Ursula Prem |
Die Situation kennt wohl jede Frau: Völlig unvermittelt
kommt ein merkwürdiger Spruch von einem männlichen Gegenüber, der irgendwo
zwischen ungeschicktem Flirtversuch und anzüglicher Frechheit angesiedelt ist.
Die möglichen Reaktionen darauf sind zahllos: Bei entsprechend trainierter
Schlagfertigkeit der weiblichen Seite stellen solche Baggerversuche einen
täglichen Quell der Heiterkeit dar, der dabei hilft, eine dröge
Arbeitsatmosphäre aufzupeppen. Ein Beispiel:
Herr Meier bittet seine Kollegin um einen Gefallen: »Frau
Müller, bitte machen Sie doch die Fotokopien, denn immer, wenn Sie sich über
den Kopierer beugen, sieht man Ihren Hintern so gut!«
Was sollte Frau Müller auf so etwas antworten? Sollte sie
einen #Aufschrei auf Twitter starten und der Welt lauthals verkünden, dass sie
sich als Opfer einer sexistischen Anmache empfindet? Soll sie auf diese Weise
alle wissen lassen, dass sie nicht Herrin der Lage ist und letztendlich doch
»nur« eine schwache Frau, mit der man es ja machen kann? Nun, Frau Müller hat
ein wenig mehr Erfahrung im Umgang mit männlichem Hormonstau. Deshalb antwortet
sie souverän:
»Das mach ich doch gerne für Sie! – Ach, dabei fällt mir
ein: Bitte kommen Sie doch gleich mal mit, denn ich hatte mir schon lange
vorgenommen, einen Scann von Ihrem Schwanz zu machen und ihn gegebenenfalls zu
archivieren. Auf Mikrofilm.« – Natürlich sagt sie dies so laut, dass auch der
Rest der Belegschaft den Inhalt ihrer Aussage zur Kenntnis nimmt und der
Vormittag somit gerettet ist. Nicht auf Kosten von Frau Müller, sondern auf
Kosten des künftig nur noch »Mikro-Meier« genannten Bürocasanovas, versteht
sich.
Beharren auf dem
Opfer-Modus
Die aktuell unter dem Twitter-Hashtag #Aufschrei geführte
Sexismus-Diskussion bestärkt das Verharren junger Frauen im Opfer-Modus. Klar: Wer
einen pubertären Spruch nicht verkraften kann, ohne gleich rot anzulaufen, hat
schon verloren und bekommt die endgültige Niederlage vielleicht sogar mit einem
frechen »Sie sind echt süß, wenn Sie sich genieren!« bescheinigt.
Es so weit gar nicht erst kommen zu lassen, dazu bedarf es
wohl einer gewissen Erfahrung, die der damals 28-jährigen Stern-Journalistin
Laura Himmelreich offenbar abging, als sie vor über einem Jahr an einer
Stuttgarter Hotelbar mit dem FDP-Politiker Rainer Brüderle zusammentraf. Dieser
befand sich zu vorgerückter Stunde bereits in gelöster Stimmung. Der an
Situation und Tageszeit gemessen ziemlich harmlose Wortwechsel, der dann
folgte, scheint Frau Himmelreich hammermäßig traumatisiert zu haben, da sie ihn
erst kürzlich, lange nach dem angeblichen Vorfall, in der Druckausgabe des Magazins
»Stern« öffentlich machte.
Medialer Pranger für
den »Sexisten der Nation«
Rainer Brüderle steht seitdem als Sexist der Nation am
medialen Pranger, nahezu zeitgleich mit seiner Berufung zum Spitzenkandidaten
der FDP. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Der ganze Vorgang ist ein
Bärendienst für sämtliche Journalistinnen: Künftig werden Politiker es sich
zweimal überlegen, ehe sie mit weiblichen Journalisten im informellen Rahmen
Umgang pflegen. Da es für Goldfische nun mal gefährlich ist, mit den Haien zu
schwimmen, laufen Journalistinnen Gefahr, künftig auf harmlosere Aufträge
geeicht zu werden und ihre Zeit vermehrt am Schreibtisch zu verbringen. Da ist
der Grund für den nächsten #Aufschrei bereits vorprogrammiert!
Ich selbst meine dazu: Das permanente Ausspielen des weiblichen Opfer-Abos nervt. Es impliziert, dass Frauen als grundsätzlich bedrohte Art ein Reservat für sich beanspruchen müssen, um überhaupt existieren zu können. Wer meint, so leben zu wollen, kann dies gerne tun. Alle anderen sollten ihren Blickwinkel erweitern und erkennen, dass dies kein spezifisch weibliches Problem ist und auch nahezu alle Männer irgendwann im Leben ihr Maß an Sexismus abbekommen: So konnte sich Sänger Patrick Nuo im diesjährigen RTL-Dschungelcamp nur mit Mühe einer angedienten »Klötenmassage« durch Olivia Jones entziehen und die ganze Nation fand es witzig, obwohl es dem so Bedachten sichtlich peinlich war. Sich auf Kosten anderer zu amüsieren, ist also entweder gesellschaftlich akzeptiert, oder aber wir brandmarken es als absolutes No-Go, dann aber für beide Geschlechter geltend.
Wer Anregungen zur Abwehr unerwünschter Anmache braucht, findet sie in folgendem Video: :-)
Direktlink zum Video
Ich selbst meine dazu: Das permanente Ausspielen des weiblichen Opfer-Abos nervt. Es impliziert, dass Frauen als grundsätzlich bedrohte Art ein Reservat für sich beanspruchen müssen, um überhaupt existieren zu können. Wer meint, so leben zu wollen, kann dies gerne tun. Alle anderen sollten ihren Blickwinkel erweitern und erkennen, dass dies kein spezifisch weibliches Problem ist und auch nahezu alle Männer irgendwann im Leben ihr Maß an Sexismus abbekommen: So konnte sich Sänger Patrick Nuo im diesjährigen RTL-Dschungelcamp nur mit Mühe einer angedienten »Klötenmassage« durch Olivia Jones entziehen und die ganze Nation fand es witzig, obwohl es dem so Bedachten sichtlich peinlich war. Sich auf Kosten anderer zu amüsieren, ist also entweder gesellschaftlich akzeptiert, oder aber wir brandmarken es als absolutes No-Go, dann aber für beide Geschlechter geltend.
Wer Anregungen zur Abwehr unerwünschter Anmache braucht, findet sie in folgendem Video: :-)
Direktlink zum Video
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
+++ Aus aktuellem Anlass +++
Schon von zwei Seiten kam nun der Hinweis, dass es beim Absenden von Kommentaren aus dem Browser Firefox zu Problemen kommen kann: Der Kommentar wird dem Nutzer dann zwar als versandt gemeldet, landet aber im Nirgendwo. Wir empfehlen Ihnen deshalb nach Möglichkeit die Nutzung von Google Chrome oder des Microsoft Internet Explorers. Bei diesen Browsern sind solche Schwierigkeiten unserem Kenntnisstand nach bisher nicht aufgetreten.
Zur Formatierung Ihrer Kommentare stehen Ihnen einige HTML-Befehle zur Verfügung. Eine Vorlage zum Abkopieren >>gibt es hier.