Freitag, 16. März 2012

Schulskikurse - Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Ganz klar: Passieren kann immer irgend etwas. In allen Lebenslagen gibt es Situationen, in denen man sich schwer verletzen oder sogar getötet werden kann. Lebensrisiko halt. Nach dem Sinn und Unsinn von Schulskikursen allerdings sollte man endlich einmal fragen. Viele Schulen in Europa veranstalten sie, in Bayern finden sie mindestens einmal im Laufe der Schulzeit statt, in der 7. Klasse. Die Teilnahme ist nicht obligatorisch, doch nur wenige Schüler lehnen den Skikurs ab, da sie andernfalls für die Zeit der Skiwoche dem Unterricht einer anderen Klasse zugeteilt werden.

Für die Eltern bedeutet der Skikurs einen hohen Kostenfaktor und nicht zuletzt jede Menge Stress, denn die Listen, was alles mitzunehmen ist, sind ellenlang und für Familien, die privat nicht Ski fahren, ein ziemlicher Hammer. Gut, die Skiausrüstung selbst kann meist gegen eine Gebühr ausgeliehen werden. Doch Skianzug, Helm, Skihandschuhe, Skibrille und Skiunterwäsche sind ebenso selbst mitzubringen, wie Schlittschuhe (für den Eislauf-Nachmittag), Gesellschaftsspiele (falls das Wetter nicht mitspielt), Tischtennisschläger und tausend andere Kleinigkeiten. Vieles davon ist in den meisten Familien vorhanden, anderes muss extra angeschafft werden und stellt insgesamt eine riesige Materialschlacht dar, bei der man sich fragt, ob das Fach Konsum heute an der obersten Stelle des Lehrplans steht.


Völlig unnötiges Risiko

Sind dies Ärgernisse, die man mit etwas gutem Willen bewältigen kann, so lautet die viel wichtigere Frage: Muss es unbedingt sein, Schulkinder, von denen sehr viele keinerlei Erfahrungen mit Skiern haben, den Gefahren dieser Sportart auszusetzen? Die Zahl der Skiunfälle ist hoch, prominente Fälle in aller Munde. Sei es der ehemalige thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus, bei dessen Skiunfall eine andere Skifahrerin ums Leben kam oder der seit einem Lawinenunfall im Koma liegende niederländische Prinz Friso: Skifahren ist eine Risikosportart, für die es zumindest eine solide Ausbildung und gutes Training braucht. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um als harmloses Wintervergnügen für ganze Schulklassen von Halbwüchsigen durchzugehen.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Schulskikurse von einer mächtigen Lobby durchgesetzt wurden, der an der Aufrechterhaltung des Skifahrens als Massensport gelegen ist. Da fünf Tage Herumkullern im Schnee keine dauerhafte fitnessrelevante Bedeutung haben, kann es nur diese Erklärung geben. Und es gibt kaum Eltern, die sich solchen Zumutungen widersetzen, wenngleich die meisten mir bekannten Familien hinter vorgehaltener Hand über die Zusatzbelastung stöhnen. Klar: Will das eigene Kind gerne mitfahren, sagt man natürlich nicht nein.


Mit dem Bus in die Berge

Es ist zu hoffen, dass mit dem entsetzlichen Busunfall in der Schweiz, bei dem vorgestern 28 Menschen (davon 22 Schulkinder) ums Leben kamen, ein Umdenken einsetzt. Die belgische Reisegruppe befand sich auf dem Rückweg von einem Schulskikurs nach Hause. Ja, ich weiß: Busunfälle können immer passieren. Nicht nur im Rahmen von Schulskikursen. Dennoch stellt es ein besonderes Risiko dar, mit dem Bus zur Winterzeit in die Berge zu fahren. Hand aufs Herz: Welche Eltern haben solche Sorgen nicht, wenn das eigene Kind fröhlich zum Schulskikurs aufbricht? Für viele belgische Elternpaare ist der Albtraum nun Wirklichkeit geworden. Mal im Ernst: Kaum ein Erwachsener bricht in Jubel aus, wenn ein Schulskikurs angesagt wird. Nicht mal alle Schulkinder tun dies. Sie fahren halt mit, weil alle es tun. Wollen wir nicht endlich unseren Mund aufmachen und NEIN zu solchem Irrsinn sagen?


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