Frage eines Meinungsforschers:
»Was ist Ihrer Ansicht nach
das schlimmere gesellschaftliche Problem?
a) Mangelndes Wissen oder
b)
mangelndes Interesse?«
Antwort des Befragten:
»Das weiß ich doch nicht, ist mir total egal!«
»Das weiß ich doch nicht, ist mir total egal!«
Ursula Prem |
Wie viele Menschen können das Kleingedruckte überhaupt lesen?
Was es konkret bedeutet, wenn in einer immer komplexer
werdenden Welt ausgerechnet das Leseverständnis schwindet, ist leicht zu
erahnen. Wer das Kleingedruckte nicht lesen kann, ist der schwächere
Vertragspartner und demzufolge leicht über den Tisch zu ziehen: »Ich habe die
AGB gelesen und akzeptiere sie.« Wie viele Menschen mögen tagtäglich das
gewünschte Häkchen setzen, ohne auch nur annähernd in der Lage zu sein, die
Tragweite ihrer elektronischen Zustimmung zu verstehen?
Auch die schon gutmütig zu nennende Anspruchslosigkeit
vieler Bürger gegenüber ihren politischen Vertretern mag ihre Wurzel im
schwindenden Leseverständnis haben: Was haben die Menschen den von
Werbestrategen ausgetüftelten, nahezu informationsfreien Wahlplakaten auch
entgegenzusetzen, wenn sie nicht in der Lage sind, differenzierte Analysen aufzunehmen, darin enthaltenes Hintergrundwissen zu erfassen und daraus eigene
Schlüsse zu ziehen oder gar zwischen den Zeilen zu lesen?
Chemisch optimierter Nachwuchs
Es ist klar zu konstatieren, dass unsere Gesellschaft von
Zerfallserscheinungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit geplagt wird. Dies
zeigt sich nirgendwo deutlicher als auf dem Schlachtfeld des Bildungssystems:
Nur 0,5 % der Erwachsenen verfügen laut der genannten Studie selbst über die höchste
Stufe der Lesekompetenz.
Gleichzeitig verlangen immer mehr Menschen von ihren Kindern schulische
Höchstleistungen und sind sogar bereit, den Nachwuchs zu diesem Zweck mithilfe
leistungssteigernder oder konzentrationsfördernder Medikamente chemisch zu
optimieren. Sind die hohen Verschreibungszahlen von Methylphenidat nebst
ADHS-Diagnosen auch dadurch zu erklären, dass die Kinder unter den Druck
gesetzt werden, besser sein »zu müssen« als die sie umgebende Gesellschaft? Wird
ihnen fairerweise jemand erklären, was PIAAC an den Tag gebracht hat: dass Papa
und Mama nämlich auch nicht schlauer sind?
Der grassierende Optimierungswahn treibt die Negativspirale
weiter an, denn im krampfigen Kampf um Höchstleistungen bleibt der einzig wahre
Treibstoff für den Erwerb von Wissen zielsicher auf der Strecke: die natürliche
Neugier. Nur sie versetzt uns in die Lage, in sich nutzloses Faktenwissen zu
neuen Erkenntnissen zu verknüpfen, statt es stumpfsinnig wiederzukäuen und zum
angesetzten Prüfungstermin wunschgemäß auszuspeien. Doch wie neugierig kann ein
Mensch sein, der bereits weiß, dass er sowieso nie gut genug sein wird?
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"Mama doof, Papa doof, Kinder balla-balla."
AntwortenLöschenJa, das trifft mittlerweile fast 100% der Bevölkerung, obwohl sie sich natürlich ganz anders sieht. Die Natur hat genug von uns, das Selbstmordprogramm der menschlichen Art lässt sich nicht mehr stoppen, wahre Vernunft ist absolut chancenlos.
Glauben statt Wissen - nicht nur billiger, sondern öffnet auch für eben solche Werbung, mithin wesentlich verkaufsfördernd, macht nicht wirklich glücklicher oder zufriedener, dafür aber ziemlich frei von Verantwortung und also genügsamer, pflegeleichter.
AntwortenLöschenSatire? - Viel schlimmer ...
Danke, Frau Prem.
P.S. Auch Gebildetere als ich greifen zu lesenswerter Satire:
Löschenhttp://alles-schallundrauch.blogspot.de/2013/10/warum-bist-du-noch-nicht-wutend.html
Hallo, Dian. Opa unterdrückt sachliche Kommentare von mir. Ihre dort gestellte Frage könnten Sie aber auch in einem passenden Thread hier stellen, in dem ich auch einen entsprechenden Kommentar gegeben habe, dort könnte ich dann sicherlich darauf eingehen:
Löschenhttp://www.ein-buch-lesen.de/2013/09/sexualkundeunterricht-pharmazeutische.html
Das Thema ist viel wichtiger, als es ohnehin scheinen mag: Gesunder Sex => Gesunde Ehen =>Gesunde Gesellschaft => Lebensglück für alle + Schonung von Tieren und Natur
Darum wäre eine sachliche Diskussion sehr wichtig!