Sonntag, 30. Januar 2011

54 »Auf den Spuren von Pater Crespis Sammlung«

Teil 54 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,


Ein bettelarmer Priester betreut eine kleine südamerikanische Gemeinde. Er unterricht die Kinder, organisiert Schulbücher für sie. Medizinische Betreuung können sich die Armen nicht leisten. Der Priester organisiert Hilfe, so gut er kann. Mit frommen Sprüchen ist den Kindern nicht geholfen, das weiß der Gottesmann... aber mit regelmäßiger Schulspeisung. Bezahlen können die Indios ihren Priester nicht. Sie machen ihm Geschenke, Tonwaren aus uralten Zeiten, Metalltafeln mit seltsamen Zeichen und Zeichnungen bringen sie ihm als Dank. Zu ihm haben sie Vertrauen. Ihm sind sie dankbar. Ihm bringen sie, wonach Archäologen oft vergeblich suchen. Und so entsteht eine fantastische Sammlung archäologischer Objekte: nicht in den heiligen Hallen eines vornehmen Museums, sondern im ärmlichen Hinterhof einer Kirche in Ecuador!

Pater Carlo Crespi mit mysteriösen
Metallobjekten aus seiner Sammlung
Pater Carlo Crespi (1891-1982) kam 1923 nach Ecuador. Im Osten des Landes versuchte der den Menschen seinen Glauben zu vermitteln. Ihn erschütterte die Armut der Indios. Und so versuchte er das Elend zu bekämpfen. Er predigte nicht salbungsvoll Nächstenliebe, er praktizierte sie. 1935 gründete er in Cuenca eine Schule.

Im Hinterhof der Kirche von »Maria Auxiliadora«, der »hilfreichen Mutter Gottes« baute er ein kleines Privatmuseum auf. Luc Bürgin in seinem »Lexikon der verbotenen Archäologie« (1): »Dort stellte er Exponate einheimischer Kulturen aus, die er von befreundeten Einheimischen erhielt: Ritualgegenstände, Keramiken, Götterfiguren aus Stein und Holz sowie viele andere Gegenstände aus dem kultischen Bereich und Leben der indigenen Stämme Ecuadors.«

Erich von Däniken, Schweizer Bestsellerautor, war 1968 mit seinem Buch »Erinnerungen an die Zukunft« weltberühmt geworden. 1969 folgte »Zurück zu den Sternen«. Auf seinen Reisen lernte er den altehrwürdigen Pater Crespi kennen. 1972 stellte er die Sammlung des Priesters in seinem Buch »Aussaat und Kosmos« vor.

Erich von Däniken machte
Crespis Sammlung weltberühmt
Schlagartig geriet Crespis Artefaktensammlung ins Licht der Weltöffentlichkeit. Die Welt der Gelehrten reagierte weitestgehend  einstimmig: empört! Pater Crespi, ein stets höchst bescheiden, ärmlich gekleideter Armenpriester, soll wertvolle archäologische Objekte gesammelt haben? Das durfte nicht stimmen. Also wurden die zahlreichen Gegenstände im Hinterhof der »hilfreichen Mutter Gottes« zu wertlosem Plunder erklärt, zu billigen Fälschungen ohne jeglichen Wert.

Verfügten diese Wissenschaftler über übersinnliche Fähigkeiten? Offenbar! Wie sonst ist es zu erklären, dass sie die Gegenstände aus Crespis Sammlung beurteilen konnten, ohne auch nur in die Nähe von Cuenca in Ecuador gelangt zu sein? Über Distanzen von Tausenden von Kilometern fällten sie ihr vernichtendes Urteil.

20 Jahre später machte ich mich auf den Weg nach Ecuador. Auf dem Markt von Cuenca sprach ich – Pater Crespi war damals zehn Jahre tot – über den Geistlichen. Die Menschen sprachen stets nur voller Bewunderung und liebevollem Respekt von ihm, der mit ihnen lebte und ihre Armut teilte. Sie verehrten ihn wie einen Heiligen und baten den Verstorbenen im Gebet um Beistand. Immer noch legten sie zu seinen Ehren Blumen nieder. Und immer wieder bekam ich zu hören, dass Pater Crespi über eine Fülle von kostbaren archäologischen Artefakten aus alten Zeiten verfügte.

Markt von Cuenca
Foto: W.J.Langbein
Gab es diese Sammlung wirklich? War sie wertvoll? Oder bestand sie tatsächlich nur aus wertlosem Ramsch, den arme Indios dem ahnungslosen Crespi andrehten? Pater Crespi war, so ergaben meine Recherchen vor Ort, über Jahre hinweg Direktor des Goldmuseums von Cuenca gewesen. Sollte er wertlosen Plunder gesammelt haben? Das erschien mir höchst unwahrscheinlich. Und so machte ich mich auf die Suche nach der Sammlung von Pater Crespi. Ich wurde fündig.

Es gab Gerüchte, wonach die »Banco Central« von Cuenca Crespis Sammlung aufgekauft habe. Kritische Stimmen zweifelten das an. Eine angesehene Bank, so bekam ich bei meinen Reisevorbereitungen zu hören, kauft doch keine wertlose Sammlung! Esteban Salazar, Mitarbeiter der »Banco Central« erklärte mir vor Ort: Es stimmt! Ein erheblicher Teil der Crespisammlung war nach dem Tod des Geistlichen für 433 000 US-Dollar gekauft worden!

Esteban Salazar führte unsere kleine Reisegruppe – wir waren zu viert – in den Keller der »Banco Central«. Staunend standen wir vor Tausenden von Artefakten. Tausende von Cheramikobjekten waren wohl sortiert in ordentlichen Regalen zu bewundern. »Diese Objekte stammen alle aus Pater Crespis Sammlung?« fragte ich. Esteban Salazar stimmte zu. Man hat die wertvollen Gegenstände nach Form und Größe sortiert: kleine Schälchen, Schüsseln, Vasen. »Sind diese Sachen alt?« erkundigte ich mich. »Manche sind nur einige Hundert Jahre alt, andere bis zu drei Jahrtausenden!«

Offensichtlich hatten die Kritiker aus der Ferne verfrüht Pater Crespis Sammlung als »wertlosen Plunder« abgetan. Pater Crespi hat ganz eindeutig Tausende archäologischer Objekte besessen, die im wahrsten Sinne des Wortes museumsreif sind. 1982 hoffte Esteban Salazar, dass zumindest einige dieser Artefakte »bald« in einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt werden können. Das ist bis heute nicht geschehen.

Prof. Fell übersetzte diese Inschrift
Harvard Professor Barry Fell (6.6.1917-21.4.1994) hat sich als Experte um die Entzifferung uralter Schriften verdient gemacht. Prof. Fell, Gründer der »Epigraphic Society«, setzte sich intensiv mit einem Objekt aus der Crespi-Collection auseinander. Das dreieckige Täfelchen trägt drei Zeilen mit seltsamen Schriftzeichen. Darüber sieht man ein elefantenartiges Tier. Ganz oben erstrahlt die Darstellung der Sonne.

Prof. Fell kam zu erstaunlichen Erkenntnissen: Die Zeichen auf dem Täfelchen sind keineswegs sinnlose Schriftzeichen. Sie gehören keiner bekannten Schrift an, lassen sich am ehesten mit jenen Zeichen vergleichen, die im dritten vorchristlichen Jahrhundert in Thougga, Tunesien, verwendet wurden. Sie wurden zum Beispiel an einem Denkmal von Centdeckt. Sollten da Fälscher in Ecuador mit einer uralten Schrift gespielt haben? Prof. Bell hielt das für ausgeschlossen. Es gelang ihm, den kurzen Text zu übersetzen: »Der Elefant, der die Erde stützt auf den Wassern und sie erbeben lässt.« (2)

Mein Resümee vor Ort: Pater Crespis Collection enthielt Tausende von Artefakten, die eindeutig echt und nicht plump gefälscht sind. Diese wertvollen Funde wurden von der »Banco Central« für ein kleines Vermögen erstanden und befinden sich im Keller des angesehenen Geldinstitutes. Fast dreißig Jahre sind sei Pater Crespis Tod verstrichen. Offiziell sind die archäologischen Kostbarkeiten bis heute weder katalogisiert, noch öffentlich ausgestellt worden! Warum nicht?

Weltweit löste Erich von Däniken 1972 Diskussionen um die Crespi-Collection aus. Besonderes Aufsehen erregten Metallobjekte, Metallplatten mit geheimnisvollen Zeichnungen und seltsamen Inschriften. Erich von Däniken hatte eine Vielzahl dieser Tafeln fotografiert und in seinem Buch »Aussaat und Kosmos« abgebildet. 20 Jahre später machte ich mich auf die Suche. Was war nach Crespis Tod damit geschehen?

Metallplatten wie diese führten weltweit zu Diskussionen
















Fußnoten
(1) Bürgin, Luc: »Lexikon der verbotenen Archäologie / Mysteriöse Relikte von A bis Z«, Rottenburg, Dezember 2009, S. 61
(2) Fell, Berry: »America B.C.«, New York 1976, S. 184

»Eine traurige Entdeckung«,
Teil 55 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 06.02.2011


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