Ursula Prem |
Ob sich die Fehlleistungen der etablierten Medien in den letzten Jahren gesteigert haben, oder ihre teilweise irrwitzigen Arbeitsweisen durch das Internet lediglich offensichtlich werden, ist schwer zu entscheiden. Erst kürzlich erstaunten drei etablierte Zeitungen die Öffentlichkeit dadurch, dass sie sich ohne jede Genanz und für jeden leicht erkennbar vor einen durchschaubaren publizistischen Karren zuungunsten des Justizopfers Gustl Mollath spannen ließen: SPIEGEL, ZEIT und TAGESSPIEGEL sorgten dafür, dass aus dem Justiz- nun auch noch ein veritabler Presseskandal geworden ist, den ich hier und hier genauer analysiert habe. Wer sich mit diesem Vorgang ernsthaft auseinandersetzt, kommt schnell zu der Erkenntnis, dass manche Journalisten sich von gewöhnlichen Internettrolls lediglich durch die Höhe der Bezahlung unterscheiden.
Ein Tiefpunkt deutschen Medienschaffens in Zeiten vorweihnachtlichen Überdrusses? Haben die Schöpfer der Artikel eben mal danebengegriffen, wie es jedem im Eifer des Gefechts passieren kann? Steht »im Großen und Ganzen, ansonsten und prinzipiell« alles zum Besten mit unserer Medienlandschaft? Bemühen sich Journalisten wenigstens in den meisten Fällen um eine möglichst ausgewogene Darstellung von Sachverhalten? – Die Zweifel daran mehren sich!
Ein Tiefpunkt deutschen Medienschaffens in Zeiten vorweihnachtlichen Überdrusses? Haben die Schöpfer der Artikel eben mal danebengegriffen, wie es jedem im Eifer des Gefechts passieren kann? Steht »im Großen und Ganzen, ansonsten und prinzipiell« alles zum Besten mit unserer Medienlandschaft? Bemühen sich Journalisten wenigstens in den meisten Fällen um eine möglichst ausgewogene Darstellung von Sachverhalten? – Die Zweifel daran mehren sich!
Publizistische Fehlleistung des Monats
Am 1.1.2013 war es die taz, die ihre Bewerbung um den Titel »Publizistische Fehlleistung des Monats« in den Ring warf. Und ihre Siegeschancen stehen nicht
mal schlecht, denn Journalistin Margarete Stokowski missbrauchte den
unsäglichen Fall einer vergewaltigten und ermordeten Inderin für ein kräftiges
Nachtreten gegen den rechtskräftig freigesprochenen Jörg Kachelmann. Gemeinsam
mit Familienministerin Kristina Schröder, so Stokowskis Forderung, solle
Kachelmann kostenlose Selbstverteidigungskurse für Frauen auf der ganzen Welt
finanzieren. In guter Trollmanier legte sie höchstpersönlich auf Twitter nach
und erklärte, von Kristina Schröder behaupte sie auch nicht, die hätte jemanden
vergewaltigt.
Warum manche Medien sich für derartig Unseriöses hergeben, ist leicht zu verstehen: Zynismus verkauft sich nun mal besser als ernsthafte Berichterstattung. Ein paar gezielte Hiebe gegen jemanden wie Jörg Kachelmann sind schnell formuliert und bedürfen keiner großartigen Recherche. Ein Artikel über die verheerenden Auswirkungen frauenfeindlicher Religionen auf das menschliche Zusammenleben wäre da weitaus zeitaufwendiger und zielführender, jedoch weniger massentauglich. Gezielte Angriffe hingegen, die auch noch offensichtlich falsch und an den Haaren herbeigezogen sind, erstaunen den Leser wegen ihrer Unverfrorenheit, was zur schnellen Verbreitung solcher Machwerke beiträgt.
Nach ihrer bestialischen Vergewaltigung und Ermordung wird
die junge Inderin nun also ein zweites Mal missbraucht: Für Journalistinnen wie
Margarete Stokowski ist sie lediglich ein Mittel, das dem durchschaubaren Zweck
dient, völlig willkürliche Verknüpfungen zu schaffen, die jeder realen
Grundlage entbehren. Und so stehen die Chancen gut, dass Jörg Kachelmanns
Wortschöpfung vom »Vollpfostenjournalismus« eines Tages Eingang in den Duden
finden wird ...
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Nicht nur die Margarete
AntwortenLöschen...und so geht ein selbstverständlich völlig unbedeutendes Faktum, wie beispielsweise ein schwer verletzter und aus dem Bus geworfener Mann- der seine Freundin schützen wollte, wie selbstverständlich in der allgemeinen Hysterie mit unter. Bisher las man lediglich er hätte es mit ansehen müssen- also der Mann mal wieder untätig, Hilfe unterlassend, wie meistens.
Ist jemand, wenn ein Verbrechen überlebt wird, dann etwas weniger Opfer?
Hallo Anonym,
Löschendanke für den Kommentar: Genau so ist es! Der Mann ist immerhin schwer verletzt worden und war in der Situation nicht weniger hilflos als seine Freundin.
Das Grundproblem in Frau Stokowskis Text ist meiner Ansicht nach, dass sie alles und jedes durch die Mann-Frau-Brille betrachtet. Mich interessiert jedoch viel mehr die Frage: gerecht oder ungerecht?
Dass eine in Indien geschehene Vergewaltigung eine Falschbeschuldigung in Deutschland nachträglich rechtfertigen soll, auf dieses schmale Brett bringen mich keine zehn Pferde.
D'accord!
LöschenAber ob es gewissen Kreisen jemals gelingen wird in ihren Gedankengängen die Begriffe "Frau" oder "Mann" einfach durch "Mensch" zu ersetzen, so, wie es derzeit vergleichsweise nur noch einem Kinde zugestanden wird; auch wenn sich inzwischen die Tatsache nicht verleugnen lässt, dass auch bei Kindern bereits nachdrücklich an einer Änderung dieses Statuses gearbeitet wird?
Ich betrachte den derzeitigen Journalismus als ein Übel an sich. Stokowsky & Co. sind lediglich Willfährige, die sich im Dienste der eigenen Hybris vor den Karren spannen lassen- egal ob Kachelmann, Mollath oder ein sonstiges einträgliches Massenthema betreffend. Der Weg zur Manipulation scheint bei denen nicht mehr weit- wenn es nur Quote bringt und eigene Prominenz befördert.
Sollte deswegen Frau Stokowski ihre Räuberpistole mit der Polizei nicht besser öffentlich machen- also besser Roß und Reiter benennen, zumal es angeblich Zeugen gibt?
Mutmasslich scheint wohl eher das Beispiel einer gewissen "Tatortkommissarin Dingens" Schule zu machen. Frau muss doch im Gespräch bleiben.
Sollte im Fall von Frau Stokowski tatsächlich eine Straftat nicht verfolgt worden sein, dann sollte sie die Öffentlichkeit unbedingt nutzen, um auf den Missstand hinzuweisen und vielleicht sogar nach weiteren Zeugen zu suchen! Gerade sie als Journalistin hätte alle Möglichkeiten dazu. Scheint aber nicht ihr Ding zu sein: Für den Twitternutzer @goalgetter32, der ihr ebendies vorschlug, hatte sie nur das Adjektiv "krank" übrig.
AntwortenLöschenDas Problem dürfte sein: Ein Mensch, der in eigener Sache aktiv wird, ist nur noch schwerlich als Opfer zu bezeichnen. Damit wären dann Geschäftsgrundlage und Selbstverständnis weg.
Womit diese Person nun eindeutig "eingenordet" wäre.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
S.T.