Dienstag, 10. Juli 2012

»Das Märchen vom Prinzendesaster« von Sylvia B.

Illustration: Sylvia B.
Vor nicht allzu langer Zeit lebte eine Prinzessin alleine in einem Schloss, das an drei Seiten von einer Rosenhecke umgeben war. Diese Hecke stand seit ewigen Zeiten schon dort. Die Großmutter hatte der Prinzessin an deren 18. Geburtstag die Familiengeschichte eröffnet, so wie es Tradition war. Danach soll sich die Ururomi der Prinzessin, am Tag ihrer Volljährigkeit, an einer vergifteten Spindel gestochen haben, und umgehend, mit allen Bewohnern des Schlosses, in einen tiefen, langjährigen Schlaf gefallen sein. Danach habe die Hecke angefangen, ungezügelt zu wachsen und viele Prinzen, die die Ururomiprinzessin wach küssen wollten, haben sich darin verfangen.

   Großmutter wies also ihre Enkelin auf erhöhte Wachsamkeit bezüglich der Rosen an. Dann gab sie ihr auf, sobald die erste Rose zu blühen beginnen wolle, an der Hecke nach einem Prinzgemahl Ausschau zu halten. So hätten das alle Prinzessinnen in der Vergangenheit gehandhabt. Nachdem Oma ihre Pflicht getan hatte, verstarb sie.

  Nun haben solche Familiengeschichten ihr Vor- aber auch Nachteile. In diesem Fall führte die Volljährigkeitsenthüllungen dazu, dass alle Prinzessinnen fortan an Schlafstörungen litten. Ob ihre Ahninnen die richtige Wahl ihrer Partner getroffen hatten, war der Prinzessin nicht bekannt. Denn die Prinzen des Hauses pflegten nach der jeweiligen Hochzeit und der dazugehörigen Nacht, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.

   Die Mutter der Prinzessin hatte sich irgendwann im nahe liegenden Wald verirrt und den Weg nicht mehr nach Hause gefunden. Als das passierte, war die Prinzessin noch klein. Darum hatte sich die Großmutter um die kleine Prinzessin gekümmert.
Illustration: Sylvia B.

   Der Tradition folgend, litt auch die junge Prinzessin umgehend an Einschlafstörungen. Und als der Frühling kam, folgte die Prinzessin brav der Weisung ihrer Omi und beobachtete die Rosen vor dem Schloss sehr genau.

   Tatsächlich entdeckte sie eines Morgens eine Gestalt, die sich scheinbar in der Hecke verfangen hatte. Die Prinzessin griff zu ihrer Rosenschere, verließ das Schloss und über den Weg, der an den Klippen lag, auf dem das Schloss stand, lief sie an der Hecke vorbei zu der Stelle, an der sie den gefangenen Prinzen vorfand.

   Als sie diesen erblickte, wandte sich ihre Vorfreude aber schlagartig in Entsetzen um. An der Kleidung konnte sie zwar einen Prinzen ausmachen, auch war die Gestalt hoch gewachsen. Aber der scheinbare Prinz dünstete aus wie eine Spelunke, in der er vermutlich auch die Nacht verbracht hatte. So stand die Prinzessin wie angewurzelt und starrte den Prinzen an. Als dieser die junge Prinzessin erblickte, lief er zur Höchstform auf:
»Was glotzt du mich so blöde an, du dusselige Kuh? Setz gefälligst deinen Hintern in Bewegung und schneide mich von dem Gestrüpp frei!«

   Diese Sprache gefiel der Prinzessin überhaupt nicht. Aber sie war ein hilfsbereiter Mensch und entschied für sich, den ungehobelten Menschen aus seiner misslichen Lage zu befreien. Doch diesem ging ihr tun nicht schnell genug und so fuhr er sie wieder an:
»Himmel, Arsch und Zwirn! Geht das nicht etwas schneller?«
Das machte die Prinzessin zornig und so antwortete sie:
»Wenn du nicht so zappeln tätest, würde es schneller gehen! Halte still und deinen Mund!«

   Das beeindruckte den Prinzen und so schwieg er, bis die Prinzessin ihn frei geschnitten hatte. Danach ordnete er seine Kleider so gut es ging und setzte eine freundliche Miene auf, die ihn plötzlich nicht mehr ganz so unsymphatisch machte.

   Aber die Prinzessin war auf der Hut, als er zu ihr sprach:
»Habe dich nicht beim Tanz in den Mai gesehen, du wärst mir unter all den Gesichtsbaracken dort sicher aufgefallen. Na ja, ich musste etwas über den Durst trinken und als auf dem Rückweg pinkeln angesagt war, bin ich in diese verdammte Hecke gefallen.«

   Die Prinzessin drückte ihr Bedauern über das Missgeschick aus und wandte sich zum Gehen. Der Prinz rief sie aber zurück:
»Warte mal! Schön wohnst du hier. Etwas heruntergekommen der alte Kasten, aber kann es sein, dass du Meerblick hast?«
Die Prinzessin nickte, denn die vierte Seite am Schloss ging zum offenen Meer hinaus und wenn sie die Treppe an den Klippen benutzte, konnte sie zu einem kleinen Strand gehen.

Das sagte sie dem Prinzen aber nicht, sondern antwortete ihm nur mit einem stummen Nicken ihres Kopfes.

   »Höre mal Schnecke,« die Stimme des Prinzen nahm einen lauernden Ausdruck an, »ich wollte mich eh sesshaft machen. Was meinst du? Sollen wir beide nicht fix heiraten? Du brauchst einen Mann an deiner Seite!«

   Energisch schüttelte die Prinzessin den Kopf, meinte, dass sie bereits vergeben sei, schlug den Heimweg ein und hörte den Prinzen noch grummeln:
»Wer nicht will, der hat schon!«

   Als sie kurze Zeit später von ihrem Turm aus nach Norden blickte, sah sie die Gestalt in eben diese Richtung verschwinden. Sie dachte über die Weisung ihrer Großmutter nach, befand, dass sie alles richtig gemacht hatte und beschloss, den Rest des Tages zu verpennen.

   An Mittsommer machte sich die Prinzessin zur Landesgrenze auf. Dort befand sich das Bistro »Vier Himmelsrichtungen« wo alljährlich ein Prinzessinnentreffen stattfand. Sie war die Prinzessin des Westens und von allen Vieren die Nachdenklichste. Die anderen drei konnten zumeist nicht laut genug klagen, aber dieses Treffen hob sich tatsächlich noch von den vorhergehenden ab. Weinend setzte sich die Prinzessin des Nordens auf ihr Erbsenkissen, das sie, der Tradition ihres Hauses folgend, immer bei sich trug, und schluchzend berichtet sie den anderen: »Ich bin verheiratet!«

  »Aber das ist doch eine gute Nachricht,« fiel ihr die Prinzessin des Südens ins Wort, »dann bist du die erste unter uns, die einen Prinzen an ihrer Seite hat.«

   Die Prinzessin des Nordens schnupfte sich umständlich das Näschen, bevor sie erzählte:
»Das habe ich auch gedacht, dass ich euch eine gute Nachricht bringe. Dieser Prinz stand unvermittelt vor dem Tor. Und ich dusselige Kuh lasse ihn herein und mich von ihm umgarnen. Ich brauchte doch einen Mann an meiner Seite und er verstand es vorzüglich, mir mein Erbsenkissen unter den Hintern zu schieben, da habe ich sofort ›Ja!‹ gesagt, als er um meine Hand anhielt. Noch in der Hochzeitsnacht ist er in den Weinkeller verschwunden. Tagsüber grantelt er und schimpft wie ein Stallbursche, nachts trinkt er wie ein Saufbold. Ich bin so unglücklich!«

  Die Prinzessin des Westens täuschte einen Migräneanfall vor, verließ die Stätte und machte sich schnell auf den Heimweg.

   Im nächsten Jahr fand sie wieder einen Prinzen in der Hecke. Dieser jammerte und klagte, flehte sie an, ihn schnell zu befreien, um im Anschluss bittend und bettelnd einen Kuss von ihr zu fordern.
Die untersetzte Gestalt und auch der breite Mund des Prinzen wirkten aber abstoßend auf die Prinzessin. So griff sie zu ihrer Notlüge, sagte, dass sie das Essen für ihren Gatten vorbereiten müsse und entfloh.

Illustration: Sylvia B.
   Von ihrem Turm aus konnte sie dann sehen, dass sich die Gestalt auf den Weg zu der Prinzessin des Ostens machte. Als sie sich an Mittsommer zu dem Treffen aufmachte, ahnte sie bereits das Unglück. Und richtig, neben der heulenden Erbsenprinzessin des Nordens saß weinend die Östliche, hielt sich an ihrer goldenen Kugel fest und berichtete unter ständigen Weinkrämpfen. Auch sie ist blind in die Ehefalle getappt, nur dass sich ihr Prinz statt in einen Schönling in eine noch hässlichere Kröte verwandelt hatte. Für diese müsse sie ständig Fliegen fangen und nachts würde er glibberich neben ihr quaken.

   Die Prinzessin des Westens meinte daraufhin, dass sie vergessen habe, das Bügeleisen auszustellen und darum schnell nach Hause müsse. Dort angekommen, betrachtete sie mit sorgenvollem Gesichtsausdruck die Rosenhecke und dachte an ihre Großmutter.

   Im nächsten Frühjahr stand die Prinzessin nachdenklich auf dem Turm, sah abwechselnd die Rosenhecke und den südlichen Horizont an. ›Versuch macht klug!‹ dachte sie bei sich und auch, mit einem Blick nach Süden, dass sie ja kein Risiko eingeht, wenn sie wieder nach der Hecke sehen würde.

Und so fand sie an jenem Frühlingsmorgen in ihren Rosen einen wunderschönen Prinzen mit güldenem Haar.

»Wunderschöne Prinzessin, habe die Güte und befreie mich aus diesen Rosen. Schau, mein Arm ist ganz zerkratzt und ich fürchte zu verbluten!«

   Vorsichtig führte die Prinzessin die Rosenschere. Als der Prinz befreit war, fiel er vor ihr auf die Knie, dankte ihr und umfasste ihre Füße. Nachdenklich erhob er sich, sah der Prinzessin in die Augen, bevor er sich zum Gehen wandte.
»Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte die Prinzessin.
»Nein, es ist alles in Ordnung, du hast nur so … «, der Prinz zögerte, bevor er weiter sprach, »du hast so zierliche Füße!«

   Die Prinzessin überlegte für einen Moment, ob sie ihn nicht doch zum Bleiben auffordern sollte, aber der Prinz machte sich bereits auf in Richtung Süden.
›Wer weiß, wozu es gut war‹, dachte die Prinzessin, ›beim nächsten Treffen werde ich es sicher erfahren.‹

   Die Prinzessin des Südens betrat mit sehr ernstem Gesicht den Raum der Zusammenkunft. Ihren Sack mit Asche, den sie aus einer alten Tradition heraus immer bei sich führte, landete mit einer harten Bewegung auf dem Tisch, sodass sich ein Teil des Inhalts auf der Torte verteilte.

   »Kannst du nicht besser auf deine Asche aufpassen?« fuhr sie die Nördliche an.
Die Prinzessin des Südens entschuldigte sich genauso barsch und nahm mit finsterer Miene ihren Platz ein.

   »Dich scheint es jetzt auch erwischt zu haben?« fragte vorsichtig die Prinzessin des Westens.
»Mich dürfte es sogar am schlimmsten erwischt haben!« antwortete die Südliche.

Sofort protestierten die beiden anderen.

   »Jetzt lasst sie doch erzählen!«
Die Prinzessin des Westens sorgte für Ruhe und so berichtete die Braut von ihrem Fehlgriff.

   »Einer alten Tradition folgend war ich auf einem Ball. Auf dem Rückweg habe ich dann einen Schuh verloren.«

   Die Nördliche unterbrach sie: »Auch einer alten Tradition folgend … «

   »Nein«, antwortete die Südliche, »es hatte zu regnen begonnen und ich wollte nicht nass werden. Darum hatte ich es eilig. Am nächsten Tag kam dann der Prinz in mein Schloss, hielt mir den Schuh entgegen und strahlte mich an. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er nicht von schöner Gestalt und guten Umgangsformen wäre. Und wie er so da stand und mich anlächelte, da konnte ich nur noch ein ›Ja!‹ hauchen.«

   Die Prinzessin trank einen Schluck Wasser, ehe sie weiter berichtete.
»Nach dem Hochzeitsprozedere suchten wir umgehend mein Schlafzimmer auf.«

   Die Prinzessin des Nordens begann unruhig auf ihrem Erbsenkissen zu werden. Ein mahnender Blick der anderen brachte aber wieder Ruhe in die Runde.

   »Dort passierte dann das Unglaubliche. Mir ist vorher in der Aufregung nicht aufgefallen, dass er die ganze Zeit meinen Schuh in der Hand gehalten hatte. Als wir in meinem Schlafzimmer waren, wühlte er solange in meinen Schränken, bis er den anderen auch gefunden hatte. Er legte sich dann in mein Bett und schlief mit meinen Schuhen im Arm ein.«

   »Meine Güte, was ist das denn für eine Störung?« entfuhr es der Nördlichen.

   »Es kommt noch schlimmer! Als ich im Morgengrauen erwachte, war der Platz neben mir leer. Ich hoffte schon, dass der Schönling mit meinen Schuhen das Weite gesucht hat. Dem war aber nicht so. Als ich aufstand und einen Blick in den Schlosspark warf sah ich ihn dann.«

   Um die Dramatik zu erhöhen, blickte die Prinzessin des Südens jede ihrer Kolleginnen mit ernster Miene an, um dann auch den Rest der Geschichte zu erzählen:
»Dort sah ich meinen Gatten, er hatte meine Ballschuhe an, um seine Hüften einen rosafarbenen Tutu geschlungen und tänzelte so um die Platanen! Er hat mich geheiratet, weil wir die gleiche Schuhgröße haben!«

   Dicke Tränen liefen der Prinzessin über die Wangen und wie auf Kommando setzte ein Geheule ein, in das, mit Ausnahme der westlichen Prinzessin, die anderen einstimmten.

   Diese schloss ihre Augenlider und dachte bei sich: ›Da habe ich ja mehr Glück als Vaterlandsliebe gehabt!‹
Sie erhob sich von ihrem Platz, um umgehend von der Prinzessin des Südens angefahren zu werden:
»Was ist es denn diesmal? Migräne hatten wir ja schon, an dein Bügeleisen wirst du wohl gedacht haben! Statt tröstende Worte für uns zu haben, ergreifst du nur immer die Flucht!«

   Vorwurfsvolle Blicke wurden auf die Prinzessin geworfen.

   »Vor euch kann ich auch nur die Flucht ergreifen! Ihr vertrödelt eure Zeit, rennt Hirngespinsten hinterher und wundert euch nachher, wenn die Sache in die Hose geht. Statt zu jammern und zu klagen könntet ihr ja auch was ändern!«

   »Und was sollten wir der Meinung von Prinzessin Unverheiratet nach ändern? Bitte Vorschläge!«, zickig warf die nördliche Prinzessin ihre Worte in den Raum, bevor sie jammernd weiter sprach, »ich kann kaum noch sitzen, mir tut alles weh.«

   »Du könntest dich zuerst von deinem Körnerkissen trennen! Wenn ich den Tag auf so einem alten Ding verbringen würde, hätte ich auch nur blaue Flecken! Und deinem Gatten eröffne eine Schenke! Der wird sich selbst der beste Kunde sein, dann brauchst du nur zu warten, bis er sich tot gesoffen hat!«

   Empört fuhr die nördliche Prinzessin von ihrem Kissen hoch.
»Das ist ein Erbsenkissen! Auf diesem Kissen ruhte schon der Hintern meiner Ururomi selig! Und mein Gatte ist ein Prinz und kein Kneipier!«

   »Das ist ja ein sehr interessanter Vorschlag, den du meiner Schwester im Leid da unterbreitest! Sicher hast du auch für mich einen guten Rat zur Hand!« Die Prinzessin des Ostens spielte demonstrativ mit ihrer goldenen Kugel und blickte die Angesprochene dabei feindselig an.

   Diese konterte umgehend: »Die Kröte würde ich an einem Weiher aussetzen!«
Ein entsetzter Blick kam als Antwort zurück.

   Die Prinzessin des Westens wandte sich der Südlichen zu und noch bevor diese etwas sagen konnte sprach sie: »Versuche doch deinen Tänzer an irgendeinem Theater unterzubringen!«

   Traurig antwortete diese: »Das ist ein Prinz, dem fehlt es an jeglichem Talent. Den werde ich im Leben nicht mehr los. Ich denke, dass ich warte, bis ein anderer Prinz kommt und mich von dem Fluch befreit.«

   Die anderen Prinzessinnen nickten zustimmend. Die Prinzessin des Westens rückte ihren Stuhl unter den Tisch und im Gehen teilte sie den verbleibenden mit: »Macht, was ihr für richtig haltet. Mir kommt jedenfalls kein Prinz ins Schloss. Und an euren Jammertreffen werde ich auch nicht mehr teilnehmen. Ihr wisst, wo ich wohne, ihr könnt mich gerne besuchen kommen, aber bitte lasst eure Gatten zuhause und bringt dafür fröhliche Gesichter mit.«

Illustration: Sylvia B.
  So kam es, dass die Prinzessin des Westens im Frühling wohl noch einen vorsichtigen Blick zu der Rosenhecke warf, sich aber an irgendwelchen Gestalten, die sich dort verfangen hatten, nicht mehr störte. Stattdessen verbrachte sie sonnige Tage an ihrem Strand, malte Bilder oder las in einem Buch.

   Auf wundersame Weise verschwanden auch ihre Einschlafstörungen. So ging die Zeit ins Land. Von den anderen Prinzessinnen hörte und sah sie nichts, was sie auch nicht sonderlich bekümmerte.

   Eines Tages im Frühling, die Prinzessin machte ihren Kontrollblick zur Rosenhecke, sah sie einen Wanderer an der Hecke stehen, der diese aufmerksam betrachtete. Das machte sie neugierig. Sie stellte ihre Strandtasche ab und machte sich auf den Weg zu der Stelle.

   Der Wanderer sah sie herankommen, lächelte freundlich und fragte:
»Sag bloß, du wohnst an diesem verwunschenen Ort!«
Die Prinzessin lächelte und gab zur Antwort: »Hier wohne ich seit meiner Kindheit. Und was führt dich hierhin?«
»Ich mache Wanderurlaub und kam eher zufällig hier vorbei.«

   Die Prinzessin überlegte, ob sie den Wanderer nicht zu einem Kaffee einladen sollte. Dieser ahnte scheinbar ihre Gedanken und winkte ab.
»Mädchen, du siehst so aus, als wenn du auf jemanden wartest, der dir den alten Kasten auf Vordermann bringt. Da ließe sich auch was draus machen und, wenn ich ehrlich sein soll, gefällst du mir auch sehr.«

   Der nette Wanderer blickte auf die Rosen und das Schoss dahinter, bevor er weiter sprach:
»Beantworte mir bitte eine Frage: Was um alles in der Welt soll ich mit einer Frau anfangen, die noch nicht einmal in der Lage ist, ihrer Rosenhecke einen Formschnitt zu verpassen?«

   Darauf konnte die Prinzessin keine Antwort geben. Traurig sah sie den Wanderer an. Dieser meinte, dass er weiter wandern wolle.
»In welche Richtung? Doch nicht etwa nach Norden, Osten oder Süden?« fragte die Prinzessin entsetzt.

   »Nein«, lachte der Wanderer, »ich will zurück zum Hafen, habe ein Boot gechartert. Das liegt dort bis heute Abend vor Anker. Mein Urlaub endet heute. Du gefällst mir wirklich gut und ich denke, ich gefalle dir auch. Weißt du was? Ich schreibe dir meine Handynummer auf. Du überlegst dir, ob du mit mir gehen willst. Für das Anwesen wird sich sicher ein Käufer finden. Dann beginnen wir ein neues Leben.«

Aus seinem Rucksack holte er Papier und Bleistift, kritzelte Zahlen auf und gab den Zettel der Prinzessin. Dann küsste er sie ganz zart auf die Nasenspitze und ging Richtung Hafen davon.

   Nachdenklich ging die Prinzessin zum Schloss, nahm ihre Tasche und machte sich auf den Weg zum Strand. Dort saß sie mit dem Zettel in der Hand im Sand. Als die Sonne im Meer versank, saß sie immer noch da, betrachtete die Zahlen auf dem Zettel und fragte sich laut:
»Was um alles in der Welt ist ein Handy?«

… und wenn sie das nicht herausgefunden hat, fragt sie sich das noch bis heute …


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