Sonntag, 28. Oktober 2012

145 »Von Rädern, Zahnrädern und Spielzeug«

Teil 145 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein

Tenochtitlan-Zentrum, Rekonstruktion
Foto: Thelmadatter
»Diese Kultur ist das einzige Beispiel für einen gewaltsamen Tod. Sie verkümmerte nicht, sie wurde nicht unterdrückt oder gehemmt, sondern in der vollen Pracht ihrer Entfaltung gemordet, zerstört wie eine Sonnenblume, der ein Vorübergehender den Kopf abschlägt.« So beschreibt der Geschichtsphilosoph Oswald Spengler (1880-1936) in seinem epochalen Werk »Untergang des Abendlandes« (1) die gewaltsame Vernichtung des Mayaimperiums.

Resigniert-zynisch konstatiert Oswald Spengler (2): »Das alles wurde nicht etwa durch einen verzweifelten Krieg gebrochen, sondern durch eine Handvoll Banditen in wenigen Jahren so vollständig zerstört, daß die Reste der Bevölkerung bald nicht einmal eine Erinnerung bewahrten. Von der Riesenstadt Tenochtitlan blieb kein Stein über dem Boden, in den Urwäldern von Yukatan liegen die Großstädte der Mayareiche dicht beieinander und fallen rasch der Vegetation zum Opfer. Wir wissen von keiner einzigen, wie sie hieß.«

Tenochtitlan ist vollkommen vom Erdboden verschwunden und die unterirdischen Reste sind vollkommen vom Moloch Mexiko-City überbaut worden. Archäologie ist nirgendwo sonst ein so schwieriges Unterfangen. Eine Rekonstruktion des sakralen Zentrums von Tenochtitlan ist inzwischen gelungen. Sie lässt erahnen wie gigantisch die einstige Metropole einst war.

Das Observatorium
von Chichen Itza
Foto: W-J. Langbein
Neben der »Weltstadt Uxmal« preist Spengler (3) Chichen Itza und Labna als »glänzende Großstädte«. Er lobt (4) ihre »gesamte hohe Politik«, staunt über ihr komplexes »geordnetes Finanzwesen, hochentwickelte Gesetzgebung mit Verwaltungsgedanken und wirtschaftlichen Gewohnheiten, wie sie die Minister Karls V. nie begriffen hätten, mit reichen Literaturen in mehreren Sprachen, einer durchgeistigten und vornehmen Gesellschaft in großen Städten, wie sie das Abendland damals keine einzige aufzuweisen hatte.«.

Zu den Glanzleistungen der Mayas gehörte auch die präzise, wissenschaftliche Astronomie. Ihre Observatorien – wie das von Chichen Itza – legen heute noch Zeugnis ab für den faszinierenden Kosmos der Mayas.
Ich muss zugeben: Es ist einige Fantasie erforderlich, um in den Ruinen von Labna die einstige Metropole zu erkennen. Das riesige Tor lässt vergangene Glorie erahnen. In dumpfer Hitze schuftende Arbeiter lassen erkennen, dass sich unter staubigen Erdhügeln Schutthaufen türmen. Aus den Schotterbergen rekonstruieren sie unter wissenschaftlicher Anleitung Bauten aus der stolzen Mayazeit. Und stolz ragen da und dort einzelne Ruinen in den Himmel, die im Lauf der vielen Jahrhunderte noch nicht vollständig zerfallenen sind.

Vom einstigen Prunk und Glanz ist kaum noch etwas erhalten ... und das wenige, was die Zeiten überdauert hat, ist uns nach wie vor rätselhaft. Der »Palast« war einst mit einer Vielzahl von »Verzierungen« versehen, deren Sinn bis heute zu Spekulationen anregt. So dicht gedrängt sind die sauber ausgearbeiteten Reliefs und Skulpturen, dass wir leicht etwas übersehen.

Aus dem Eck des »Palastes« ragt die mysteriöse Schlange heraus. Sie hat ihr Maul furchteinflößend aufgerissen ... Ein menschliches Gesicht ragt heraus. Das ominöse Wesen zieht heute so die Blicke auf sich, dass andere Einzelheiten übersehen werden.

Da wurde, mit bestechender Präzision etwas herausgearbeitet, was es angeblich zu Zeiten der Mayas gar nicht gegeben hat: ein Rad mit »Speichen« ... oder ist es eher ein Zahnrad? Deutlich zu erkennen ist die Achse, auf der das Rad steckt. Man möchte beim Betrachten meinen, dass sich das Rad gleich wieder um die Achse dreht. Wenn nicht Räderwerk ... was wollte der Steinmetz der Mayas dann darstellen? Besonders markant ist ein Rad aus Stein ... Es darf nur keines sein, weil die Mayas doch das Rad nicht kannten!

Diese Behauptung aber erscheint mir unglaubwürdig: Die Baumeister der Pyramiden und Tempel der Mayas sollen das Rad nicht gekannt haben? Sie sollen gewaltige Massen an Stein transportiert haben, ohne das Rad zu benutzen? Sie sollen ihr Reich mit einem ausgeklügelten System von breiten Straßen überzogen haben ... und das Rad nicht gekannt haben?

Warum bildeten sie dann aber – zum Beispiel in Labná – Räder ab? Es lässt sich nicht bestreiten: Das Rad von Labná ist eindeutig ein Rad! Mir kommt es so vor, als solle hier eine technische Apparatur dargestellt werden, bei der mehrere Räder ineinander greifen. Welchem Zweck mag die Vorrichtung gedient haben, die hier in Stein nachgebildet wurde?

Das Räderwerk von Labná - Foto: W-J.Langbein
Wikipedia findet im Artikel über das Rad eine interessante Lösung für das Radproblem! (5) Die Mayas haben in Zentralamerika das Rad zwar erfunden und in Reliefs an Tempeln auch sehr deutlich dargestellt ... aber sie haben es im Alltag nicht eingesetzt. Warum sollten sie das getan haben? Warum sollten sie beim Transport für ihre Pyramiden und Tempel keine Karren mit Rädern verwendet haben? Wikipedia meint, Wagen seien zu Mayazeiten nicht nachgewiesen. Wagen seien nicht eingesetzt worden, weil den Mayas keine geeigneten Zugtiere – wie etwa Pferde – zur Verfügung standen.

Steinquader auf Karren von A nach B zu transportieren, ist auch ohne Pferde praktischer und leichter, als sie zu tragen. Warum sollten die Mayas auf den Einsatz des Rades bei der Arbeit verzichtet haben ... wenn sie es doch kannten? Eine Antwort bietet sich zunächst an: Den Mayas war das Rad heilig. Sie verwendeten es lediglich bei der Darstellung ihres zyklischen Kalenders, nicht aber bei niederer Fronarbeit!

War für die Mayas das Rad etwas sehr Heiliges? War für sie das Rad kein Gebrauchsgegenstand, sondern ein sakrales Symbol? Stellte das Rad die Sonnenscheibe dar, die am Tag über den Horizont rollte? Oder versinnbildlichte das Rad für die Mayas die Zeit? Die Mayas hatten ein zyklisches Bild von der sich ewig wie ein Rad weiter drehenden Zeit. Das Rad könnte also für den ewigen Zeitenlauf stehen.

Räder von Labná - Fotos W-J.Langbein
Denkbar wäre diese Überlegung ... wenn da nicht die Spielzeuge von Maya-Kindern wären: Tiere – eventuell Hunde – wurden von Mayakindern an einer Schnur gezogen. Und diese Spielzeugtiere liefen ... auf Rädern! Die anthropologischen Museen von Mexiko City und Jalapa haben Spielzeuge mit Rädern in ihren umfangreichen Sammlungen! Die Mayas kannten also nicht nur das Rad, sie setzten es auch ein: etwa nur als Spielzeug? Wikipedia geht davon aus. (6)

Im »Anthropologischen Museum von Jalapa« soll es ein ganz besonderes »Ensemble« geben: ein hundeartiges Tier zieht ein Wägelchen. Meine Überzeugung: Die Mayas kannten eben doch das Rad! Ich verstehe nicht, warum das in der Maya-Forschung nach wie vor bestritten wird! Drängt sich mir eine – ketzerische – Frage auf: Was wird uns sonst noch über die Mayas verschwiegen? Waren sie gar nicht das »primitiv-blutrünstige« Volk, für das sie nach wie vor gern gehalten werden? Wikipedia schreibt (6): »Sie (die Mayas) benutzten schon in präkolumbischer Zeit Räder, sogar Zahnräder, in mehr oder weniger feinmechanischen Geräten.«


Wir sehen uns gern als die Krone der Schöpfung oder der Evolution. Fundamentalistischer Christ und strenggläubiger Darwin-Fan kommen letztlich zum gleichen Ergebnis: Der Mensch steht über allen Kreaturen. Bei den Religiösen – Juden, Christen und Moslems – hat Gott den Menschen an die Spitze der Schöpfung gesetzt. Bei den Wissenschaftsgläubigen hat die Evolution den Menschen an die Spitze katapultiert. In beiden Weltbildern überragt unsere heutige Zivilisation alle früheren Epochen. In beide Weltbilder passen frühe Kulturen, die der heutigen überlegen waren, ganz und gar nicht ins Bild.

Fußnoten
1 Spengler, Oswald: »Untergang des Abendlandes«, Sonderausgabe in einem Band, München 1980, S. 606 unten und S. 607 oben
2 ebenda, S. 607
3 ebenda, S. 608
4 eben da, S. 607
5 http://de.wikipedia.org/wiki/Rad (Stand: 6.12.2011!)
6 ebenda
7 Hinweis zum Foto »Mayaspielzeug in Labná«. Diese Collage wurde zusammengesetzt aus einem Foto, das ich in Labná aufgenommen habe... und aus einem Foto aus dem Archiv von Erich von Däniken. Ich bedanke mich bei Erich von Däniken!

Däniken über die Mayas
Literaturempfehlung
Däniken, Erich von: »Was ist falsch im Maya-Land? Versteckte Technologien in Tempeln und Strukturen«, Rottenburg 2011

Die Bücher von Walter-Jörg Langbein

»Das Geheimnis vom Leistruper Wald«,
Teil 146 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 04.11.2012


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Samstag, 27. Oktober 2012

Mord in Genf Leseprobe 3

Mord in Genf

...

Mit einem Presseausweis des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes der DDR versehen, reiste Wilhelm Schulz, Oberst in der Nationalen Volksarmee, im Jahre 1965 nach Nordvietnam: Offiziell als Kriegsberichterstatter, was schon eine Besonderheit darstellte, denn übliches Prozedere in der damaligen Zeit war es, nur Ehepaare zur Berichterstattung ins Ausland zu verschicken. Major Schulz war Spezialist für den Einsatz von Luftabwehrraketen und stand der Nordvietnamesischen Volksarmee als Berater zur Verfügung.

Er lernte Nguyễn Thị Đào kennen und lieben, Đào, was Pfirsich bedeutet, wurde seine Frau. 1967 wurde ihr gemeinsamer Sohn geboren, den das Paar Hùng, Held, nannte. Schulz lernte Hồ Chí Minh kennen. Und kurz darauf auch die Schrecken des Stellvertreterkrieges zwischen Sozialismus und Imperialismus hautnah, als im Frühjahr 1970 ein US-Jagdbomber im Tiefflug Kanister mit Napalm in seiner unmittelbaren Nähe abwarf, um flächendeckend ein Flammenmeer entstehen zu lassen. Schulz hatte sich schützend auf seine junge Frau und das Kind geworfen. Die Brandwaffe Napalm haftete als zähflüssige, klebrige Masse an ihm und seiner Familie. Sie ließ sich nicht mit Wasser löschen und fraß sich mit einer Temperatur von 800° Celsius in das Hautgewebe der Verletzten ein.

Die Familie wurde ausgeflogen und im Militärkrankenhaus der NVA in Ostberlin behandelt. Đào entstellten die Brandnarben die rechte Gesichtshälfte und die entsprechende Körperseite bis zum Fuß. Schulz hatte den Rücken verbrannt und auch Brandnarben im Gesicht. Um beide Leben kämpften die Ärzte. Hùng behielt seine Narben am Arm zurück. Nach seiner Genesung blieb die Familie in der DDR.

Schulz, wegen besonderer Verdienste zum Oberstleutnant befördert, bildete an der Offiziershochschule Angehörige der Vietnamesischen Volksarmee aus. 1975 brachte Đào ein schwerstbehindertes Mädchen zur Welt. Die Augen waren nicht ausgebildet, wie auch die Ärmchen nur aus Stümpfen bestanden. Das Kind starb wenige Monate nach der Geburt.

Agent Orange, von Januar 1965 bis April 1970 als Entlaubungsmitteln durch die US-Luftwaffe in Vietnam eingesetzt, wurde von den Ärzten als Ursache und Spätfolge vermutet. Dass das mit Dioxinen verunreinigte Agent Orange nicht nur das Erbgut schädigte, sondern auch krebserregend war, erfuhr die Familie in den nächsten Jahren. Im Jahre 1980 starb Đào an Krebs. Hùng war 16 Jahre alt, als auch sein Vater mit militärischen Ehren zu Grabe getragen wurde. Als Angehöriger eines hochrangigen Mitglieds der NVA genoss Hùng eine Schulausbildung, die auf einen militärischen Einsatz hinarbeitete.

Erwin hatte Hùngs Akte vor sich liegen und studierte sie aufmerksam. Es war ein nasskalter Februartag des Jahres 1985, als er dem diensthabenden Leiter des Militärgefängnisses in Berlin gegenübersaß. Vietnamesen bildeten als Leiharbeiter des sozialistischen Bruderstaates eine der größten ausländischen Bevölkerungsgruppen in der DDR. Mit einem dieser Leiharbeiter war Hùng in Streit geraten und hatte ihn mit einem gezielten Schlag an die Schläfe getötet.

»Er war mit dem Opfer alleine angetroffen worden, eher zufällig kamen zwei Genossen des Wachregimentes an der Stelle vorbei. Hùng hat sich ausgewiesen als Angehöriger eines Mitglieds der NVA. Die beiden nahmen ihn dann mit und er wurde hier abgeliefert. Weitere Zeugen waren nicht vorhanden.«

Erwin blickte von seiner Akte auf.

»Ich möchte ihn sehen!«
...


 _________ 




Montag, 22. Oktober 2012

Halloweenspecial auf »Ein Buch lesen!«

Ein Beitrag von Walter-Jörg Langbein


Die Nacht war pechschwarz ... überall grinsten Kürbisköpfe aus geschlitzten Mündern und ihre Augen wirkten seltsam bedrohlich. »Trick or treat!« schrie ich und rannte zum nächsten Haus. Ich klingelte Sturm. Schon tat sich die Türe auf, ich hielt meinen schon prall mit Süßigkeiten gefüllten Beutel hin ... Süßigkeiten plumpsten hinein ... und weiter ging's, zum nächsten Haus.

»Trick or treat« kann man vielleicht mit »Scherz oder Leckerei« übersetzen. Wer sich mit einer Leckerei freikaufte, der kam ungeschoren davon. Wer nicht, der wurde »Opfer« eines Scherzes. Ich hatte eine große Tube Zahnpasta dabei. Wer auf mein Klingeln und Klopfen nicht öffnete ... der bekam eine tüchtige Portion Zahncreme an die Tür geschmiert ... in Form eines grinsenden Gesichts ...

Es war Halloween 1963 im kleinen Dörfchen Stevensville am Michigan-See, als ich (damals 9 Jahre alt) mit meinem Bruder (damals 6) auf Beutezug unterwegs war ... Damals hatte ich keine Ahnung, dass Halloween keine amerikanische Erfindung war, sondern aus Europa stammte. Die Kelten haben Halloween »erfunden«, allerdings nicht als vergnügliches Kinderfest. Es ging den Kelten wohl um die Vertreibung der Totengeister, die in unheimlicher Nacht aus dem Jenseits ins Diesseits drängten.

Heidnischen Ursprungs ist das »Halloween«-Fest allemal. Nur umstritten ist der konkrete Ursprung. Wurde »Halloween« zum Sommerende zelebriert, wenn das Vieh von den Weiden in die heimischen Ställe getrieben wurde ... und die Toten zu den Lebenden zurückkehren wollten? Oder war das Totenfest zu Ehren des Knochenmanns »Samhain« der originale Auslöser? Oder hatte man zur »Halloween«-Zeit im noch heidnischen England Angst vor den unheimlichen Mächten? In der »Halloween«-Nacht, so sollen schon die alten Kelten gefürchtet haben, schwindet die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, so dass die Totengeister in die Welt der Lebenden eindringen und Unheil anrichten können.

Wie auch immer: Der alte heidnische Brauch war der christlichen Geistlichkeit ein Ärgernis und ließ sich nicht einfach verbieten. Also tat man, was man konnte ... um den alten Brauch zu verdrängen. Man stülpte »Halloween« ein christliches Gewand über. Das christliche Hochfest Allerheiligen wurde installiert und aus heidnischem Brauch ein christliches Fest gemacht. Und schon hatte man keine Angst mehr vor den bösen Totengeistern, sondern der Heiligen ... jener, die von der katholischen Kirche geehrt werden, aber auch jener, die nur Gott selbst bekannt sind. Auf diese Weise wollte man sich die Gunst der Heiligen erhalten. Und man wollte jene Heiligen, die man nicht kannte, nicht verprellen.

Mit europäischen Auswanderern gelangte »Halloween« nach Amerika ... und kehrt nun verstärkt wieder nach Europa zurück. Gelegentlich wird kritisiert, dieser »amerikanische Unsinn« verdränge doch nur altehrwürdige christliche Feiertage. Die Realität ist aber eine andere, auch wenn die Details nicht mehr genau bekannt sind ... »Allerheiligen« sollte heidnisches Brauchtum ersetzen. Ganz verschwunden war das gruselige »Halloween« übrigens nie aus Europa. Es wurde da und dort noch praktiziert: Rüben wurden ausgehöhlt, ähnlich wie die bekannten Kürbisse aus den USA ... Mit einer Kerze im Inneren leuchten die europäischen »Rübengeister« ganz ähnlich wie die Kürbisköpfe in den Staaten. Allerdings scheint sich die amerikanische Form von »Halloween« da und dort durchzusetzen ... Kinder verkleiden sich, rennen von Haus zu Haus ... und fordern »Süßes oder Saures«. Wo man sich nicht freikauft ... da gibt’s »Saures«, und das in Form von manchmal zu drastischen »Scherzen« ...



Walter-Jörg Langbein ist Autor vieler Sachbücher. Unter anderem auch:








Samhain oder auch Halloween: Wenn sich die Tore zur Anderswelt öffnen, dann ist Zeit für Mord, Totschlag und einen gepflegten Krimi! Besuchen Sie unsere #News #Literatur #Kunst. Dort geht es bis Halloween mörderisch zu :-)

Halloweenspecial auf »Ein Buch lesen!«





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Sonntag, 21. Oktober 2012

144 »Das geheimnisvolle Tor von Labná«

Teil 144 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Labná von Frederick Catherwood
Archiv: W-J.Langbein
Es waren zwei Abenteurer, die anno 1842 die Ruinen von Labná entdeckten: John Lloyd Stephens (1805-1852) und Frederick Catherwood (1799-1854). Stephens war eigentlich Diplomat und Anwalt ... und von Reisen in ferne Länder begeistert. Catherwood war Architekt von Beruf ... und zeichnete mit großem Enthusiasmus. Seine Zeichnungen und Gemälde führten vor rund 150 Jahren zu einer bald weltweit grassierenden Begeisterung für die alte Kultur der Mayas. Man kann sie wie ein Buch lesen, wie einen Reisebericht ohne Worte.

Frederick Catherwood und John Lloyd Stephens legten den Grundstein der wissenschaftlichen Mayaforschung ... Die beiden Laien machten vor rund eineinhalb Jahrhunderten Entdeckungen, die auch heute von der Wissenschaft noch lange nicht erforscht und verstanden werden.

Labná, im heutigen Yucatán, Mexiko, gelegen, lässt sich mit »altes Haus« übersetzen. Vermutlich bekamen die altehrwürdigen Ruinen diesen Namen erst im 19. Jahrhundert. Wie die Stadt einst hieß ... wir wissen es nicht. Schon um 300 n.Chr. (»Frühklassik«) war Labná besiedelt. Die einst stolzen großen Bauwerke sind, so heißt es, erst um 800 bis 1000 n.Chr. entstanden (»Spätklassik«). Ein eingraviertes Datum entspricht dem Jahr 862 n.Chr. Das Bauwerk kann aber möglicherweise älter sein. Das eingravierte Datum kann durchaus entstanden sein, als das Gebäude schon alt war.

Auferstanden aus Ruinen ...
Foto: Walter-J. Langbein
Wer Labná wann genau erbaut hat ... unbekannt. Es wurde bislang erst ein kleiner Teil der steinernen Gebäude rekonstruiert ... und das wiederum nur teilweise. Vermutet wird, warum auch immer, dass Labná zwar bedeutend, aber nicht selbständig war. Labná sei – lese ich in einem Reiseführer – die Dependance einer größeren, mächtigeren Stadt gewesen. »Die monumentale Architektur lässt ... darauf schließen, dass der Ort eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, doch vermutlich unter der Herrschaft einer größeren Stadt stand.« (1)

Auch in Labná scheint die Rekonstruktion der alten Bauwerke in Etappen zu erfolgen. Sobald wieder finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, wird wieder etwas gearbeitet. Da ragt der sogenannte »Aussichtsturm« aus einem Schutthügel heraus. Die Bezeichnung »Aussichtsturm« ist willkürlich und falsch gewählt! Bei dem stark zerfallenen Bauwerk handelt es sich um eine steile Pyramide mit einem Tempel oben an der Spitze. Wie beim Turm zu Babel sollte der Tempel dem Himmel so nah wie möglich sein. Gottesdienste wurden hoch über den Normalsterblichen, dem Himmel so nah zelebriert.

Der »Aussichtsturm«
von Labná, Foto:
W-J.Langbein
Tempel in luftiger Höhe waren für Göttinnen und Götter eine Einladung: »Kommt vom Himmel herab! Wir haben euch ein Haus bereitet!« Der biblische Gott indes reagiert mit Zorn ... (2) ... und zerstörte wütend den legendären Turm zu Babel. Sein aggressiver Akt war gegen den heidnischen Kult der »heiligen Hochzeit« gerichtet, die im Tempel in luftiger Höhe zelebriert wurde. Die Pyramiden-Ruine von Labná erinnert mich ... an die Zerstörung von Babel! Allerdings ist der Zerfall in Labná auf den »Zahn der Zeit« zurückzuführen. So sollen am Dachaufsatz – Höhe vier Meter – einst riesenhafte menschliche Gestalten zu sehen gewesen sein. Sie sind fast vollständig verschwunden.

»Wenn ich nur wüsste, wie der ›palacio‹ zu rekonstruieren ist!« vertraute mir ein verzweifelter Archäologe bei einem meiner Besuche in Labná an. »Offensichtlich wurde der ›Palast‹ im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut! Es ist sehr schwer zu erkennen, welcher Grundriss der ältere, welcher der neuere ist. Und dann stellt sich die Frage: Soll die Urform des palacio so weit wie möglich wieder hergestellt werden.... oder die letzte, neueste?«

Ein Palast nach unserem Verständnis war der »palacio« nie. Er war kein weltlicher, sondern ein sakraler Bau. Welchem Zweck die vielen Kammern dienten ... wir wissen es nicht. Ein Arbeiter verriet mir: »Die Bauaufsicht wechselt immer wieder. Und dann kann es sein, dass die Richtlinien für den Wiederaufbau ... geändert werden!«

Der »Palacio« von Labná
Foto: W-J.Langbein
Einig scheinen sich alle Archäologen zu sein, dass einstmals in dem großen Bauwerk der Regengott Chaak (Chac u.a. Schreibweisen kommen vor!) verehrt wurde. Es erhebt sich auf einer fast 170 Meter langen Plattform. Im unteren Stockwerk gab es einst vierzig Kammern. Auf einem steinernen Fries reihte sich eine Chaak-Maske an die andere. Auch von diesen sakralen Darstellungen ist kaum noch etwas zu erkennen.

Erstaunlich gut hat eine ungewöhnliche Chaak-Skulptur dem Zahn er Zeit widerstanden. Chaak wirkt hier nicht roboterhaft-kantig wie sonst. Er hat ein recht menschliches Gesicht ... und blickt aus dem weit aufgerissenen Maul einer Schlange. Eine ähnliche Darstellung hat auch das »Nonnenviereck« vom Uxmal aufzuweisen. Ein Reiseführer beschreibt den »Schlangenkopf« von Labná so (3): »Bemerkenswert ist eine ungewöhnliche Chac-Maske an der Südostecke des Gebäudes, der Außenecke von Kammer 18. Sie zeigt einen Menschenkopf, der aus dem aufgesperrten Rachen einer Schlange herausschaut: Eine Darstellung, die auch im ungleich berühmteren Nonnenviereck von Uxmal zu finden ist.«

Ich habe beide Chaaks fotografiert ... wenn es denn wirklich Chaaks sind. Gibt es doch eine ganz andere Interpretation des »Menschenkopfes im Schlangenmaul«. In der Ikonographie versucht man, bildliche Darstellungen zu interpretieren.

»Menschenkopf im Schlangenmaul« wird häufig als »visionärer Kontakt mit dem Jenseits« verstanden! Es sind nach dieser Deutung die Häupter von Verstorbenen, die aus dem Schlangenschlund schauen und sprechen.

Der Chaak von Labná (links),
der Chaak von Uxmal (rechts),
Fotos: W-J.Langbein
Im Zentrum von Labná steht – unweit des »Aussichtsturms« – ein imposanter Torbogen, der aber kein Tor ist. Wer ihn durchschreitet, gelangt nicht ein ein Gebäude, kommt nicht auf einen Platz. Der »Arco« ist kein Ein- oder Ausgang. Er ist ein eigenständiges Bauwerk. Ist der Bogen ein Denkmal, das zu Ehren eines triumphalen Siegers in einem vergessenen Krieg errichtet wurde? Oder hatte der »Arco« einst mythisch-religiöse Bedeutung: etwa als Verbindung zwischen den Welten des Diesseits und des Jenseits? In diesen Zusammenhang würde die Visionsschlange passen, aus deren Maul die Toten zu den Lebenden sprechen.

Linda Schele und David Freidel, zwei internationale Mayaexperten, erklären in ihrem fulminanten Opus »Die unbekannte Welt der Maya« (4): »Die Kommunikation zwischen Diesseits und Jenseits wurde in den tiefgründigsten Sinnbildern des Maya-Königtums symbolisiert: in der Visionsschlange und dem doppelköpfigen Schlangenstab.« Die Visionen wurden auf in wahrstem Sinne des Wortes blutigem Wege erreicht: Man nahm bei sich selbst einen kräftigen Aderlass vor, ließ das eigene Blut fließen und erlebte dann ... bei womöglich schwindenden Sinnen ... geheimnisvolle Bilder.

Linda Schele und David Freidel (5) sprechen von einem »Portal ins Jenseits«, das als »Rachen der Unterwelt in Gestalt einer bärtigen Riesenschlange mit skelettierten Riesenbacken« dargestellt werden kann. Ist da die Vermutung so abwegig, dass das imposante Tor – lichte Höhe der Toröffnung immerhin fünf Meter! – eben jenes mythologische Portal ins Jenseits darstellte? Wurde es von Auserwählten durchschritten, um ihre Visionen auszulösen? Man stelle sich vor: durch selbst beigefügte Verwundungen – Durchstechen der Zunge mit Pflöcken – floss das Blut in Strömen. Torkelten die Auserwählten mit schwindenden Sinnen durch das mächtige Tor? Wurden ihnen Visionen zuteil?

Das mysteriöse Tor von Labná.
Vorder- und Rückseite.
Fotos: W-J.Langbein.
Zeichnung von Catherwood.
Frederick Catherwood jedenfalls war vom Tor fasziniert. Seine Darstellung könnte aus unserer Zeit stammen, ist aber rund 170 Jahre alt!

Fußnoten


1 Mehling, Marianne (Herausgeberin): »Mittelamerika – Die Welt der Maya«, Lizenzausgabe, Augsburg 1998, S. 182
2 Das 1. Buch Mose Kapitel 11, Verse 1-9
3 Mehling, Marianne (Herausgeberin): »Mittelamerika – Die Welt der Maya«, Lizenzausgabe, Augsburg 1998, S. 182 unten und S. 183 oben
4 Schele, Linda und Freidel, David: »Die unbekannte Welt der Maya/ Das Geheimnis ihrer Kultur entschlüsselt«, Lizenzausgabe, Augsburg 1994, S. 57
5 ebenda





Literaturhinweise

Eine kleine Auswahl wichtiger Maya-Literatur
Adams, Richard: »The Origins of the Maya-Civilization«, Albuquerque, New Mexiko 1977
Benson, Elizabeth (Hrsg.): »City-states of the Maya«, Denver 1986
Coe, Michael: »Die Maya«, Bergisch-Gladbach 1977
Eggebrecht, Eva und Grube, Arne: »Die Welt der Maya«, Mainz 1992
Maler, Teobert: »Auf den Spuren der Maya«, Graz 1992
Wilhelmy, Herbert: »Welt und Umwelt der Maya«, München 1990

Buchtipp: 2012 - Endzeit und Neuanfang, von Walter-Jörg Langbein

»Von Rädern, Zahnrädern und Spielzeug«,
Teil 145 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 28.10.2012


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Sonntag, 14. Oktober 2012

143 »Rad oder nicht?«

Schildkröten, Schlangen und Ruinen 4
Teil 143 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Der Mann mit der
»Schriftrolle«
Foto: W-J.Langbein
Andächtig stehe ich unter der steinernen Statuette. Sie zeigt eine Person im Lendenschurz und ... so scheint es mir ... mit einem Umhang, der am Hals verknotet ist. In der Hand hält diese Person – ist es ein Mann oder eine Frau? – etwas Längliches, Rundes. Sollte es sich um einen Schriftgelehrten ... oder einen Priester handeln, der einen kostbaren Codex hält? Leider wurden ja die Maya-Codices in Massen von den spanischen Eroberern gesammelt und verbrannt.

Mag sein, dass das gesamte Wissen der Mayas einst in Schriftform verewigt worden ist. Die einst riesige Bibliothek wurde aber – noch bevor sie von Schriftgelehrten aus Europa kopiert oder gar entziffert werden konnte – mit Pedanterie Stück für Stück auf lodernde Scheiterhaufen geworfen. So sind wir heute auf Spekulationen angewiesen. Wir müssen Vermutungen anstellen ... und können die Geschichte der Mayas nicht wie ein Buch lesen. Auch die sogenannte seriöse Maya-Forschung spekuliert viel, auch wenn gern so getan wird, als seien fantasievolle Annahmen solides Wissen.

Da mag eine Skulptur für den einen Wissenschaftler den »Kopf der Königin von Uxmal« darstellen. Für den anderen Wissenschaftler hingegen ist es ganz klar das Haupt eines greisen Priesters ...

Die seltsamen runden Objekte
Foto: W-J.Langbein
Bleiben wir in Uxmal: Hinter dem Kopf der kleinen Statue mit der Schriftrolle – vielleicht ist es ja auch ein Zeremonialstab oder eine Keule – mache ich zwei runde Objekte aus, jeweils mit einem Loch in der Mitte. Sie befinden sich an der Mauer, hinter der seltsamen Gestalt, rechts und links vom Kopf. Was wurde da im Stein verewigt?

Der unvoreingenommene Betrachter erkennt sofort zwei Räder. Die Radnabe, so scheint mir, ist besonders sorgsam in den Stein gemeißelt worden. Den Laien wird es nicht weiter wundern ... Warum sollten denn Maya-Steinmetze nicht Räder dargestellt haben? Die Mayas haben herrliche Pyramiden gebaut ... da werden sie doch wohl mit dem Rad keine Probleme gehabt haben. Schon beim Betrachten eines runden Baumstamms muss doch ein findiger Mensch zum Rad gekommen sein. Ein runder Baumstamm rollt .. und ein Rad ist eine Scheibe, die man von einem runden Baumstamm absägt. Muss der Mensch nicht früher oder später das Rad erfunden haben?

Sieht aus wie ein Rad
Foto: W-J.Langbein
Ich bin davon überzeugt: Das Rad ist im Verlaufe der Menschheitsgeschichte oft erfunden worden, an unterschiedlichsten Stellen unseres Globus, von unterschiedlichsten Menschen. Aber: Die Mayas konnten zwar herrliche Tempelstädte bauen, die miteinander durch ein gewaltiges Netzwerk von Straßen verbunden waren ... sie kannten aber nicht das Rad! Die Mayas bauten Hunderte Kilometer von Straßen, oftmals 300 Kilometer lang und zehn Meter breit ... aber sie kannten nicht das Rad! Sie nivellierten ihre Straßen mit großem Geschick, hoben einzelne Straßenteile an, pflasterten die Verkehrswege. Sie besserten sie aus, wenn nötig. Und das alles für Fußgänger und Läufer, denn nach wissenschaftlicher Lehrmeinung war den Mayas das Rad unbekannt. Was aber zeigt das Relief von Uxmal, wenn kein Rad?

Auf diesem Straßensystem wurden keine Vehikel gezogen, wurden keine Karren zum Transport von Lasten eingesetzt?

Wer offenen Auges durch Maya-Ruinen wandert, der wird überall Darstellungen von Rädern finden ... zum Beispiel in Chichen Itza! In Chichen Itza sah ich eine ganze Reihe von Rädern, kunstfertig in den Stein graviert. In einem Fall waren drei Räder übereinander zu sehen. Deutlich zu erkennen sind die Naben, die von dort ausgehenden Speichen. Nur wer vom Lehrsatz »Die Mayas kannten nicht das Rad!« absolut überzeugt ist, erkennt ein Rad nicht als Rad ... jedenfalls nicht bei den Mayas!

Drei Räder von
Chichen Itza
Foto: W-J.Langbein
Weltweit kämpft eine mehr oder minder gut organisierte Gruppe gegen alles, was in ihren Augen »unwissenschaftlich« ist. Mit geradezu theologischer Spitzfindigkeit wird argumentiert: »Etwas sieht aus wie...« bedeutet nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, dass dieses etwas auch das ist, wonach es aussieht. Natürlich muss ein Relief aus Mayazeiten, das so aussieht wie ein Raumfahrer in seinem Flugvehikel... nicht wirklich ein Astronaut im Shuttle sein. Die selbsternannten Verteidiger der »Wissenschaft« - sie nennen sich »Skeptiker« - gehen aber einen Schritt weiter. »Etwas sieht aus wie... dann ist es nicht das, wonach es aussieht!« Seltsame »Logik«!

Ein Rad sieht aus wie ein Rad. Und wenn die Mayas etwas in den Stein meißelten, das so aussieht wie ein Rad ... warum soll es dann kein Rad sein? Ich meine: Wissenschaft sollte die eigenen Erkenntnisse immer wieder skeptisch hinterfragen.

Vielleicht war im Reich der Mayas – so wie im Iran schon vor rund vier Jahrtausenden – das Rad doch bekannt? Vielleicht wurde auf dem Straßensystem der Mayas nicht nur gelaufen? Ein Rad aus dem Iran ... sieht aus wie ein Rad und ist ein Rad. In Chichen Itza gibt es eine ganze Reihe von Reliefs, die ganz einfach so etwas wie Räder zeigen ... Es gibt vollständige Räder, sorgsam in den Stein geritzt. Und es gibt Bruchstücke von steinernen Rädern, von denen einige eher schlecht als recht zusammengefügt wurden.

Räder im Iran (oben) und in
Mexiko - Fotos: Conscious
(oben), W-J.Langbein (unten)
Vielleicht muss der Lehrsatz »Die Mayas kannten nicht das Rad!« revidiert werden? Steinerne Räder in allen möglichen Varianten, von Maya-Künstlern verewigt, bringen den Lehrsatz ins Wanken! Was ich nicht verstehe: Wieso will man den Mayas nicht das Rad zubilligen? Warum gehen Maya-Experten in dickleibigen Wälzern über die Mayas mit keinem Wort auf die Räder der Mayas ein? (1)

Nicht bezweifelt wird, dass die Mayas das Rad in Steinreliefs verwendeten, um ihren Kalender bildlich darzustellen. Die Mayas gingen ja von einem zyklischen Zeitablauf aus. Das heißt: Für die Mayas hatte die Zeit keinen Anfang und kein Ende. Zeit war wie ein Kreis: ohne Anfang, ohne Ende. Zeit dreht sich nach dem Verständnis der Mayas unaufhörlich.... eben wie ein Rad!



Fußnote
1 Die folgenden Werke – eine kleine Auswahl – verschweigen die Existenz der Maya-Räder. Dessen ungeachtet bieten sie eine Fülle wichtiger Informationen zur geheimnisvollen Welt der Mayas!
Bacon, Edward (Herausgeber): Versunkene Kulturen/ Geheimnis und Rätsel
früher Welten, Volksausgabe, München 1970,
(Mayas, Kap. 7. S. 93 fff.)
Biedermann, Hans: Altmexikos Heilige Bücher, Graz 1971
Bourbon, Fabio (Text): The Lost Cities of the Mayas/ The life, art and
discoveries of Frederick Catherwood, Vercelli (Italien) 1999


Räder ... Räder .. Räder - Fotos W-J.Langbein












Bridges, Marilyn: Für die Götter/ Luftaufnahmen heiliger Landschaften,
Frankfurt 1990 (Bildband)
(Bauwerke der Mayas, Yucatán und Chiapas, S. 32-55)
Cotterell, Maurice M.: The Mayan Prophecies, Shaftesbury 1995
Cotterell, Maurice M.: The Supergods/ They came on a mission to save
mankind, London 1998
Cottrel, Leonard: The Horizon Books of Lost Worlds, New York 1964
(Geschenk von Bob Fell, Kollege von Papa, USA)
Drew, David: The Lost Chronicles of the Maya Kings, London 1999
Eggebrecht, Eva und Arne: Die Welt der Maya/ Archäologische Schätze aus
drei Jahrtausenden, 2. Auflage, Hildesheim und Mainz 1992
Fuls, Andreas: Die astronomische Datierung der klassischen Mayakultur (500-
1100 n.Chr.), Hamburg 2007
Gockel, Wolfgang: Die Geschichte einer Maya-Dynastie/ Entzifferung
klassischer Maya-Hieroglyphen am Beispiel der Inschriften von Palenque,
Mainz 1988


Räder, Räder, Räder ...
Fotos W-J.Langbein
Ivanoff, Pierre: Monumente großer Kulturen/ Maya, Luxemburg 1974
Krickeberg, Walter (Hrsg.): Märchen der Azteken und Inkaperuaner, Maya
und Muisca, Düsseldorf 1972
Martinéz, Pio und Bandini, Pietro: Das Götterorakel von Yucatán/ Das
Geheimwissen der Maya entschlüsselt, München 1998
Méndez, Maria Teresa Mézquita: Die Prophezeiungen der Mayas, Mérida,
Mexiko, 3. Auflage 2010
National Geographic Society: Versunkene Reiche der Maya, Augsburg 1997
Prem, Hanns J. und Dyckerhoff, Ursula: Das alte Mexiko/ Geschichte und
Kultur der Völker Mesoamerikas, München 1986
Schele, Linda und Mathews, Peter: The Code of the Kings/ The Language of
seven sacred Maya Temples and Tombs, New York 1998
Schele, Linda und Freidel, David: Die Unbekannte Welt der Maya/ Das
Geheimnis ihrer Kultur entschlüsselt, Augsburg 1994, Übersetzung von A
Forest of Kings
Schele, Linda und Miller, Mary Ellen: The Blood of the Kings/ Dynasty and
Ritual in Maya Art, Fort Worth 1986 (korr. Nachdruck)
Sitchin, Zecharia: Versunkene Reiche/ Der Ursprung der Zivilisation im
Reiche der Maya und Inka, Rottenburg 2008
Soustelle, Jacques: Die Kunst des alten Mexiko, Osnabrück 1968
Stuart, David und George: Palenque/ Eternal City of the Maya, London 2008
Westphal, Wilfried: Die Maya – Volk im Schatten seiner Väter, Bindlach 1991
Wipf, Karl A.: Wanderer in der Nacht/ Religionsgeschichtliche Interpretationen
zu altamerikanischen Chroniken, Hallein 1980

Die Bücher von Walter-Jörg Langbein


»Das geheimnisvolle Tor von Labná«,
Teil 144 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 21.10.2012


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Sonntag, 7. Oktober 2012

142 »Kuriose Tempel, kuriose Schlangen«

Schildkröten, Schlangen und Ruinen 3
Teil 142 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Der Schildkrötentempel - Foto: HJPD
»Wir stehen vor dem sogenannten Schildkrötentempel ...« Mit einer weit ausladenden Handbewegung deutet der braun gebrannte Guide auf ein schlicht wirkendes Gebäude. »Berühmt sind seine Klarheit der Linienführung und die Proportionen der Maße ...« Ein österreichischer Tourist unterbricht den leicht gelangweilt wirkenden Führer. Mit gezücktem Bleistift und kleinem Block in der Hand fragt er: »Wie sind denn die Maße des Tempels?«

Der Guide verstummt, blickt den Frager wie einen unerwünschten Störenfried an. Dann beginnt er wieder seinen offensichtlich auswendig gelernten Text: »Wir stehen vor dem sogenannten Schildkrötentempel. Berühmt sind seine Klarheit der Linienführung und die Proportionen der Maße. Die Länge beträgt 29 Meter, die Breite 10,5 Meter und die Höhe 6,75 Meter.« Eifrig notiert der Österreicher die Zahlen. Der Guide fährt fort im Text: »Wir erkennen die Bauweise als typisch für den frühen Puuc-Stil der Spätklassik.«

Ein weiteres Mal fällt ihm der Österreicher ins Wort: »Und wie alt ist dann das Bauwerk?« Die schlechte Laune des Führers ob der neuerlichen Störung ist nun nicht mehr zu übersehen. Wieder setzt er an: »Wir stehen vor dem sogenannten Schildkrötentempel. Berühmt sind seine Klarheit der Linienführung und die Proportionen ...« Wie ein menschlicher Schallplattenspieler sondert er Wort für Wort den offensichtlich genau einstudierten Text ab.

Schildkröten-Tempel oder -Haus ...
Foto W-J.Langbein
»Die Spätklassik bestimmte den Baustil etwa von 800 bis 900 nach Christus. Beachten Sie bitte den schmucklosen Unterbau. Jede der vier Seiten weist einen Eingang auf. Im Inneren befinden sich sieben Räume!«

Der Guide legt eine kurze Pause ein. »Warum trägt dieser schöne Tempel die Schildkröten im Namen?« Er legt eine Kunstpause ein. »Beachten Sie bitte den oberen Sims. Sie sehen ... dort oben laufen Schildkröten. Wir wissen ja, wie langsam diese Tiere sind. Sie bewegen sich kaum, man könnte meinen, sie wären aus Stein ...« Nach einem kurzen Lachen über den eigenen Scherz klärt unser Führer auf: »Die Schildkröten sind natürlich aus Stein. Es handelt sich um Wasserschildkröten. Diese Tiere stehen mit einem sakralen Kult im Zusammenhang ... mit dem Wasserkult. Wasser war für die Mayas und für ihre Kultur lebensnotwendig. Kein Wasser bedeutete schlechte Ernten, Hunger und Not. Bitte folgen Sie mir weiter ...«

Sollte die Prozession von Schildkröten – von denen keine zwei auch nur in etwa gleich groß sind – tatsächlich auf einen religiösen Wasserkult hinweisen? Sehr häufig wird das eher schlichte Gebäude nicht als »Tempel«, sondern als »Haus der Schildkröten« bezeichnet. Es ist auch wahrscheinlicher, dass es sich nicht um ein sakrales, sondern um ein weltliches Bauwerk handelt: Steht es doch nicht wie die Mayatempel auf einer Pyramide.

Eine der vielen Schildkröten
Foto: W-J.Langbein
Eine religiöse Bedeutung der Wasserschildkröte lässt sich zudem nicht nachweisen. In keiner Inschrift wird auf so etwas wie einen Wasserschildkrötenkult hingewiesen. Schildkröten tauchen allerdings im berühmten »Codex Tro-Cortesianus« auf – und zwar in Verbindung mit astronomischen Zeichen. Sollte also das »Schildkrötenhaus« mit Astronomie zu tun haben? Die drei zentralen Räume des Hauses sind exakt nach Nord-Süd ausgerichtet ... Ein Zufall?

Über dem Haupteingang eines der »Nonnenhäuser« (unsinnige Namensgebung durch die Spanier) wurde zum Hof hin eine seltsame Statue angebracht, die in der Maya-Kunst einzigartig ist: ein mysteriöses Mischwesen, eine Kreatur halb Tier und halb Mensch. Die sorgsam ausgeführte Skulptur kombiniert das Bild einer Schildkröte (deutlich zu erkennen: der Panzer!) mit dem eines Menschen! Der menschliche Teil des Mischwesens ist beschädigt. Die Beine, so es je welche gab, sind abgebrochen. Oder wurden sie abgeschlagen?

Die Kreatur scheint etwas in den Händen zu halten. Was? Das ist nicht zu erkennen. Um den Hals trägt das Wesen eine Kette mit so etwas wie einem Amulett. Der Kopf könnte von einem Federschmuck gekrönt sein ...

Das Mischwesen
Fotos: W-J.Langbein
Der Schildkrötenmensch ... die Schildkröten im Fries ... Gab es in Uxmal einen einzigartigen Kult, der vollständig in Vergessenheit geraten ist? Ob es sich bei dem Schildkrötenwesen um einen Priester eines unbekannten Kults handelt? Leider lässt sich die mysteriöse Skulptur nicht wie ein Buch lesen ...

Am Eingang von Norden her wurde – womöglich nachträglich – eine kurioser Schlangenleib angebracht. Es scheint so, als ob der imposante Komplex von Uxmal von den Anhängern des Gottes Kukulkan übernommen wurde. Waren es Kukulkan-Priester, die das »Nonnenkloster« übernahmen? Geschah dies erst im elften oder zwölften Jahrhundert?

Hier in Uxmal, so lese ich, wurde erstmals die gefiederte Schlange dargestellt. Genauer: Es handelt sich um eine gefiederte Klapperschlange. Nun war bei den Mayas Gott Kukulkan die gefiederte Schlange. Kukulkan war für den Maya der Gott der Auferstehung und der Wiedergeburt! Kukulkan kam einst zu den Mayas, so heißt es ... und versprach, dereinst wiederzukehren. Nach mythologischer Überlieferung wird die Wiederkunft der gefiederten Kukulkan-Schlange zur Zeit des Weltuntergangs erfolgen!

Eine der Ruinen von
Uxmal
Foto: W-J.Langbein
Woher Kukulkan einst kam ... in dieser Frage bietet die Mythologie verschiedene Antworten: Stieg er einst aus dem Meer empor? Kam er aus einem Land jenseits des Meeres? Oder lag seine Heimat in himmlischen Gefilden?

Zur Erinnerung: Alle Jahre wieder steigt eine Schlange aus Licht am steinernen Leib der Pyramide von Chichén Itza vom Himmel herab. Sie kriecht am Treppenrand langsam, so wie die Sonne steigt, zur Erde herab. Am 21. September wiederum wandert die Lichtschlange vom Boden in den Himmel. Erich von Däniken zum grandiosen Schauspiel von Chichén Itza (1): »Das Ganze ist eine geniale Demonstration höchster Astronomie und Baukunst im Zeichen der Götter: Gott Kukulkan stieg vom Himmel hernieder. Er weilte einige Zeit unter den Menschen, belehrt sie und verschwand wieder in seiner Sternenheimat, um irgendwann erneut aufzutauchen.«

Weiter schreibt Däniken (2): »Die Kukulkan-Pyramide von Chichén Itza belegt, wie Astronomen, Mathematiker, Architekten und Priester ihre Überlieferungen dem Stein anvertrauten. Sie beweist aber auch, dass das Know-how von allem Anfang an vorhanden war. Es gab kein evolutionäres Herumprobieren an der Pyramide, keine dauernden Abänderungen und Verbesserungen. Bereits vor dem Bau musste die astronomische Ausrechnung genauso stimmen wie der Neigungswinkel der Pyramide und die Höhe der neun Plattformen. Ein perfekter Geniestreich, angelegt in der Vergangenheit für die zweifelnden Menschen der Zukunft.«

Ruinen ... Ruinen ...
Foto: W-J.Langbein
Die Pyramide von Chichén Itza kann man wie ein Buch lesen, das uns Aufschluss über das astronomische Wissen der Mayas gibt. Sie spielt uns quasi einen Film vor: von Ankunft und Abschied des Schlangengottes Kukulkan. Die heiligen Bücher der Mayas wurden zu Tausenden auf Scheiterhaufen verbrannt. Die christlichen Eroberer übersahen nur einige wenige Codices. Die steinernen Bücher konnten nicht alle zerstört werden.

Welche Botschaften mag die Pyramide des Zauberers von Uxmal für uns parat haben ... die wir bislang noch nicht entschlüsseln konnten? Mehr noch: Welche Geheimnisse mögen noch unentdeckt im Areal von Uxmal auf ihre Entdeckung warten? Noch so manche Ruine muss noch wieder aufgebaut, noch so manches Mauerwerk muss noch ausgegraben werden!

Schildkröten umrunden das steinerne Haus - Foto: W-J.Langbein

Fußnoten
1 Däniken, Erich von: »Was ist falsch im Maya-Land/ Versteckte Technologie in Tempeln und Skulpturen«, Rottenburg 2011, S.153
2 ebenda

Die Bücher von Walter-Jörg Langbein

»Rad oder nicht?«,
Schildkröten, Schlangen und Ruinen 4
Teil 143 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 14.10.2012


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Samstag, 6. Oktober 2012

»Mord in Genf« Leseprobe 2



Covergestaltung: 
Grete C. Söcker,  Emden
Ein unerwarteter Fund bringt Unruhe in das beschauliche Leben von drei älteren Damen.

Bei dem Fund handelt es sich um ein Buch, das vor fast 25 Jahren von einem jungen Mann geschrieben wurde.

Das Werk eines Wichtigtuers?
Eines Aufschneiders?
Oder der Versuch eines jungen Mannes, traumatische Ereignisse zu verarbeiten?
Oder die besondere Form, eine Lebensversicherung abzuschließen?
Oder alles zusammen?

Die Autorin Tuna von Blumenstein zieht den Leser in die Zeit des Kalten Krieges. Sie lässt Opfer zu Tätern, Täter zu Opfern werden. Was ist Fiktion, was ist Realität?




Leseprobe:

Die Polizeisirenen schrillten, der Schall prallte von den Häuserwänden ab, erzeugte eine harte Kakofonie und fügte sich in das Chaos ein, am Schauplatz des Geschehens. Der Platz vor dem Hotel war durch Flatterband abgesperrt. Polizisten sicherten und ließen nur Berechtigte in den geschützten Bereich. In dem wimmelte es von Beamten in Uniform und Zivil. Schaulustige hatten sich eingefunden.

Es war an einem Sonntag im Oktober des Jahres 1987.

Etwas abseits stand ein junger Mann. Er blickte apathisch auf die Szenerie. Sein lichtes Haar war ungekämmt. Um die Augen hatte er dunkle Ränder. Seine Wangen wirkten eingefallen. Er war nicht rasiert und machte insgesamt einen ungepflegten Eindruck.

»Mein Junge, du bist ja immer noch hier!«
Ein älterer Mann legte die Hand auf die Schulter des Jüngeren. Der wandte seinen Blick, wollte die Hand mit einer Bewegung wegwischen. Aber die Finger des Mannes krallten sich schmerzhaft in seinen Schultermuskel.

»Ich bin nicht Ihr Junge, lassen Sie mich los, Sie tun mir weh!« zischte der Jüngere. Sein Blick fiel auf die Karte, die der Mann an seiner Brusttasche festgesteckt hatte. Es war ein Presseausweis. Ausgestellt durch den Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst auf den Namen Wilhelm Schubert.

»Alexander, du siehst völlig erledigt aus, komm, lass uns zum See gehen und dort weiter sprechen.«
Schubert flüsterte. Dann löste er den Klammergriff und Alexander rieb sich die Schulter.
»Komm schon, oder möchtest du auf dich aufmerksam machen?«

Alexander folgte Schubert. Sie ließen die Sirenen hinter sich. Als beide an der Promenade ankamen, war diese von Menschen verlassen. Still ruhte der See.

»Was gibt Ihnen die Sicherheit, dass ich nicht zur Polizei gehe und alles erzähle?«

Schubert lachte. »Nur zu, wenn dir danach ist! Reihe dich in die lange Warteschlange der Spinner ein, die überall Verschwörungen wittern! Je nach Prominenz eines Toten gehen bis zu 1.000 verrückte Meldungen ein!« Er blickte über den See und fügte an: »Nach einem solchen Ereignis.«

Covergestaltung: 
Grete C. Söcker,  Emden
»Es war Mord! Etwas anderes wird bei der Untersuchung nicht herauskommen! Sie kommen damit nicht durch!«
Alexander hielt die Hände vor sein Gesicht und wiederholte: »Es war ein feiger Mord! Und Sie sind ein Mörder!«

Schubert atmete schwer aus, blickte auf den See und erwiderte: »Alexander. Ich bin Soldat und kein Mörder! Und ich garantiere dir, dass die Ermittler die Akten schließen werden! Weil es Selbstmord war! Die Behörden ermitteln nicht weiter, wenn es um Ereignisse in Geheimdienstkreisen geht. Das ist so, glaube mir!«

»Irgendjemand wird sich erinnern! Vielleicht sogar an Ihren Namen! Was machen Sie dann?« Trotzig sah Alexander den Mann an. Der lachte nur und antwortete: »Es gibt keinen Wilhelm Schubert beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst!«

Alexander sah den Mann an. Der war unrasiert. Hatte etwas Schäbiges an sich. Er wirkte wie ein Penner. Außerdem roch er nach Schnaps. Angewidert wendete sich der junge Mann ab.

Mehr zu sich selbst sagte er leise: »Dann heißt sie auch nicht Katja?!«

»Nein, sie heißt nicht Katja und auch nicht Schubert und sie ist auch nicht die Nichte von Liz!«

Alexander sah auf den See.
»Was hat er Ihnen denn getan? Warum musste er sterben?«

»Mir hat er nichts getan, ich kannte ihn nicht! Ich bin Soldat. Ich bekomme einen Befehl, den befolge ich und frage nicht, nach dem ›Warum‹. Gut, ich habe freie Hand bei der Umsetzung. Das hätte ich auch anders machen können. Aber ich habe mir das gerade so überlegt, wie es gemacht worden ist. Das Endergebnis zählt!«
Er sah Alexander an, der ihn fassungslos betrachtete, und beantwortete dann die zweite Frage.
»Vermutlich hat er Zicken gemacht. Er war ja gewarnt. Als er merkte, dass seine Reputation demontiert wird, hätte er zurückrudern können. Das hat er nicht getan!«

Dann griff er in seine Tasche, holte einen Flachmann heraus, öffnete den Verschluss und nahm einen Schluck. Bot ihn Alexander an, der angewidert abwinkte. Gleichmütig zuckte er kurz mit den Schultern, dann fuhr er fort:

»Soll ich dir jetzt die große Politik erklären? Es ist halt glattes Parkett, auf dem sich Politiker bewegen. Ab einer bestimmten Größenordnung wird es gefährlich. Vermutlich sollte ein Exempel statuiert werden. In Zukunft dürfte es keine Schwierigkeiten mehr geben. Oder meinst du, es will noch jemand so enden, wie er? Sein Ruf ist über seinen Tod hinaus ruiniert. Und das wird auch so bleiben!«

Beide schwiegen sich an und sahen auf den See.

Nach einer Weile wandte sich der ältere Mann wieder an Alexander.
»Du siehst aus, als könntest du ein Frühstück vertragen.«
Alexander schüttelte zornig den Kopf.
»Die Ereignisse waren zu viel für dich. Das kann ich verstehen. Und du hast Liebeskummer, das sehe ich dir an.«

Alexander schwieg.

»Möchtest du sie denn wiedersehen?«
Der junge Mann überlegte kurz, bevor er schweigend nickte.

»Dann lass uns gehen!«

_______

Leseprobe 3

Der Krimi ist unter der ISBN 978-3-8482-2545-3 überall im gut geführten Buchhandel erhältlich und kostet 12,90 Euro.
Mord in Genf
Alle Rechte vorbehalten
©Tuna von Blumenstein September 2012
Die Handlung in diesem Buch ist fiktiv, die Namen frei erfunden.
ISBN: 978-3-8482-2545-3
Preis: 12,90







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