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Sonntag, 1. März 2020

528. »Zehntausende von blitzenden Wagen hat Gott.«

Teil 528 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Kain...
von der Erde hinweggenommen....
Die Mordsgeschichte (1) im Telegrammstil: Adam und Eva haben zunächst zwei Söhne, Kain und Abel. Beide opfern ihre Gaben für Gott. Gott nimmt Abels Opfer an, das von Kain verschmäht er. Wütend ermordet Kain seinen Bruder. Die Strafe Gottes für Kain folgt. Gott spricht (2): »Und nun verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. Wenn du den Acker bauen wirst, soll er dir hinfort sein Vermögen nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden.« Kain beklagt sich bitter (3): »Siehe, du treibst mich heute aus dem Lande, und ich muß mich vor deinem Angesicht verbergen und muß unstet und flüchtig sein auf Erden.« Von besonderem Interesse ist der Anfang von Vers 14. Vergleichen wir verschiedene Übersetzungen!

»Luther-Bibel« 1912: »Siehe, du treibst mich heute aus dem Lande.«
»Luther-Bibel« 2017: »Siehe, du treibst mich heute vom Acker.«
»Hoffnung für alle«: »Ach, Gott, du verstößt mich von dem Land.«
»Schlachter 2000«: »Siehe, du vertreibst mich heute vom Erdboden.«
»Zürcher Bibel«: »Sieh, du hast mich heute vom Ackerboden vertrieben.«
»Gute Nachricht Bibel«: »Du vertreibst mich vom fruchtbaren Land.«
»Elberfelder Bibel«: »Siehe, du hast mich heute von der Fläche des Ackerbodens vertrieben.«

Was genau geschieht nun mit Kain? Wird er aus dem Land geworfen? Oder wird er vom fruchtbaren Ackerland vertrieben? Im hebräischen Original steht אדמה , lies »'ădâmâh«. Das Wort kann »Land«, »Erdboden« und »Erde« bedeuten. In welcher Bedeutung wird »'ădâmâh« im konkreten Vers verwendet? Wenn es irgendwo eine klärende Antwort auf diese Frage gibt, dann ja wohl im Zohar. In diesem Werk, das eher eine Bibliothek als ein Buch ist, gibt es eine spannende Antwort (4): »Und siehe: Du hast mich vom Angesicht der Erde verbannt.« Vom »Angesicht der Erde«? Nach dem Zohar wurde Kain vom Angesicht der Erde hinweg genommen und nach »Arqa«, auf eine der sieben Planeten-Welten, gebracht!

Ich muss hier an die wahrhaft kosmische Reise erinnern, die Kain nach den »Legenden der Juden« absolviert hat: Nach den »Legenden der Juden« ermordete Kain seinen Bruder Abel auf dem Planeten »adamah«. Zur Strafe wurde er auf den Planeten »erez« verbannt. Erst als Kain Reue zeigte, brachte ihn Gott auf eine andere Welt. So kam er vom kosmischen »Alkatraz« auf Planet »arqa« (andere Schreibweise: »arka«).

Nach dem Zohar ist »Arqa« ein fremder Planet. Erzählt wird (5), dass Rabbi Chiya und Rabbi Yossi auf einer ihrer Reisen eine wundersame Begegnung mit einem Bewohner von »Arqa« hatten. Viele Jahre suchte ich im umfangreichen »Zohar« nach der geheimnisvollen Begegnung. Erich von Däniken gibt in seinem zweitem Weltbestseller »Zurück zu den Sternen/ Argumente für das Unmögliche« eine Konversation zwischen Menschen und einem Außerirdischen wieder (6): »Rabbi Yossé (Yossi) trat vor den Fremden und fragte ihn, von wo er denn sei. Der Fremde antwortete: ›Ich bin ein Bewohner Arqas.‹ « Der Rabbi reagierte überrascht und fragte nach (7): »›Es gibt also Lebewesen auf Arqa?‹ Der Fremde antwortete: ›Ja. Als ich Euch kommen sah, bin ich aus der Höhle gestiegen, um den Namen der Welt zu erfahren, auf der ich angekommen bin.‹«

Lange Zeit suchte ich nach dem Originaltext im »Zohar«, leider vergeblich. Schließlich begann ich eine intensive Recherche im Internet. Wieder sah es so aus, als würde meine Suche im sprichwörtlichen Sand verlaufen. Doch dann kam ein Kontakt mit Rabbi Mendel Adelman zustande. Rabbi Adelman wurde in Amherst, Massachusetts, geboren und wuchs dort auf.  Er studierte an den jüdische Hochschulen in New Haven, Connecticut, und Brooklyn, New York. Rabbi Adelman lebt in Atlanta, Georgia. Er publiziert zum Thema »jüdisches Recht« und hält viel beachtete Vorträge.

Rabbi Adelman erwies sich als sehr umgänglich, freundlich und hilfsbereit. So übersetzte er die entscheidenden Passagen aus dem Zohar (8) für mich. Rabbi Chiya und Rabbi Yossi vernahmen eine Stimme, die ihnen dringend davon abriet, einen bestimmten Weg einzuschlagen. Sie folgten den Anweisungen der Stimme und bestiegen schließlich einen Berg. Dort begegnete ihnen ein fremdartiges Wesen. Sie hielten inne und fragten dieses Wesen, woher es denn komme. 

Die Antwort lautete: Von Arqa. Erstaunt hakten Rabbi Chiya und Rabbi Yossi nach: »Leben dort Leute?« Das Wesen bejahte. Allerdings sähen die Bewohner von Arqa anders als die beiden Rabbis aus. Für die beiden Rabbis war die Begegnung mit dem Wesen von der Planeten-Welt Arqa etwas Wundersames, das sie aber durchaus akzeptieren konnten.

Ob sie, wie so manche Rabbis unserer Zeit, davon überzeugt waren, dass es im All unzählige Planeten-Welten gibt, auf denen die unterschiedlichsten Lebewesen beheimatet sind? Nach dem »Tikuney Zohar«, der fast vollständig in aramäischer Sprache verfasst wurde, gibt es »Sterne ohne Zahl und jeder Stern wird als separate Welt bezeichnet. Dies sind die Welten ohne Zahl«. Von 18.000 Welten ist die Rede, offenbar von belebten, bewohnten Planeten-Welten.

»Avodah Zarah« (zu Deutsch etwa »Götzendienst«) ist ein religiöses  Traktat aus dem Talmud, »Sefer Nezikin«) und behandelt religiöse Vorschriften für Juden, die unter Nichtjuden leben. Geregelt wird der Umgang mit nichtjüdischen »Götzendienern«.  Zu den »Nichtjuden«, so scheint es, werden auch die Bewohner fremder Planeten-Welten, sprich Außerirdische, gezählt. Für den Umgang mit Außerirdischen galten die gleichen Verhaltensregeln wie gegenüber nichtjüdischen Mitmenschen auf Planet Erde.

Gott bereist nach altem jüdischem Glauben weite Räume. Er fliegt zu sehr vielen Welten. So steht es im mysteriösen »Avodah Zarah«-Text (9). »Er reitet auf seinem leichten Engel und fliegt in achtzehntausend Welten.« Was mag mit Gottes »leichtem Engel« gemeint sein, auf dem er »reitet«?

Nach einem von mir konsultierten Rabbi beziffert »Avodah Zarah« die Zahl der »Wagen Gottes« auf insgesamt 20.000, von denen 2.000 »nicht präsent« seien. Soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass 2.000 dieser Wagen unterwegs zu fremden Planetenwelten waren? Wie dem auch sei: Es wird offensichtlich davon ausgegangen, dass Gott sehr viele fliegende Wagen zur Verfügung standen. Dazu passt ein Vers aus dem »Alten Testament«. Der 68. Psalm (nach griechischer Zählung der 67.) wird David zugeschrieben. Er gilt zumindest in seinem Grundbestand als einer der ältesten erhaltenen Psalmen. Zu finden ist er im zweiten Buch des Psalters. Im Lobpreis Gottes wird im Psalm (10) auf die Vielzahl seiner himmlischen Vehikel hingewiesen. Offensichtlich sind sich die diversen Übersetzer nicht einig, über wie viele fliegende Wagen Gott wohl verfügte. Allem Anschein nach weiß man nicht, wie denn die richtige Übersetzung lauten muss. Keinen Zweifel kann es aber daran geben, dass es tausende und abertausende Wagen waren. Ich habe eine ganze Reihe von Bibelübersetzungen konsultiert, die ich zur Diskussion stelle.

»Luther-Bibel 2017«: »Der Wagen Gottes sind vieltausendmal tausend.«
»Elberfelder«: »Der Wagen Gottes sind zehntausendmal Tausende.«
»Schlachter 2000«: » Gottes Wagen sind zehntausendmal zehntausend, tausende und Abertausende.«
»Zürcher Bibel«: »Die Wagen Gottes, vielmal tausend und abertausend.«
»Gute Nachricht Bibel«: » Zehntausende von blitzenden Wagen hat Gott, in ihrer Mitte der Herr selber, der Heilige in seiner Herrlichkeit.«
»Einheitsübersetzung 2016«: » Die Wagen Gottes sind zahllos, tausendmal tausend.«
»Neue Evangelistische Übersetzung«: »Zehntausende von blitzenden Wagen hat Gott.«
»English Standard Version« (11): »The chariots of God are twice ten thousand, thousands upon thousands.« (»Die Wagen Gottes sind zweimal zehntausend, tausende und abertausende.«)
»New International Version«: »The chariots of God are tens of thousands and thousands of thousands.« (»Die Wagen Gottes sind zehntausende und tausende von Tausenden.«)
»New International Readers Version«: »God has come with tens of thousands of his chariots. He has come with thousands and thousands of them.« (»Gott ist mit zehntausenden seiner Wagen gekommen. Er ist mit tausenden und abertausenden von ihnen gekommen.«)
»King James Version«: »The chariots of God are twenty thousand, even thousands of angels.« (»Die Wagen Gottes sind zwanzigtausend, sogar Tausende von Engeln.«)

Nur die »King James Version« bringt im Zusammenhang mit den Wagen Gottes »tausende Engel« ins Spiel. Reisen sie mit in Gottes Wagen? Kritiker werden einwenden, dass mit den »Wagen Gottes« keineswegs Flugvehikel, sondern höchst irdische, über Stock und Stein rumpelnde Wagen gemeint seien. Ich muss aber in Erinnerung rufen, dass laut »Avodah Zarah« Gott in achtzehntausend Welten fliegt. Mit erdgebundenen Wagen kann er das nicht bewerkstelligen.

Foto 2: Buchcover »Zurück zu den
Sternen« von
Erich von Däniken
Rabbi Hasdai ben Abraham Crescas (*um 1340 in Barcelona, Katalonien; † 1410/11 in Saragossa, Aragonien) gilt als einer der großen jüdischen Gelehrten. Er hat wohl eine ganze Reihe von Werken verfasst, von denen fast alle als verloren gelten müssen. Sein Hauptwerk »Or HaShem« über das »Licht des Herrn« bietet ein weites Spektrum theologischer Gedanken, aber auch Überlegungen zum Thema »außerirdisches Leben«. Rabbi Hasdai ben Abraham Crescas verweist auf die 18.000 Planeten-Welten, in die Gott nach dem  »Avodah Zarah« fliegt. Der Rabbi hielt es für ausgeschlossen, dass sich Gott mit unbewohnten Planeten-Welten abgibt. Zohar-Experte, Kabbalist und Physiker Aryeh Kaplan konstatierte seine dezidierten Ansichten über altjüdisches Schrifttum und die Frage nach der Existenz außerirdischen Lebens klar verständlich: »Die Grundvoraussetzung der Existenz außerirdischen Lebens wird vom Zohar nachdrücklich unterstützt.« Rabbi Kaplan wagte auch einen Blick in die Zukunft.

Für ihn ist es legitim, Aussagen des Zohar über das nahende messianische Zeitalter mit interstellarer Raumfahrt in Verbindung zu bringen. Sollen doch nach dem Zohar dereinst rechtschaffene Menschen von Planet Erde fremde Planetenwelten regieren (12). Das freilich würde interstellare Raumfahrt voraussetzen. Der Zohar, so argumentierte Rabbi Aryeh Kaplan, prognostiziert das Aufkommen der interplanetaren und der  interstellaren Raumfahrt und er liefert zumindest einen der Gründe, warum die Raumfahrt als Teil des Auftakts kommender Zeitalter unvermeidlich sein würde. Mit anderen Worten: Der Zohar weiß von den »Erinnerungen an die Zukunft«.

Fußnoten
(1) 1. Buch Mose, Kapitel 4, 1-16
(2) Ebenda, Verse 11 und 12
(3) Ebenda, Vers 14, in der Luther-Bibel von 1912 (Rechtschreibung wurde unverändert übernommen und nicht nach der Rechtschreibreform korrigiert.)
(4) »The Zohar: Pritzger Edition«, Band I, eBook-Ausgabe, Position 2610
(5) Zohar 1:157a
(6) Däniken, Erich von: »Zurück zu den Sternen/ Argumente für das Unmögliche«, Düsseldorf und Wien 1969, S. 239, 10.-7. Zeile von unten
(7) Ebenda, 5.-1. Zeile von unten
(8) E-Mail-Korrespondenz mit Rabbi Mendel Adelman vom 5., 6., 7. Und 11. Januar 2020.
(9) »Avoda Zara« 3b
(10) Psalm 68, Vers 18
(11) Die Übersetzung der Verse aus englischen Bibelausgaben ins Deutsche habe ich vorgenommen.
(12) »Sli'mos Rabbah« 52:3

Zu den Fotos
Foto 1: Kain... von der Erde hinweggenommen....Urschalling, Bayern. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Buchcover »Zurück zu den Sternen« von Erich von Däniken.

529. »Adam, Eva und das Gift Gottes«,
Teil 529 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 08. März 2020


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Samstag, 28. Dezember 2019

519. »Sieben Erden«

Teil 519 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein

»Gott schuf die Himmel und die Erde ganz am Anfang.« So finden wir den ersten Satz des ersten Kapitels des ersten Buch Mose in der Peschitta (1) übersetzt. Es ist ganz eindeutig von Himmeln, (2) in der Mehrzahl, aber nur von einer Erde (Einzahl) die Rede. Was kaum ein Theologiestudent oder gar examinierter Theologe auch nur zur Kenntnis nimmt, das ist die Existenz eines gewaltigen Textkonvoluts, das eine gewaltige Menge an Informationen enthält, die weit über das »Alte Testament« hinausgehen. Louis Ginzberg (*1873; †1953) hat eine gewaltige Menge an Legenden zusammengetragen (3), die oftmals Erstaunliches zu Texten des »Alte Testaments« zu bieten haben.

Foto 1: Adam und Eva an der »Adamspforte«,
Dom zu Bamberg

Louis Ginzberg lehrte über ein halbes Jahrhundert rabbinische Wissenschaft am »Jewish Theological Seminary« in New York. Ginzberg, von 1902 bis zu seinem Tode 1953 Professor für Talmud, verfasste hunderte Fachbücher. Der Gelehrte gilt mit Recht als einer der wirklich großen Gelehrten im Bereich jüdischer Überlieferungen. Aus seinem überreichen Fundus »Legendes of the Jews« destilliere ich einige konkrete Angaben, die man in den Texten des »Alten Testaments« vergeblich suchen wird.

»Gott schuf die Himmel und die Erde ganz am Anfang.« vermeldet die Peschitta-Übersetzung. Nach den Legenden der Juden war die Erde nicht der erste Planet, den Gott schuf. Vor Planet Erde entstanden andere Welten (4): »Auch ist diese Welt, die der Mensch bewohnt, nicht eines der ersten Dinge, die Gott schuf. Er machte einige andere Welten vor der unseren, aber er zerstörte sie alle, weil ihm keine gefiel, bevor er die unsere schuf.« Ja auch Planet Erde wäre von Gott zerstört worden, hätte er nicht Gnade vor Recht ergehen lassen. Unser Heimatplanet ist eine von sieben Welten (5), heißt »heled«. Die anderen Welten waren »erez«, »adamah«, »arka«, »harabah«, »yabbashah« und »tebel«.

Foto 2: Foto 2: Gott, der Schöpfer.
Buchmalerei, Toledo um 1530
Ein eigenes Kapitel hat Louis Ginzberg den (6) »Bewohnern der sieben Erden« gewidmet. Die Informationen, die Louis Ginzberg zu diesem höchst interessanten Thema zusammengetragen hat, könnten einen fantasiebegabten Schriftsteller zu einem Weltraumepos im Stil von »STARWARS« anregen. Im Zentrum der Weltraum-Saga würde dann Adam stehen, der von Gott eine Tour zu jeder der sieben Welten spendiert bekommt. Ich stelle mir einen Blockbuster vor, aus dem auch eine Minifernsehserie entwickelt werden könnte: »Adams Reisen zu sieben Welten«.

Louis Ginzberg hat eine gewaltige Flut jüdischer Legenden zunächst gesammelt und dann in »nur« sechs Textbänden zusammengefasst. Fast sein ganzes Leben hat der Gelehrte an diesem Mammutprojekt gearbeitet. Er zog eine kaum vorstellbare Masse an uralten Überlieferungen heran. Als Quellen dienten ihm Texte in Altslawisch, Aramäisch, Arabisch, Äthiopisch, Griechisch, Hebräisch, Lateinisch und Persisch.

Schon Ende der 1970-er Jahre habe ich versucht, Ginzbergs Quellen auf den Grund zu gehen. Es ist mir aber leider nicht gelungen, auch nur eine der Sagen in »ungekürzter Langfassung« ausfindig zu machen, die Louis Ginzberg so kompakt zusammengefasst hat. Ich vermute sehr stark, dass die ungekürzte Fassung der Legenden so manche Legende im Detail verständlicher machen und heftige Diskussionen über das Wissen der Altvorderen auslösen würde.

Louis Ginzberg konnte 1909 manches nicht verstehen, weil ihm unser heutiges Wissen zum Beispiel über fremde Sterne und ihre Planeten fehlte. Er war eine Koryphäe auf dem weiten Feld des Talmuds. Er  kannte sich in der Welt der Legenden der Juden aus wie kaum ein zweiter Zeitgenosse. Aber er interpretierte altüberlieferte Texte theologisch-mythologisch.

Foto 3: Der Weltenschöpfer, Bildausschnitt,
Toledo um 1530.
Ihm fehlte jedes wissenschaftliches Wissen über die Verhältnisse, die auf Planeten ferner Sonnen herrschen mögen. So konnte er nicht erkennen, ob die uralten Legenden der Juden womöglich korrekte Angaben über real existierende Planeten in fremden Sternensystemen enthielten. Eine solche Möglichkeit hat er wohl auch sowieso ausgeschlossen.

Louis Ginzberg fehlte unser heutiges Wissen. Er hatte also keine Chance, fortschrittliches Wissen in uralten Texten zu erkennen. Heutigen Theologen indes steht sehr konkretes Wissen zur Verfügung. Heutige Theologen könnten sich zum Beispiel über die Entdeckung erdähnlicher Planeten, die in fernen Sternensystemen um ihre Muttersonnen kreisen, informieren. Solche Planeten werden in unseren Tagen immer wieder entdeckt. Je präziser und ausgereifter die Möglichkeiten, ferne Sterne zu observieren sind, desto mehr Planeten werden entdeckt. Freilich beziehen heutige Theologen das Wissen um fremde Welten bei ihren Textinterpretationen nicht mit ein. Sie beschränken sich darauf, die alten Texte theologisch zu erklären und kommen wohl gar nicht auf die Idee, dass womöglich vor Jahrtausenden ferne Planetenwelten beschrieben wurden. Sie sind also heute nicht weiter als Louis Ginzberg, als er 1909 den ersten Band seines »Magnum Opus« publizierte.

Und ich, das muss ich zugeben, bin Ende 2019, also 110 Jahre nach Erscheinen von Band 1 der »Legends of the Jews«, mit meinen Recherchen auch nicht wirklich viel weiter gekommen als ich schon anno 1981 war. Damals trug ich mögliches kosmisches Wissen der »alten Juden« für die Monatszeitschrift »ESOTERA« zusammen. »ESOTERA« veröffentlichte kurz nach Erscheinen meines ersten Buches die Ergebnisse meiner Textstudien in zwei Beiträgen, betitelt »Engel im Orbit« und »Freizeitspaß der Götter« (7).

Fotos 4 und 5: Adam und Eva, 12. Jahrhundert

Die »Legenden der Juden« erzählen eine Geschichte, wie sie fantastischer nicht sein könnte. Demnach durfte Adam nach der Vertreibung aus dem Paradies mehrere fremde Planeten besuchen. Ob es sich um Trabanten unserer Sonne oder ferner Sterne handelte, darüber kann man nur spekulieren. Wie dem auch sei: Nimmt man die Legenden so wie sie überliefert wurden, dann besuchte Adam fremde Planeten. Louis Ginzberg fasst zusammen (8): »Als Adam aus dem Paradies verbannt worden war, erreichte er zunächst die niedrigste der sieben Erden, ›erez‹, die finster ist, ohne einen Lichtstrahl und vollkommen unbewohnt. Adam war entsetzt, vor allem wegen der Flammen des sich immerwährend drehenden Schwertes, das auf dieser Erde ist.«

Foto 6: Planet Erde,
Detail aus einer Buchmalerei,
Toledo um 1530.
Fotocollage/ Gespiegelt.

Was mag mit diesem sich immerwährend drehenden Flammenschwert gemeint sein? Ist das Bild dem Hirn eines phantasiebegabten Menschen entsprungen? Oder wird ein reales Naturphänomen beschrieben, vergleichbar mit dem berühmten »Auge des Jupiter«? Lange konnten sich irdische Astronomen den roten Fleck auf dem Jupiter nicht so recht erklären. Heute wissen wir, dass ein riesiger Wirbelsturm mit dem Durchmesser der Erde für das Schauspiel verantwortlich ist. Der Sturm tobt schon seit Jahrtausenden. Er wird erst seit etwa zweihundert Jahren von der Erde aus beobachtet. Sah Adam auf »erez« etwas Vergleichbares?

Seit Jahrzehnten studiere ich die »Legenden der Juden. Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass sie zum Teil erstaunliches Wissen enthalten. Dieses Wissen wurde über Jahrhunderte weitergereicht. Es wurde weiter und weitererzählt, ohne das alle Aussagen verstanden wurden. Wir können heute versuchen, Unverstandenes zu verstehen. Voraussetzung freilich ist die Bereitschaft anzuerkennen, dass alte Legenden womöglich »modernes« Wissen enthalten können, das einem Kenntnisstand entspricht, den nach herkömmlichem Bild von der Vergangenheit des Menschen damals noch gar nicht vorhanden gewesen sein kann.

Foto 7: Planet Erde,
Detail aus einer Buchmalerei,
Toledo um 1530.
Fotocollage/ Gespiegelt.

Lassen wir die »Legenden der Juden« zu Wort kommen (9):»Gott führte ihn (Adam) zur zweiten Erde, zu ›adamah‹, dort gibt es Licht, das von ihrem eigenen Himmel reflektiert wird.« Sollten hier reale Verhältnisse beschrieben werden, die auf einem fremden Planeten herrschten? Die Aussage ist kurz und bündig. Sie wird in der Legende nicht näher erläutert. Das erschwert eine Interpretation. Es kann nicht mit Sicherheit erklärt werden, wie es zum beschriebenen Phänomen kam. Fakt ist: Die Reflexion des Lichts kann naturwissenschaftlich erklärt werden.

Ein mögliches Szenario: Durch einen Vulkanausbruch ist viel Materie in die Atmosphäre eines Planeten gelangt, das Licht der Sonne dieses Planeten wird von der Atmosphäre reflektiert. »wetter.de« berichtet, dass es auf Planet Erde in historischen Zeiten zu so einer Reflexion des Sonnenlichts gekommen ist (10):

»Der größte Ausbruch, der jemals von Menschen dokumentiert wurde, ereignete sich 1815 auf der indonesischen Insel Sumbawa. Der Vulkan Tambura schleuderte 150 km³ Gesteinsmasse in die Atmosphäre und der Staubschleier verursachte durch die Rückstreuung des Sonnenlichts einen globalen Temperatursturz um 3 Grad im Folgejahr. Das Jahr 1816 verlief dadurch insbesondere in weiten Teilen Nordamerikas und Europa außergewöhnlich kühl und ist als ›Jahr ohne Sommer‹ in die Geschichtsbücher eingegangen.«

Über die Temperaturen, die auf »adamah« herrschten, verraten uns die von Louis Ginzberg zusammengefassten Legenden nichts. Wir erfahren nur, dass das Licht von der Atmosphäre reflektiert wurde. Deshalb erschienen Sterne und Sternbilder auf »adamah« (anders als etwa auf der Erde) nicht in strahlendem Glanz, sondern nur noch ähnlich wie »Phantome« (11).

Als »phantom-ähnlich« werden auch die Bewohner von »adamah« beschrieben, die auf ihrem Planeten kein paradiesisches Leben führten. Die Ernährung muss bescheiden gewesen sein. Die auf »adamah« lebenden Wesen besuchten regelmäßig unsere Erde.

Foto 8: Planet Erde,
Detail aus einer Buchmalerei,
Toledo um 1530.
Fotocollage/ Gespiegelt.


Fußnoten
(1) »The Holy Bible from Ancient Eastern Manuscripts containing the Old and New Testaments translated from the Peshitta, the Authorized Bible of the Church of the East by George M. Lamsa«, A. J. Holman Company, Philadelphia, USA, 9. Auflage 1957, Seite 7, linke Spalte oben
(2) Genesis, chapter 1,1: »God created the heavens and the earth in the very beginning.«
(3) Ginzberg, Louis: »The Legends of the Jews« 6 Text-Bände und der Index-Band, veröffentlicht von der »Jewish Publication Society of America«, Philadelphia 1909–1938, Taschenbuchausgabe, Baltimore 1998. Die zahlreichen Fußnoten bei Ginzberg sind nicht wirklich hilfreich. Zudem sind sie in der gängigen Taschenbuchausgabe so winzig gedruckt, dass man sie kaum entziffern kann.
(4) Ebenda, Band 1 »From the Creation to Jacob«, Seite 4, Übersetzung Walter-Jörg Langbein.
(5) Ebenda, Seite 10. Übersetzung Walter-Jörg Langbein.
(6) Ebenda, Seiten 113-115: »The inhabitants of the seven earths« (»Die Bewohner der sieben Erden«). Übersetzung Walter-Jörg Langbein.
(7) »Engel im Orbit«, »ESOTERA«, Freiburg im Breisgau, Juni 1981, Seiten 543-550. »Freizeitspaß der Götter«, »ESOTERA«, Freiburg im Breisgau, Juli 1981, Seiten  649-654.
(8) Ginzberg, Louis: »The Legends of the Jews«, veröffentlicht von der »Jewish Publication Society of America«, Taschenbuchausgabe, Baltimore 1998, Band 1, Seite 113. Übersetzung Walter-Jörg Langbein.
(9) Ebenda, Seite 113, 7.-9. Zeile von unten. Übersetzung Walter-Jörg Langbein. Originaltext: »God led him (Adam) to the second earth, the Adamah, where there is light reflected from its own sky.«
(10) https://www.wetter.de/cms/klimafaktor-vulkanausbruch-so-koennen-vulkane-das-klima-beeinflussen-2207716.html (Stand 18.11.2019)
(11) Ginzberg, Louis: »The Legends of the Jews«, veröffentlicht von der »Jewish Publication Society of America«, Taschenbuchausgabe, Baltimore 1998, Band 1, Seite 113, 6. Und 7. Zeile von unten. Übersetzung Walter-Jörg Langbein.  Original: »phantom-like stars and constellations«.

Zu den Fotos
Foto 1: Adam und Eva an der »Adamspforte«, Dom zu Bamberg. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Gott, der Schöpfer. Buchmalerei, Toledo um 1530. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Der Weltenschöpfer, Bildausschnitt, Toledo um 1530. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 4 und 5: Adam und Eva, 12. Jahrhundert. Fotos Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Planet Erde, Detail aus einer Buchmalerei, Toledo um 1530. Fotocollage/ Gespiegelt. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Planet Erde, Detail aus einer Buchmalerei, Toledo um 1530. Fotocollage/ Gespiegelt. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein 
Foto 8: Planet Erde, Detail aus einer Buchmalerei, Toledo um 1530. Fotocollage/ Gespiegelt. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein 

520. »Adam reist zu fremden Planeten«,
Teil 520 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 05. Januar 2020


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