. Während Stier, Jungfrau und Steinbock zu den Erdzeichen gehören, werden Wassermann, Waage und Zwilling dem Element Luft zugeordnet. Fische, Krebs und Skorpion hingegen gehören dem Element Wasser an. Die Tierkreiszeichen Löwe, Widder und Schütze werden dem Element Feuer zugeordnet. Jedes der Sternzeichen hat seine Charaktereigenschaften, so heißt es in der Astrologie. Doch bis heute konnte die Astrologie nicht wissenschaftlich anerkannt werden. Es ist zwischenzeitlich bewiesen, dass das menschliche Leben nicht dem Einfluss der Bewegung von Sternen und Planeten (außer Sonne und Mond) unterliegt.
Doch es liegt an jedem Menschen selbst, in wie weit er sich, von den Voraussagen eines Horoskops, beeinflussen lässt. Doch denken Sie daran, dass negative Deutungen Sie stark beeinflussen können und Ihnen unnötigerweise Ihre gute Laune verderben. Hören Sie auf Ihre innere Stimme. Sie wird Ihnen sicherlich den richtigen Weg weisen.
Teil 27 der Serie »Monstermauern, Mumien und Mysterien« von Walter-Jörg Langbein
Der Nemrud Dag, im Südosten der Türkei gelegen, ist knapp über 2200 Meter hoch. Touristen verschlägt es eher selten in diese Region. Zu instabil sind oft die politischen Verhältnisse. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Auseinandersetzungen, in die kein Reisender gern verwickelt werden möchte. Dabei hat der majestätische Berg eine echte Sensation zu bieten. Auf dem Gipfel wurde so etwas wie ein künstlicher Berg aufgeschüttet.... eine Pyramide der besonderen Art. Und in der Pyramide... steckt ein Geheimnis!
Wir haben in einer kleinen spartanischen Pension übernachtet. Die Zimmerchen sind schlicht, aber sauber. Das Frühstück ist einfach, aber durchaus schmackhaft. Luxuriös mutet der Swimmingpool im Garten an. Er wird direkt von einem eiskalten Gebirgsbächlein gespeist. Nur abgehärtete Gäste wagen sich in das eisige Nass. Gegen Mittag fahren wir mit dem Jeep hinauf auf den Nemrud. Wir wollen einige Stunden, bis zum Abend dort oben bleiben und die geheimnisvolle Atmosphäre genießen.
Wir kommen unserem Ziel recht nah. Nur die letzten Tausend Meter müssen wir in der kalten dünnen Luft zu Fuß zurücklegen. Wir brauchen für den kurzen Weg sehr viel länger. Der Pfad ist steil und steinig. Immer wieder gibt der Untergrund nach, rollen Steine zu Tal. Wir quälen uns weiter. Doch das Ziel entschädigt für die Anstrengung. Vor rund zwei Jahrtausenden hat König Antiochus hier oben ein Denkmal erschaffen lassen. Es sollte auf ewige Zeiten an seinen Vertrag mit den Göttern erinnern. Sein Deal mit den Göttern hat ihn aus der Schar der Menschen emporgehoben. Antiochus I. (69-36 v.Chr.) sah sich danach nicht mehr als frommen irdisch-sterblichen Untertan der Himmlischen. Er wähnte sich ihnen ebenbürtig. Stolz verlieh er sich selbst den Beinamen »Theos«, Gott! Und er setzte sein steinernes Bildnis zwischen das der Götter.
Fast zwei Jahrtausende war das Geheimnis vom Nemrud Berg selbst kundigen Archäologen vollkommen unbekannt. Die Welt der Wissenschaft erfuhr erst 1891 vom uralten Denkmal. Der deutsche Vizekonsul Müller-Raschdau vermeldete der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, dass in Izmir bis dato unbekannte Denkmäler von wahrhaft gigantischer Größe entdeckt worden seien: von einem gewissen Karl Sester. Gewaltige Statuen stünden, so hieß es in dem Brief, auf zwei einander gegenüber liegenden Terrassen. Dazwischen rage ein Hügel in den Himmel.
Die gelehrten Herren reagierten mit Skepsis. War es möglich, dass Karl Sester, ein Vermessungstechniker, eine höchst bedeutsame Entdeckung gemacht hatte? Kein Geringerer als Graf Helmuth von Moltke hatte jene Region genau erkundet. In seinem Buch »Briefe über die Zustände und Begebenheiten in der Türkei« war er besonders auf historische Stätten eingegangen. Mit keiner Silbe war Moltke auf ein Denkmal auf dem Nemrud Dag eingegangen.
Die Sache schien den Gelehrten höchst fragwürdig zu sein. Dennoch wurde im Archiv nach Hinweisen gesucht. Man wurde fündig. Die Asienreisende Mary Gwendoline Scott-Stevenson hatte aus der Nemrud-Region vermeldet, sie habe im Mauerwerk eines Wirtshauses im Dörfchen Sakcagözü »Reliefs« gesehen. Ganz offensichtlich, so schrieb sie, hatte man »irgendwo« assyrische Kunstwerke geplündert und als Verschönerung des »modernen Gebäudes« verwandt.
Sollte es also doch Monumente auf dem Nemrud Berg geben, die von der ländlichen Bevölkerung geplündert worden waren? Der kurze Hinweis auf »assyrische Reliefs« ließ die preußischen Wissenschaftler hellhörig werden. Karl Sester hatte nämlich die Vermutung geäußert, die mysteriösen Riesenstatuen oben auf dem Berg gingen wohl auf die Assyrer zurück. Die Sache musste vor Ort überprüft werden!
Eine große Expedition wollte man noch nicht finanzieren. Zu teuer wäre es gewesen, eine Schar hochrangiger Wissenschaftler zu entsenden. Die Hoffnung auf eine große Entdeckung beschleunigte das weitere Vorgehen. Man entschied sich für eine »Sparversion«. Der junge Wissenschaftler Otto Puchstein erhielt einen konkreten Forschungsauftrag: Reise zum Nemrud Berg in der Türkei antreten! Vor Ort Nachforschungen anstellen, ob es dort Riesenstatuen gibt. 1882 kam die Bestätigung! Die stattlichen Überreste ein riesigen Heiligtums auf dem Nemrud Berg waren Realität.
Jetzt veranlasste Kaiser Wilhelm II. eine von Carl Human und Otto Puchmann geleitete Expedition erstaunlichen Umfangs. Am 7. Juni 1883 kam der Trupp mit zehn Reitpferden, zwanzig Lastpferden und fünf Wagen mit wissenschaftlichen Geräten und Proviant... nach geradezu höllischen Strapazen. Zentnerweise führten die Experten Gips mit sich, um von Reliefs und Figuren originalgetreue Abgüsse anfertigen zu können.
Carl Human schrieb in seinem Tagebuch: »Der erste Eindruck war ein wahrhaft überwältigender. Wie ein Berg auf dem Berge erhob sich auf dem höchsten Felsgipfel der Grabhügel, noch vierzig Meter über die Terrasse, die wir erstiegen, emporragend.
Ihm den Rücken wendend, saßen da auf erhöhter Felsbank die Riesenfiguren von fünf Gottheiten, von denen nur eine ganz unversehrt geblieben war. Vor uns lagen die herabgestürzten Köpfe der Statuen, jeder einzelne größer als eines Mannes Länge. Wir gingen um den Tumulus (Pyramidenhügel, der Autor) herum. An der anderen Seite erreichten wir im Westen wieder eine Terrasse, die bedeutend tiefer lag als die erste. Hier sind die Statuen ganz zerstört, die einzelnen Blöcke, aus denen sie ausgeführt gewesen, zuhauf daliegend, die Köpfe weit über die Terrasse hingerollt.«
Einst bewachen gewaltige Statuen aus Stein eine Schotterpyramide. Sie besteht aus etwa faustgroßen Brocken, die herbeigeschleppt und aufgetürmt wurden. Heute sind die majestätischen Figuren alle enthauptet. Ihre Köpfe liegen zu ihren Füßen. Naturgewalten sind dafür verantwortlich, nicht der Mensch. Der letzte Götterkopf fiel erst 1964, vermutlich als Folge eines gewaltigen Gewitters, zu Boden. So verlor die Göttin Fortuna als Letzte ihr Haupt. Fortuna wurde als Herrscherin über die Naturkräfte verehrt. Ihr war es nach altem Glauben zu verdanken, wenn die Ernten üppig ausfielen. So zieren Obst und Gemüse das Haupt der mütterlichen Gottheit.
Ein Blitz traf es anno 1964 und warf es zu Boden. Die alten Hethiter hätten dafür gewiss Zeus verantwortlich gemacht. Schließlich galt er auch als »Wolkensammler« und »Blitzschleuderer«. Wie auch immer: Auch der göttlichen Fortuna wurde das Haupt vom Leibe getrennt!
Einst waren sie mehr als imposant, diese steinernen Gottheiten. Acht bis zehn Meter waren sie ursprünglich hoch, vom Sockel bis zu den Haarspitzen. Die in Trümmern liegende heilige Stätte lässt aber nach wie vor erahnen, wie pompös das Denkmal vor zwei Jahrtausenden auf die Menschen gewirkt haben muss!
Die Statuen sollten wohl den Menschen verdeutlichen, wie klein sie im Vergleich zu den Himmlischen waren. Und mit den Göttern wuchs auch die Bedeutung ihrer irdischen Vertreter, die Priesterschaft. Die Größe der Götter färbt stets auf das Selbstbewusstsein ihres irdischen Bodenpersonals ab. König Antiochus begnügte sich nicht mit einem Job als Diener der Götter. Er machte sich selbst zum Gott und setzte seine Statue zwischen die der Götter. Ein Kuriosum am Rande: Manche Zeitgenossen meinen im steinernen König Antiochus den »King« des 20. Jahrhunderts erkennen zu können... Elvis Presley.
Was die ehrfürchtigen Besucher damals wohl nicht wussten: Die Statuen sind innen hohl. Sie sind nicht etwa, wie es zunächst den Anschein hat, aus Monolithen gemeißelt. Sie wurden vielmehr einst aus exakt zugehauenen Blöcken millimetergenau zusammengesetzt. Mörtel kam nicht zum Einsatz. Krochen einst Priester ins Innere der Statuen? Versteckten sie sich dort in Erwartung der Gläubigen? Sprachen sie aus den Götterfiguren? Gaben sie den Menschen, die sich ehrfürchtig den Denkmälern genähert hatten, Befehle oder Ratschläge? Für die »tumben« Menschen müssen die Worte, die aus den steinernen Göttern zu kommen schienen.... himmlischem Munde entschlüpft sein! Wer wagte da zu widersprechen?
Ich habe mich durch eine enge Öffnung in das Innere einer der Figuren gequetscht. Viel Platz hatte ich nicht. Und der Aufenthalt war äußerst unbequem.
»Was steckt in der Pyramide?«. Teil 28 der Serie »Monstermauern, Mumien und Mysterien« von Walter-Jörg Langbein, erscheint am 25.7.2010
Heute möchte ich auf "Ein Buch lesen" ein Küchenposter besprechen. Es handelt sich bei diesem Poster (77x 5,8 x 5,8 cm) um ein Produkt der Edition Christian Teubner, das aufgrund seiner Hochwertigkeit besticht. Dass dieses Accessoire nicht nur schön, sondern auch praktisch ist, will ich nicht unerwähnt lassen. Man kann es nämlich abwaschen. Oben und unten ist das Poster an gelben Metallstangen befestigt.
Das Motiv ist sehr lehrreich. Man lernt die gesamte Zitrusfamilie anhand von sehr guten, appetitanregenden Ablichtungen kennen. Alle abgebildeten Früchte werden beim Namen genannt. Beginnend bei den Mandarinen, die im Spätherbst die Saison eröffnen, über Orangen, Zitronen, bis hin zur Grapefruit, stellen sich die Zitrusfrüchte in einer beeindruckenden Vielfalt dar. Hier erfährt man, dass es Tangarinen, Ortanique, Wilking, Limette, Bergamotte, Kumquat, Pomelo und andere Zitrus-Früchte gibt und wird sehr neugierig, wie all die Früchte schmecken, die, wie wir wissen, wichtige Vitamin-C-Träger sind.
In der Schule habe ich einst gelernt, dass die Limone, 500 v. Chr. bereits von einem chinesischen Philosophen erwähnt wurde. Sie soll mit der Sauerorange aus dem südlichen Himalaja von arabischen Händlern in den Mittelmeerraum mitgebracht worden sein. Die Apfelsine- sie kommt auch aus China- konnte man schon 800 v. Chr. in den hängenden Gärten der Semiramis in Babylon bewundern. In Europa wurde sie erst vor 400 Jahren angebaut. Als die Orangerien Mode wurden, legte man zunächst in Portugal und Spanien Orangerien an.
Ingeborg Münzing-Ruef schreibt in ihrem "Kursbuch gesunde Ernährung", das ich an dieser Stelle nochmals empfehlen möchte, dass Zitrusfrüchte Körper, Geist und Abwehr stärken. Dort auch liest man, dass Zitrusfrüchte neben dem allseits bekannten Vitamin C, B-Vitamine, Folsäure, reichlich Kalium, Magnesium, Kalzium, Eisen, Phosphor und Vitamin E enthalten. Ferner erfährt man, dass im weißen Fleisch direkt unter der Schale Bioflavoniode sitzen, die uns vor Krebs schützen. Die Autorin mahnt den Leser: "Bitte künftig dieses weiße Zitrusfleisch (von Orangen, Mandarinen, Grapefruits etc.) nicht mehr pinkelig abfitzeln, sondern reichlich mitessen."(Zitat S. 272)
Jetzt zur heißen Jahreszeit schätzen wir alle Zitronensorbet, aber auch Cocktails, in denen Orangen und Limetten eine Rolle spielen. Von einer Tante habe ich vor einigen Jahren ein sommerliches Dessert-Rezept erhalten, das ich hier wiedergeben möchte:
Orangengelee
55 cl Orangensaft,frisch gepresst
5 cl Zitronensaft
16 Blatt Gelantine
172 Liter Wasser
15 cl trockener Weißwein
300 gramm Zucker
2 cl Cointreau
Zunächst muss man den Zitronen- und Orangensaft filtern. Dann wird die Gelantine in kaltem Wasser eingeweicht. Der Weißwein wird mit einem Drittel des Fruchtsaftes und dem Zucker aufgekocht. Jetzt nimmt man den Topf vom Herd, löst die Gelantine in dem Saftgemisch auf. Diese Mischung gießt man über den restlichen Fruchtsaft, gibt den Likör dazu, rührt das ganze auf Eis kalt und füllt es in eine Puddingform.
Nach etwa vier Stunden kann man den Orangengelee stürzen und servieren.
Ein wirklich schönes, sinnvolles Küchenposter, das jeden Tag für die Früchte wirbt, die schon manchen Seemann vor Skorbut gerettet haben.
Teil 26 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Auch am Abend ist es noch schwül. Die drückende Hitze macht das Atmen schwer... die hohe Luftfeuchtigkeit lässt die Kleidung am Körper kleben. Ich stehe in einer großen Gruppe von Anhängern des John-Frum-Kults. Wir beobachten die Jahresfeierlichkeiten der Glaubensgemeinschaft. Die Menschen sind fröhlich und doch auch ernst. Unsere kleine Gesellschaft wird vorbehaltlos aufgenommen. Wir, in der aus unserer Sicht exotischen Südsee, sind hier die Exoten. Wir sind hier die »Heiden«. Es wäre erfreulich, wenn wir in unseren Gefilden Fremde so freundlich behandelt würden... wie uns das in der Südsee widerfahren ist!
»Die Kirche hat einen guten Magen, hat ganze Länder aufgefressen, und doch noch nie sich übergessen.« So lässt Goethe Mephistopheles im Faust (Faust 1, Spaziergang) sagen. Viele Jahrhunderte bedeutete Kirchenpolitik irdisches Machtstreben. Möglichst viele fremde Länder galt es zu erobern und mit dem eigenen Glauben zu beglücken.
Die Zeiten haben sich geändert. Aber nach wie vor wird missioniert. Nach wie vor will jede Kirche die Zahl der eigenen Gläubigen erhöhen. Aber oft ist in fernen Gefilden ein eigener Glaube heimisch, den man dort nicht so gern aufgeben möchte. Da hat das Christentum eine wirksame Methode entwickelt. Heute werden Andersgläubige nicht mehr wahlweise zwangsgetauft oder als Ketzer verbrannt.
Wie ein Chamäleon passt die Kirche den eigenen Glauben dem fremden an, wo sie den fremden Glauben nicht verdrängen kann. Auf Tann wird ein Messias »John Frum« verehrt. Christliche Missionare machen aus John Frum den christlichen Messias Jesus... und hoffen, dass so der ursprüngliche Messias nach und nach vergessen wird.
Gern verlachen gerade christliche Kritiker den John-Frum-Kult. Gehe er doch eindeutig auf den Besuch von amerikanischen Soldaten auf Tanna zurück. Nicht bestritten werden kann die militärische Prägung der John-Frum-Feierlichkeiten. Da wird militärisch marschiert, da werden Fahnen gehisst und durch Strammstehen geehrt.
Die »Uniformen« der gewöhnlichen John-Frum-Jünger sind eher schlicht und ohne Pomp. Die Männer tragen mehr oder minder einheitliche Hosen von mehr oder minder ähnlicher Farbe. Sie gehen mit energischen Schritten barfuß und mit bloßem Oberkörper um den Festplatz. Die Zuschauer harren geduldig am Rand des Zeremonialplatzes aus. Einige suchen Schatten in schilfgedeckten Unterständen. Alkohol trinkt niemand. Alle bleiben nüchtern.
Eine Ausnahme in Sachen Kleidung stellt der Chief der Jahresfeier dar: Er trägt eine geradezu imposante Uniform, stets würdevoll und ernst dreinblickend. Eine breite Schärpe schmückt die breite Brust, an der Orden auszumachen sind.
Was uns merkwürdig vorkommen mag: Warum wurde aus dem US-Soldaten »John Frum« so etwas wie eine Messiasgestalt, auf die die Anhänger des Kults heute noch warten?
Der Journalist Albrecht Joachim Bahr beschrieb die ersten Kontakte von Tanna-Bewohnern mit Flugzeugpiloten im 20. Jahrhundert so: »Sie tragen Fliegermontur. Ihre Sonnenbrillen blitzen in der gleißenden Sonne. Für die Einheimischen müssen sie wie Götter erscheinen, die Hilfsgüter bringen und versprechen, wiederzukommen und sodann mit ihren Flugmaschinen wieder verschwinden. Die Eingeborenen warten bis heute auf die Wiederkehr der Besucher aus einer ganz anderen Welt.«
Der »John-Frum-Kult« entstand keineswegs aus dem Nichts, als amerikanische Soldaten zu den Menschen von Tanna kamen. Gewiss, eine religiöse Bewegung wurde um 1940 unter dem Namen »John-Frum-Kult« bekannt. Die Regierung verbot den Glauben zunächst. Christliche Missionare bekämpften ihn wütend. Konkurrenz, die sich großer Beliebtheit erfreute, empörte die Vertreter jener Religion, die sich Toleranz und Nächstenliebe auf die wehenden Fahnen geschrieben haben. 1952 wurden Anhänger der John-Frum-Bewegung ins Gefängnis gesteckt. Dessen ungeachtet wurde fünf Jahre später ganz offiziell die »John-Frum-Glaubensgemeinschaft« gegründet. Erst 1957 bekam eine alte religiöse Bewegung nur ihren neuen Namen... »John-Frum-Religion«.
In der Südsee muss es einen uralten Glauben gegeben haben, in dessen Zentrum ein hilfreicher, den Menschen wohlgesonnener Gott stand. Er kam offenbar in uralten Zeiten zur Erde und verabschiedete sich wieder... nicht ohne zu versprechen, dereinst wieder zu kommen. So hielt man im 18. Jahrhundert Kapitän James Cook für einen göttlichen »John Frum« als er am 13. April 1769 mit seinem Schiff »Endeavour« vor Tahiti ankerte. Damals glaubten die Einheimischen, Gott Rongo sei zurückgekehrt. Einst habe sie Rongo mit seinem Wolkenschiff besucht... und nun sei er wieder erschienen.
Rongo, so wird überliefert, gehörte einer göttlichen Trinität an: Rongo, Rangi und Papa. »Rangi« war Vater Himmel, »Papa« war »Mutter Erde« und »Rongo« war der göttliche Sohn.
Am Abend löste sich die Veranstaltung langsam auf. Eine Gruppe von teilweise noch kleinen Kindern und Jugendlichen marschierte in die Dunkelheit. Der John-Frum-Kult soll überleben... Dafür wollen die führenden Männer und Frauen dieser religiösen Bewegung sorgen...
Bei strömendem Regen trat ich die »Rückreise« vom Festplatz von Tanna zu meinem »Urwaldbungalow« an... zu nächtlicher Stunde. Nach einem glutheißen Tag und einem kaum kühleren Abend schaukelte der alte Pickup über die marode »Straße« durch die Nacht. Es regnete... immer stärker. Die Scheinwerfer tasteten sich wie zu kurz geratene schwächliche Finger durch die Dunkelheit. Ich stand auf der glitschigen Ladefläche und hielt mich krampfhaft fest. Ein orkanartiges Gewitter setzte ein. Es goss wie aus gewaltigen Kübeln und wenige Minuten später war ich bis auf die Haut durchnässt. Ich genoss die Abkühlung... und den abenteuerlichen Transport.
Die Fahrt zog sich hin. In Kilometern gemessen war die Entfernung bescheiden. Aber bei den erbärmlichen Straßenverhältnissen und dem schauderhaften Wetter wurde daraus eine größere Reise. Wir kamen wir nur sehr langsam voran.
In den Monaten vor meiner Reise in die Südsee hatte ich unzählige Werke über die dortigen Religionen, Mythen und Mysterien gelesen. In jener Nacht kamen mir verblüffende Gedanken...
Rongo bedeutet in der Maori-Sprache: Frieden! Wie sich doch die Bilder ähneln: »Rongo« alias »Frieden« entspricht Jesus, dem göttlichen Sohn, der den Menschen Frieden bringen wollte. Gott Rongo war aber nicht das »Original«. Ihm vorausgegangen war ist Karaperamun. Karaperamun soll einst das erste Leben hervorgebracht gebracht haben. Zu Ehren von Karaperamun tanzten seine Anhänger... so wie »John Frum« auch heute noch in Tänzen gehuldigt wird.
Es lohnt sich, über die christliche Trinität (»Dreifaltigkeit«) nachzudenken.
Sie ist um Jahrtausende älter als das Christentum. Erst seit dem fünften nachchristlichen Jahrhundert wird sie als reine »Männergruppe« angesehen. Fakt ist: Das biblische Dreiergespann Gott, Sohn und Heiliger Geist hatte Vorläufer: In der uralten sumerischen Religion wird die Götterhierarchie durch ein Dreigespann, bestehend aus An, Enlil und Enki, angeführt.
Die Priesterschaft im babylonisch-assyrischen Raum übernahm die göttlichen Drei als Anu, Ellil und Ea. Auch die alten Ägypter verehrten ein göttliches Dreigespann: Osiris, Isis und Horus.
Bei den Römern dominierten zunächst Jupiter, Mars und Quirinus. Und in den ältesten indischen Texten, in den so genannten Veden, bestimmen Agni, Vayu und Surya die kosmischen wie die irdischen Geschicke. Selbst im Buddhismus sind eindeutig vergleichbare Strukturen zu erkennen.
Im christlichen Volksglauben allerdings wird die Dreifaltigkeit, die niemand wirklich zu verstehen vermag, als eine fromme Lehre christlichen Ursprungs gesehen. Gegen diesen Irrglauben geht die Kirche allerdings nicht vor...und das, obwohl es in der Theologie keinen Zweifel daran gibt, dass die Trinität weit älter als die Bibel ist. Mehr noch: Die wissenschaftliche Theologie lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass in der Bibel selbst die Trinitätslehre gar nicht vorkommt!
So muss der Theologe M.R. De Haan in seinem Werk »508 Answers to Bible Questions« (ohne Ortsangabe 1982) zugeben: »Es gibt keinen Vers in der Bibel, der aussagt, dass Gott eine Dreifaltigkeit ist, bestehend aus drei Personen.« Damit vertritt er keine moderne Außenseiterposition, sondern die allgemeine wissenschaftliche Lehrmeinung, die auch der Theologe Karl-Heinz Ohlig teilt. 1999 brachte er es in seinem Buch »Ein Gott in drei Personen?« (Mainz 1999) auf den Punkt. Kurz und bündig: Die Lehre von der Dreifaltigkeit »besitzt keinerlei biblische Grundlage«.
Ihren Ursprung hat die Lehre von der Dreifaltigkeit in uralten Zeiten... als Göttinnen Himmel und Erde beherrschten. Zu Zeiten des Matriarchats gab es Göttinnen-Triaden. Damals bestand die Dreifaltigkeit aus drei Göttinnen. Über alle Grenzen der Kulturen hinweg gab es sie. Mannigfaltig sind ihre Namen: Ereshkigal, Inanna und Nana zum Beispiel. Die drei Göttinnen wurden vor Jahrtausenden von den alten Sumerern verehrt und angebetet.
Auf Tanna hat die Göttin »Papa« (»Mutter Erde«) überlebt. Die christliche Trinitä besteht aus Gottvater, Sohn und Heiligem Geist. Was kaum jemand weiß: der »Heilige Geist« war ursprünglich weiblich. Was kaum jemand weiß: In einer uralten christlichen Kirche... wird die Dreifaltigkeit dargestellt als Gottvater, Gottsohn und als eine Frau.
Unweit von Prien am Chiemsee liegt das Dörfchen Urschalling. Der ländliche Weiler bietet im kleinen Kirchlein eine echte Sensation. Errichtet wurde das Gotteshaus zwischen 1160 und 1200.
Nicht ganz klar ist, wann die frommen Fresken angebracht wurden. Um 1550 jedenfalls wurden sie jedenfalls übermalt... und erst 1923 zufällig wieder entdeckt. Im Verlauf der Jahrhunderte wurden einige von ihnen stark beschädigt oder ganz zerstört, als die kleinen Fenster vergrößert wurden.
Warum wurden die kostbaren Malereien übertüncht? Als ein »Sakrileg« wurde wohl die »heilige Dreifaltigkeit« hoch oben im Gewölbe erachtet: Da wurde vor mehr als einem halben Jahrtausend eine seltsame »Gestalt« verewigt, bestehend aus einem Unterkörper und drei Oberkörpern. Das Wesen hat nur zwei Hände und ein Übergewand, aber drei ganz unterschiedliche Oberkörper. Man erkennt rechts »Gott Vater« mit weißem Bart, links Jesus mit blondem Bart und – in der Mitte – den »Heiligen Geist«. Und der »Heilige Geist« ist eindeutig als Frau dargestellt: mit weichen weiblichen Formen, langem femininen Haaren und vollem Busen.
Auf Tanna erkannte ich: Religionen sind nichts Statisches. Sie verändern sich ständig gehen ineinander über. Glaubensinhalte sind nicht auf alle Ewigkeiten fixiert. Sie sind stetigem Wandel unterworfen. Einst herrschten Göttinnen am Himmel. Mit dem Monotheismus kam der Herrschergott. Und doch leben die Göttinnen weiter: im uralten Südseeglauben als »Mutter Erde«, im Christentum als »Heiliger Geist«, der eigentlich eine »Geistin« war!
Quellen: Andia, Ysabel de und Hofrichter, Peter Leander: »Der Heilige Geist
im Leben der Kirche«, Innsbruck 2005
Bahr, Albrecht-Joachim: »Papayas zwischen Mauern und Basalt«, »Die
Norddeutsche«, 16.10.2004
Haan, M.R. De: »508 Answers to Bible Questions«, ohne Ortsangabe, 1982
Hahn, Udo: »Heiliger Geist«, Gütersloh 2001
Ohlig, Karl-Heinz: »Ein Gott in drei Personen«, Mainz, Luzern 1999
Schneider, Herbert: »Das franziskanische Verständnis des Wirkens
des Heiligen Geistes in Kirche und Welt«, Mönchengladbach
2006
»Das Geheimnis des Götterbergs«,
Teil 27 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 18.7.2010
Aus der Reihe „ Eine kulinarische Entdeckungsreise“ besitze ich nahezu alle Bücher der Serie und habe viele davon auch rezensiert, weil ich reiselustigen Lesern diesen stets erhellenden Lesegenuss nicht vorenthalten möchte.
Die Bücher – und dies gilt auch für den vorliegenden Band – stellen stets die Landschaften der fokussierten Region, die wichtigsten Orte und Sehenswürdigkeiten, gute Hotels und Restaurants, Koch- Rezepte aus den benannten Restaurants, Cafes und Gewerbebetriebe, die kulinarische Spezialitäten herstellen und/ oder veräußern textlich sowie anhand vieler gelungener Fotos vielversprechend vor.
Die Autorin Sabine Bomeier und die Fotografen Christiane und Heinz Anschlag nehmen den Leser mit auf die Reise durch die Lüneburger Heide, die sich in den letzten Jahrzehnten von dem Klischee, das ihr aus den 1950er und 1960er Jahren lange anhing, ganz offensichtlich weit entfernt hat und damit zu einem interessanten Ferienziel besonders für Familien mit Kindern geworden ist.
Auf den Fotos der ersten Seiten erblüht bereits die Erika in dem ihr eigenen Violett. Dieses Heidekraut, auch die Birken gehören zu der typischen Flora in besagter Region.
Auf einer zweiseitigen Karte kann man sich bewusst machen, wo die jeweiligen Punkte im Buch konkret verortet sind. Dabei sind die Zahlen identisch mit den Seitenzahlen der einzelnen Betriebe und bezeichnen ihre Lage in der anvisierten Gegend.
Gleich zu Beginn liest man vom Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Hierbei handelt es sich um eine Fläche von 23 000 Hektar Fläche, aufgegliedert in 50% Wald und 13% Heidelandschaft. Der Rest ist Grün- und Ackerlandschaft. Trotz allem ist es die größte zusammenhängende Heidefläche Mitteleuropas.“(vgl.: S. 15)
Man erfährt, dass Besucher per pedes oder auch in Kutschen durch die Heide geführt werden und Fachkundige den Interessierten die kostbaren Naturschönheiten und vielen Steinzeitgräber zeigen.
Besucher sollten sich auch keineswegs die sechs mittelalterlichen Frauenklöster in Eberstorf, Isenhagen, Lüne, Medingen, Wienhausen und Walsrode entgehen lassen, die nach der Reformation in evangelische Damenstifte umgewandelt worden sind.
Mit großer Neugierde habe ich die Rezepte der Restaurants in der Region studiert. Diese Rezepte kann man zuhause nachkochen und weiß im Grunde schon beim Lesen, welches kulinarische Niveau man in den jeweiligen Restaurants antreffen wird. Im Übrigen lohnt sich der Kauf des Buches allein schon der vielen Lammrezepte wegen. Alle Rezepte sind bestens gegliedert und erklärt.
Die Heidschnucken (sprich Lämmer) sind das lebende Wahrzeichen in der Lüneburger Heide. Ihnen auch ist ein kleiner Beitrag gewidmet. Dass der Heidschnucken- Braten zum Urlaub in der Heide dazugehört, werden Vegetarier sicher bestreiten, die vermutlich die „Spöketaler Kartoffelsuppe“ all den Lamm-Spezialitäten vorziehen werden. Jeder wie es ihm beliebt.
Sehr gut ist Lüneburg und die Umgebung beschrieben. Die dortige Altstadt ist auf einem Salzstock gelegen, durch die der Ort zu Reichtum gelangte. Salz spielt bis zum heutigen Tage eine essentielle Rolle. 1980 wurde zwar die Saline stillgelegt, gleichwohl wurde fast zeitgleich im ehemaligen Siedehaus ein Salzmuseum errichtet.
Das Salz verhalf Lüneburg zu einem Platz in der Hanse, dem 1158 entstandenen Zusammenschluss von Handelsstädten. Über die Geschichte der Handelsmetropole Lüneburg klärt Bomeier sehr gut auf und skizziert alles Sehenswerte in dieser Stadt mehr als nur zufriedenstellend.
Von den vielen Hotels und Landgasthöfen hat mich am meisten das "Romantikhotel Josthof" in Salzhausen angesprochen. Das Gebäude ist bereits über 1000 Jahre alt und ganz liebevoll eingerichtet. Das Rezept aus der Küche lässt erahnen, wie genussvoll man hier speisen kann.
In der Folge lernt man Uelzen kennen. Der wilhelminische Bahnhof in Uelzen wurde anlässlich der Expo 2000 von Hundertwasser neu geschaffen. Die Fotos zeigen, dass Hundertwasser ein sehr schöner Wurf, der fast orientalisch anmutet, gelungen ist. Neben dieser Besonderheit weist Uelzen sehr malerische Fachwerkhäuser auf.
Interessant auch ist der Beitrag über Heidehonig im Rahmen der Beschreibung der Imkerei Ahrens, deren 150 Bienenvölker bis zu 14 verschiedene Sorten Honig bringen, darunter auch neogrünen Kornblumenhonig.
Die kulinarische Reise führt weiter von Celle bis Wietze. In Celle warten 500 wunderbar restaurierte Fachwerkhäuser auf den Besucher, der sich das Celler Schloss keineswegs entgehen lassen sollte, bevor er sich in Wietze erneut an Fachwerkhäusern erfreuen kann und in einem der so vortrefflich beschrieben Restaurants einen Heidschnuckenrücken oder dergleichen mehr zu goutieren vermag.
Dass Verden und die dortige Umgebung so pittoresek ist, wusste ich bislang noch nicht. Kurzweilig berichtet die Autorin von Klaus Störtebecker und den historischen Begebenheiten, die mit diesem Mann verbunden sind. Nach einem kleinen visuellen Spaziergang durch diese geschichtlich nicht uninteressante Stadt wird man über Erika und Wacholder aufgeklärt. Diese beiden Pflanzen bestimmen im Wechselspiel die Heidelandschaft, die es sich, wie die vielen Fachwerk- Orte zu besuchen lohnt. Dies macht das hochinformative Buch deutlich.
Sicher ist Ihnen der Gritzmeck auch schon mal begegnet. Von der Statur her klein und mager, die Gesichtsfarbe grau, leicht ins Gelbliche spielend, fallen zuerst seine grünen Haare auf, wenn man nur kurz hinsieht. Betrachtet man ihn näher, treten die Haare in den Hintergrund, denn seine Körperhaltung ist mitleiderregend. Eigentlich kann man den Blick kaum noch von ihm abwenden, wenn man sich einmal entschlossen hat, den Gritzmeck richtig anzuschauen, denn es zerreißt einem das Herz: Verkrümmt und verkrampft wandelt der Gritzmeck durch die Welt, eine Karikatur des Menschseins, ein Zerrbild seiner selbst.
Dabei war er auch einmal ein Mensch, der Gritzmeck. Genau genommen ist er das immer noch, auch, wenn das schon längst niemandem mehr auffällt. Als rosiges, schönes Baby wurde er geboren, so, wie alle Babys irgendwie rosig sind. Und schön. Wie konnte es nur so weit kommen? Wie konnte es sein, dass der Gritzmeck wurde, was er ist? Und warum zum Henker gibt es so viele seiner Art?
Eigentlich würde einem der Gritzmeck kaum auffallen. Denn er tut nicht viel. Zwar gibt es Ausnahmen, denn die Ordnung Gritzmeck kennt eine Unterart: den Action-Gritzmeck. Der ist immer aktiv. Seine Tragik ist, dass das keinen interessiert. Denn er neigt dazu, seine Kraft im Mikrobereich zu verschleudern, dort, wo er sicher sein kann, dass seine Arbeit niemandem auffällt. Der Action-Gritzmeck hat Angst. Angst davor, Fehler zu machen. Nur gut, dass er einen Tätigkeitsbereich gewählt hat, in dem diese nicht auffallen und er sich trotzdem beschäftigt fühlt.
Das Wesen des Action-Gritzmecks ist es, in einem tausendseitigen Roman drei vorhandene Kommafehler zu finden. Damit hält der sich gut und gerne mal ein dreiviertel Jahr auf, dabei beständig die Augen verdrehend über die Blödheit des Autors. Ob Leo Tolstoi auch einen Action-Gritzmeck hatte? Einen, der ihm Vorhaltungen gemacht hat, dass die Satzmelodie in »Krieg und Frieden« gerade auf Seite 1243 noch nicht ganz gelungen sei, und er ihm deshalb empfehle, eine mehrjährige Phase der Überarbeitung des gesamten Werks einzulegen, oder besser noch, die Arbeit lieber einzustellen, denn er wolle ja nur sein Bestes?
Klar: Tolstoi hatte mit absoluter Sicherheit einen Action-Gritzmeck am Hals. So wie jeder kreative Mensch einen findet, der sich gegen eigenes Schaffen entschieden hat, um »lieber dem Ganzen zu dienen«, da »eigene Ambition ja immer auch etwas Egoistisches« habe, »das meinem Wesen fremd ist, womit ich nichts gesagt haben will, Du musst ja wissen, was Du tust, und überhaupt: ich bin da, Dir zu helfen, das weißt Du doch«, hört man den Action-Gritzmeck hecheln und fühlt sich unwillkürlich veranlasst, ihm fest auf die Schulter zu klopfen, damit er am eigenen Redefluss nicht ersticke.
Gritzmecks treten in ganz unterschiedlichen Situationen auf. Einen trifft man schon einmal in einem Zirkus an, wo er dem Hochseilartisten, der gerade kopfstehend auf dem Seil Geige spielt, zuruft, er sei kein Menuhin, aber mit etwas Üben könne er …
Einen anderen Gritzmeck findet man vielleicht im Finanzamt, wo er konstatiert, der Bürger habe sämtliche Belege im Duplikat abzugeben, auch wenn das bedeute, 500 Fotokopien anzufertigen, denn das sei erste Bürgerpflicht und überhaupt, habe der Bürger denn eine Ahnung, was er, der Gritzmeck, täglich leiste seit Inkrafttreten der Durchführungsbestimmung 18-C, deren Erster Ritter er sei?
In Wirklichkeit gibt es kein Feld, auf welchem nicht ein oder mehrere Gritzmecks sich tummeln. Ob in der Schule, wo man den »dieses-Arbeitsblatt-hast-Du-aber-nicht-sorgfältig-ausgemalt«-Gritzmeck antrifft, oder auf dem Ballermann, wo er vielleicht den Namen »in-meinem-Zimmer-war-eine-Ameise-weshalb-ich-Minderung-meines-150 €-Reisepreises-verlange«-Gritzmeck trägt.
Sehr wohl fühlen sich Gritzmecks in juristischen Berufen: Der »laut-Paragraph-370 Absatz-c-haben Sie-nicht-das-Recht-Ihren-Kinderwagen-im-Hausflur-abzustellen«-Gritzmeck ist dort wohl bekannt.
Arme Gritzmecks. Sie plagen sich so ab, zum Wohle des Ganzen, und niemand bemerkt es. Kein Wunder, wenn sie nissig werden. Ärgerlich. Ätzend. Einfach nur unausstehlich.
Wir wollen es nicht vergessen: Gritzmecks meinen es stets nur gut. Also fesseln und knebeln wir sie am besten und wenden uns interessanteren Dingen zu ...
Hier möchte ich Ihnen mein neues Buch „Haus der Geheimnisse“ vorstellen, in das ich eigene Gefühle mit einfließen ließ.
Gerade als ich mich in einer schweren Trauerphase befand, kam mir der flüchtige Gedanke, über meinen Schmerz zu schreiben. Doch es blieb bei einem Versuch. Ich hatte nicht die Kraft mich näher mit diesem traurigen Thema zu befassen. Dank meiner Familie schaffte ich es, meinem täglichen Ablauf bald wieder gerecht zu werden. Erst drei Jahre später, als ich begann, einen neuen Roman zu verfassen, war ich in der Lage, meine eigene Trauer mit einzubringen.
Meine Protagonistin Katja, deren Eltern ums Leben gekommen sind, steht alleine da, ohne Angehörige. Außer einem Freund aus der Nachbarschaft hat sie niemanden. Sicherlich ist es dann noch schwieriger die Trauer zu bewältigen. Um endlich wieder ein normales Leben führen zu können, nimmt Katja eine Einladung von ihrem ehemaligen Studienprofessor aus Cornwall an. Doch auch dort fühlt sie sich einsam, bis sie von einigen Geheimnissen erfährt, die sie neugierig machen.
Sie ist erstaunt, was für Schicksale die Menschen mit sich herumtragen. Als sie jedoch von einem ungeklärten Verbrechen erfährt, gerät ihr eigenes Leben in Gefahr. Wäre es besser gewesen, sie hätte auf diese Reise verzichtet?
Die Webwelten von Ernst Probst sind etwas ganz Besonderes für mich, lernt man durch seine zahlreiche Blogs doch einen Autor kennen, der außergewöhnlich vielseitig interessiert und auf vielen Themengebieten versiert ist. Seine Biografie verrät, dass Probst schon in einigen Berufen erfolgreich tätig war, teilweise sogar parallel. Als Schriftsetzer, Journalist, Wissenschaftsautor, Buchverleger sowie internationaler Fossilien- und Antiquitätenhändler hat er sich einen Namen gemacht. Eine beeindruckende Zahl von Buchveröffentlichungen zeugt von unermüdlichem Arbeitseifer. Auch hierbei bleibt er seiner Neigung zur Vielfalt treu: Ernst Probst scheint keine Festlegung auf eng begrenzte Fachgebiete zu kennen. Unter den von ihm verfassten Büchern finden sich Werke über die Ur- und Steinzeit genauso, wie eine 14bändige Reihe über »Superfrauen« aus verschiedenen Themenbereichen. Naturgeschichte und Kulturgeschichte, Zitatensammlungen und Biografien, fast kein Sachgebiet, das Ernst Probst nicht schon auf die ein oder andere Weise berührt hätte, wechselweise als Autor, Herausgeber oder beides.
Der YouTube-Kanal von Ernst Probst - Beeindruckende Sammlung von Tierstimmen
Auch auf YouTube ist Probst mit einem Kanal vertreten, der unter anderem eine riesige Sammlung verschiedenster Tierstimmen beinhaltet und somit eine Fundgrube für große und kleine Naturforscher ist. Die Stimme eines Pachycephalosaurus fehlt dort ebensowenig, wie das Zwitschern eines Grünspechts. .
Einen ganz anderen Themenbereich berührt Ernst Probst mit dem Buch »Machbuba. Die Sklavin und der Fürst«, welches 2010 im GRIN-Verlag erschienen ist. Ohne skandalheischende Sensationslust erzählt er darin die Lebensgeschichte des Hermann Graf von Pückler-Muskau (1785-1871), welcher der Allgemeinheit heute fast nur noch als Namensgeber für das »Fürst-Pückler-Eis« bekannt ist. In Probsts Buch lernen wir Pückler als liberalen Kosmopoliten, genialen Landschaftsgestalter und begabten Schriftsteller kennen, über dessen Werk »Briefe eines Verstorbenen« Johann Wolfgang von Goethe eine seitenlange, begeisterte Besprechung verfasste.
Für heutige Begriffe schwerer fassbar ist die Tatsache, dass Fürst Pückler auf einem ägyptischen Sklavenmarkt ein sehr junges Mädchen äthiopischer Abstammung namens Machbuba »kaufte«, das er nach längerer Reise mit in seine Heimat nahm, und das einige Zeit später erkrankte und verstarb. War Pückler ein Menschenfreund, der ein Mädchen aus der Sklaverei befreien wollte, oder aber ein gewissenloser Pädophiler? Wir werden es nicht mehr erfahren. Probsts Buch meidet diesbezügliche Spekulationen in wohltuender Weise, sondern bewegt sich streng auf dem Boden belegbarer Fakten. Dennoch ist es ganz und gar nicht wissenschaftlich-trocken. Probst schafft es auch ohne Sensationslüsternheit, die schillernden Farben von Pücklers Persönlichkeit sichtbar werden zu lassen. Mit »Machbuba. Die Sklavin und der Fürst« hat er ein absolut lesenswertes Buch geschaffen, das, ergänzt durch zahlreiche Reproduktionen alter Stiche, ein umfassendes Porträt Pücklers zeichnet.
Worte sind wie Waffen
Ein ganz anderes Buch, für das Probst als Herausgeber zeichnet, ist »Worte sind wie Waffen« von Doris Probst. Das Buch ist eine köstliche Zitatensammlung zum Thema »Medien«. Weisheiten bekannter und unbekannter Persönlichkeiten rund um Fernsehen, Presse und Literatur machen das Büchlein für Medieninteressierte aus allen Bereichen zu einem Juwel.
Wir von »Ein Buch lesen!« freuen uns über die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Ernst Probst. Schließen möchte ich deshalb mit einem Zitat von ihm selbst, das ebenfalls in »Worte sind wie Waffen« zu finden ist:
»Das Internet bietet unvorstellbar viel Mist, aber der Rest ist gar nicht übel.«