Montag, 22. Oktober 2012

Halloweenspecial auf »Ein Buch lesen!«

Ein Beitrag von Walter-Jörg Langbein


Die Nacht war pechschwarz ... überall grinsten Kürbisköpfe aus geschlitzten Mündern und ihre Augen wirkten seltsam bedrohlich. »Trick or treat!« schrie ich und rannte zum nächsten Haus. Ich klingelte Sturm. Schon tat sich die Türe auf, ich hielt meinen schon prall mit Süßigkeiten gefüllten Beutel hin ... Süßigkeiten plumpsten hinein ... und weiter ging's, zum nächsten Haus.

»Trick or treat« kann man vielleicht mit »Scherz oder Leckerei« übersetzen. Wer sich mit einer Leckerei freikaufte, der kam ungeschoren davon. Wer nicht, der wurde »Opfer« eines Scherzes. Ich hatte eine große Tube Zahnpasta dabei. Wer auf mein Klingeln und Klopfen nicht öffnete ... der bekam eine tüchtige Portion Zahncreme an die Tür geschmiert ... in Form eines grinsenden Gesichts ...

Es war Halloween 1963 im kleinen Dörfchen Stevensville am Michigan-See, als ich (damals 9 Jahre alt) mit meinem Bruder (damals 6) auf Beutezug unterwegs war ... Damals hatte ich keine Ahnung, dass Halloween keine amerikanische Erfindung war, sondern aus Europa stammte. Die Kelten haben Halloween »erfunden«, allerdings nicht als vergnügliches Kinderfest. Es ging den Kelten wohl um die Vertreibung der Totengeister, die in unheimlicher Nacht aus dem Jenseits ins Diesseits drängten.

Heidnischen Ursprungs ist das »Halloween«-Fest allemal. Nur umstritten ist der konkrete Ursprung. Wurde »Halloween« zum Sommerende zelebriert, wenn das Vieh von den Weiden in die heimischen Ställe getrieben wurde ... und die Toten zu den Lebenden zurückkehren wollten? Oder war das Totenfest zu Ehren des Knochenmanns »Samhain« der originale Auslöser? Oder hatte man zur »Halloween«-Zeit im noch heidnischen England Angst vor den unheimlichen Mächten? In der »Halloween«-Nacht, so sollen schon die alten Kelten gefürchtet haben, schwindet die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, so dass die Totengeister in die Welt der Lebenden eindringen und Unheil anrichten können.

Wie auch immer: Der alte heidnische Brauch war der christlichen Geistlichkeit ein Ärgernis und ließ sich nicht einfach verbieten. Also tat man, was man konnte ... um den alten Brauch zu verdrängen. Man stülpte »Halloween« ein christliches Gewand über. Das christliche Hochfest Allerheiligen wurde installiert und aus heidnischem Brauch ein christliches Fest gemacht. Und schon hatte man keine Angst mehr vor den bösen Totengeistern, sondern der Heiligen ... jener, die von der katholischen Kirche geehrt werden, aber auch jener, die nur Gott selbst bekannt sind. Auf diese Weise wollte man sich die Gunst der Heiligen erhalten. Und man wollte jene Heiligen, die man nicht kannte, nicht verprellen.

Mit europäischen Auswanderern gelangte »Halloween« nach Amerika ... und kehrt nun verstärkt wieder nach Europa zurück. Gelegentlich wird kritisiert, dieser »amerikanische Unsinn« verdränge doch nur altehrwürdige christliche Feiertage. Die Realität ist aber eine andere, auch wenn die Details nicht mehr genau bekannt sind ... »Allerheiligen« sollte heidnisches Brauchtum ersetzen. Ganz verschwunden war das gruselige »Halloween« übrigens nie aus Europa. Es wurde da und dort noch praktiziert: Rüben wurden ausgehöhlt, ähnlich wie die bekannten Kürbisse aus den USA ... Mit einer Kerze im Inneren leuchten die europäischen »Rübengeister« ganz ähnlich wie die Kürbisköpfe in den Staaten. Allerdings scheint sich die amerikanische Form von »Halloween« da und dort durchzusetzen ... Kinder verkleiden sich, rennen von Haus zu Haus ... und fordern »Süßes oder Saures«. Wo man sich nicht freikauft ... da gibt’s »Saures«, und das in Form von manchmal zu drastischen »Scherzen« ...



Walter-Jörg Langbein ist Autor vieler Sachbücher. Unter anderem auch:








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