Freitag, 25. Mai 2012

Analphabetismus in Deutschland - die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
7,5 Millionen erwachsene Menschen in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben, lautete das Ergebnis der sogenannte Leo-Studie, die das Land bereits vor einiger Zeit kurzzeitig aus seinem bildungspolitischen Dornröschenschlaf aufweckte. Mitten in Deutschland mit seinem milliardenschweren Bildungssystem leben 7,5 Millionen erwachsene Analphabeten, die zwar einzelne Wörter oder Sätze lesen, nicht aber zusammenhängende Texte verstehen können. Hinzu kommt eine Gruppe von über 13 Millionen Menschen, die aufgrund mangelhafter Rechtschreibkenntnisse das Lesen und Schreiben vermeiden.

Unfassbar dabei ist die Tatsache, dass nicht ausschließlich Migranten mit nichtdeutscher Muttersprache diese Probleme haben: Laut der Studie benennen 58% der Betroffenen Deutsch als ihre Erstsprache! Sogar einen Schulabschluss haben nicht wenige von ihnen vorzuweisen: 48% den Hauptschulabschluss, 19% gar die mittlere Reife.

Grassierender Analphabetismus trotz allgemeiner Schulpflicht?


Vorbeugung durch
Vorlesen:
ABC Walpurgisnacht!
Die Frage, wie es sein kann, dass so viele Menschen trotz allgemeiner Schulpflicht nicht richtig lesen und schreiben können, wird mit der Erklärung beantwortet, viele hätten es eben nach dem Ende der Schulzeit wieder verlernt. Eine Schutzbehauptung, denn: Verlernt man etwa das Schwimmen oder das Fahrradfahren, wenn man es eine Weile wenig praktiziert? Wer Lesen und Schreiben wieder verlernt, der hat es nie richtig gekonnt. Wer Kinder im schulpflichtigen Alter hat, der wird leicht erklären können, wo der Hase im Pfeffer liegt, erlebt er doch das bürokratische Drama, dem die Kinder ausgesetzt sind, tagtäglich hautnah mit. Der Ranzen eines Viertklässlers wiegt heute schon mal gut und gerne zehn Kilo. Vollgestopft ist er vor allem mit einer Flut von fotokopierten Arbeitsblättern, auf denen sich lustige Männchen, vorgedruckte Textfetzen und einige vom Schüler auszufüllende Lücken finden. Zusammenhängende Texte selbst verfassen? – Fehlanzeige.

Die aktuelle Lage macht es für Eltern nahezu unumgänglich, die Dinge in die Hand zu nehmen und ihren Kindern das Lesen und Schreiben selbst beizubringen. Leider ist dies in vielen Familien kaum mehr möglich, da das Problem bereits in der zweiten oder gar dritten Generation besteht: Wurde schon den Eltern das grundlegende Recht auf Bildung vorenthalten, dann haben sie es schwer, ihren Kindern etwas davon zu vermitteln.

7,5 Mio Analphabeten in Deutschland legen das grandiose Versagen der Schulpolitik offen, nichts anderes. Zähes Ringen um die richtige Schulform oder um die Frage, ob ein Mastergrad mehr wert ist als ein Bachelor, ersetzen eben nicht das Wesentliche: die Notwendigkeit, den Kindern zuerst einmal Lesen und Schreiben beizubringen, ehe über die richtigen Karrierestrategien nachgedacht werden kann. 


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