Ursula Prem |
Etliche Monate nach dem Skandal um vielfachen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche scheint sich der demonstrativ zur Schau getragene Wille der Bischöfe um Aufklärung in Nichts aufzulösen. Wie kürzlich bekannt wurde, kündigte die Kirche die Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Institut Niedersachsen auf, das medienwirksam mit einer groß angelegten Studie zum Thema beauftragt worden war. Institutsdirektor Christian Pfeiffer findet für den Vorgang deutliche Worte, indem er erklärt, die Kirche habe seine Forschung zensieren wollen und das letzte Wort darüber beansprucht, welche Erkenntnisse am Ende veröffentlicht werden dürften.
Unzumutbare Bedingungen für einen Wissenschaftler, der einen
beträchtlichen Ruf zu verlieren hat. Nun jault die Kirche auf und droht Pfeiffer
mit einer Klage wegen der von ihm erhobenen Zensurvorwürfe. Eine
Schmierenkomödie, die angesichts der ernsten Thematik ein bezeichnendes Licht
auf den tatsächlichen Aufklärungswillen der Kirche wirft. Die maßgeblichen
Bischöfe scheinen kein rechtes Vertrauen darein zu haben, dass solch eine
Studie ja immer auch Entlastendes zutage fördern könnte. Ist der Sumpf etwa
noch viel tiefer als bisher bekannt geworden ist?
Blumige Gutachten
statt Aufklärung
Klar ist: Die Kirche genießt enorme Sonderrechte, die in
keiner Weise mehr zeitgemäß sind. Welche andere Institution in unserem Land
macht ganz offiziell ihre eigenen Gesetze und ist in der Lage, selbst über den
Grad der Ermittlungen in einem solchen Fall zu bestimmen? Welche andere
Vereinigung setzt sich mit derartiger Arroganz offen über Gesetze hinweg? Warum
ist noch kein Staatsanwalt auf die Idee gekommen, sämtliche relevanten Akten
aus den Kirchenarchiven einfach zu beschlagnahmen? Was bei der Deutschen Bank
inzwischen funktioniert, warum sollte das bei der Kirche unmöglich sein? – Doch
daran ist nicht zu denken: Stattdessen finden sich sogar forensische
Psychiater, die in blumigen Gutachten bestätigen:
»Katholische Priester, die Minderjährige missbrauchen, sind in den seltensten Fällen in klinischem Sinne pädophil.«
(Quelle: radiovaticana.va)
An der Studie »Sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche in
Deutschland«, die zu solchen Verharmlosungen Anlass gab, waren übrigens unter anderem
Hans-Ludwig Kröber und Friedemann Pfäfflin beteiligt. Beide Forensiker stehen
in jüngerer Zeit verstärkt in der Diskussion durch ihre Gutachten über Gustl Mollath, mit denen sie dazu beitrugen, dass dieser inzwischen seit sieben
Jahren unter zweifelhaften Umständen in der Psychiatrie sitzt, aber das nur am
Rande.
Religiöse
Sonderrechte als Selbstverständlichkeit
Noch immer ist der Einfluss der Religion auf das öffentliche
Leben irrational groß. Ein neues Extragesetz erlaubt mit Billigung fast aller
relevanter Gruppierungen ausdrücklich die genitale Verstümmelung von Jungen aus
religiösen Gründen. Der Staat übernimmt die Eintreibung von Kirchensteuer und
alimentiert zusätzlich aus dem allgemeinen Staatshaushalt die Hofhaltung von
Bischöfen. Öffentliche Schulen werden nach wie vor zur Abhaltung von
Religionsunterricht gezwungen. Und es ist noch gar nicht lange her (2007), dass
die bayerische Justizministerin Beate Merk Anstrengungen dazu unternahm, einen
verschärften Blasphemieparagraphen auf den Weg zu bringen, um endlich das
dringendste Problem unserer Zeit in den Griff zu bekommen: die Gotteslästerung.
Religiöse Sonderrechte sind wieder auf dem Vormarsch: Was in der profanen Welt »Pädophilie« genannt wird, heißt innerhalb von Kirchenmauern »Krisenphase bei priesterlichem Dienst«. Da passt es ins Bild, dass ein Aufklärer wie Christian Pfeiffer mit einer Strafanzeige bedroht wird. Wer endgültig die Schnauze voll hat, dem bleibt tatsächlich nur der Kirchenaustritt: die Anleitung dazu gibt es hier!
Religiöse Sonderrechte sind wieder auf dem Vormarsch: Was in der profanen Welt »Pädophilie« genannt wird, heißt innerhalb von Kirchenmauern »Krisenphase bei priesterlichem Dienst«. Da passt es ins Bild, dass ein Aufklärer wie Christian Pfeiffer mit einer Strafanzeige bedroht wird. Wer endgültig die Schnauze voll hat, dem bleibt tatsächlich nur der Kirchenaustritt: die Anleitung dazu gibt es hier!
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