Freitagskolumne von Ursula Prem
Soeben beschäftige ich mich mit der Frage, was Euch wohl
umtreibt. Da Ihr Euch nur marginal voneinander unterscheidet (die einen
vernichten menschliche Individualität, die anderen individuelle Menschen),
beobachte ich Euer infantiles Schubladenspiel mit einer gewissen Amüsiertheit.
Es ist ein alter Witz, dass sich gerade diejenigen, die sich am ähnlichsten sind, am erbittertsten bekämpfen. Ich werde es ewig bedauern, dass die
traditionelle Anordnung eines Parlaments, die Hufeisenform, eine scheinbar
unüberwindliche Kluft zwischen Geistesverwandten schafft: Genau die Linie
nämlich, an welcher Blutrot naturgemäß in Kackbraun übergehen würde, markiert
die Bruchstelle, die, hätte man sich für die Artussche Kreisform der Tafelrunde
als Vorlage für die Parlamente entschieden, gar niemandem auffallen würde.
In der sattgefressenen, überentertainten Gemütslage, die
unsere Gesellschaft zumindest offiziell bislang noch auszeichnet, ist das auch
nicht weiter tragisch: Die unmotivierten, hochstapelnden Clowns vom Rand sind durchweg uninteressant, wenn in der Mitte die gewünschte Totalablenkung
vom Wesentlichen stattfindet und das wahre Leben keine allzu schmerzhaften
Anforderungen stellt.
Als ebenso politisch wie mathematisch interessiertem Menschen
stellt sich mir weiters die Frage, wie die Lage wohl aussehen würde, hätte man
die Tafelrunde unserer Parlamente an anderer Stelle aufgebrochen, um sie ebenso
mutwillig in Hufeisenform zu zwingen: Würden beispielsweise Schwarz und Gelb an
den gegensätzlichen Rändern sitzen, welcher Kampf würde stattdessen den
Hauptunterhaltungsfaktor bieten? Religiosität gegen Aufgeklärtheit?
Gleichzeitig würden bei dieser Sachlage Rot und Braun fett und bräsig
nebeneinander in der scheinbaren Mitte sitzen und in überalimentierten Fachausschüssen kleinteilige
Scharmützel ausdiskutieren („heißt es eigentlich »Deutscher Jude« oder »Jüdischer
Deutscher«?“), während Schwarz und Gelb in lauten oder sogar blutigen
Straßenkämpfen austragen würden, ob der Apostel Paulus nun Immanuel Kant vorzuziehen
sei oder nicht. Die sogenannte Lügenpresse würde sich bei dieser Gemengelage wahrscheinlich
mehrheitlich auf die Seite des Apostels Paulus stellen (letzteres ist nur eine
Mutmaßung von mir, die auf der Erkenntnis fußt, dass der Mensch, sobald er eine öffentliche
Person ist, aus Imagegründen lieber dem Unbestimmten und Grundsätzlichen zuneigt
als dem Naheliegenden und Praktischen).
Und so kann ich nur lachen, wenn tapfere Linke wacker ihr
kindliches »Gesicht zeigen«, indem sie irgendwelche Katzenkrimis bekämpfen und sich dabei unter
Ausblendung der Mauertoten, der Roten Khmer und sämtlicher aktueller Probleme auf
der sicheren Seite wähnen, da sie der rettenden Bücherverbrennung ja schließlich ganz nahe sind. Leute, Ihr seid ebensolche Schwachmaten wie diejenigen
überzeugten Rechten, welche den Holocaust leugnend noch heute allen Ernstes
Hautfarbe oder Herkunft eines Menschen thematisieren möchten: Während Ihr
Spiegelfechtereien betreibt, die Ihr gerne mithilfe einer ebenso verblödeten
wie uninteressierten Presse zur Hauptsache erheben möchtet, sind bereits ganz
andere Themen auf dem Weg zu uns. Sie sind sogar schon angekommen: Allahu
akbar! Da Besserung kaum in Sicht ist, gebe ich einen Tipp ab: In spätestens 50 Jahren wendet Ihr alle den
Arsch im 180°-Winkel ab von Mekka oder Ihr werdet erschossen. Links oder rechts.
Besuchen Sie auch unser Nachrichtenblog!
Ephraim Kishon hat mal zu mir in einem Interview gesagt, ich sei zu ehrlich, um Journalist zu sein. Als ich zurückfragte, ob es denn nicht auch ehrliche Journalisten gebe, lachte Kishon. Ursula Prem hat schon wiederholt bewiesen, dass sie schonungslos offen, ehrlich und direkt ist. Ihre heutige Freitagskolumne ist für mich ein Musterbeispiel, wie Journalismus sein kann und sein sollte! Bravo und Danke!
AntwortenLöschen