Ursula Prem |
Imposant waren sie ja. Und in ihrer erschreckenden Größe irgendwie wunderschön. Dennoch sind sie von der Erde verschwunden, als hätte es sie nie gegeben, von einigen spektakulären Knochenfunden abgesehen, dank derer wir überhaupt wissen, dass die Saurier jemals auf diesem Planeten gelebt haben. Dabei ist das Prinzip »Saurier« sogar eine Erfolgsgeschichte der Evolution: Etwa 200 Mio. Jahre lang bevölkerten sie die Erde, bevor sie vor etwa 60 Mio. Jahren ausstarben und kleineren Arten Platz machten.
Gerade die großen
Saurier mussten von der Erde verschwinden. Mit oder ohne Komet. Sie waren schlicht
und einfach zu groß geworden. Was geschieht, wenn die herrschenden
Kreaturen zu groß werden? Sie fressen zuerst alles, was kleiner und
schwächer ist als sie. Und wenn irgendwann nichts mehr übrig ist,
verschlingen sie sich gegenseitig. Zum Schluss bleibt
eine öde Wüste übrig und der Rest ist
Schweigen. Dass dies nicht die richtige Strategie ist, um dauerhaft
zu überleben, das musste die Evolution in ihrer unendlichen Weisheit
schließlich erkennen. Die Riesensaurier starben aus: Tyrannosaurus
Rex musste weichen. Die Schöpferkraft war aus dem Stadium pubertären
Größenwahns in die Phase erwachsener Rationalität eingetreten und
besann sich auf kleinere, wendige Arten, die nicht Gefahr liefen,
durch ihr eigenes Gewicht erdrückt zu werden. Trotz aller Tragik war
dies langfristig gesehen die bessere Entwicklung, weil sie das
Überdauern des Lebens auf der Erde sicherstellte. T-Rex übrigens
wurde ein kleines Trostpflaster zuteil: Die Entwicklung nahm Teile
von ihm mit und formte ihn um zum .... Spatz!
Großbanken, Konzerne und Staaten – die Saurier von heute
Die Parallelen zur
heutigen Entwicklung sind frappierend. Großbanken, Konzerne und
Staaten klammern sich aneinander fest, um nicht ins Taumeln zu
geraten. Auch die Stärksten können sich dem Sog nur noch mühsam
entziehen, sodass selbst die USA bereits mehrfach nur um Haaresbreite
und unter Anwendung finanzpolitischer Taschenspielertricks dem
drohenden Staatsbankrott entkommen sind. Aufgetürmte Schuldenberge,
weit gespannte Rettungsschirme und eine immer stärker angezogene
Steuerschraube machen das Problem nur schlimmer und werden das
Unausweichliche dennoch nicht verhindern können.
Wieder einmal sind
die Dinos dabei, auszusterben. Ihr Umsturz wird die Erde erzittern
lassen und so einiges mit in den Abgrund reißen, was sich in ihrem
kühlenden Schatten gemütlich eingerichtet hatte. Danach wird, wie
schon einmal vor vielen Millionen Jahren, die Stunde der kleinen,
wendigeren Arten schlagen. Hierauf sollte vor allem unser
Bildungssystem vorbereitet sein, das momentan ausschließlich darauf
ausgerichtet ist, jegliche Individualität zu normieren und
funktionierende, möglichst gleichförmige Menschenmodule für das
große System auszuspucken. Module, für die es keine Verwendung
mehr geben wird, wenn der Button »Game over!« erst einmal zu
blinken beginnt.
Individualität im Bildungssystem
Was in der
Ökologie längst als erstrebenswert erkannt wurde, kann in der
Bildungspolitik nicht ganz falsch sein: die Pflege der Artenvielfalt,
sprich: der Individualität. Wenn jedes Jahr Hunderttausende junger
Menschen die Schulen verlassen, die dort zwar das Ausfüllen von
Formularen erlernt haben, nicht aber zum eigenständigen, kreativen
Füllen eines leeren Blatt Papiers in der Lage sind, dann sollten wir
uns ernsthaft Gedanken machen.
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