Freitag, 21. September 2012

Piratin Julia Schramm - die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
»This file is no longer available due to a takedown request under the Digital Millenium Copyright Act by Julia Schramm, Autorin der Verlagsgruppe Random House.«

Diese bei Copyrightverstößen im Internet übliche Fehlermeldung, wie sie kürzlich beim Filehoster Dropbox zu lesen war, wäre nicht weiter bemerkenswert. Die Person der solcherart beklauten Autorin jedoch macht aus dem Vorgang ein Politikum von nicht geringer Sprengkraft: Julia Schramm, prominentes Mitglied im Bundesvorstand der Piratenpartei, welche die Aufweichung des Urheberrechts zu einem der höchsten Daseinszwecke erhoben hat. Das Wissen der Welt habe frei und uneingeschränkt zu zirkulieren!, dozieren Piraten an allen Ecken und Enden. Eine der bisherigen Speerspitzen solcher Freiheit war Julia Schramm, die es vor Kurzem noch »ekelhaft« nannte, wenn sich beklaute Urheber mit einem trotzigen »Mein Kopf gehört mir!« zur Wehr setzten.

Doch seitdem ist viel passiert: Julia Schramm hat mit »Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin« ein vieldiskutiertes Buch verfasst, welches sie der Welt nicht etwa als freien PDF-Download geschenkt, sondern an einen Verlag der Random-House-Gruppe verkauft hat. Hierfür sei laut einer Meldung der FAZ ein Vorschuss von 100.000 € geflossen. Dass es nur eine Frage der Zeit war, bis das Buch als illegaler Download im Netz stehen würde, um so die zur Schau getragenen Überzeugungen der Piratin einem überfälligen Praxistest zu unterziehen, mag Random House bei dem Deal sogar mit einkalkuliert haben.


Urheberrecht, Copyright und überhaupt ...

amazon
Einer jungen Autorin ist aus dem Stand ein kommerziell erfolgreicher Einstieg in den Buchmarkt gelungen. Ein Grund zum Feiern und für herzliche Glückwünsche! Dass solch ein Erfolg bei den Piraten und ihren Sympathisanten nicht gut ankommen würde, war der Autorin sicher vorher klar. Dennoch bemüht sie sich nun eifrig um Schadensbegrenzung, indem sie erklärt, dass ein Unterschied zwischen Urheberrecht und Copyright bestehe und sie das Buch überhaupt nach Ablauf einer Verwertungsfrist von zehn Jahren kostenlos zur Verfügung stellen werde. Warum sie das nicht gleich getan hat, wenn jeder Kopf doch allen gehört, bleibt ihr (allerdings leicht zu erratendes) Geheimnis.

Meines Erachtens ist das Kassieren eines hohen Autorenhonorars kein Widerspruch zu piratischen Grundsätzen. Die Piraten früherer Jahrhunderte waren schon immer Freibeuter, die mit Diebstahl kein Problem hatten. Dies hat sie jedoch nie daran gehindert, darauf zu achten, nach Möglichkeit selbst nicht zu den Betroffenen zu gehören ...



2 Kommentare:

  1. .. und somit ist die PIRATEN-Partei für mich nicht wählbar. Den Diebstahl geistigen Eigentums anderer freigeben wollen, eigene Ergüsse aber vor möglichem Diebstahl schützen... das nenne ich Ehrlichkeit. Die meisten Politiker erweisen sich ja ansonsten erst nach einer Wahl als verlogen, nicht schon vorher.

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  2. Na ja, die Ehrlichkeit der PIRATEN steckt eben in der Wahl ihres Parteinamens: Freibeuter vom Feinsten ... :-)

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