Teil 576 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein
»Unsere Augen glauben an sich selber,
unsere Ohren glauben anderen Menschen,
unsere Intuition glaubt der Wahrheit.«
(Urheber: unbekannt)
Per Anhalter zu anderen Welten? Kamen vor über 2.000 Jahren Kelten mit Karthagern nach Südamerika? Waren es Kelten, die die mysteriöse Ruinenstadt Kuelap in den Hochanden Nordperus bauten (1)? Offenbar gab es sehr viel früher als bislang noch in der Wissenschaft anerkannt wird Kontakt zwischen den Welten, zwischen Europa und Amerika?
Gab es in der Vergangenheit Kontakt zwischen unserem
Planeten und Parallelwelten? Tauchen Erinnerungen an solche Kontakte in alten
Sagen auf, die mündlich von Generation zu Generation weiter gereicht wurden? Wie lange mögen die Ozeane als unüberwindbar gegolten haben? Wann mögen die
ersten todesmutigen Seefahrer im polynesischen Raum aufgebrochen sein, um sich
nach Osten auf den Weg ins Ungewisse zu machen? Was ließ sie die winzige
Osterinsel im schier unendlichen Pazifik finden? Wie viele Skeptiker mögen die
polynesischen Entdecker für verrückt erklärt haben, weil sie das scheinbar
Unmögliche wagten?
Céline Lauer, Redakteurin bei welt.de, Resort »Wissen« schrieb über die Versuche,
in andere Welten vorzudringen, so (2): »Tausende Forscher weltweit suchen nach
Antworten auf diese Fragen. Die einen bauen Fernrohre und Satelliten, um immer
weiter in das Universum vorzudringen. Andere untersuchen die winzigen Teilchen,
aus denen alles und alle bestehen. Wieder anderen geht das längst nicht weit
genug. Sie glauben, dass es nicht nur unbekannte Teilchen gibt, sondern
parallele Welten: Dimensionen von Zeit und Raum, die neben der Zeit und dem
Raum existieren, in denen der Mensch lebt. Diese Idee ist beinahe so alt wie
der Mensch selbst, seit Jahrtausenden wird darüber geschrieben und gestritten.
Und sie beflügelt Buchautoren und Filmemacher. Die wohl bekannteste dieser
fiktiven Parallelwelten ist die ›Matrix‹ im gleichnamigen Film von 1999, in dem
die vermeintliche Realität eigentlich eine Computersimulation ist – eine Welt
in der Welt.
Selten schien die Idee von Parallelwelten eine derartige Strahlkraft zu haben –
nicht nur für ein breites Publikum, sondern auch für Forscher. Jahrzehntelang
galt es als unwissenschaftlich, wenn Physiker sich mit Themen wie parallelen
Welten befassten. Inzwischen werden sie immer mehr. Und das, was sie zu sagen
und zu schreiben haben, interessiert immer mehr Menschen, die ihre Bücher zu
Bestsellern machen und zu Vorträgen oder Lesungen strömen.«
Was ist so faszinierend an einem Konzept von Allem, das nicht nur unsere Welt
als alleinige Welt, sondern als eine unter vielen Parallelwelten vorsieht? Ist
es für viele Menschen ein tröstlicher Gedanke, dass sie zwar in unserer Welt
auf Planet Erde zu den Verlieren, in Parallelwelten aber zu den Gewinnern
zählen könn(t)en?
Mutige Denker wie Max Erik Tegmark (* 5. Mai 1967 in Stockholm), der
schwedisch-US-amerikanische Kosmologe und Wissenschaftsphilosoph, versuchen,
die Existenz einer Realität, die unendlich vielen Universen und nicht nur einem
Platz bietet, mit mathematischen Mitteln zu erklären und zu beweisen. Sie
setzen die von Stephen Hawking (*1942; †2018) begonnene Arbeit fort. Mutig ist
Erik Tegmark, der sich in der Welt der Wissenschaften mit seinen fantastisch
anmutenden Ideen nicht nur Freunde machte. Ein Professor drohte Erik Tegmark
schon vor Jahren. Er sei auf dem besten Wege, sich seine wissenschaftliche
Laufbahn selbst zu zerstören.
Tegmark ist davon überzeugt, dass wir unsere Definition von Realität immer aufs
Neue ausweiten müssen, wenn wir zu einem tieferen Verständnis von Wirklichkeit
kommen waren. Seit Jahrtausenden herrscht in Kreisen der Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler Einigkeit darin, dass Wirklichkeit nur mit den Werkzeugen
der Wissenschaften erfasst werden kann. Was wirklich ist, das könne nur mit
strenger Logik ergründet werden. Logisches Denken sei der einzige Weg zu
wissenschaftlicher Erkenntnis. Der Begriff »Logik« geht auf das altgriechische
»logikè téchnē« (»λογικὴ τέχνη«), »denkende Kunst« oder »denkende
Vorgehensweise« zurück.
Was aber ist »Denken«? Wie denkt man? Wie darf, muss man denken? James Lovelock
(*1919) hat einen sehr viel breiter angelegten Begriff von Logik und Denken.
Lovelock sieht keinen Widerspruch zwischen »Denken« und »Intuition«, er
benutzt den Ausdruck (3) »intuitiver Denkprozess«. Er moniert, dass (4) »das
lineare Denken zum Dogma erhoben« wurde, während gleichzeitig zugelassen wurde
und noch wird, »dass die Kraft der Intuition abgewertet wird«. Lovelock hat
sich im Verlauf der Jahrzehnte als visionärer Erfinder erwiesen, der schon vor
mehr als sechs Jahrzehnten von der NASA um Hilfe gebeten wurde. Bahnbrechende
Erfindungen wie das »ECD« (»Electron Capture Detector«) (5) gehen auf sein
Konto. James Lovelock ist kein esoterisch-spiritistischer Spinner, sondern ein
ernstzunehmender, unabhängiger britischer Wissenschaftler mit Abschlüssen in
Chemie, Medizin und Biophysik. Wenn sich ein Wissenschaftler wie James Lovelock
zum »intuitiven Denkprozess« bekennt, dann hat das Gewicht (6): »Ich bin
Erfinder, und wenn ich zurückblicke, dann realisiere ich, dass fast alle meine
Erfindungen intuitiv vor meinem geistigen Auge entstanden sind. Ich erfinde
nicht durch die logische Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Aber ich
gebe zu, dass sich diese in meinem Geist vorhandenen Erkenntnisse manchmal
intuitiv zu einer Erfindung fügen.«
Wie Lovelock, so bedauert und beklagt auch Albert Einstein (*1879; †1955) die
Vernachlässigung der Intuition: »Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk
und der rationale Verstand ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft
erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.« Wann hat die
Gesellschaft das »heilige Geschenk« Intuition vergessen? Und hat sie diese Gabe
wirklich nur vergessen oder verächtlich gemacht, tabuisiert und verdrängt? Ein
italienisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: »Intuition ist Intelligenz
mit überhöhter Geschwindigkeit.« Alexander von Humboldt (*1769; †1859), einer
der Väter der Geographie als Wissenschaft, schätzte Intuition hoch ein:
»Überall geht ein früheres Ahnen dem späteren Wissen voraus.« Ralph Waldo
Emerson (*1803; †1882), US-amerikanischer Geistlicher, Philosoph und Schriftsteller,
sah die Bedeutung von Intuition ganz ähnlich:
»Die ursprüngliche Weisheit ist
Intuition, während alles spätere Wissen angelernt ist.« Henri Poincaré (*1854;
†1912), französischer Mathematiker und Astronom, stellte vor die Logik die
Intuition: »Mit Logik kann man Beweise führen, aber keine neuen Erkenntnisse
gewinnen, dazu gehört Intuition.« Ganz ähnlich beurteilte der deutsche
Philosoph Dr. phil. Manfred Hinrich (*1926; †2015) die Bedeutung der Intuition,
die er wie folgt definierte: »Intuition, sprunghafte Einsicht, deren Schritte
nachzuholen sind.«
Bevor der Mensch Wissenschaft erfand, war Intuition für ihn lebensnotwendig.
Wenn sich ein Höhlenmensch zum Beispiel seiner Behausung näherte, konnte
Nachdenken über mögliche Gefahren tödlich sein. Bevor »unser« Höhlenmensch die
ersten theoretisch denkbaren Gefahren in Gedanken aufgezählt hat, hat ihn ein
hungriger Säbelzahntiger längst zerrissen und verschlungen. Lebensretten konnte
nur (?) die Intuition sein, die ihn sofort und ohne zu grübeln das Richtige tun
ließ. Nach Herbert Spencer (*1820; † 1903) überlebte am ehesten der am besten
Angepasste. Der Höhlenmensch mit ausgeprägter Intuition war seinem Lebensumfeld
am besten angepasst. Demnach muss sich die Gabe der Intuition vererbt haben,
denn sie half intuitiv Menschen begabte Menschen überleben. Weniger oder gar
nicht intuitiv begabte Menschen hatten viel wenige Chancen, sich
fortzupflanzen.
Irgendwann wurde Intuition durch Logik ersetzt. Wann mag das geschehen sein?
James Lovelock vertritt eine überraschende, aber wie ich meine überzeugende
These (7): »Komplexe Sprachmuster und die Schrift machen uns unter den Tieren
einzigartig, aber zu welchem Preis? Ich denke, dass die Kommunikation in Wort
und Schrift zwar zunächst unsere Lebenschancen erhöht, unsere Denkfähigkeit
aber gemindert hat. … Aber wie konnte die Sprache, dieses große Geschenk der
Evolution, ein Nachteil gewesen sein? Ich denke hauptsächlich, weil wir das
lineare Denken zum Dogma erhoben und gleichzeitig zugelassen haben, dass die
Kraft der Intuition abgewertet wird.«
Vor uns liegt eine Reise, die uns zu heute noch unvorstellbaren Welten führen
wird. Wir werden aber ein »Verkehrsmittel« nutzen müssen, dessen Machbarkeit
immer noch von vielen Wissenschaftlern geleugnet wird: die rationale Kraft der
Intuition! Dann wird im Vergleich dazu eine Reise über den Atlantik von Europa
ins Land der Chachapoyas von Kuelap sehr viel weniger als ein »Katzensprung«
sein.
Foto 2: Waren Kelten die Baumeister von Kuelap?
Fußnoten
(1) Siehe auch Langbein, Walter-Jörg: »Monstermauern, Mumien und Mysterien«, Band 8, Kapitel 31, »Kamen die Kelten bis nach Peru?«, Seite 217-226
Siehe auch Giffhorn, Hans: »Wurde Amerika in der Antike entdeckt?« München, März 2014.
(2) Lauer, Céline: »Sind wir von unsichtbaren Parallelwelten umgeben?«, veröffentlicht am 17.02.2016
https://www.welt.de/kultur/article152337968/Sind-wir-von-unsichtbaren-Parallelwelten-umgeben.html (Stand 22.09.2020)
(3) Lovelock, James: »Novozän/ Das kommende Zeitalter der Hyperintelligenz«, München 2020, Seite 123, 1. Zeile von oben
(4) Ebenda, Seite 121, 10.-12. Zeile von oben
(5) https://de.wikipedia.org/wiki/Elektroneneinfangdetektor (Stand 23.0.2020)
(6) Lovelock, James: »Novozän/ Das kommende Zeitalter der Hyperintelligenz«, München 2020, Seite 121, 12.-17. Zeile von oben
(7) Ebenda, 3.-12. Zeile von oben
Zu den Fotos
Foto 1: Mysteriöses Steinrelief in Kuelap zeigt ein Gesicht. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Waren Kelten die Baumeister von Kuelap? Foto Walter-Jörg Langbein
577. »Höhlen, Tore in andere Zeiten«,
Teil 577 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 7. Februar 2021
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