Freitag, 6. Juli 2012

ESM: der große Ausverkauf - die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Was viel gescholtene »Populisten« und »Biertischpolitiker« schon lange wissen, ist nun auch auf der Ebene anerkannter Wissenschaftler angekommen: 172 Wirtschaftsprofessoren wandten sich am 5.7.2012 in einem offenen Brief an die Allgemeinheit, um eindringlich vor den Folgen einer Vergesellschaftung von Bankschulden innerhalb des Euroraums zu warnen, hier der Brief imWortlaut.


Nur noch zwei schwache Hoffnungsträger bleiben uns, um ein finanzielles Desaster abzuwenden, dessen langfristige Folgen für Deutschland einem zweiten Versailles entsprechen könnten. Wird das Bundesverfassungsgericht die Festigkeit besitzen, zu diesem Wahnsinn ein deutliches Nein zu sagen? Oder wird es Bundespräsident Gauck sein, der standhaft seine Unterschrift verweigert, und so wenigstens ein Zeitfenster zum Nachdenken öffnet? ‒ Beides ist mehr als zweifelhaft. Hat eine Fußballmannschaft sich auf dem Spielfeld linken lassen, kann der Torwart die Katastrophe eben nicht immer abwenden.

Der letzte EU-Gipfel brachte keine nennenswerten Lösungen in Sachen zukünftiger Gewichtung nationaler und europäischer Kompetenzen. Geklärt werden konnte nur, dass Staaten in Finanznot es künftig wesentlich leichter haben werden als Griechenland, auf Mittel aus dem Rettungsschirm zuzugreifen. Mittel, für die besonders Deutschland mit erheblichen Summen bürgen soll. Summen wohlgemerkt, die wir selbst nicht haben, sondern als neue Staatsschulden vor uns herschieben werden, bis unsere Kinder unter dem Schuldenberg zusammenbrechen.

Sind »Schweini vooor!«-Rufe wirklich alles, was wir drauf haben?


Wo bleibt der allgemeine, hörbare Aufschrei? Wo ist die Kraft des positiv besetzten Patriotismus, die sich bei großen Sportereignissen in einem Fahnenmeer zeigt? Wir diskutieren allen Ernstes intensiv die Frage, welche unserer Fußballspieler die Nationalhymne mitgesungen haben, und wer sich wieder mal gedrückt hat! Wo ist die groß angelegte Diskussion über den drohenden Ausverkauf unseres Landes?

Seit dem 14.06.2012 befindet sich eine E-Petition zum Thema »Ablehnung des ESM-Vertrags« in der Mitzeichnung. Der aktuelle Stand der Unterstützer am 06.07.2012, 9:03 Uhr beläuft sich auf 9.402. Mindestens 50.000 Unterstützer innerhalb der Mitzeichnungsfrist sind jedoch notwendig, damit der Inhalt der Petition bis zum Bundestag vordringt. Noch bis zum 13.07. bleibt uns Bürgern die Zeit, zu beweisen, dass sich Patriotismus nicht nur auf kollektives »Schweini vor!« beschränkt. Sollte das wirklich alles sein, was wir drauf haben? ‒ Dann nämlich sieht es finster aus. Sehr finster.



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1 Kommentar:

  1. "Die Ursache für das Sinken des Zinsfußes wird vorzüglich darin gefunden, daß die besonders rentablen Kapitalanlagen großen Maßstabes heute erschöpft sind und nur Unternehmungen von geringer Ergiebigkeit übrig bleiben. …Nur ein allgemeiner europäischer Krieg könnte dieser Entwicklung Halt gebieten durch die ungeheure Kapitalzerstörung, welche er bedeutet."

    (aus der Zeitschrift des Sparkassenverbandes von 1891)

    Bekanntlich gab es danach zwei "allgemeine europäische Kriege", die sich sogar weltweit ausdehnen ließen, um soviel Sachkapital zu zerstören, dass der globale Zinsfuß wieder auf eine für den Kapitalismus lukrative Höhe angehoben und somit wieder neues Zinsgeld in neue Sachkapitalien investiert werden konnte. Dieses sinnlose Spiel von Zerstörung und Wiederaufbau betreibt die halbwegs zivilisierte Menschheit schon solange, wie sie Zinsgeld (anfangs Edelmetallgeld) benutzt und es ein privates Bodeneigentumsrecht gibt.

    Ohne die atomare Abschreckung wäre es etwa in den 1980er Jahren zum 3. Weltkrieg gekommen. Auf der anderen Seite hat darum heute, durch das Ausbleiben dieser "überfälligen Sachkapitalzerstörung", die systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz (Kapitalismus) – sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten – ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht, sodass wir unmittelbar vor der globalen Liquiditätsfalle (klassisch: Armageddon) stehen, die – praktisch von einem Tag auf den anderen – unsere ganze "moderne Zivilisation" auslöschen kann, ohne dass dafür ein Atomkrieg erforderlich wäre. In der Hoffnung, diese größte anzunehmende Katastrophe der Weltkulturgeschichte noch für kurze Zeit hinauszögern zu können, erfinden "Spitzenpolitiker" und "Wirtschaftsexperten" irrationale Konstruktionen wie "EFSM" und "ESM".

    Die Ursache der Irrationalität ist die Religion, die vor Urzeiten erforderlich war, um den Kulturmenschen "wahnsinnig genug" für die Benutzung von Zinsgeld zu machen, damit das, was wir heute "moderne Zivilisation" nennen, überhaupt entstehen konnte:

    http://www.deweles.de/willkommen/cancel-program-genesis.html

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