Freitag, 16. September 2011

GEZ: Deutsche Zwangsbrötchen für alle! – Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Haben Sie es schon gehört? Es soll ein neues Gesetz kommen, das Sie zum Essen einer bestimmten Anzahl von Brötchen verpflichten wird. Brötchen im Wert von fast 20 € werden Sie schon monatlich abnehmen müssen, andernfalls werden sie Ihnen unter Beifügung der Rechnung vor die Tür gekippt. Sie mögen keine Brötchen, weil Sie lieber Brot essen und werden das folglich nicht zahlen? - Keine Chance: In diesem Fall werden Sie zwangsvollstreckt, ehe Sie auch nur Mehlstauballergie sagen können. Ähnlich wird es auch mit Tulpenzwiebeln: Ein Zwangsabo wird Sie künftig beglücken, ob Sie nun einen Garten haben oder nicht. Das passt Ihnen nicht? - Schnauze, Gesetz ist nun mal Gesetz!

Scherz beiseite: So weit ist es natürlich noch nicht. Aber wir sind auf einem guten Weg dahin: Im Jahre 2013 tritt die Änderung der Rundfunkgebührenordnung in Kraft, die jeden Haushalt zwingen wird, Beiträge zu bezahlen, ob nun ein Fernseher im Haus ist oder nicht. Wer sich bislang der Glotze erfolgreich entzogen hat, macht ab 2013 ein schlechtes Geschäft, da er für Leistungen bezahlen muss, die er nicht in Anspruch nimmt. Begründet wird dies unter anderem damit, dass man Leistungen der Rundfunkanstalten ja auch über das Internet beziehen könne und die Nutzung schwer kontrollierbar sei. Da könnte jeder Websitebetreiber neidisch werden, nicht wahr? Jeder, der Informationen im Internet bereitstellt, hat sich selbst darum zu kümmern, ob und in wieweit sich seine Bemühungen refinanzieren. Nicht so die Rundfunkanstalten, bei denen es in jedem Fall dank der weiterhin bestehenden GEZ warm reinregnet.

Verstehen wir uns nicht falsch: Ich finde es theoretisch nicht schlecht, dass es Infokanäle gibt, die nicht ausschließlich von der Werbewirtschaft abhängig sind. Theoretisch, wohlgemerkt. Denn praktisch sieht es so aus, dass sich der gebührenfinanzierte Schulli der Rundfunkanstalten, die sich im Besitz des staatlichen Informationsauftrags wissen, längst nicht mehr so wesentlich von den Privaten abhebt, dass es der Gebühren wert wäre. Um die Existenz gebührenfinanzierten Staatsfernsehens weiterhin zu rechtfertigen, bedürfte es einiger gravierender Änderungen sowohl in der Programmgestaltung als auch in der Organisationsstruktur. Wodurch unterscheidet sich eine Serie wie »Sturm der Liebe« (ARD) vom Informationsgehalt her von »GZSZ« (RTL)? Was macht ein Vorabendmagazin wie »Brisant« (ARD) so einmalig gegenüber dem Boulevardmagazin »taff« auf Pro Sieben? - Gut, die öffentlich-rechtlichen machen weniger Werbepausen, das stimmt. Ein Grund mehr, warum ich gerne bei den Privaten reinzappe: So kann man auch mal aufs Klo gehen, ohne entscheidende Filmszenen zu verpassen.

Ehe man darüber nachdenkt, auch noch die letzte Maus per Zwangsabgabe an den Kosten zu beteiligen, sollte man folgende Punkte überdenken:

  • Brauchen wir wirklich dauerhaft zwei öffentlich-rechtliche Sendeanstalten, die sich in ihrer Programmgestaltung nur wenig voneinander unterscheiden?
  • Warum kann man ARD und ZDF nicht zu einem echten Informationskanal verschmelzen, der sich ganz bewusst in der Programmgestaltung von den Privaten abhebt? Nachmittags könnte es wieder ein Kinderprogramm geben, das diesen Namen verdient, so wie früher auch. Abends dann Nachrichtensendungen und politische Magazine. Nachts hochwertige Filme und vormittags ein Bildungsprogramm, das dem allgemeinen Schwund an Allgemeinbildung entgegenwirkt. So lange ARD und ZDF über weite Strecken wie ein billiger Abklatsch der Privaten wirken, bin ich an einer Gebührenzahlung nicht interessiert.
  • Wenn jeder Haushalt zahlen soll: Warum dann nicht einfach die GEZ abschaffen und den verbliebenen öffentlich-rechtlichen Sender über Steuermittel finanzieren?
Die Erhebung von Zwangsgebühren jedenfalls besitzt den miesen Geruch der Wegelagerei und trägt zur allgemeinen Unzufriedenheit hierzulande bei. Nicht, weil man selbstverständlich für Leistungen, die man empfängt, auch zahlen muss, sondern weil der deutsche Untertanengeist, der sich durch solche Methoden beeindrucken lässt, im Schwinden begriffen ist ...

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5 Kommentare:

  1. Sehr gut. Als Ergänzung erlaube ich mir einige Links zu platzieren, die sich mit demselben Thema befassen. Alle diese Texte stammen von mir aus der langjährigen Erfahrung mit diesem Thema. Viel Spaß!

    https://www.facebook.com/note.php?note_id=222961071065377

    https://www.facebook.com/note.php?note_id=221956597832491

    https://www.facebook.com/note.php?note_id=252696871425130

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  2. Hallo gezboykott,

    danke für den Kommentar. Ich habe mir erlaubt, einen Ihrer Links unter meinen Beitrag zu setzen und anklickbar zu machen.

    Grüße,

    Ursula Prem

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  3. Was will man machen, hier zu lande wird sich keiner dagegen wehren. Ich Frankreich würden schon die Autos brennen

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  4. Ursula,

    danke für den Link, denn wir können jeden gebrauchen, bevor der Staatsvertrag von allen Landesparlamenten ratifiziert wird. Die Zeit läuft uns langsam davon und wir können jede Unterstützung gut gebrauchen.

    Einen Schönen Sonntag!

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  5. Hallo, leider haben wir in unserem Land viele solcher Baustellen. Das System hat sich längst verselbständigt und hat diverse Selbstbedienungstöpfe für alle möglichen Schlaumeier entstehen lassen. Ob Gesundheitssystem, die EURO-Katastrophe oder das Milliardengrab Atomenergie. Ob ein stellenweise verrottetes, völlig überteuertes Bildungssystem oder die Verbrennung von Lebensmitteln in Benzintanks - Wir dürfen als Bürger nur eins: Ab und zu ein braves Kreuzchen machen und ZAHLEN! Die Abschaffung der GEZ wäre nur ein Baustein. Was wir bräuchten, wäre eine friedliche Revolution von unten, die mit dem ganzen Irrsinn ein Ende macht.

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