Ursula Prem |
Freiheit steht nicht gerade hoch im Kurs heutzutage. Wer sie als erstrebenswertes Ziel im Munde führt, gerät allenfalls in den Verdacht, ein unverbesserlicher »Neoliberaler« zu sein, der nichts als Ausbeutung und Eigennutz im Sinn habe.
Politiker stehen
dem Freiheitsbegriff naturgemäß skeptisch gegenüber. Freie
Menschen lassen sich schlecht in Formulare pressen und erfordern
aufgrund der von ihnen verursachten zahlreichen »Ausnahmetatbestände«
jede Menge zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Die regierenden
Bürokraten werden also stets alle Kraft darauf verwenden, den
Freiheitsbegriff zu einer theoretischen Größe verkommen zu lassen.
Wenn wir unverständliche Steuerformulare, Rentenunterlagen,
Antragsvordrucke und sonstige Zumutungen ordentlich ausgefüllt
haben; wenn wir Parkgebühren, GEZ, Hundesteuern und Müllmarken brav
bezahlt haben; wenn wir dafür gesorgt haben, dass unsere Kinder auch
die bescheuertsten Anforderungen der Schule klaglos erfüllen; wenn
wir unsere Gedanken durch die Mühle der Political Correctness
gedreht und für unbedenklich erkannt haben, ehe wir sie äußern;
wenn alle Salatgurken auf die vorgeschriebene Länge genormt und alle
Grundstücksbepflanzungen der örtlichen Bauordnung entsprechen, dann
– vielleicht – bleibt uns ein tägliches Viertelstündchen, in
welchem wir uns wirklich frei fühlen dürfen, ehe wir müde ins Bett
sinken und der Spaß am nächsten Tag von Neuem beginnt. Politische
Kräfte zum Erhalt der Bürgerrechte existieren nicht in
nennenswertem Ausmaß: Das Menschenrecht »Freiheit« führt ein
Schattendasein.
Religionsfreiheit in ihrer
pervertierten Form
Die
Freiheit verschwindet. Stück für Stück wird sie ausgehöhlt und
eingeschränkt. Mit einer Ausnahme: Die Religionsfreiheit steht ganz
oben auf der politischen Agenda, zumindest in ihrer pervertierten
Form. Bedenkenlos werden der Religionsfreiheit das Recht der freien
Meinungsäußerung und das Recht auf körperliche Unversehrtheit
untergeordnet. Außenminister Westerwelle spricht sich gegen die
Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen aus und versucht damit mal
eben, das Grundrecht auf Freiheit der Kunst vom Tisch zu wischen,
zugunsten einer trügerischen »Sicherheit«. Ähnlich äußert sich Innenminister Friedrich, der »mit allen rechtlich zulässigen Mitteln« gegen die Verbreitung des Mohammed-Videos vorgehen möchte, unter wohlgefälligem Beifall religiöser Eiferer. Justizministerin
Leutheusser-Schnarrenberger legt einen Gesetzentwurf zur Regelung der
Beschneidung vor, der die Rechte von Kindern auf körperliche
Unversehrtheit und religiöse Selbstbestimmung faktisch unerwähnt
lässt. Und zu allem Überfluss lässt die Kanzlerin verlauten, dass »wir als Christen uns auch wieder mehr Gedanken über unsere Religion machen und mehr über das Christentum sprechen [sollten], als Angst zu haben vor dem Islam.«
»Wir als Christen?«
»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«, so lautete die Quintessenz der Aufklärung, die auf den Philosophen Immanuel Kant zurückgeht und in Vergessenheit geraten wird, wenn wir den Regierenden nicht endlich die Kelle vor den Latz knallen und ihnen aufzeigen, dass ihr ständiger Kotau vor archaischen Gebräuchen im Mitteleuropa des Jahres 2012 nicht gut ankommt. Über 30.000.000 Konfessionslose in Deutschland sollten nun endlich Selbstbewusstsein entwickeln und der Kanzlerin klarmachen, dass sie von allen Bürgern bezahlt wird. Dass sie keine Vertreterin der Kirchen ist, weshalb die Formulierung »wir als Christen« vollkommen fehl am Platz ist. Dass die Verletzung von Grundrechten unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit nicht unbemerkt bleibt und sich auch in der nächsten Wahlentscheidung widerspiegeln wird, denn schon Kant wusste: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.«
»Wir als Christen?«
»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«, so lautete die Quintessenz der Aufklärung, die auf den Philosophen Immanuel Kant zurückgeht und in Vergessenheit geraten wird, wenn wir den Regierenden nicht endlich die Kelle vor den Latz knallen und ihnen aufzeigen, dass ihr ständiger Kotau vor archaischen Gebräuchen im Mitteleuropa des Jahres 2012 nicht gut ankommt. Über 30.000.000 Konfessionslose in Deutschland sollten nun endlich Selbstbewusstsein entwickeln und der Kanzlerin klarmachen, dass sie von allen Bürgern bezahlt wird. Dass sie keine Vertreterin der Kirchen ist, weshalb die Formulierung »wir als Christen« vollkommen fehl am Platz ist. Dass die Verletzung von Grundrechten unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit nicht unbemerkt bleibt und sich auch in der nächsten Wahlentscheidung widerspiegeln wird, denn schon Kant wusste: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.«
durch die Mühlen der Political Correctness gedreht, wird der Gedanke, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, selbstverständlich sofort als unbelehrbar egoistisch verworfen – und so nehmen wir dann ganz altruistisch denen, die das eigenständige Denken zur Ketzerei erklären, den lästigen Aufbau von Scheiterhaufen ab, befreien sie umweltneutral von unserem Geist und stellen unsere leeren Hüllen in den Dienst der Salatgurkenvermessung ;-)
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