»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
Am 25. Oktober 2014 hielt ich im Rahmen des »One-Day-Meetings« der »A.A.S.«-Gesellschaft in Bremen einen Vortrag: »Pyramiden, Monster, Fabelwesen – Von Cheops bis zum Dom in Paderborn«. Hier im Blog lesen Sie eine ausführlichere Fassung meines Vortrags, heute abschließend Teil 4!
Die uns vermeintlich vertrauten Schriften des Alten Testaments bieten immer noch – wie ich darzulegen versucht habe – Hinweise auf die rätselhafte Vergangenheit der Menschheit. Wo können wir noch Informationen über die »verbotene« Vergangenheit erhalten? In Mali (1) warteten hunderttausende Manuskripte darauf, übersetzt und wissenschaftlich ausgewertet zu werden. Das war 2010. Dann marschierten islamistische Rebellen in Timbuktu ein. »GEOthema« (2): »Knapp zwei Jahre später wurde Timbuktu von islamistischen Rebellen besetzt. Zehn Monate lang wüteten die Dschihadisten, praktizierten ihre Scharia mit dem Abschlagen von Diebeshänden und mit Auspeitschungen von Ehebrechern. Und sie zerstörten Heiligengräber, die seit 1988 zum Weltkulturerbe gehörten.«
Zunächst hatte es den Anschein, als ob die Dschihadisten die gigantische Bibliothek als Teil des islamischen Kulturerbes verschonen würden. Kurz vor ihrer Flucht aus Timbuktu verwüsteten sie aber die Werkstatt des Ahmed-Baba-Instituts, in der kostbarste Handschriften in Schutzbehältern lagerten. Abdoulaye Cissé, einziger leitender Angestellter des Instituts, der nicht vor den islamistischen Rebellen geflohen war (3): »Wir fanden dort viel Asche.«
Unklar war, wie viele der Schriften vernichtet worden sind, wie viele verschont blieben und wie viele der alten Bücher doch dem Zahn der Zeit – etwa in Gestalt von Insekten – zum Opfer fielen. Die kostbaren Dokumente stammen aus einer Zeit, als Timbuktu ein Zentrum des Wissens war.
»Jetzt,« so konstatiert GEOthema skeptisch und hoffnungsvoll zugleich (4), »muss sich herausstellen, wie viele von ihnen den Krieg überstanden haben.«
»Jetzt,« so konstatiert GEOthema skeptisch und hoffnungsvoll zugleich (4), »muss sich herausstellen, wie viele von ihnen den Krieg überstanden haben.«
»Seit Jahrhunderten schon sind die Manuskripte bedroht – durch Hitze, Staub, Insekten, Räuber.«, vermeldete die »Süddeutsche Zeitung« in einem umfangreichen Artikel, betitelt »Der Schatz von Timbuktu« (5). Der Bericht stimmt hoffnungsvoll: »Als die Islamisten die Stadt (Timbuktu) überfielen, zündeten sie die berühmten Bibliotheken an. Einige Mutige aber versteckten die meisten Schriften.«
Abdel Kader Haidara schätzte die fanatischen Islamisten richtig ein. Rechtzeitig kaufte er – mit ausländischer Hilfe – zweieinhalbtausend Metallkisten. In den Kisten wurden die uralten, kostbaren Schriften der legendären Bibliotheken auf zum Teil abenteuerlichen Wegen in Sicherheit gebracht. Haidara verteilte die metallenen Behältnisse »unter drei Dutzend Familien in Timbuktu, und gemeinsam schafften sie erst die Manuskripte nachts aus den Bibliotheken bin die Verstecke zu Hause, dann füllten sie die Kisten mit den Manuskripten und begannen sie, nach Süden zu schmuggeln, Richtung Bamako, der Hauptstadt von Mali, durch die Checkpoints der Dschihadisten, in Geländewagen, auf Eselsrücken, in Booten auf dem Niger. Nie mehr als zwei Kisten gleichzeitig, inmitten der restlichen Ladung versteckt, auf immer anderen Routen, um keinen Verdacht zu erregen.« (6)
Als die Bibliotheken von Timbuktu brannten, hatte Abdel Kader Haidara mit seinen mutigen Helfern bereits einen Großteil der kostbaren Manuskripte – die »Süddeutsche« berichten von 285.000 an der Zahl – in die Hauptstadt Bamako geschafft. In Sicherheit sind sie aber leider noch immer nicht. Sehr viele der uralten Dokumente sind vom Zerfall bedroht, müssten unbedingt aufwändig restauriert und konserviert werden. Im Geheimen findet ein Wettlauf statt: gegen die Dschihadisten und gegen die Zeit. Nach und nach sollen die Texte digitalisiert werden. »Die Retter und Restauratoren stehen vor einem Dilemma. Einerseits brauchen sie eine unendliche Geduld bei der ihrer Arbeit, damit die Papiere nicht weiter zerfallen, andererseits müssen sie sich auch beeilen, denn jede zeitliche Verzögerung nagt weiter an der Substanz der jahrhundertealten Schriften.« (7) Und die Rettungsarbeiten müssen im Geheimen an geheimen Orten erfolgen… aus Angst vor der Zerstörungswut der Dschihadisten!
Als die Bibliotheken von Timbuktu brannten, hatte Abdel Kader Haidara mit seinen mutigen Helfern bereits einen Großteil der kostbaren Manuskripte – die »Süddeutsche« berichten von 285.000 an der Zahl – in die Hauptstadt Bamako geschafft. In Sicherheit sind sie aber leider noch immer nicht. Sehr viele der uralten Dokumente sind vom Zerfall bedroht, müssten unbedingt aufwändig restauriert und konserviert werden. Im Geheimen findet ein Wettlauf statt: gegen die Dschihadisten und gegen die Zeit. Nach und nach sollen die Texte digitalisiert werden. »Die Retter und Restauratoren stehen vor einem Dilemma. Einerseits brauchen sie eine unendliche Geduld bei der ihrer Arbeit, damit die Papiere nicht weiter zerfallen, andererseits müssen sie sich auch beeilen, denn jede zeitliche Verzögerung nagt weiter an der Substanz der jahrhundertealten Schriften.« (7) Und die Rettungsarbeiten müssen im Geheimen an geheimen Orten erfolgen… aus Angst vor der Zerstörungswut der Dschihadisten!
Wenn heutige Historiker über das Weltwunder »Große Pyramide« sprechen, dann lassen sie keinen Zweifel aufkommen, dass es der Pharao Cheops war, der dafür verantwortlich zeichnete. Wenn es um eine Chronik der Geschichte Ägyptens geht, greifen diese Gelehrten gern auf die Aufzeichnungen früher Historiker zurück. Ihnen wird gern Glauben geschenkt, so lange ihre Überlieferungen dem Bild entsprechen, das sich Historiker unserer Tage von Ägyptens Vergangenheit machen. Aussagen, die nicht ins Konzept passen, werden schlichtweg »übersehen«.
Ein besonders eklatantes Beispiel sind die Ausführungen von Al-Makrizi, eines renommierten arabischen Geschichtsschreibers und Historikers des 14. Jahrhunderts. In seinem Werk »Hitat« (8) lässt der nämlich vernehmen:
»Die Leute sind sich über die Zeit ihrer Erbauung (der großen Pyramide), über den Namen des Erbauers und über die Ursache ihrer Erbauung nicht einig und haben die verschiedensten Meinungen geäußert, die verkehrt sind.« Dabei, so Al-Makrizi, gehe doch aus dem Werk »Nachrichten von Ägypten und seinen Wundern« eindeutig hervor, dass die Große Pyramide von einem gewissen Saurid in Auftrag gegeben worden sei. 300 Jahre vor der Sintflut sei das geschehen! Doch lassen wir den Historiker selbst zu Wort kommen: »Die Ursache der Erbauung der Pyramiden war, dass dreihundert Jahre vor der Sintflut Saurid folgenden Traum hatte: Die Erde kehrte sich mit ihren Bewohnern um, die Menschen flüchteten in blinder Hast, und die Sterne fielen herab.«
Grab oder Tresor? Foto Walter-Jörg Langbein |
Saurid nahm diesen Traum ernst. Er ließ die Große Pyramide erbauen und eine Inschrift an der Spitze anbringen: »Ich, Saurid, der König, habe diese Pyramiden erbaut, und ich habe ihre Erbauung in sechs Jahren vollendet.« Und zwar als Tresore des Wissens. Die Inschrift enthüllte weiter: »Diese Pyramiden haben unter der Erde Tore, an die sich ein gewölbter Gang anschließt. Jeder Gang ist hundertfünfzig Ellen lang. Das Tor der östlichen Pyramide liegt auf der Nordseite, das der westlichen auf der Westseite, und das Tor des gewölbten Gangs der mit der Mauerbekleidung versehenen Pyramide liegt auf der Südseite.«
Im 33. Kapitel von Al-Makrizis »Hitat« lesen wir: »Da ließ er die Pyramiden bauen und in ihnen Schätze, gelehrte Schriften, und alles, worum er sich sorgte, dass es verloren gehen und verschwinden könnte, bergen, um die Dinge zu schützen und wohl zu bewahren.«
Liest man, was da davor bewahrt werden sollte, eventuell bei der Sintflut verloren zu gehen, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nochmals sei das »Hitat« zitiert: »Daraufhin ließ er (der Erbauer der Großen Pyramide) in der westlichen Pyramide dreißig Schatzkammern aus farbigem Granit anlegen: Die wurden angefüllt mit reichen Schätzen, mit Geräten und Bildsäulen aus kostbaren Edelsteinen, mit Geräten aus vortrefflichem Eisen, wie Waffen, die nicht rosten, mit Glas, das sich zusammenfalten lässt, ohne zu brechen, mit seltsamen Talismanen, mit den verschiedenen Arten der einfachen und der zusammengesetzten Heilmittel und mit tödlichen Giften. In der östlichen Pyramide ließ er die verschiedenen Himmelsgewölbe und die Planeten darstellen sowie an Bildern anfertigen, was seine Vorfahren hatten schaffen lassen. Dazu kamen Weihrauch, den man den Sternen opferte, und Bücher über diese. Auch findet man dort die Fixsterne und das, was sich in ihren Perioden von Zeit zu Zeit begibt. In die farbige Pyramide endlich ließ er die Leichname der Wahrsager in Särgen aus schwarzem Granit bringen, neben jedem Wahrsager lag ein Buch, in dem seine wunderbaren Künste, sein Lebenslauf und seine Werke beschrieben waren.«
Liest man, was da davor bewahrt werden sollte, eventuell bei der Sintflut verloren zu gehen, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nochmals sei das »Hitat« zitiert: »Daraufhin ließ er (der Erbauer der Großen Pyramide) in der westlichen Pyramide dreißig Schatzkammern aus farbigem Granit anlegen: Die wurden angefüllt mit reichen Schätzen, mit Geräten und Bildsäulen aus kostbaren Edelsteinen, mit Geräten aus vortrefflichem Eisen, wie Waffen, die nicht rosten, mit Glas, das sich zusammenfalten lässt, ohne zu brechen, mit seltsamen Talismanen, mit den verschiedenen Arten der einfachen und der zusammengesetzten Heilmittel und mit tödlichen Giften. In der östlichen Pyramide ließ er die verschiedenen Himmelsgewölbe und die Planeten darstellen sowie an Bildern anfertigen, was seine Vorfahren hatten schaffen lassen. Dazu kamen Weihrauch, den man den Sternen opferte, und Bücher über diese. Auch findet man dort die Fixsterne und das, was sich in ihren Perioden von Zeit zu Zeit begibt. In die farbige Pyramide endlich ließ er die Leichname der Wahrsager in Särgen aus schwarzem Granit bringen, neben jedem Wahrsager lag ein Buch, in dem seine wunderbaren Künste, sein Lebenslauf und seine Werke beschrieben waren.«
Die meisten Ägyptologen lächeln nur mitleidig, wenn sie die Behauptung hören, die Cheops-Pyramide stamme gar nicht von Cheops und sei älter als die Sintflut. Aber ist denn längst bewiesen, dass Cheops mit dem Bau der Großen Pyramide absolut nichts zu tun haben kann? Prof. Dr. Willy Wölfli – er verstarb am 1. März 2014 im 84. Lebensjahr – wurde von Kollegen als »unabhängiger Denker, der oft unkonventionelle Wege beschritt, um seine vielfältigen Ideen zu verwirklichen« (9). Mit mehreren Kollegen von anderen wissenschaftlichen Instituten hat Prof. Wölfli insgesamt sechzehn Materialproben aus der sogenannten »Cheops-Pyramide« datiert. Alle Proben stammen nicht aus der Zeit des Cheops, sondern sind fast ein Jahrtausend älter.
Professor Dr. Robert Schoch, Universität von Boston, rückte der Sphinx mit sogenannten seismischen Bojen zuleibe. Mit Hilfe von Schallwellen wurde der steinerne Leib des Fabelwesens auch dort unter die Lupe genommen, wo er sich unseren Blicken entzieht, nämlich unter dem Sand. Dabei wurden deutliche, nicht zu übersehende Verwitterungen entdeckt, die – so Schoch – eindeutig auf Wasserschäden zurückzuführen sind. Sie können nicht zu Zeiten Cheops, sie müssen mindestens 7 000 vor Christus entstanden sein, wenn nicht noch früher!
Ich darf in Erinnerung rufen: Gemäß des Historikers Taqi al-Din Abu al-Abbas Ahmad ibn 'Ali ibn 'Abd al-Qadir ibn Muhammad al-Makrizi (1364-1442) gibt es in der Großen Pyramide Geheimkammern mit Schätzen von unvorstellbarem Wert. Lange vor der Sintflut habe Saurid das mysteriöse Wissen seiner Zeit abspeichern und für die Ewigkeit erhalten wollen. Ist Al-Makrizi der einzige Historiker, der eine vorsintflutliche Entstehung der sogenannten »Cheopspyramide« postuliert? Keineswegs! Bislang unbeachtet blieb nicht nur in Kreisen der »A.A.S.« der Historiker Abu Ja Far Al-Idrisi. Sein Werk (10) liegt bislang in keiner Übersetzung in eine europäische Sprache vor. Sehr hilfreich ist die Ausgabe von Ulrich Haarmann (11), die auch den arabischen Text, aber auch eine höchst interessante Einleitung in deutscher Sprache enthält.
Joachim Wtewael, um 1595: »Die Sintflut« (X) |
Abu Ja´far al-Idrisi (1173-1251) war einer der ersten Forscher, die die Geheimnisse der Pyramiden vom Gizeh-Plateau zu ergründen versuchten. Nach intensivem Quellenstudium kam er zum Ergebnis, dass die heute nach Cheops benannte Pyramide sehr viel älter als gemeinhin angenommen sei. Sie soll »vor der Sintflut« gebaut worden sein. Demnach baute König Saurid vor der großen Flut Pyramiden als Tresore für uraltes fantastisches Wissen. Al-Idrisi fasst im vierten Kapitel seines Opus » Kitab Anwar uluw al-ajram fi l-kashf an asrar al-ahram« die Ergebnisse seiner umfangreichen Recherchen in Sachen Pyramiden zusammen. Vier der von ihm konsultierten Quellen, so Ulrich Haarmann, Herausgeber des Opus des al-Idrisi (11), »sprechen sich für eine nachsintflutliche Entstehungszeit aus« (12). Ulrich Haarmann weiter (13):
»Dann wechselt Idrisi zu der sehr viel längeren Liste derer über, die von einer Errichtung der Pyramiden vor der Flut überzeugt sind.« Vier Quellen, die die Pyramidenentstehung nach der Sintflut ansetzen, stehen vierzehn Quellen gegenüber, die von einem Bau der Pyramiden vor der Sintflut ausgehen. Al-Idrisi fabuliert nicht einfach. Wissenschaftlich exakt benennt er seine Quellen sehr genau. Einige dieser Werke sind – wie etwa die »Geschichte Ägyptens und seiner Wunder, Gräber und Pharaonen« - leider verlorengegangen (14).
Al-Idrisi listet aber nicht nur auf, er zieht schließlich ein Resümee (15): »Die These, die Pyramiden seien erst nach der Sintflut erbaut worden, sei zu verwerfen.« Wann aber sind sie errichtet worden? Al-Idrisi findet konkrete Angaben in seinen Quellen! Demnach wurden die Tempel und Pyramiden (16) »beim Eintreten des Sternes Altair in das Sternkreiszeichen Krebs gebaut«. Das ergäbe, so Ulrich Haarmann, für den Termin des Pyramidenbaus (17) »einen Zeitpunkt vor 20.000 Jahren«. Unklar ist, wie diese Datierung genau zu verstehen ist: 20.000 Jahre vor al-Idrisi oder vor unserer Zeit?
4. Fazit: Von Timbuktu bis zu den Schatzkammern der Pyramiden
Nach wie vor ist die kostbare Bibliothek von Timbuktu bedroht. Kann sie auf Dauer vor der Zerstörung durch Dschihadisten bewahrt werden? Und was wird aus den Dokumenten des Wissens, die womöglich in den Tresoren des Wissens der Pyramiden entdeckt werden? Wird sich wirkliche Wissenschaft oder religiöser Fundamentalismus durchsetzen?
Leider gibt es »Das Pyramidenbuch des Abu Ga’far Al-Idrisi« noch nicht in Übersetzung in eine europäische Sprache. So sind wir auf Sekundärliteratur angewiesen, vor allem auf Ulrich Haarmanns ausführliche Einleitung zur arabischen Ausgabe (41). Warum wurden nach al-Idrisis Recherche die großen Pyramiden gebaut? Sie waren als Tresore des Wissens gedacht, die die Sintflut überdauern sollten. Ulrich Haarmann fasst zusammen (19): »Die Pyramiden werden daraufhin unter einem glückbringenden Gestirn mit ungeheurem Aufwand an Material, größter Sorgfalt und technischen Finessen ... errichtet. Das ganze Land Ägypten feierte mit, als sie fertig gestellt waren. Daraufhin wurden in der Chefrenpyramide Schätze und kostbare Geräte – zum Beispiel rostfreie Waffen und unzerbrechliches Glas – und vieles mehr deponiert; in der Cheopspyramide wurde den Sternen gehuldigt und unter anderem alles Wissenswerte über die Geschichte Ägyptens bis zum Ende der Tage in Hieroglyphen festgehalten; die Mykerinospyramide schließlich wurde zur Gruft der streng hierarchisch in sieben Ränge gegliederten Priesterschaft.«
Al-Idrisis Werk muss endlich in europäische Sprachen übersetzt werden. So manches Rätsel wartet darauf, sorgsam studiert zu werden. So berichtet Idris, dass einst ein Mann in einer Oase Binsen sammelte. Den Mann, so überliefert Al-Idrisi, verschlug es in die Nähe der Cheopspyramide. Ulrich Haarmann fasst zusammen (20): »Eigentümliche Geräusche und lodernde Feuer erschrecken ihn zutiefst, dennoch schläft er ein und findet sich beim Aufwachen plötzlich in der Gegend wieder, weitab von den Pyramiden, in der er seine Binsen gesammelt hatte.«
Wir müssen uns fragen, ob und in wieweit die von al-Idrisi gesammelten Überlieferungen auf Fakten beruhen. Entstanden die großen Pyramiden wirklich vor der Sintflut? Und wenn ja, welche Schätze des Wissens warten auf Entdeckung? Antworten auf diese Fragen werden nur gefunden werden, wenn wirklich und unvoreingenommen vor Ort gesucht wird, zum Beispiel nach Gängen, die König Surid angeblich in und unterhalb der Pyramiden angelegt haben soll. Nicht verschwiegen werden darf in diesem Zusammenhang ein gravierendes Problem: Sollten die in den Pyramiden verborgenen Wissenstresore von den falschen Zeitgenossen entdeckt werden, dann verschwinden die verborgenen Schätze entweder in Geheimarchiven oder sie werden vernichtet. Religiöse Fanatiker sind weniger als Erhalter uralter Schriften bekannt, die womöglich nicht im Einklang mit den Doktrinen der eigenen Religion stehen könnten.
In meinem Buch »Lexikon der biblischen Irrtümer« machte ich auf einen vermeintlichen Übersetzungsfehler aufmerksam (21):
Moses von Michelangelo. Gemeinfrei. (X) |
Michelangelo wurde Opfer eines simplen, aber folgenschweren Übersetzungsfehlers...und verpasste seinem Mose Hörner, wie wir sie sonst nur von mittelalterlichen Teufelsdarstellungen kennen! Warum?
Im Buch Exodus heißt es (22), dass das Gesicht Mose nach seiner Begegnung mit Gottstrahlte. Das hebräische Verbum heißt KRN und hat die Grundbedeutung strahlen. KRN hat aber noch eine Nebenbedeutung, nämlich Hörner tragen. Mag sein, dass dabei an Lichtstrahlen gedacht wurde, die wie Hörner ausgesehen haben mögen. Kirchenlehrer Hieronymus (*347; † 419 oder 420) engte den Sinn bei seiner Übersetzung des hebräischen Textes ins Lateinische ein: ›Et facies sua cornutuserat.‹ Und dies bedeutet eindeutig nur noch: »Und sein Angesicht war behornt.« So kam Michelangelos Mose zu seinen Hörnern. Durch einen Übersetzungsfehler.«
Der deutsch-österreichische Alttestamentler und Religionswissenschaftler Anton Jirku (*1885; †1972) hat ein bemerkenswertes theologisches Werk hinterlassen. Mit bestechender Logik setzte er sich mit Moses und seinen vermeintlichen »Strahlen« auseinander (23). Sprachwissenschaftlich exakt weist er nach, dass Moses nicht strahlte, sondern eine Maske mit zwei Hörnern trug.
Wie haben wir das zu interpretieren? Dürfen wir die »Verkleidung« des Moses als eine Art von Cargo-Kult verstehen, als Imitation unverstandener Technologie? Oder wie sonst ist es zu verstehen , »daß die ›Hülle‹ des Mose an ihrem oberen Ende Hörner trug« (24)? Sollte Moses also mehr als nur eine Gesichtsmaske getragen haben, also eine den ganzen Körper umschließende »Hülle« mit »Hörnern«.
Wie haben wir das zu interpretieren? Dürfen wir die »Verkleidung« des Moses als eine Art von Cargo-Kult verstehen, als Imitation unverstandener Technologie? Oder wie sonst ist es zu verstehen , »daß die ›Hülle‹ des Mose an ihrem oberen Ende Hörner trug« (24)? Sollte Moses also mehr als nur eine Gesichtsmaske getragen haben, also eine den ganzen Körper umschließende »Hülle« mit »Hörnern«.
Moses von José de Ribera um 1640 (X) |
Fußnoten
1) »GEOthema 07«, S. 102-S.115: »Der Schatz von Timbuktu«, S.102-115
2) ebenda, S. 114, linke Spalte, Zeilen 27-34 von unten
3) ebenda, S. 114, mittlere Spalte, 1. Zeile von unten
4) ebenda, S. 107, links oben
5) Zick, Tobias: »Der Schatz von Timbuktu/ Als die Islamisten die Stadt überfielen..«, »Süddeutsche Zeitung«, 12. September 2014, S. 3
6) ebenda
7) ebenda
8) Al-Makrizi-Zitate siehe »Das Pyramidenkapitel in Al Makrizi’s ›Hitat‹, übersetzt von Erich Graefe, Leipzig 1911 oder Eggers, Stefan (Hrsg.): »Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizi’s ›Hitat‹«, Hamburg 2003
9) Nachruf der E.T.H. Zürich auf Prof. Wölfli vom 6. März 2014
10) Sezgin, Fuat (Hrsg): »Abu Ja Far Al-Idrisi/ Light on the Voluminous Bodies to Reveal the Secrets of the Pyramids - Kitab Anwar uluw al-ajram fi l-kashf an asrar al-ahram«, Text in Arabisch, Publications of the Institute for the History of Arabic-Islamic Science, Series C, Facsimile edition, 1988
11) Haarmann, Ulrich (Hrsg): »Das Pyramidenbuch des Abu Ga’far Al-Idrisi«,
Beiruter Texte und Studien, Band 38, Beirut 1991
12) ebenda, S. 80, Zeilen 1 und 2 von oben
13) ebenda, S. 80, Zeilen 6 und 7 von unten
Gehörnter Moses von Benediktbeuern. Foto W-J.Langbein |
15) ebenda, S. 85, Zeilen 8-10 von oben
16) ebenda, S. 85, Zeilen 1 und 2 von unten
17) ebenda, S. 86, Zeilen 7-9 von oben
18) Haarmann, Ulrich (Hrsg): »Das Pyramidenbuch des Abu Ga’far Al-Idrisi«, Beiruter Texte und Studien, Band 38, Beirut 1991, »Einleitung«, S. 1- S. 94
19) ebenda, S. 88, Zeilen 6-18 von oben
20) ebenda, S. 90, Z. 17-21 von oben
21) Langbein, Walter-Jörg: »Lexikon der biblischen Irrtümer«, München 2003,siehe Kapitel »Mose – schrieb nicht die fünf
Bücher Mose«, Zitat S.103 unten und S. 104 oben
22) 2. Buch Mose Kapitel 34, Vers 30
23) Jirku, Anton: »Von Jerusalem nach Ugarit«, Graz 1966 (»Strahlen Mose« S. 133- S. 136, Seitenzählung unten)
24) ebenda, Seite 136, Zeilen 3-4 von unten (Seitenzählung unten!)
Mit X gekennzeichnete Fotos sind gemeinfrei und befinden sich im Archiv des Verfassers.
»Ein Panoptikum des Schreckens - in der Kirche«,
Teil 252 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 16.11.2014
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