Donnerstag, 11. Juni 2015

Bürgerbeteiligung: das Feigenblatt für die Atomlobby? Atommüll: Bürgergutachten, quo vadis? …

… vermutlich in die runde Ablage* …
*(Lt. Wikipedia Zitat: »Der Begriff Ablage P, Ablage rund oder Rundablage (österr. auch: Rundordner) ist eine scherzhafte Umschreibung für Papierkorb. Er spielt auf tatsächliche „Ablagen“ für die Aufbewahrung von Dokumenten an und täuscht durch den Buchstaben P die Einordnung in ein alphabetisch geordnetes System vor.« Zitatende)

Frag doch mal den Bürger …

Am 25. März 2015 berichtete ich auf »Ein Buch lesen!« über meine Teilnahme an dem Bürgerforum  »Wohin mit dem Atommüll?«.  An drei Wochenenden habe ich in der Lutherstadt Wittenberg mit weiteren engagierten Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen der Republik an diesem wichtigen Thema gearbeitet. Herausgekommen ist ein Bürgergutachten, welches am Abschlusstag dem Vorsitzenden der Kommission: »Lagerung hochradioaktiver Abfallstoffe«,  (umgangssprachlich Endlagerkommission), Michael Müller überreicht wurde. 

Gleichzeitig wurde uns Teilnehmern zugesagt, dass unser Bürgergutachten im Rahmen einer Veranstaltung der Kommission der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden soll und dazu auch Vertreter unserer Gruppe eingeladen werden sollen. Dass nicht alle Teilnehmer aus Kostengründen geladen werden können war uns klar, das wäre auch nicht unser Anspruch gewesen.

Es ist auch von Seiten der Teilnehmer des Bürgerforums nichts falsch verstanden worden, denn die Moderation der Veranstaltung lag in Händen der IFOK GmbH, die auf ihren Seiten über dieses Ergebnis berichteten.


Zitat: »Wie geht es mit den Empfehlungen der Bürgerinnen und Bürger weiter?
Michael Müller sagte zu, das Bürgergutachten durch Vertreter der Gruppe während der Auftaktveranstaltung der Endlager-Kommission im Juni in Berlin vorstellen zu lassen und lud die Gruppe nach Berlin ein. Zudem wurden Vertreterinnen und Vertreter in die AG1 (Beteiligung) der Kommission eingeladen werden, um ihre Thesen direkt mit den Mitgliedern der Kommission diskutieren zu können.« Zitatende

Aktion und Reaktion …

Unter der Überschrift: »ENTRIA blamiert die Endlagerkommission« gab der Schriftsteller und Umweltschützer Jörg Sommer am 30. März 2015 zu diesem Bürgergutachten auf seinem Anti Atom Blog eine private Stellungnahme ab. 
Aus dem Text möchte ich folgendes Zitat wiedergeben: 
»Auch wenn dieses Bürgergutachten angesichts der geringen Zahl der Beteiligten keine repräsentative Aussagekraft hat (was es auch nicht beansprucht), so ist es den daran beteiligten Bürgern in nur drei Wochenenden gelungen, weit mehr Qualität in Sachen Beteiligungsprozess zu erarbeiten, als es die gesamte Endlagerkommission mit ihrem Millionenhaushalt bislang realisieren konnte - oder wollte.« Zitatende
Das ging runter wie Butter :-)

An dieser Stelle möchte und muss ich mich deutlich erklären: Weder bin ich Sprecher des Bürgerforums Wittenberg, noch spiegeln meine weiteren Ausführungen die Meinung der anderen Teilnehmer wieder. Es handelt sich schlicht um meine eigene Meinung zu den Ereignissen, die auf weitere Recherche basiert.

Bereits im Februar 2015 initiierte die Endlagerkommission ihr eigenes Bürgerforum im Rahmen einer Internetrepräsentation. Dieses Bürgerforum hat nichts mit dem Bürgerforum Witteberg zu tun und hat nur die Namensgleichheit gemein.


Unter dem Thema »Bürgerbeteiligung bei der Standortauswahl« und dem Unterpunkt: Wir wollen beteiligen lernen! Fand ich einen Beitrag des Users »Wissenschaftler« vom 23.04.2015, 13:11 Zitat: 
» Sehr geehrter Herr Sommer,

bitte setzen Sie sich dafür ein, dass der Veranstaltung im Juni ein kontinuierlicher Beteiligungsprozess folgt. Es ist eigentlich kaum verständlich, dass die Beteiligung erst wenige Monate vor dem geplanten Ende der Kommissionslaufzeit beginnt. Es ist mir auch nicht erklärlich, wie sie angesichts der auf den Juni erst einmal folgenden Urlaubszeit noch wirklich gelingen soll.

Am ehesten könnte dies der Fall sein, wenn Sie eine Fokusgruppe einrichten, in der nach Zufallsprinzip ausgewählte Bürger über einige Wochen hinweg intensiv am Thema arbeiten. Das ENTRIA-Projekt hat dies mit dem "Bürgergutachten" zum exakt gleichen Thema wie die Kommission sehr gut umgesetzt. Vielleicht sollte sich die Kommission Hilfe aus dem ENTRIA Projekt holen?« Zitatende


Gerichtet war diese Anfrage an Jörg Sommer, Kommissionsmitglied. Während sich der Privatmann Jörg Sommer auf seinem Blog noch engagiert zu dem ENTRIA-Projekt geäußert hatte, konnte sich das Kommissionsmitglied Jörg Sommer bis dato zu keiner Antwort durchringen. Irgendwie passt das nicht, oder? Das riecht nach Maulkorb!

Zudem schrieb der Privatmann Jörg Sommer am 29. März 2015 unter der Überschrift: »Kritik zeigt Wirkung: "Bürgerforum" beendet Zensur« Zitat: »Meine Kritik an der im "Bürgerforum" der Endlagerkommission praktizierten Voarbzensur zeigt Wirkung: Nach zahlreichen Berichten hier im Blog, aber auch Kritik von mir und anderen im "Bürgerforum" selbst, hat die nicht öffentliche "Vorsitzendenrunde" jetzt entschieden, die Vorzensur in diesem Forum abzuschaffen.« Zitatende 

Wir lesen und können es nicht fassen: Ein Forum muss moderiert werden. Aber ein Bürgerforum, initiiert von der Endlagerkommission, in dem offensichtlich Maulkörbe verteilt werden und in dem das hässliche Wort »Zensur« thematisiert wird, ist ein Gurkenforum, ein Rohrkrepierer und kann darum auch nicht als Plattform für einen offenen Dialog dienen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Das hat auch was mit Netzkultur zu tun, was dem regelmäßigen Netznutzer klar sein dürfte, der Endlagerkommission scheinbar nicht. 

Das kann ich auch begründen:

Zu diesem Forum geben die Strategen der Firmen DEMOS PROGNOS auf Seite 36 eine Stellungnahme ab Zitate: » … Ein Großteil der Zuschriften stammen von sehr wenigen Absendern, deren Anliegen in der Kommission bekannt sind und bereits beantwortet wurden ... Aktuell scheint das Online-Forum von haupt- und ehrenamtlichen Lobby-Gruppen genutzt zu werden, um bekannte Positionen pseudonym gegenüberzustellen.« Zitateende.

Stellt sich mir die Frage: In welche Kategorie wurde denn die Frage des Users Wissenschaftler eingeordnet? Ist er ein Lobbyist? Und wenn seine Frage irgendwie beantwortet wurde, warum weiß ich als Teilnehmerin des Bürgerforums Wittenberg nichts davon? Warum heimlich antworten, in einem öffentlichen Forum? 

Abgesehen davon. Was unter dem Punkt 3.3.2 Zuschriften und weiterentwickeltes Online-Format ab Seite 36 zu lesen ist, wirkt auf mich peinlich und grotesk. So etwas darf man denken, es vielleicht einem Vertrauten ist Öhrchen flüstern, aber nicht öffentlich zugängig publizieren. In diesem Forum haben User z.T. mit vollem Namen und Adresse Beiträge gepostet. Diese User öffentlich in einer solchen Form bloßzustellen ist, aus meinen Erfahrungswerten gesehen, die Art der Cybermobber und Forentrolle! Soetwas gehört sich nicht! Das tut man nicht!

Interessant auch die Ausführungen der Strategen auf Seite 18 unter dem Punkt [3.2.7] Synopsenbildung mit Journalisten. Was ist das denn für eine Wortfindung? Ist es nur ein Tippfehler und meint Synapsenbildung
Oder erklärt sie sich weiter oben unter dem Punkt Jugend und junge Erwachsene? [3.2.6] Collaborative   Storytelling   Zukunftsgeschichten 

Alleine über diese Wortfindung Synopsenbildung mit Journalisten könnte ich in einem eigenständigen Beitrag sinnieren. Oder besser: Ich frage Ursula Prem, ob sie nicht bereit wäre, dieses Thema in ihren Kolumnen zu beleuchten. :-)

Oder sind hier nur Verfechter von Neuromarketing am Werk? Die Sprache würde passen! Neuronen würden Whiskas kaufen – und Katzen Mäuse!

Kann das alles noch getoppt werden? Aber sicher doch! Es kommt noch besser!

Denn auf Seite 33 wird wie folgt eingegangen. Zitat: »Zielgruppe Journalisten Beteiligungsformat Synopsenbildung 
Es wird ein Rechercheauftrag für eine ausgewogene Gruppe von Journalisten ausgeschrieben. Ziel ist es, eine Artikelserie zu produzieren, bei denen die Journalisten ihre jeweiligen Pround Contra-Perspektiven durch mehrwöchige Recherchen miteinander abgleichen und zu gemeinsamen Schlussfolgerungen kommen. Der Rechercheauftrag muss nachvollziehbar ergebnisoffen ausgeschrieben und vergeben werden. Bewerben können sich sowohl Gruppen von Journalisten, die in Zeitungen auf beiden Seiten des Links-Rechts-Spektrums arbeiten (Handelsblatt bis taz) oder Gruppen von freien Journalisten (z.B. Krautreporter)

Kostenschätzung rund 60.000 €« Zitatende



Wobei wir uns nicht erschrecken sollten, denn falls diese Synopsenbildung mit Journalisten in den Augen der Kommission keine Gnade findet, landet die Synopse halt in der Tonne. 

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, frage ich Leute vom Fach. So habe ich eine von mir hochgeschätzte Journalistin um einen kurzen Ratschlag gebeten, hier ihre Antwort:
»Synopsenbildung mit Journalisten. Also, nehmen wir mal an, die meinen das Basteln einer Zusammenfassung in Zusammenarbeit mit Journalisten.
Warum sollten Journalisten sich von denen vorschreiben lassen, wie die Zusammenfassung auszusehen hat?
Ist es nicht die Aufgabe von Journalisten, eben EIGENSTÄNDIG das Geschehen zusammenzufassen?
Sodass man unterschiedliche Sichtweisen hat?
Aus dem Geschehen kann es keine alleinseligmachende Synopse geben.
Da braucht es alle Betrachtungsweisen.
Wenn diese Wortbedeutung gemeint wäre, so wäre das ein Skandal für sich.

Vielleicht aber ist das auch ein Buchstabendreher und die meinten Synapsenbildung: Wir sorgen für die Bildung der richtigen Synapsen im Gehirn der Journalisten, damit die dann in unserem Sinne berichten.
Aber die SynopsenBILDUNG, das ist etwas sehr Ungebräuchliches. Das Wort kommt nicht mal im Wiki-Beitrag zu Synopse vor.
Während das Wort SynApsenBILDUNG an jeder Ecke verwendet wird.«

Die Schreibweise Synoptik ist auch in der Meteorologie gebräuchlich. Geht es um Gutwetter machen? Wie dem auch sei. Mit den veranschlagten 60.000 Euro dürfte eine solche »mehrwöchige Recherchen« Veranstaltung nicht zu wuppen sein. Sponsoren können aber durchaus gefunden werden, denn Zitat Jörg Sommer: »Noch dazu haben die zur Angebotsabgabe aufgeforderten Firmen teilweise in der Vergangenheit von Aufträgen aus der Atomwirtschaft profitiert.« 

Außerdem kann eine solche Vorgehensweise schwer in die Hose gehen, wie treue Leser dieses Blogs bestätigen können. Ich verweise auf die Causa Mollath und die engagierten Beiträge meine hochgeschätzten Autorenkollegin Ursula Prem zu diesem Thema: Der Fall Gustl Mollath - die Stunde der Hyänen 

Neuromarketinganfängerfehler würde ich mal sagen. Es musste ja auch alles husch husch gehen mit diesem Konzept, gelle? Dabei ist doch Fingerspitzengefühl gefordert! Und Transparenz kann kontraproduktiv werden! Das muss man doch wissen! Und so kann es ganz schnell kommen, dass die ganze Nummer auf den Betrachter unseriös wirkt. Neuromarketing – die Königsdisziplin unter den Verkaufsstrategien, in diesem Fall: »Des Kaisers neue Kleider«. Egal, auf auf zum fröhlichen Bürgerdialog!

… frag besser nicht den Bürger …

Um noch einmal auf den denkwürdigen 15. März 2015 zurückzukommen, an dem das Bürgergutachten dem Vorsitzenden der Endlagerkommission zu treuen Händen übergeben wurde. Ich gebe zu, dass ich in der Folgezeit und meiner Naivität schon gespannt auf eine Einladung der Kommission wartete. 

Stattdessen erhielt ich am 13. Mai über einen Verteiler eine weitergeleitete E-Mail. Dieser Mail konnte ich entnehmen, dass am 20. Juni 2015 eine Veranstaltung Bürgerdialog zur Standortsuche stattfinden würde. Schülern und Studenten würden die Fahrkosten erstattet bekommen, ansonsten könnte ein ermäßigtes Bahnticket zum Superspezialpreis von 99 Euro geordert werden. Ich dachte spontan an einen schlechten Scherz und ich gebe zu, ich war beleidigt. Also habe ich mich schmollend zurückgezogen und auf diese Mail nicht geantwortet. 

Am 28. Mai erreichte mich über den Verteiler eine Meckermail eines Mitteilnehmers des Bürgerforums Wittenberg, dem andere Meckermails folgten und denen ich mich auch anschloss. Über die Inhalte gebe ich hier nichts preis. 

Von Seiten der Firma Prognos AG, die scheinbar für die Durchführung der Veranstaltung verantwortlich zeichnet, wurde dann eingelenkt. Übrigens auch nicht direkt, sondern nur als weitergeleitete Mail! Es könnten sich doch Bürgerinnen und Bürger zu einem Interview bereiterklären und auch ein Infostand könnte eingerichtet werden. 

Was genau wurde nicht verstanden? Was soll ich an einem Infostand? Visitenkarten verteilen und Autogramme geben? Warum sollte ich oder einer meiner Mitstreiter aus Wittenberg ein Interview geben? Und vor allem: mit wem? Dafür brauche ich nicht nach Berlin zu fahren, das kann ich bequem von meiner Sonnenterrasse aus machen. Wir haben eine Stellungnahme der Endlagerkommission erwartet! Stattdessen bietet man uns an, doch auf eigene Kosten anzureisen um die Jubelperser für eine PR-Aktion zu machen, gesponsert aus dem Topf Steuergelder mit der Aufschrift: »Wir machen auf Bürgerbeteiligung, damit die Bratzen endlich das Maul halten!«

Die Prognos AG, Europäisches Zentrum für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung, wurde von der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe mit einem Konzept für die Beteiligung der Öffentlichkeit am Bericht der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe beauftragt. 

In der Entwurfsfassung vom 18. April 2015 finden wir auf Seite 10 folgendes:
Zitat: »Unabhängige Beteiligungsformate 
Umgang mit unabhängigen Beteiligungsformaten wie z.B. das ENTRIA-Bürgergutachten (K-Mat. 20)« Zitatende 
Dem folgte nichts mehr, also schließe ich daraus, dass man am 18. April noch nicht wusste, wie mit dem Bürgergutachten umzugehen ist. Und was ist mit Umgang gemeint? 

Weiter mag ich das nicht kommentieren, empfehle aber die erste Einschätzung zum Konzept für die Beteiligung der Öffentlichkeit am Bericht der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe – Entwurf Demos/Prognos (vorgelegt am 19.04.15) Stand: 20.04.15 von Jörg Sommer, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Umweltstiftung. Mir reichten schon die Ausführungen in den Vorbemerkungen auf Seite 2!

Jetzt fragt sich doch der mündige Bürger, wie solche, mit Schriftzeichen versehene, Papierstücke öffentlich zugängig sind. Nun Bürgerinnen und Bürger, sprich Steuerzahler, alimentieren das incl. Arbeit der Kommission. Darum müssen solche Papiere auch öffentlich zugängig in dem großen Papierkorb des Bundestages aufbewahrt werden. Vermutlich sind sie nur eine begrenzte Zeit auffindbar, um dann endgültig gelöscht zu werden. Für nachfolgende Generationen wird es wahrscheinlich aus diesem Grund nicht möglich sein, das Atommülldesaster, in dem sie leben werden, richtig begreifen zu können. 

Und jetzt kommt die Amarenakirsche auf dem Sahnehäubchen: 

Auf diesem Konzept ist die Veranstaltung in Berlin am 20. Juni 2015 aufgebaut!

Sylvia B.

Es geht am 20. Juni um einen Bürgerdialog, an dem die Teilnehmer des Bürgerforums Wittenberg teilnehmen sollen. Am 15. Mai bereits wurde das Konzept dazu veröffentlicht. Es wäre Aufgabe der Kommission gewesen, mich und meine Mitstreiter davon in Kenntnis zu setzen, damit ich/wir bei Interesse, mit dem Papier vertraut machen können. Dies ist versäumt worden. Erhalten habe ich nur eine PDF mit dem Flyer der Veranstaltung. Das Konzept habe ich erst nach meiner Recherche einsehen können und ich kann nicht hinter diesem Papier stehen! In Unkenntnis dessen, würde ich in Berlin ins offene Messer laufen! Und mit der Bahnkarte ist es ja auch nicht getan, da wäre Lehrgeld auf mich zugekommen! Das kann sich leisten wer will, ich nicht! 


In diesem Konzept wird auch das Bürgergutachten Wittenberg erwähnt. Es wurde tatsächlich eine Form des Umgangs gefunden. unter dem Punkt 3.3.1 Unabhängige Beteiligungsformate
Seite 33 Zitat: 
»Unabhängige Beteiligungsformate wie z.B. das ENTRIABürgergutachten (K-Mat. 20) oder von Kommissionsmitgliedern organisierte Formate wie z.B. die Veranstaltungsreihe des Nds. Umweltministeriums sind grundsätzlich geeignet, wie ein „offizielles“ Beteiligungsangebot in den Empfehlungen der Kommission benannt und berücksichtigt zu werden. 

Die Formate müssen jedoch die in Kapitel 1.2 genannten Leitlinien erfüllen. Wenn dies gegeben ist, sollten wie bei den anderen Formaten zwei Botschafter benannt werden (ggf. auch nachträglich) und die Ergebnisse wie in Kapitel 3.4 beschrieben genutzt werden.« Zitatende

Eine Bürgerin und ein Bürger
übergeben das Gutachten
an Michael Müller, SPD 
Selbst Nichtjuristen wissen, dass die Vorgabe eines Formates erst nach dem Stichtag 15. Mai gefordert werden kann, das Bürgergutachten ist vor diesem Termin erstellt worden. Es bedeutet aber auch, wenn das Gutachten einen Stellenwert hätte, wäre die Einladung auch auf andere Art und Weise erfolgt. Wir hätten ein hochoffizielles Schreiben erhalten, in dem wir aufgefordert wären, aus unserer Gruppe Vertreter zu benennen. Oder wir wären offiziell als Gruppe geladen worden. Die Vorstellung des Gutachtens hätte auch zwingend einen Ordnungspunkt bei dem Programm ausmachen müssen. Die Kommission hat eine Bringschuld! Das haben wir ausgearbeitet und würde das Gutachten entsprechend gewirkt haben, hätte die Kommission das auch berücksichtigt!

Wandere ich bei meiner Betrachtung zurück auf Seite 2, finde ich unter 1.1. Ziele Zitat: »Es geht dabei um eine Bürgerbeteiligung von neuer Qualität.« Zitatende
Von dieser »neuen Qualität« kann ich mir als Teilnehmerin des Bürgerforums Wittenberg gerade einen deutlich spürbaren Eindruck machen, die sich scheinbar besonders dadurch auszeichnet, dass engagierte Bürger verprellt werden. Es wundert mich überhaupt nicht, warum sich die Umweltorganisationen bislang strikt geweigert haben, in und mit dieser Kommission zusammenzuarbeiten.

Bürgergutachten, quo vadis? …

Ich habe unter den Google Alerts den Begriff »Bürgerforum« abonniert. Dazu nur am Rande, eine einzige Mitteilung habe ich zu dem online Bürgerforum der Endlagerkommission erhalten! Es soll ja auch nicht gefunden werden! Am 28. Mai erreichte mich eine Benachrichtigung über Alert. 
Zitat: »Jochen Stay von ausgestrahlt schreibt: Liebe Leute,
am 20. Juni veranstalten die BI Lüchow-Dannenberg und .ausgestrahlt
zusammen mit weiteren Bündnispartnern eine Atommüll-Tagung in Berlin,
parallel zum sogenannten „Bürgerforum“ der Atommüll-Kommission am selben
Tag.« Zitatende

Aubacke, würde mich meine Eitelkeit doch noch zum Bürgerdialog führen wollen, müsste ich an der Demo vorbei. Wenn die mich dann ansprechen, ... ob ich etwa zum Bürgerdialog will ... und ich bejahen muss ... und dann folgt Zitat: »Das ist kein ernstgemeinter Auftakt. Hier wird der "Auftakt" nachgeschoben. Es wird eher eine Beteiligungs-Simulation, denn schon bisher hat sich die Kommission wenig dafür interessiert, was die von der Atommüll-Lagerung aktuell und zukünftig betroffenen Bürgerinnen und Bürger wollen.« Zitatende. 
WAS ANTWORTE ICH DANN?
Dass ich selber das Gefühl habe, dass von Seiten der Kommission nicht die Absicht bestand, das Bürgergutachten Wittenberg irgendwie zu Einfluss kommen zu lassen! Dass Bürgerbeteiligung von Anfang an als Feigenblättchen konzipiert war und die Mitwirkenden die Symbolfiguren sind, mit denen man belegen kann, dass der Bürger schließlich auch gefragt wurde! Oder noch schlimmer: Dass die Endlagerkommission an einem Ergebnis des Bürgerforums Wittenberg nicht interessiert war und ist! Dass Vertrauensbildung ein Klacks für Neuromarketing ist, dass die Strategen nur den richtigen Faden ziehen müssen und schon macht der Bürgen den Hampelmann und finanziert das auch noch selbst durch seine Steuerzahlung? 
Da bleibe ich besser daheim und schone meine Nerven!

Ich zitiere den Privatmann Jörg Sommer: »In der Tat wird immer deutlicher: DIESE Kommission liefert keine Beiträge zur einem gesellschaftlichen Konsens in der Endlagersuche - die nicht längst anderswo substantieller erarbeitet wurden.«
Soweit ist die Kritik im Bürgergutachten nicht gegangen.

Wo genau liegt der Hund begraben?

Mein Beitrag »Bürgerforum »Wohin mit dem Atommüll?« erschien am 25. März 2015 auf »Ein Buch lesen!«.  Zwei Tage später, am 27. März veröffentlichte der Diplom-Informatiker und Blogger Rainer Klute seine Betrachtungen zu dem Bürgergutachten auf seiner Seite. 

Zitate: »… Per Zufallsprinzip wurden Bürger ausgewählt, um an drei Terminen im Februar und März in Lutherstadt Wittenberg unter professioneller Moderation ein Bürgergutachten zur Lagerung hochradioaktiver Abfälle zu erstellen. Das Ergebnis ist kein umfangreicher Wälzer, sondern ein gut lesbarer 24-Seiter. Das Projekt stellt auch nicht irgendeine Leutebespaßung dar, sondern ist hochoffizieller Teil der hochoffiziellen Bürgerbeteiligung bei der hochoffiziellen Endlagersuche ... Gut gefällt mir, … Das Bürgergutachten fordert … Das Bürgergutachten spricht zu Recht … Hier irrt das Bürgergutachten ...« Zitateende

Ich betrachte Rainer Klute einfach nur als kritischen Bürger. Ihm ist es gelungen, innerhalb von zwei Tagen, das Bürgergutachten zu lesen und eine erste Stellungnahme abzugeben, was der Endlagerkommission in den vergangenen zwei Monaten nicht gelungen ist. 

Oder ist grundsätzlich etwas falsch verstanden worden? Und jetzt wachsen mir Hörner und meine Fantasie geht mir durch. So stelle ich mir vor, ein Mäuschen zu sein. Pause im Kommissionscafe: 
A: »Was hat ENTREA denn da gemacht? Die sollten doch nur hochgeistig das Problem beleuchten und nicht dafür sorgen, dass hier die Lichter angehen
B: »Bis zur Festbeleuchtung! Auf die Filosofen ist kein Verlass mehr.«
C: »Auf den Bildungsnotstand auch nicht
B: »Rufen die Bürger nach Wittenberg, die hätten den Sauerlandstern buchen sollen, ein gescheites Rahmenprogramm, dann hätten wir mit dem Ergebnis vielleicht was anfangen können
A: »Was sollen wir denn jetzt mit diesem Gutachten machen
C: »Das, was wir immer in solchen Fällen machen: Nichts! Wir packen es irgendwo auf den Server, sehen zu, dass es nicht gefunden wird und sitzen die Sache einfach aus
A: »Ja das sowieso, aber was machen wir mit dem Thema Bürgerbeteiligung
B: »Dazu lassen wir ein Konzept erstellen
A: »Aber nicht von Bürgern
C: »Grundgütiger! Das darf nie wieder passieren

(Ironiemodus aus)

Entwürfe und Konzept zum Thema Bürgerdialog und das Verhalten gegenüber dem Bürgergutachten Wittenberg machen mir deutlich:
Die Endlagerkommission hat das Kunststück fertig gebracht, sich ihren Kritikern selbst zum Fraß vorzuwerfen. 
Das schafft noch nicht einmal eine Gurkentruppe!

Zitate Jörg Sommer: »ENTRIA (Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen) ist eine Forschungsplattform, die sich mit den Optionen zur Entsorgung hochradioaktiver Reststoffe beschäftigt - parallel zur Endlagerkommission, aber mit einem deutlich längeren Zeithorizont ... ENTRIA arbeitet also länger - und gründlicher.« Zitateende

Und professioneller! Ich darf Ihnen versichern, liebe Leserinnen und Leser, Manipulationsversuche hätte ich bemerkt! In Wittenberg habe ich ehrenamtlich mit Profis arbeiten können. Warum sollte ich am 20. Juni 2015 nach Berlin fahren um mit Amateuren zu pöhlen?

Ja, ich bin wütend, ich bin richtig wütend! Schließlich wurde in Wittenberg nicht über die Einführung der konstitutionellen Monarchie debattiert. Es ging um den Atommüll und um die Frage, wohin damit. Ich bin froh, dass ich mit »Ein Buch lesen!« eine Plattform mitgeschaffen habe, auf der ich meine Wut auch mitteilen kann.

Wir sind nicht nur ein Literaturblog. Das hat meine hochgeschätzte Autorenkollegin Ursula Prem in der Vergangenheit in der Sache Haderthauer unter Beweis gestellt. Der Stein, von ihr losgetreten, löste eine Lawine aus. 

Ich würde mir wünschen, dass auch dieser Beitrag dazu führt, dass sich die Verantwortlichen ihrer Verantwortung bewusst werden und das, was Bürgerinnen und Bürger hart erarbeitet haben, auch entsprechend zur Kenntnis nehmen, damit endlich Bewegung in die Frage der Entsorgung des hochradioaktiven Mülls kommt. Das sind wir uns selbst und späteren Generationen geschuldet!

Eins möchte ich noch anmerken: Das Bürgergutachten Wittenberg darf als in Stein gemeißelt anzusehen sein. Von den Teilnehmern des Bürgerforums Wittenberg ist bis dato kein Vertreter bestimmt und auch kein Pressetext erarbeitet worden. Weder von mir noch einem anderen Teilnehmer kann also eine Stellungnahme zu dem Bürgergutachten erwartet werden!

Und da »Ein Buch lesen!« auch ein Literaturblog ist, möchte ich meine Wutausführungen mit einem Text beschließen:

nimm das doch nicht so persönlich

wie soll ich es denn nehmen
wenn nicht persönlich

auf welche ebene in meinem 
denken
fühlen
handeln
soll ich es denn bringen
wenn nicht auf die persönliche 

du solltest es nicht persönlich nehmen
was soll ich denn machen
soll ich es geschäftlich sehen oder
objektlich denn
subjektlich wäre 
wieder persönlich

ich sag Dir was
ich nehme alles
sehr persönlich
denn es anders zu betrachten
würde meiner persönlichkeit
nicht 
entsprechen

aus: Sylvia B. nimm es nicht persönlich


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und bleiben Sie mir gewogen Ihre

Sylvia B.


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